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Veröffentlicht am 05.11.2019

Mathilda und das Geheimnis der Buchwandler

Pages & Co. (Band 1)
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Handlung:
Seitdem ihre Mutter verschwunden ist lebt die elfjährige Mathilda Pages bei ihren Großeltern, die Betreiber der Buchhandlung „Pages & Co“ sind. Und genau wie diese liebt es das Mädchen in Geschichten ...

Handlung:
Seitdem ihre Mutter verschwunden ist lebt die elfjährige Mathilda Pages bei ihren Großeltern, die Betreiber der Buchhandlung „Pages & Co“ sind. Und genau wie diese liebt es das Mädchen in Geschichten einzutauchen und verschiedene Welten kennenzulernen.
Gerade eben haben die Herbstferien begonnen, Mathilda verbringt viel Zeit in der Buchhandlung und sieht plötzlich Buchcharaktere im Laden herumlaufen. Erst sieht sie wie sich ihre Großeltern mit Sherlock Holmes und Elisabeth Bennet unterhalten, kurze Zeit später wird Mathilda selbst von zwei Buchfiguren besucht. Sie folgt Alice (aus Alice im Wunderland) und Anne Shirley (aus Anne auf Green Gables) in deren Geschichten, erlebt dort einige Situationen aus dem Buch hautnah mit und trifft allerlei skurile Figuren.
Kurze Zeit später erfährt Mathilda dann auch, dass sie eine Buchwandlerin ist und was das bedeutet. Dazu deckt Mathilda auch allerlei Geheimnisse auf. Sie erfährt, wer ihr Vater ist und findet eine Spur, die möglicherweise zu ihrer Mutter führt. Ständig muss sich Mathilda aber in Acht nehmen, ihr ist ein Mr. Chalk auf den Fersen, der unbedingt einige Geheimnisse wahren möchte, die bald von Mathilda aufgedeckt werden könnten.

Meinung:
Das Cover gefällt mir richtig gut. Ein kräftiges Rot dominiert das Cover, dazu gibt es einige goldene Details. So wirkt es gleichzeitig festlich und auch weihnachtlich, obwohl die ganze Handlung nicht in der Weihnachtszeit stattfindet. Mich stört etwas die weiße Schriftfarbe von dem Titel, zwar sticht dieser dadurch stark heraus, bringt aber auch etwas Unruhe hinein.
In der Mitte gibt es eine wunderschöne Illustration, wo nicht nur Buchseiten dargestellt sind, sondern auch verschiedene Personen. Bei der Person in der Mitte stelle ich mir gern vor, dass es sich hier um Mathilda handelt, die in ein Buch hineinschaut. Dazu gibt es noch weitere Details, u.a. bekannte Buchfiguren und Details wie eine Uhr oder Spielkarten, die sich direkt einem Buch zuordnen lassen. Insgesamt finde ich das Cover, bis auf die weiße Schriftfarbe, richtig gut gestaltet und ich denke, dass es auch einer jüngeren Zielgruppe gut gefallen wird.

Als ich die Inhaltsangabe das erste Mal gelesen hatte, hat mich die Geschichte etwas an die Tintenherz-Saga erinnert. Und da diese mir unheimlich gut gefallen hat, wollte ich auch dieses Buch lesen. Die Geschichte klang direkt spannend und ich finde die Idee ja immer schön, dass man in Bücher schlüpfen kann und einige Szenen miterleben kann. Für mich ist das eine tolle Vorstellung, ich glaube so ein Erlebnis würde ganz schön spaßig sein.

Schnell habe ich erkannt, dass die Geschichte zwar einige Parallelen mit der Tintenherz-Reihe besitzt, sich aber auch ganz schön unterscheidet. An sich hat mir die Idee gut gefallen und streckenweise war die Umsetzung dieser auch richtig gut, aber die Handlung hat mich nie so richtig gepackt. Es gab einige spannungsreiche Szenen, doch mir was das zu wenig. Einige Ereignisse, die nicht so vorhersehbar sind und überraschender sind haben mir gefehlt.

Die Schreibweise war einfach und kindgerecht gehalten, auch mir hat es Spaß gemacht das Buch zu lesen und ein Stück weit in die Geschichte einzutauchen. Es gibt nicht viele hochtrabende Begriffe, es wurde eine leicht verständliche Sprache genutzt. Gemischt werden die Beschreibungen mit kleinen Reisen in verschiedene Bücher, wo die Autorin manche Szenen mit eigenen Worten und aus Mathildas Sicht wiedergibt. Dazu gibt es auch einige Zitate, die auch als solche gekennzeichnet wurden und die die direkt aus den Büchern entnommen wurden. Dadurch erhielten viele Ausflüge von Mathilda in die Bücher Lebendigkeit und Authentizität, man merkt außerdem, dass die Autorin genau recherchiert hat um die Textstellen so nah am Original wie möglich wiederzugeben und den Inhalt nicht verändert.
Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der dem Leser viele Informationen preis gibt, aber auch einiges für sich behält. Trotzdem blieb die Spannungskurve auf einem recht niedrigen Niveau.
Die Handlung findet in einem recht kurzen Zeitraum von wenigen Tagen statt und darin passiert einiges. Und obwohl es nur wenige Handlungstage gibt, fiel es mir beim Lesen doch recht schwer, die Tage abzugrenzen und am Ende eine genaue Anzahl zu nennen. Irgendwie gingen viele Tage nahtlos ineinander über ohne genaue Abgrenzung.

Als besonderer Hingucker dienen in dem Buch die Illustrationen. Sie waren meist auf die Szene zugeschnitten, wurden stets kindgerecht gehalten und dienten der bildhaften Untermalung. Alles wurde in Schwarz - weiß gehalten, weshalb alles stimmiger wirkte und beim Lesen wurde man nicht zu sehr davon abgelenkt. Tatsächlich empfinde ich die einfarbigen Zeichnungen als beruhigend und auch nicht zu kindlich. Es passte einfach zu der ganzen Aufmachung des Buches.

Als Setting in der realen Welt dient fast ausschließlich die Buchhandlung Pages&Co., sowie die Wohnung der Familie, die direkt neben der Buchhandlung liegt. Die Wohnung wurde gemütlich und einladend dargestellt, auch wenn es keine detaillierte Beschreibung dessen gibt. Trotzdem hat sie eine angenehme Ruhe und Wärme ausgestrahlt. Schwieriger empfand ich den Buchladen. Einerseits erschien er wie der Traum eines jeden Buchwurms, er erstreckt sich über einige Stockwerke und scheint jeden Wunsch zu erfüllen. Aber die Dimension war nicht fassbar. Zwar gibt es wenige Anhaltspunkte, doch der ganze Laden wirkt so riesig, dass ich mir ihn nur schwer vorstellen konnte.

Es gibt eine interessante Vermischung von realen Menschen und fiktiven Buchfiguren. Leicht verwischen die Grenzen sogar, doch darüber möchte ich nicht zu viel verraten. Auf jeden Fall hält sich auf beiden Seiten die Anzahl der Charaktere ziemlich in Grenzen, man kann alle Protagonisten leicht im Gedächtnis behalten.
Die Buchfiguren wurden nah an den Originalen gehalten, sie lassen sich direkt den Werken zuordnen. Manchmal empfand ich ihre Charaktere als etwas kompliziert, doch daran kann die Autorin nichts. Sie hat eindeutig versucht, sie getreu ihrer Originalbücher darzustellen und sie nicht zu verändern.
Mathilda, ihre Großeltern und weitere handelnde Personen wurden meist recht lebendig und freundlich dargestellt, ihr Wesen unterschieden sich klar voneinander und jeder hatte Eigenarten. Sie könnten noch etwas sympathischer und tiefgründiger sein, für ein Kinderbuch sind die Figuren aber gelungen. Mein heimlicher Favorit ist die Darstellung von Mathildas Oma. Sie war sehr herzlich und liebevoll angelegt, stets um das Wohl der Enkelin besorgt und allgemein ein toller Charakter. Sie verkörperte so richtig eine Oma-Figur wie aus einem Bilderbuch, was mir irgendwie richtig gut gefallen hat.
Obwohl ich die Charaktere allgemein als ziemlich gelungen empfinde, bin ich mit den Kinderfiguren nicht komplett zufrieden. Vor allem Mathilda wirkt sehr reif für ihr Alter und benutzt eine sehr gewählte Sprache. Hier lässt sich natürlich auch dazu sagen, dass sie viel liest und dadurch Worte aufschnappt, die nicht unbedingt zu der Alltagssprache gehören. Mir war Mathilda am Ende fast zu besserwisserisch und hinterfragend, fast schon zu intelligent. Ein wenig mehr Kindlichkeit wäre, glaube ich, ganz angebracht gewesen.

Fazit:
Die Pages & Co Reihe startet definitiv interessant und hat eine nette Lektüre gebildet. Man kann das Buch durchaus auch als Einzelband lesen, die Handlung ist abgeschlossen und es bleibt bei mir nur eine Frage offen.
Ich fand die Idee der Autorin, ein Buch rund um Buchwandler zu schreiben, richtig gut. Ich hatte aber auch einige Erwartungen an das Buch und lediglich eine wurde nicht erfüllt: ich hätte mir mehr Spannung und überraschende Momente gewünscht. So war manches vorhersehbar und das Buch konnte mich leider nicht komplett gefangen nehmen.
Ich bin ziemlich gespannt auf die Fortsetzung, ich habe zwar einen Gedanken, wie die Handlung weitergehen könnte, bin mir aber unsicher, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Der Duft der weiten Welt

Der Duft der weiten Welt
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Handlung:
Hamburg 1912
Mina Deharde interessiert sich schon seit vielen Jahren für den Kaffeehandel ihres Vaters. Sie hofft darauf, eines Tages doch noch die Chance zu erhalten, das Geschäft als Frau führen ...

Handlung:
Hamburg 1912
Mina Deharde interessiert sich schon seit vielen Jahren für den Kaffeehandel ihres Vaters. Sie hofft darauf, eines Tages doch noch die Chance zu erhalten, das Geschäft als Frau führen zu können. Doch erstmal muss Mina die Schulzeit hinter sich bringen und wird von ihrem Vater ins Internat geschickt. Dummerweise genau zu einer Zeit, zwischen ihr und ihrem Jugendfreund Edo eine zarte Liebe entsteht.
Und es steht immer noch eine Diskussion im Weg, die Mina und Edo klären müssen. Denn Edo würde gerne nach New York auswandern, wo noch ein Rest seiner Verwandtschaft lebt. Mina will jedoch ihre Familie und auch den Handel ihres Vaters nicht einfach so verlassen und muss große Entscheidungen treffen....

Meinung:
Das Cover deutet für mich direkt auf einen historischen Roman hin, es ist wunderbar historisch und altmodisch gestaltte. Dazu tragen natürlich einige leicht verblasste Stellen bei, vor allem aber das Outfit der Dame. Sie trägt die typische Mode für die Handlungszeit des Romans, welcher vor dem Ersten Weltkrieg spielt. Als sehr schönes Detail empfinde ich das Grün der Schriftart, welches leicht dunkler ist als das des Rockes. So wird die Farbe nochmals aufgegriffen und lässt das Bild runder wirken. Im Hintergrund wird eine Zeichnung der Speicherstadt abgebildet, was äußerst passend für das Buch ist.

Ich habe mich riesig auf das Buch gefreut, das es etwas her war, dass ich einen historischen Roman gelesen habe. Außerdem hat mich die ganze Sache mit der Hamburger Speicherstadt sehr gereizt und ich mag es immer wieder von Frauen zu lesen, die stark sind und für ihre Wünsche kämpfen. Und genau das hat mir der Roman geboten. Eine interessante Geschichte, eine sympathische Hauptprotagonistin und einige Informationen zu der Speicherstadt, den Verhältnissen unter den Unternehmern und über gesellschaftliche Konventionen.

Die Autorin hat einen äußerst angenehmen und guten Schreibstil genutzt, sodass ich flott durch die Handlung gekommen bin. An wirklich keiner Stelle hatte ich damit Probleme oder wurde in meinem Lesefluss gestört. Besonders gut haben mir zwei Aspekte gefallen. Zum einen gab es bildhafte und sehr lebendige Beschreibungen von Orten und von Situationen. Dadurch fand ich es auch leichter, die Protagonisten zu bewerten und einzuschätzen, einige konnten mich sogar überraschen und zeigten mir, dass man nicht vorschnell urteilen sollte.
Zum anderen fand ich die gesamte Speicherstadt wunderbar dargestellt. Sie wurde eingängig und detailreich beschrieben und es kam dort eine ganz bestimmte Stimmung auf. Es schien, als würde dieser Teil Hamburgs eine eigene Welt sein, wo andere Regeln herrschen und die Menschen offener miteinander umgehen. Hat mir sehr gut gefallen!

Ich habe genau einen Kritikpunkt anzumerken, denn ich an dieser Stelle erwähnen möchte. Die Handlung wurde durchweg interessant gehalten, doch nur selten empfand ich sie als stark spannend. Meist konnte ich mir schon denken, was passieren wird und wurde am Ende in meiner Vermutung bestätigt. Das hat zwar nicht meinen Lesefluss gestört, trotzdem empfand ich es schade, dass mich kein Ereignis so richtig vom Hocker hauen konnte. Ein paar mehr überraschende Momente und Wendungen hätte ich richtig gut gefunden.
Ich bin wirklich gespannt auf die zwei weiteren Teile, zum einen interessiert mich das weitere Schicksal von Mina, außerdem endet das Buch mit einigen Geheimnissen und Andeutungen, denen ich nur zu gerne auf den Grund gehen würde. Ich finde, diesen Roman können auch gut Einsteiger in das historische Genre lesen, die Handlung überschlägt sich nicht, es gibt eine recht überschaubare Anzahl an Protagonisten und man wird auch nicht von geschichtlichen Fakten überschüttet. Diese wurden an den passenden Stellen eingefügt, haben Hand und Fuß und geben kleine und lebendige Einblicke in die damalige Zeit.
So wird auch die ausführliche und genaue Recherche deutlich. An vielen kleinen Stellen zeigen sich historische Details, die geschickt in die Handlung eingebunden wurden und immer perfekt an die jeweilige Textstelle gepasst haben.

Als Setting dient vor allem die Speicherstadt, sowie das Familienhaus der Familie Deharde. Dazu gibt es noch einige Szenen, in denen Mina ein Internat besucht. An sich empfinde ich die Anzahl der Handlungsorte sehr passend für eine Seitenanzahl von knapp 320 Seiten. So gibt es nicht zu viel zu entdecken, es gibt aber auch genügend Abwechslung. Insgesamt empfand ich die Orte sehr lebendig geschildert, ein jeder strahlte eine besondere Atmosphäre und Stimmung aus. So erscheint zum Beispiel das Wohnhaus der Familie recht kalt und steif, nicht sonderlich einladend und passt sich damit an den Charakter der Großmutter an. Die Charaktere tragen wirklich viel dzau bei, wie man einen Handlungsort wahrnimmt.

Insgesamt tritt eine recht überschaubare Anzahl an Protagonisten auf. Das Hauptgeschehen dreht sich um Mina, sowie ihre Familie, dazu gibt es vielleicht noch fünf andere Charaktere, die immer wieder einen Auftritt haben. So konnte sich die Autorin vollkommen auf diese Personen konzentrieren und am Ende kamen sie sehr lebendig und durchdacht heraus. Ein jeder war wirklich einzigartig, hatte eigene Merkmale und eine besondere Haltung.
Mina empfand ich schnell als angenehme Hauptprotagonistin. Sie ist ein intelligentes Mädchen, das sehr sympathisch auftritt und für ihre Wünsche eintritt. Sie nimmt Entscheidungen nicht sofort hin, sondern hinterfragt diese kritisch und bildet sich gerne ihre eigene Meinung. Genau diese Charakterzüge haben mir an ihrem Charakter gefallen, das hat sie für mich besonders gemacht.
Bei vielen Charakteren ist mir eine Wandlung und Weiterentwicklung aufgefallen. Allen voran natürlich bei Mina, doch auch ihre Schwester und ihr Vater hat sich verändert. Die Schwestern sind nicht nur erwachsener geworden, sondern haben auch ihre Wünsche entdeckt und sich selbst gefunden. Der Vater hingegen hat entdeckt, dass viele Ansichten der Gesellschaft veraltet sind und es an der Zeit ist, weiterzublicken und der jungen, auch weiblichen, Generation das Feld zu überlassen.

Fazit:
Mein einziger Kritikpunkt ist wirklich nur die etwas vorhersehbare Handlung. So gab es für mich keine Überraschungen und der Spannungsbogen war dementsprechend auch niedrig gehalten. Ich würde mir wünschen, dass sich dies in der Fortsetzung etwas ändert und alles spannender gehalten wird.
Ansonsten habe ich absolut nichts zu meckern, mir haben die Charaktere gut gefallen, die Autorin hat eine wunderbare Schreibweise genutzt und ihr ist es auch gelungen, die Handlungsorte bildhaft wiederzugeben. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und bin sehr gespannt darauf, wie es Mina in den weiteren Jahren ergehen wird. Außerdem hoffe ich natürlich, dass einige, noch offene Fragen noch beantwortet werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Thema
Veröffentlicht am 16.09.2019

Mein Weihnachtswunsch bist du

Mein Weihnachtswunsch bist du
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Handlung:
Evergreen Hill war für Leah schon immer ein Zufluchtsort. Und sie war sich auch immer sicher, eines Tages dort mit ihrer Tochter Sadie zu leben. Als Leah das Haus erbt, ist ihre Freude erst riesengroß, ...

Handlung:
Evergreen Hill war für Leah schon immer ein Zufluchtsort. Und sie war sich auch immer sicher, eines Tages dort mit ihrer Tochter Sadie zu leben. Als Leah das Haus erbt, ist ihre Freude erst riesengroß, doch es gibt einen Hacken. Eine Hälfte des Hauses erbt David, ein Freund Leahs aus Kindertagen. Leah kann sich mit der Entscheidung nicht anfreunden und kommt zu einer Entscheidung, mit der sie sich aber nie vollkommen anfreunden kann. Doch das Schicksal hat noch etwas bestimmtes mit den Bewohnern von Evergreen Hill vor...

Meinung:
Mir gefällt das Cover wirklich gut. Es wird eine weihnachtliche Szene gezeigt, im Hintergrund richtig schön beleuchtete Häuser, ein tiefblauer Himmel und Schneeflocken. Im Vordergrund ein Pärchen, welches scheinbar die Zeit vergisst und vollkommen aufeinander konzentriert ist. Dazu gibt es an den Seiten wunderbar altmodische Laternen, die es so leider nur noch selten gibt. Es gibt auch ein schönes Detail, sowohl der Titel, als auch die Schneeflocken sind mit Struktur aufgebracht, was das Cover interessant macht und ein toller Effekt ist.

Eigentlich habe ich ja ein wenig das Problem, dass mir weihnachtliche Bücher meist etwas zu kitschig und schnulzig sind. Trotzdem will ich nicht auf weihnachtliche Bücher verzichten und suche ausgewählte Bücher aus, in der Hoffnung, dass sie mir am Ende gefallen. Bei dem Buch habe ich einen recht guten Fang gemacht, es hatte kleine Punkte, die ich etwas überstürzt und damit unrealistisch fand. Doch im Gesamten betrachtet war es stimmungsvoll, liebevoll geschrieben und eine nette Lektüre für zwischendurch.

Die Schreibweise war einfach gehalten, sie war nicht sonderlich anspruchsvoll, aber genau das finde ich in passend für einen winterlichen Roman. Mit einfachen Worten ist es der Autorin wirklich gut gelungen, die Orte zu beschreiben und ihnen eine bildliche Beschreibung zu verpassen. Besonders bei verschiedenen Räumen in Evergreen Hill hatte ich ein detailliertes Bild vor Augen. Zudem konnte sie die Stimmung wirklich gut wiedergeben und übermitteln. Es war schrittweise immer mehr zu spüren, wie immer mehr weihnachtliche Vorfreude reingemischt wurde, sei es durch die Erwähnung von Dekoration, Schneefall oder Leckereien. Dadurch kam auch bei mir direkt Vorfreude auf die Weihnachtszeit auf, auch wenn diese noch ein bisschen entfernt ist.
Bis ungefähr auf Seite 60 kam ich mit dem Lesen nicht so schnell voran, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich konnte immer nur ein paar Seiten auf einmal lesen und habe mich schnell ablenken lassen. Es musste erst mal ein Knoten platzen, danach habe ich das Buch kaum noch aus der Hand gelegt.

Auf den knapp 300 Seiten vergehen nur wenige Wochen, die Handlung beginnt irgendwann in der Vorweihnachtszeit und endet kurz nach dem Weihnachtsfest. Dazu gibt es noch einen Epilog, der einen Ausblick auf die Zukunft gibt und einige Monate nach der eigentlichen Handlung stattfindet. An sich ist die Handlung fix fortgeschritten, es gab keine Längen, die Ereignisse wurden knapp und präzise beschrieben. Doch eine richtige Orientierung für den Leser, wie viel Zeit seit dem Beginn vergangen ist, gibt es nicht. Das hat mir auch wirklich etwas gefehlt, so hatte ich den Eindruck, die Handlung findet in zwei Wochen statt und vielleicht habe ich auch gerade deshalb den Eindruck, dass einiges sehr überstürzt passiert ist.

Wie ich schon erwähnt hatte, gab es wirklich wunderbare Beschreibungen der Häuser. Evergreen Hill war einfach traumhaft beschrieben und auch das kleine Mietshäuschen von Leah hatte viel Charme und verströmte Gemütlichkeit. Ich fand es richtig gut, dass die Handlungsorte arg beschränkt wurden, nur ein paar Orte wie ein Café oder Läden in der Stadt kamen hinzu. Ansonsten fand die restliche Handlung vollkommen auf Evergreen Hill statt und vielleicht kam es mir deshalb so vor, als würde ich das Haus kennen und vieles mit eigenen Augen sehen.

Eigentlich fand ich, dass die Geschehnisse recht gut beschrieben wurden, es gab kein unnötiges Drama und vieles erschien ganz realistisch. Zwar verstehe ich immer noch nicht, weshalb Leah als Enkelin das Haus nicht vollkommen geerbt hat, aber damit habe ich mich abgefunden.
Ich fand es merkwürdig, wie schnell sich Leah und David mit der Situation abgefunden und eine Lösung gefunden haben. Hier hätte ich mir auch gerne mal ein Streitgespräch gewünscht, es wäre mehr Spannung in den Roman gekommen, was wirklich nicht schlecht gewesen wäre. So gab es für mich keine Spannungskurve.
Ich fand es wirklich gut, wie schnell Leah und David einen Draht zueinander gefunden haben und über all die Jahre gesprochen haben, in denen sie sich nicht gesehen haben. Das hat gezeigt, dass Freundschaften auch viele Jahre überdauern können. Doch zwischen den beiden hat sich etwas mehr entwickelt und das ging mir zu schnell, wenn man beachtet, dass nur wenige Wochen in dem Roman beschrieben werden.

Leah fand ich als Hauptprotagonistin wirklich gut. Sie trat couragiert, freundlich und meistens ziemlich selbstbewusst auf, hatte Zweifel und Probleme. Kurz gesagt: Leah war nicht perfekt und genau das hat sie menschlich gemacht. Mit ihrem Charakter hatte ich absolut kein Problem, sie war mir sofort sympathisch und ich habe gerne von ihr gelesen.
Besonders schön geschildert wurde die Freundschaft mit ihren beiden besten Freundinnen. In diesen ist Leah mehr aus sich heraus gekommen, wurde witziger und zeigte noch einmal eine andere Seite. Insgesamt fand ich diese Szenen immer äußerst lebhaft beschrieben und teilweise fühlte es sich so an, als würde man mit den drei Frauen in einem Raum sein.
Sadie war ein unglaublich goldiger Charakter und mein Liebling in dem Buch. Sie hatte ein wunderbares Wesen, war freundlich, süß und herrlich altklug. Manchmal wirkte Sadie schon arg reif und erwachsen für ihr Alter, was mich aber absolut nicht gestört hat. Im Gegenteil. Es hat zu ihrer ganzen Darstellung gepasst und ich habe mich gefreut, dass sie ständig aufgetaucht ist und im Roman eine große Rolle einnimmt.
Lediglich mit David bin ich etwas unzufrieden. Was hat der Mann für Ecken und Kanten? Ist er wirklich so perfekt, wie er dargestellt wird? David war freundlich, sympathisch, auf das Wohl anderer bedacht, spendabel, kinderlieb, ein Familienmensch, intelligent und dazu wird er noch als verdammt gutaussehend beschrieben. Mir war das zu viel des Guten. Grundzüge an ihm fand ich richtig gut, ich fand es toll, wie er sich mit Sadie verstanden hat und auch seine Sorgen um seine Mutter zeigten eine sympathische Seite. Doch irgendwann fand ich es etwas gruslig, wie viele Überraschungen er stets hatte und er war insgesamt zu gut für die Welt.

Fazit:
Die Geschichte verströmte eine tolle weihnachtliche Atmosphäre, war lebendig geschildert und hatte zwei tolle Damen in der Hauptrolle: Sadie und Leah. Beides sind tolle Wesen und ich habe gerne Zeit mit ihnen verbacht. Dazu war die Schreibweise wirklich angenehm, das Setting traumhaft und es wurde eine stimmungsvolle Atmosphäre verbreitet.
Leider habe ich zwei kleine Kritikpunkte, für die ich gesamt einen Stern abziehe. Dazu zählt die Darstellung von David, die zu positiv ist, und die teilweise überstürzten Ereignisse, besonders die anbahnende Liebelei zwischen Leah und David.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Die Schwestern vom Ku'Damm - Wunderbare Zeiten

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Handlung:
Berlin 1952
Langsam läuft es im Leben der Thalheims wieder rund. Das Kaufhaus läuft bestens, mittlerweile werden immer mehr Artikel geboten und die Damen der Stadt besuchen nur zu gerne das Geschäft. ...

Handlung:
Berlin 1952
Langsam läuft es im Leben der Thalheims wieder rund. Das Kaufhaus läuft bestens, mittlerweile werden immer mehr Artikel geboten und die Damen der Stadt besuchen nur zu gerne das Geschäft. Für Rike hat das Kaufhaus zwar immer noch oberste Priorität, langsam widmet sie sich aber auch mehr dem Familienleben mit ihrem Ehemann. Und auch Silvie ist vollkommen zufrieden. Sie arbeitet weiterhin beim RIAS als Rundfunkredakteurin und immer wieder hat sie Ideen für neue Formate. Trotzdem lauert in ihrem Kopf immer ein kleines Mantra, welches sich nicht verscheuchen lässt.
Am meisten Sorgen macht Silvies Zwillingsbruder Oskar. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg hat er einen leitenden Posten im familiären Betrieb inne, mit dem er sich nicht anfreunden kann. Zu sehr lauern die Vergnügen der Stadt auf ihn. Außerdem weiß er Freund und Feind nicht recht auseinanderzuhalten. Oskar stürzt den Familienbetrieb in eine Krise und langsam erkennt Silvie, dass sie auch Verantwortung für das Kaufhaus übernehmen muss.

Meinung:
Auf den ersten Blick zeigen sich beim Cover Ähnlichkeiten zu dem ersten Teil. Hier dominieren jedoch andere Farben und auch die Dame entspricht der Hauptprotagonistin des Buches, Sylvie Thalheim. Diese wirkt selbstbewusst und aufrichtig, sie weiß, was sie will und was ihr steht. Ihre Kleidung entspricht ganz dem Stil der damaligen Zeit und für mich ist sie mittlerweile das Gesicht von Sylvie. Im Hintergrund zeigt sich eine Szene aus dem Alltag. Die Stadt wirkt bunt und authentisch, es sind einige Autos zu sehen und im Vergleich zu dem Cover des ersten Teils wirkt die Szene lebendig. Vielleicht soll so gezeigt werden, dass die Welt sich von dem Zweiten Weltkrieg langsam erholt... Obwohl das Cover aufwendiger wirkt, als das vom ersten Teil, finde ich es trotzdem noch recht schlicht und auf jeden Fall ansprechend.

Glücklicherweise habe ich den ersten Teil der Trilogie erst vor kurzer Zeit gelesen, ich konnte mich noch vollkommen an die Handlung erinnern und hatte auch die Protagonisten noch im Gedächtnis. Von dieser Seite her gab es für mich keine Probleme mit dem Lesen. Ich musste mich aber erst etwas daran gewöhnen, dass sicch die Handlung um die Mittlere der Thalheim-Schwestern dreht. Das war wirklich eine Umgewöhnung, schon auf wenigen Seiten wurden die Unterschiede im Denken und Handeln zwischen Sylvie und Rica sichtbar. Nach vielleicht 50 Seiten hatte ich mich dann an diesen Umstand gewöhnt und konnte mich beim lesen zurücklehnen und der Handlung eifrig folgen.

Mir hat es richtig gut gefallen, dass nicht erst viele Details aus dem ersten Teil wiederholt wurden, sondern die Handlung direkt gestartet hat. Es gab ab und an kleine Andeutungen auf den ersten Roman, die einige Informationen wieder ins Gedächtnis rufen. Insgesamt kann ich nur empfehlen, vorher den ersten Teil zu lesen, um einige Aussagen und Umstände besser zu verstehen und vollkommen aufzunehmen. Ansonsten stelle ich mir es ab und an etwas schwer vor, den Aussagen einiger Protagonisten zu folgen.

Ich erinnere mich noch an meine Rezension zu dem ersten Teil, ich hatte bemängelt, dass es keinen fließenden Übergang zwischen dem Prolog und der eigentlichen Handlung gab. Bei diesem Buch sieht das ganz anders aus. Fließend geht die Handlung über, ich musste nicht erst innehalten, um die Situationen zu verbinden und konnte direkt weiterlesen. Hat mir sehr gut gefallen.
Auch die Schreibweise empfand ich wieder als richtig gut. Sie war flüssig, angenehm und nicht zu einfach, immer mit etwas Anspruch. Dazu haben die Protagonisten gezielt ihren Dialekt eingesetzt, was immer eine kleine Auflockerung der gerade erzählten Ereignisse war. Außerdem wurde so auch teils eine unterhaltsame Note in die Handlung gebracht.
Flüssig in die Beschreibungen wurden historische Details eingebracht. Es gab immer einen sehr passenden Zusammenhang zu den Erlebnissen der Protagonisten und die historischen Informationen waren breit gefächert. Nicht nur die politische Situation in Deutschland wurde angesprochen, sondern auch Ereignisse aus anderen Ländern.

Teilweise fand ich die Handlung leider etwas zu beladen. Es gab immer irgendwelches Drama in der Familie, was ich an sich in Ordnung finde. Es treffen Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Charakteren aufeinander, was eigentlich lebendig wirkte und teilweise wurden normale Streitigkeiten erzählt. Doch manchmal war es mir zu viel Drama, was alles passiert ist. Seien es Unfälle, Entführungen oder Erpressungen, immer ist etwas passiert und ich hätte mir mehr ruhigere Kapitel gewünscht, wo z.B.: über die Politik diskutiert wird.

Am Ende des Romans gibt es ein wunderbares kleines Detail, welches noch mal einen groben Rückblick auf die Handlung, vor allem aber auf Geschehnisse in Berlin zwischen 1952 bis 1957 gibt. Es wurde eine Zeittafel angefügt, die ich wirklich wunderbar finde. So ist es möglich, das Gelesene noch mal Revue passieren zu lassen und sich dazu passend einige Details der Handlung ins Gedächtnis zu rufen. Dadurch gibt es ein rundes Ende und ich bilde mir ein, dass sich einige Informationen besser in meinem Gedächtnis festsetzen.

Als Setting dient in diesem Teil fast nur die Stadt Berlin. Es gibt kleine Ausflüge an andere Orte, die jedoch nur wenige Seiten umfassen. Diesmal wirkte die Stadt zwar belebter, auf mich jedoch nicht so eindrucksvoll. Es gibt immer noch einige, tolle Umschreibungen mancher Orte, egal, ob sie noch zertrümmert oder wieder aufgebaut sind. Jedoch hielten sich diese in Grenzen, traten nicht so häufig auf. Es schien als hätte Silvie nicht so arg darauf geachtet, ich hatte das Gefühl, dass bei ihr die Mode eine größere Rolle spielt. Es gibt arg viele Hinweise, was sie oder auch andere Protagonisten gerade tragen oder was derzeit modern ist. Gleichzeitig passt diese Thematik auch sehr gut zu dem ganzen Buch, wo es sich oft um das Kaufhaus dreht. Auch wenn hier Silvies Leben, oft auch außerhalb des Geschäftes, beschrieben wird und das Kaufhaus eine etwas untergeordnete Rolle spielt.

Während im ersten Teil Rica zwar klar im Vordergrund stand, aber auch ihre Familienmitglieder eine größere Rolle einnahmen, liegen hier die Dinge anders. Silvie ist die klare Hauptprotagonistin, daneben wirken die anderen Charaktere etwas blass und sie agiert meist allein. Sowohl von Rica, aber auch von ihrem Vater oder der Stiefmutter ist nur noch wenig zu lesen, was ich etwas merkwürdig fand. Außerdem wurden die weiteren Personen dadurch nicht so lebendig, sie tauchten kaum auf und konnten nicht hervorstechen.
Die Anzahl der Charaktere wurde recht klein gehalten, abgesehen von der Familie Thalheim und Silvies Freunden gibt es nur wenige weitere Protagonisten. Einige sind noch aus dem ersten Teil bekannt, nur eine sehr geringe Anzahl taucht neu auf.
Ich musste mich erst etwas an Silvies offene, unverblümte Art gewöhnen. Von Anfang an empfand ich sie als freundlichen Menschen mit einem guten Herz und schnell wurde sie mir sympathisch. Ganz besonders toll empfand ich immer ihren Wunsch nach Freiheit, aber auch den, dass Leben nicht zu ernst zu nehmen. Dadurch brachte sie viel Schwung in die Handlung, neue Energie und hebt sich stark von dem Rest der Familie ab.

Fazit:
Die Handlung hat mir wirklich gut gefallen und ich bin gerade mehr als gespannt auf den dritten Teil, weil ich mir noch gar nicht vorstellen kann, wie es mit der jüngsten im Bunde, Florentine, weitergehen wird.
Ich muss leider sagen, dass mir dieser Teil nicht ganz so gut gefallen hat, wie der erste. Ich fand es schade, dass die gesamte Handlung sehr Silvie-bezogen war und die anderen Mitglieder der Familie etwas schwach daherkamen und nicht recht lebendig wurden. Dazu war mir die Handlung innerhalb der Familie Thalheim etwas hektisch und zu übertrieben dargestellt.
Richtig gut gefallen hat mir die Schreibweise, aber auch die wunderbare Einbindung der historischen Details, die für mich das Highlight des Buches waren. Es gibt wirklich die Möglichkeit, sich neues Wissen anzueignen und die Situationen an einem lebendigen Beispiel zu sehen. Auch Silvie hat mir recht gut gefallen, sie war ein lebendiger, freundlicher Charakter, der mir schnell sympathisch wurde und der ich nur das Beste gewünscht habe.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Für immer die Deine

Für immer die Deine
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Handlung:
Altes Land 1939
Von klein auf waren Fritz und Klara beste Freunde und aus der Freundschaft wurde eine ernste Beziehung, die sie aber vor den Eltern geheim halten. Bis Klara und Fritz ertappt ...

Handlung:
Altes Land 1939
Von klein auf waren Fritz und Klara beste Freunde und aus der Freundschaft wurde eine ernste Beziehung, die sie aber vor den Eltern geheim halten. Bis Klara und Fritz ertappt werden und sich schon bald heraustellt, dass Klara mit ihren 17 Jahren schwanger ist. Sie heiraten, gründen eine kleine Familie und sind glücklich mit ihrem Leben. Doch der zweite Weltkrieg macht auch vor ihrem Glück nicht Halt und Fritz muss an die Front. Klara bleibt mit dem Sohn allein zurück in Hamburg. Dabei lernt sie den mysteriösen, alten Mann aus der Dachgeschosswohnung kennen. Klara ist von ihm mehr als irritiert und erkennt, dass er nicht der Mann ist, für den er sich ausgibt.

Hamburg 2019
Passend zum Jahrestag des Beginn des Zweiten Weltkriegs will das Magazin Zeitgeist eine Sonderausgabe zu diesem Thema herausbringen. Der Inhalt: Zeitzeugen berichten. Voller Energie stürzt sich Marie auf diese Aufgabe und lernt während ihrer Recherche Fritz und Klara kennen. Marie ist nicht nur von deren Leben fasziniert, sondern auch der Ehe, die seit fast 80 Jahren Bestand hat. Bei den Gesprächen mit dem Ehepaar überdenkt auch Marie einige Entscheidungen.

Meinung:
Das Cover gefällt mir wirklich gut, gefühlt ist es in natura noch schöner als auf Bildern. Es vereint gleichzeitig altmodische, romantische Akzente durch kleine, ausgewählt Details. Die eigentliche Hintergrundfarbe ist sehr schlicht gehalten, es wurde sich bei der Gestalltung mehr auf die Blüten, sowie das junge Pärchen konzentriert. Gerahmt wird das gesamte Bild von Blumenzweigen, die wunderschön sind und einen altmodischen Hauch verströmen. Als Blickfang dient ein junges Paar, dass nur Augen füreinander hat und sich scheinbar durch nichts ablenken lässt. Insgesamt gefällt mir das Gesamtbild richtig gut, es ist sehr stimmig und wirkt besonders.

Tatsächlich habe ich das Buch schon oft gesehen, vor allem auf Instagram und habe dort nur positive Stimmen gehört. Und immer, wenn ein Buch so arg gelobt wird und für mich auch interessant klingt, will ich es selbst unbedingt lesen. Genau das war auch hier der Fall und durch Zufall konnte ich an der Leserunde auf Lovelybooks teilnehmen und das Buch lesen, aber auch diskutieren.

Ohne Ausnahme war die Schreibweise sehr gut und auf einem gleichbleibend angenehmen Niveau gehalten. Für mich war sie einfach zu lesen, mit vielen kleinen Beschreibungen, die Lebendigkeit hereingebracht haben. Dazu gab es ganz fantastische Beschreibungen, die ich mir oft bildlich vorstellen konnte. Ich hatte nur bei der Handlung in der Gegenwart ab und an das Gefühl, dass sie nicht so ausführlich und detailiert beschrieben wurde, sondern sich auf vor allem auf die Vergangenheit konzentriert wurde.

Ich fand es wirklich unglaublich, wie die Geschichte von Klara und Fritz, aber auch von dem unbekannten Mann aus dem Dachgeschoss geschildert wurde. Mit einfachen Worten wurden Umstände, Geschehnisse bildhaft beschrieben, die sich in dem Moment ins Gehirn eingebrannt haben. Während des Lesens haben mich die Geschichten einfach nicht losgelassen und ich wollte das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand legen.
Um die Rezension zu schreiben, habe ich ein paar Tage gebraucht. Direkt nach der letzte Seite war mein Hirn gefühlt leer und ich habe nicht sofort Worte gefunden und musste mir auch erst mal überlegen, welche Bewertung ich dem Buch geben möchte.

Die Handlung findet auf zwei Zeitebenen statt, einmal in der Gegenwart, einmal zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Vorrang hatte eindeutig die Geschichte von Klara und Fritz, diese hat mehrere Kapitel gefüllt und bildete die Grundlage des Romans. Meiner Meinung nach haben sich Maries Abschnitte darum entwickelt und sie waren auch immer kürzer, knapper gehalten.
Durchweg fand ich den Zeitstrang in der Vergangenheit interessanter. Ich habe begierig auf diese Kapitel gewartet und sie verschlungen. Die Handlung wurde lebendig beschrieben und das ganze Schicksal von Klara und Fritz emfand ich als berührend.

Als Setting dienen ganz unterschiedliche Orte. Es gibt eine Überscheidung bei den Handlungsorten, das Gutshaus von Klaras Vater. Dieses war wirklich mein Lieblingsort, es war ganz wunderbar atmosphärisch beschrieben und war unglaublich bildhaft. Außerdem sind dort einige, wichtige, teils unterhaltsame Dinge passiert.
Leider haben mir die weiteren Handlungsorte der Gegenwart nicht ganz so gut gefallen. Sie waren etwas leblos und nicht mit ganz so schmückenden Worten beschrieben. Ganz anders sah es mit den Lokalitäten der Zeit um den Zweiten Weltkrieg aus. Diese Orte konnte ich mir richtig gut vorstellen, sie haben auch immer ein Stück der Stimmung der Bewohner ausgedrückt. Wenn Klara in ihren vier Wänden glücklich war, hat sich das auch auf die Beschreibung oder Einrichtungsgegenstände übertragen. Auch bei schlechter Laune oder einer bedrückten Stimmung war dies spürbar und herauszulesen.

Im Grunde gibt es drei Hauptcharaktere, Klara, Fritz und Marie. Mit allen war ich nicht durchweg glücklich, von Zeit zu Zeit hatte ich mit allen mal ein Problemchen.
Ich fange mal bei Klara an. Als Kind, Jugendliche und auch als junge Mutter fand ich sie unglaublich sympathisch, sie war lebensfroh, gutmütig und gewitzt. Klara hatte die Begabung, Menschen um ihren Finger zu wickeln und genau das war auch bei mir anfangs der Fall. Bis sie sich weiterentwickelt hat, was eigentlich eine gute Sache ist. Und ich fand es auch interessant, zu sehen, wie sie von einem kleinen Mädchen aufgewachsen ist und zu was für einer Person sie im hohen Alter von ungefähr Mitte 90 geworden ist. An sich fand ich die Entwicklung wirklich gut, es wurde gezeigt, was der Krieg mit einem Menschen macht. Sie ist schnell erwachsen geworden, hat Verantwortung übernommen und ist die Dinge mit Elan angegangen. Doch sie hat ihre sympathischen Züge größtenteils verloren. Zugegebermaßen kam das auch etwas durch Handlungen, die ich wahrlich nicht gutheiße, aber dafür will ich Klara nicht verurteilen. Als alte Dame hat sie mir dann wieder recht gut gefallen, sie wirkte etwas blass dargestellt, im Großen und Ganzen hat sie am Ende wieder gezeigt, dass sie eigentlich ein toller Mensch ist. Und dabei auch wieder jugendlicher, nicht so ernst gewirkt.
Fritz empfand ich eigentlich als angenehmsten der drei Hauptcharaktere. Ein ruhiger Geselle, mit dem man ernsthaft reden kann, aber auch Pferde stehlen kann. Eigentlich hat er mir durchweg gut gefallen, auf jeden Fall gab es keine Stelle, an der ich ihn nicht sympatisch fand. Leider war seine Figur etwas blass gezeichnet. Während der ganzen Handlung hat er keine schlechte Seite gezeigt, wirkte nie sonderlich verletzt, war im Grunde zu gut für die Welt. Fritz hat nur wenig Gefühle gezeigt, was mir gefehlt hat. Als junger Bursche war er dazu in der Lage und plötzlich war dies weg. So ging auch ein Stück Lebendigkeit flöten. Gerne hätte ich an ihm mehr Ecken und Kanten gesehen.
Marie stand nie so arg im Mittelpunkt wie die anderen beiden, bereits besprochenen Charaktere. Und ein wenig hat sich das auch auf ihren Charakter ausgewirkt. Mit Marie bin ich nie auf einer Wellenlänge gewesen, sie war charakterlich etwas schwächer dargestellt. Viele ihrer Aussagen und Handlungen fand ich gut, habe aber leider nie einen Draht zu ihrem Charakter gefunden. Beruflich macht sie zwar mit ihrem eigenwilligen Einsatz Nägel mit Köpfen, privat fehlt mir dieser Einsatz. Ich glaube, wenn sie da etwas stärker durchgegriffen hätte und eher Entscheidungen getroffen hätte, wäre sie mir sympathischer gewesen.

Fazit:
Die eigentliche Geschichte hat mir richtig gut gefallen, es wurden Fakten genannt, die mir bisher noch nicht so bekannt waren. An vielen Stellen war die Handlung so perfekt ausgefeilt, dass ich vollkommen begeistert war. Angefangen von der wirklich interessanten Grundgeschichte, über die wunderbare Schreibweise mit hervorragenden Beschreibungen. Oft wurde die Stimmung der jeweiligen Charaktere durch wenige Worte an den Leser geleitet, was der Handlung Authentizität und Lebendigkeit verliehen hat.
Es gibt einige, kleine Kritikpunkte, für die ich gesamt einen Punkt abziehe. Dazu zählen für mich ab und an die Charaktere, mit denen ich nicht ganz zufrieden war, aber auch der nicht ganz so interessante Handlungsstrang in der Gegenwart.