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  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 22.07.2019
  • ISBN: 9783446263710
Norbert Gstrein

Als ich jung war

Roman
„Norbert Gstrein ist ein Meister des 'zwielichtigen' Erzählens. Er setzt Zeichen um Zeichen. Man folgt seinem Konstrukt und seinem bewundernswert klaren Satzbau mit Spannung." Aus der Jurybegründung zur Verleihung des Österreichischen Buchpreises 2019

Am Anfang ist da nur ein Kuss. Aber gibt es das überhaupt, nur ein Kuss? Franz wächst im hintersten Tirol auf. Er fotografiert Paare "am schönsten Tag ihres Lebens", bis bei einer Hochzeitsfeier die Braut ums Leben kommt. Was hat das mit ihm zu tun? Was damit, dass er nur Wochen zuvor am selben Ort ein Mädchen geküsst hat? Vor diesen Fragen flieht er bis nach Amerika. Doch dann stirbt auch dort jemand: ein Freund, in dessen Leben sich ebenfalls mögliche Gewalt und mögliche Unschuld die Waage halten. Was wissen wir von den anderen? Was von uns selbst? Hungrig nach Leben und sehnsüchtig nach Glück findet sich Franz in Norbert Gstreins Roman auf Wegen, bei denen alle Gewissheiten fraglich werden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2019

Norbert Gstrein – Als ich jung war

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Franz wächst in den Tiroler Bergen auf, wo seine Eltern ein Hotel haben, in dem regelmäßig Hochzeiten ausgerichtet werden. Dass die Kinder mithelfen müssen, steht außer Frage und so wird der Junge schon ...

Franz wächst in den Tiroler Bergen auf, wo seine Eltern ein Hotel haben, in dem regelmäßig Hochzeiten ausgerichtet werden. Dass die Kinder mithelfen müssen, steht außer Frage und so wird der Junge schon früh zum Hochzeitsfotograf, der den schönsten Tag im Leben der Verliebten für immer festhalten soll. Ein mysteriöser Suizid einer Braut lässt ihn jedoch aus der Enge der Berge nach Jackson, Wyoming, flüchten, wo er sich als Skilehrer durchschlägt. Ach in der Ferne kann er jedoch Sarah nicht vergessen, offenbar seine große Liebe. Dem tschechischen Professor, der ihn engagiert hat, erzählt er von ihr, kurz bevor dieser verunglückt. Überhaupt häufen sich seltsame Todesfälle in Franz‘ Umgebung, so dass auf beiden Seiten des Atlantik ermittelt wird. Doch Franz kann sich die Vorkommnisse nicht erklären, Zufälle wohl, und kehrt nach einer schweren Verletzung zurück in die Heimat und das Familienhotel, wo er erneut mit der Vergangenheit konfrontiert wird.

Man muss Norbert Gstreins Roman erst sacken lassen, bevor man das, was man da gelesen hat, so richtig begreifen kann. Die Nominierung für den österreichischen Buchpreis verwundert zunächst, je weiter die Gedanken jedoch um die Geschichte kreisen, desto klarer sieht man jedoch, welch genialer Einfall hier literarisch umgesetzt wurde. In Romanen geht es immer darum, was erzählt wird, bei Gstrein geht es jedoch viel mehr um das, was nicht erzählt wird, die Leerstellen sind es, die besonders interessant sind, die Lücken in der Erinnerung bzw. auch die bewussten Verdrängungen in der eignen Biografie.

Der Ich-Erzähler schildert seine zunächst eher unspektakuläre Kindheit und die unzähligen Hochzeiten, die er erlebt und für die Ewigkeit festhält. Was er hier einfängt, weist schon daraufhin, dass ihm auch als Erzähler nicht zu trauen ist, denn nicht alles, was man sieht, entspricht der Wirklichkeit hinter dem Bild:

„sie wollten alle auf den Fotos besser dastehen als in Wirklichkeit, aber dazu brauchte es nicht viel, dazu brauchte ich nur die billigsten Tricks anzuwenden, oder ich fotografierte an ihren Unvollkommenheiten und Menschlichkeiten vorbei.“

So wie er die Frischvermählten im besten Licht einfängt, schildert er auch sein eigenes Leben, das voller Unschuld zu sein scheint, bis am Rand die Zweifel ins Bild drängen. Der Tod der Braut, das Verschwinden einer Frau in den USA, die vermeintlich unschuldige Schwärmerei für Sarah, die sich jedoch dramatisch in eine ganz andere Richtung entwickelt - Franz erzählt sein Leben, wie er es sich zurechtgerückt hat. Doch Wesentliches scheint er dabei auszulassen.

So wird der Roman fast zu einem Krimi und das Unbehagen beim Leser wächst. Mit was für einem Erzähler hat man es da zu tun, was hat er getan? So wie Franz nach dem Tod des Professors erkennt, dass er diesen eigentlich gar nicht kannte und nichts über ihn wusste, geht es einem mit dem Protagonisten ebenfalls. Ob er sich und die Welt bewusst täuscht und sich seine Realität so erschafft, wie er sie gerne hätte, oder ob seine Wahrnehmung tatsächlich so ist, bleibt ebenso offen wie vieles andere auch. Das nicht Gesagte, die Fragezeichen, die bleiben, machen den Reiz der Geschichte aus, deren klare Sprache eine Eindeutigkeit suggeriert, die jedoch keineswegs vorhanden ist. Und so muss man als Leser selbst die Ereignisse konstruieren und steckt damit mitten in der Geschichte.

Veröffentlicht am 05.06.2024

Gstrein versteht sich auf das virtuose Erzählen des Nichterzählbaren

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Der junge Franz fotografiert neben dem Studium Hochzeitspaare im Gasthof seiner Eltern in Tirol. Er fängt den vermeintlich glücklichsten Tag ihres Lebens ein, beobachtet die Liebenden und versucht zu ...

Der junge Franz fotografiert neben dem Studium Hochzeitspaare im Gasthof seiner Eltern in Tirol. Er fängt den vermeintlich glücklichsten Tag ihres Lebens ein, beobachtet die Liebenden und versucht zu erahnen, wie es ihnen miteinander ergehen wird. Innerhalb weniger Wochen passieren dann zwei, den jungen Mann stark aufwühlende, Ereignisse - er lernt ein junges Mädchen kennen, es gibt einen Kuss und kurze Zeit später wird eine Braut am Morgen ihrer Hochzeit zerschmettert am Berghang gefunden; ein Selbstmord, vermutlich. Aus der Bahn geworfen und verwirrt nimmt Franz nur zu gerne das Angebot eines Verwandten an, in Amerika als Skilehrer zu arbeiten und flugs sind 13 Jahre vergangen bis ihn die Vergangenheit einholt als ein weiterer Selbstmord in seinem Umfeld geschieht.

Wir folgen dem Protagonisten bei dem Versuch der Rekonstruktion dieser Ereignisse auf den Pfad der Erinnerung, der wacklig zu sein scheint und immer wieder die Frage aufwirft, wie zuverlässig unsere Erinnerungen eigentlich sind. Neue, kleine Details offenbaren sich Stück für Stück, treiben die Erzählung weiter und führen auf neue Fährten, fügen sich langsam zu einem Bild zusammen; eine angenehme stete Spannung liegt über der Geschichte, ohne dass diese wirklich ins Krimigenre abrutscht. Gstrein versteht sich auf das virtuose Erzählen des Nichterzählbaren in einem gemächlichem Tempo, das man mögen muss und wie ein Stilmittel wirkt - und nachwirkt, wenn man das Buch beiseite gelegt hat. Eine rasante Story darf man hier nicht erwarten, wohl aber einen intelligenten, tiefgründigen Roman über Schuld und die Sehnsucht nach Vergebung.

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Veröffentlicht am 09.09.2019

Erinnerung

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Der österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein schreibt gute Romane.
Sein Roman „Als ich jung war“ ist für den österreichischen Buchpreis nominiert.

Der Protagonist Franz fotografiert bei Hochzeiten, ...


Der österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein schreibt gute Romane.
Sein Roman „Als ich jung war“ ist für den österreichischen Buchpreis nominiert.

Der Protagonist Franz fotografiert bei Hochzeiten, die im Lokal seines Vaters und später seines Bruders feiern.
Dann stirbt gleich darauf eine Braut, so wie er sie beim fotografieren kennen lernt, ist sie eigenartig. Es soll Selbstmord sein.
Später ist da noch ein Professor, der sich auch umbringt. Dann kante Franz noch junge Frauen, die dann verschwunden sind.
Die Geschichte wird von Franz erzählt.
Es geht um Begehren, Schuld und Verdrängung.
Der Autor versteht es, Franz Zerrissenheit, Selbstmitleid und den Wunsch nach Glück nach zu vollziehen.
Sein Schreibstil ist ruhig und klar und etwas geheimnisvoll. Das Buch was sonst gut virtuos gemacht, lesenswert.