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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2019

Tolle Backrezepte nicht nur zur Weihnachtszeit

Das Freulein backt! zur Weihnacht
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Das Buch bietet mehr, als sein Titel und Untertitel versprechen. So manches der vorgestellten Backrezepte lässt sich durchaus auch außerhalb der Weihnachtszeit nacharbeiten. Außerdem handelt es sich nicht ...

Das Buch bietet mehr, als sein Titel und Untertitel versprechen. So manches der vorgestellten Backrezepte lässt sich durchaus auch außerhalb der Weihnachtszeit nacharbeiten. Außerdem handelt es sich nicht um typisch hessische Rezepte, sondern eher um „gesamtdeutsche“. Auf 144 Seiten hat die durch ihren Blog „Das Freulein backt“ bekannte Autorin tolle weihnachtliche Rezepte gesammelt, von denen die meisten von Lesern bei einem Aufruf bekannter hessischer Tageszeitungen eingereicht wurden und einige wenige alte Familienrezepte der Familie der Autorin sind. Der Rezeptteil ist übersichtlich gegliedert in Keksiges, Fruchtiges, Cremiges, Kuchiges, Nussiges, Salziges und Schokoladiges. Man muss das Buch einfach einmal durchblättern und sich von den großformatigen Fotos inspirieren lassen. Finden lässt sich ganz sicher das eine oder andere Rezept zum Nachbacken. Keinesfalls darf man anschließend niedergeschlagen sein, wenn das eigene Werk nicht den sehr perfekten bildnerischen Darstellungen entspricht. Sie zeigen, dass neben dem Backen auch das Fotografieren eine große Leidenschaft der Autorin ist. Die Rezepte sind wie allgemein üblich in eine Zutatenliste und eine genaue Zubereitungsanleitung unterteilt. Die optische Gestaltung des Buches ist liebevoll und gelungen. Der robuste, feste Einband ohne Schutzumschlag ist küchengeeignet.

Ein schönes Buch für Hobbybäcker.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Ein amüsanter Beziehungsratgeber

Swinging Bells
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Aus der geplanten trauten Zweisamkeit am Weihnachtsabend wird für das Ehepaar Sandra und Thomas nichts. Denn die vermeintlichen Kaufinteressenten ihres Doppelbettes, Elisabeth und Leo, fallen bei ihnen ...

Aus der geplanten trauten Zweisamkeit am Weihnachtsabend wird für das Ehepaar Sandra und Thomas nichts. Denn die vermeintlichen Kaufinteressenten ihres Doppelbettes, Elisabeth und Leo, fallen bei ihnen ein. Außerdem verbirgt Sandra vor Leo ein Geheimnis, das sie erst nach Weihnachten beichten will, von dem er aber längst schon weiß. Als sich herausstellt, dass sich die Besucher im Haus geirrt haben und eigentlich ein ganz anderes Motiv verfolgen (welches, soll ebenso wenig wie Sandras Geheimnis verraten werden!), dürfen sie dennoch bleiben und alle vier spielen ein Kennenlernspiel, das vielleicht den gestörten (Weihnachts- und Beziehungs-)Frieden wieder herstellt?
Nicht unbedingt eine typische Weihnachtsgeschichte, aber recht passend zu Weihnachten gelegt, das doch eigentlich friedlich verlaufen soll, jedoch so manchen lang angestauten Frust ausbrechen lässt. So auch bei Sandra und Thomas, einem eher biederen Ehepaar, in deren 15jährige Beziehung längst der Alltagstrott eingekehrt ist und das so ganz im Gegensatz steht zu ihren Besuchern, die eine noch junge und eher freie Beziehung führen. Das ungeplante gemeinsame Begehen des Weihnachtsabends lässt endlich Sandra und Thomas über Wünsche, Vorstellungen und Fantasien sprechen, was ihrer Beziehung gut tun könnte. Und den Leser bringt es zum Nachdenken. Alles lebt von gelungener Situationskomik und dem zugrundeliegenden Missverständnis, das der Autor sehr humorvoll darstellt. Und niemand braucht Angst zu haben, dass es zu unschicklich/anstößig zugeht.

Das Buch erhält von mir eine volle Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Detektivroman mit unerwarteten Wendungen

Drei
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Kriminalromane und Thriller sind nicht unbedingt das, was ich üblicherweise lese. Das vorliegende Buch lässt mich diesbezüglich umdenken, vielleicht weil es auf den ersten Blick gar nicht unbedingt als ...

Kriminalromane und Thriller sind nicht unbedingt das, was ich üblicherweise lese. Das vorliegende Buch lässt mich diesbezüglich umdenken, vielleicht weil es auf den ersten Blick gar nicht unbedingt als Kriminalroman daherkommt, sondern eher die Psyche der Frau fokussiert wird. Und doch geschehen in der Geschichte Verbrechen, die allerdings nicht im Mittelpunkt stehen und bis zu deren Entdeckung und Aufklärung eine Reihe unerwarteter Wendungen eintreten. Im Mittelpunkt stehen drei Frauen ohne erkennbare Verbindung zueinander, denen ein allwissender Erzähler jeweils einen Buchabschnitt widmet. Es handelt sich um eine geschiedene, alleinerziehende Gymnasiallehrerin aus Tel Aviv, die den Rechtsanwalt Gil über ein Dating-Portal kennenlernt, eine Pflegekraft aus Riga, die Gils Vater gepflegt hat und der Gil eine Putzstelle bei ihm anbietet, und eine täglich in einem Café an ihrer Masterarbeit arbeitende Frau, die dort Gils Bekanntschaft macht. Während über die Frauen sehr viel zu erfahren ist, bleibt die Person von Gil eher vage. Die Verbrechen, die geschehen, scheinen unaufgeklärt zu bleiben. Der Detektiv taucht erst am Ende auf. Um die Spannung nicht zu nehmen, kann insoweit nicht mehr erzählt werden. Auf jeden Fall steigt die Spannung kontinuierlich an. Nur eine Antwort auf die Frage, warum die Verbrechen geschehen, gibt es eigentlich nicht.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Eine Survival-Geschichte mit traurigem Hintergrund

Sal
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Die 13jährige Sal läuft zusammen mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Peppa von ihrem trostlosen Zuhause mit einer alkoholkranken, sie vernachlässigenden Mutter und deren übergriffigem Freund fort in ...

Die 13jährige Sal läuft zusammen mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Peppa von ihrem trostlosen Zuhause mit einer alkoholkranken, sie vernachlässigenden Mutter und deren übergriffigem Freund fort in die schottische Wildnis. Sie hat sich lange Zeit akribisch auf ihr survival mit Hilfe von YouTube-Videos und anderen Internetseiten vorbereitet.
Die Geschichte wird aus der Sicht und in der Sprache von Sal erzählt. Sie ist anders als andere Mädchen ihres Alters. Sie lächelt nie. In Rückblicken werden nach und nach die tragischen Gründe für die Flucht der Schwestern aufgedeckt, der unmittelbar ein schlimmes Ereignis vorausgegangen ist. Sal’s Stimme ist unverwechselbar und anschaulich. Sie wurde gezwungen, früh erwachsen zu werden. Trotz einer schlimmen Tat büßt sie aber beim Leser zu keiner Zeit an Sympathie ein. So traurig die Geschichte auch ist, ist sie doch zugleich auch humorvoll, was vor allem der niedlichen und kindlichen Art von Peppa geschuldet ist.
Nicht zuletzt aufgrund der so bildhaften Darstellungen der schottischen Natur werden diejenigen Leser das Buch mögen, die von einem Leben in der Wildnis träumen. Aber auch wer sich für deutsche Geschichte interessiert, kommt auf seine Kosten.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Hop oder top

Miroloi
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Hop oder top, entweder sehr gut oder sehr schlecht – nur so, denke ich, werden Leser diesen ersten Roman der durch ihren Erzählband „Wir haben Raketen geangelt“ bekannt gewordenen Autorin bewerten. Auf ...

Hop oder top, entweder sehr gut oder sehr schlecht – nur so, denke ich, werden Leser diesen ersten Roman der durch ihren Erzählband „Wir haben Raketen geangelt“ bekannt gewordenen Autorin bewerten. Auf die sehr ungewöhnliche, in wesentlichen Zügen schlichtweg realitätsferne Geschichte muss man sich einlassen können. Dieses Wagnis bin ich eingegangen und rechne mich jetzt zu den positiven Rezensenten.
Fiktiv ist fast alles – eine an den griechischen Mittelmeerraum erinnernde Insel als Schauplatz, auf dem etwa 1000 Bewohner völlig archaisch leben und die Männer das Sagen und die Rechte haben; die Gegenwart als zeitliche Ebene und vor allem die Romanfiguren. Allen voran die 16jährige Protagonistin, die als Findelkind auf die Insel gelangte, wo sie vom sog. Bethaus-Vater großgezogen und beschützt wurde, aufgrund ihrer ungeklärten Herkunft aber rechtlos auf unterster Stufe steht. Nur der ebenfalls sehr ungewöhnliche Buchtitel ist real. Er bezeichnet ein von Frauen gedichtetes und gesungenes Totenlied für einen Verstorbenen in der Tradition der griechisch-orthodoxen Kirche. Exakt als solch Totenlied ist die von der namenlosen Protagonistin in 128 Strophen erzählte Geschichte formal unterteilt, in dem sie erzählt, wie sie sich gegen die patriarchalischen und religiös bestimmten Strukturen ihrer Gesellschaft auflehnt und für ihre Freiheit und die der übrigen Frauen auf der Insel einsetzt. Mit dieser Thematik ist die Geschichte also gar nicht einmal so realitätsfern, gibt es in der Welt doch tatsächlich genug ähnlich strukturierte Gesellschaften. Ganz besonders ist auch die Sprache des Romans, sehr poetisch und auf viele Wortschöpfungen und Fantasieworte zurückgreifend.
Dieses Buch steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 und würde den Preis verdienen.