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Veröffentlicht am 08.04.2020

Wenig Krimi, dafür kostenlose Werbung für Urlaub in Timmendorf

Das gibt es nur in Timmendorf
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Lianne hat die Nase voll vom Alltag und flüchtet an den Timmendorfer Strand. Zuhause hält sie nichts mehr, denn ihr Mann hat sie nach 15 Jahren Ehe durch eine Jüngere ersetzt, die zudem noch schwanger ...

Lianne hat die Nase voll vom Alltag und flüchtet an den Timmendorfer Strand. Zuhause hält sie nichts mehr, denn ihr Mann hat sie nach 15 Jahren Ehe durch eine Jüngere ersetzt, die zudem noch schwanger ist. Das Leben muss irgendwie weitergehen und so greift Lianne beherzt zu, als man ihr den Job als Strandkorbvermieterin anbietet. Doch während die Sommersonne auf den Ostseestrand brennt, hat jemand entschieden etwas gegen die Idylle zwischen den Dünen und es werden einige beliebte Veranstaltungen des Tourismus-Marketings mit fiesen Anschlägen boykottiert. Doch wer will, dass ,laut Botschaft des Täters, die fetten Jahre vorbei sind ?
Ich liebe Küstenkrimis und bin deshalb immer auf der Suche nach neuem Lesefutter, um das Meerweh mit ein bisschen Spannung in Schach zu halten. So bin auch neugierig auf "Das gibt es nur in Timmendorf" geworden. Doch was sich laut Klappentext nach einem spannenden Regio-Krimi mit Küstencharme anhört, entpuppt sich leider nach und nach als kostenlose Werbung für die Region. Je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr verstärkt sich dieser Eindruck.
Die Geschichte gleicht einer sehr ausführlichen Beschreibung in einem Marketingprospekt der Region und sie liest sich auch dementsprechend schnell von der Hand. Die Strandszenen und die Strandkorbvermietung werden in leuchten bunten Farben geschildert und man lässt sich gerne von Lianne einen der schönen weißen Strandkörbe vermieten, um mit den Zehen im warmen Sand zu spielen und sich dem Dolce Vita hinzugeben.
Der Roman braucht 100 Seiten, um endlich in Fahrt zu kommen und das ist für einen guten Krimi einfach zu lange. Zwar überschlagen sich dann die Ereignisse und es ist spannend, aber immer wieder blitzen die Hinweise auf die ortstypischen Veranstaltungen auf und ich fühle mich wie in einer Zeitschleife gefangen, wenn immer wieder der Satz "Das gibt es nur in Timmendorf" fällt. Als Aufhänger des Buches ist er nicht schlecht, aber durch die inflationäre Nutzung wirkt er eher nervig und unangebracht.
Die Figuren sind nett, aber sie haben nicht wirklich Ecken und Kanten. Alles wirkt wie durch die ständige Brandung der Ostsee glattpoliert und somit ist auch nicht viel Abwechslung gegeben.
Alles in allem eine nette Idee, denn das Buch liest sich sicherlich bei einem sonnigen Nachmittag im Strandkorb weg wie Eis in der Sonne. Für den kleine Krimihunger zwischendurch ok, mehr aber auch nicht. Ich kann daher nur 2,5 Sternchen vergeben - Schade

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Kirtische Worte, die etwas überfordern

Florence Nightingale
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Es gibt wohl kaum eine Person aus der Vergangenheit, die so verehrt wird wie Florence Nightingale. Doch was ist dran an dem Kult, an dem Hype um diese Frau ?
Hedwig Herold-Schmidt macht es sich in ihrem ...

Es gibt wohl kaum eine Person aus der Vergangenheit, die so verehrt wird wie Florence Nightingale. Doch was ist dran an dem Kult, an dem Hype um diese Frau ?
Hedwig Herold-Schmidt macht es sich in ihrem Buch „Florence Nightingale – Die Frau hinter der Legende“ zur Aufgabe, sich dem Leben und Wirken einer außergewöhnlichen Frau zu widmen, ohne sie dabei erneut auf einen Sockel zu stellen und sie im verklärten Licht erscheinen zu lassen.
Sie erzählt von dem vorherrschenden Frauenbild zu der Zeit Nightingales und versucht völlig neutral darzustellen, dass sich Nightingale nur der ihr zugedachten Aufgabe gestellt hat und dabei manchmal recht rigoros vorgegangen ist. Mit eisernem Willen, Einsatz der Ellenbogen und strikten Anweisungen ist eben nur das zu erreichen, was Nightingale erreicht hat. Aber genau diese Neutralität der Autorin ist es, die hier den Leser außen vor lässt und eine gewisse Unnahbarkeit entstehen lässt.
Oft hat Nightingale ihre eigenen Befindlichkeiten hinten an gestellt und nicht, wie ihr viele unterstellen, Krankheiten und (gesundheitliche) Einschränkungen vorgeschoben, um sich der Pflege von Kranken zu widmen und so Gutes zu tun. Gesellschaftliche Konventionen haben sie nicht interessiert, auch wenn man das von ihr verlangte. Das lässt sie verbissen erscheinen – auch in diesem Buch.
Herold-Schmidt gelingt es, hier einen tiefen Einblick in das Leben und Wirken einer Frau für den Leser freizugeben, der von ihrer Geburt auf der Hochzeitsreise ihrer Eltern bis hin zum Ableben geht.
Ihr Wirken ist vorbildlich, wird an vielen Stellen von der Autorin als verklärtes und verzerrtes Bild der Öffentlichkeit angemerkt und Herold-Schmidt versucht, der heroischen Darstellung einen schlichten Hintergrund zu geben. Das Buch ist auf der einen Seite interessant und aufschlussreich, denn nirgendwo sonst habe ich bisher einen so fundierten und akribisch recherchierten Blick in das Leben dieser „Legende“ erhalten. Auf der anderen Seite ist es eben doch recht sachlich, manchmal kühl präsentiert, aber das ist wohl der Natur der Sache geschuldet.
Herold-Schmidt räumt mit verklärten, verzerrten Sichtweisen auf und lässt die Klischees fallen, denn Florence Nightingale wird zeitlebend und über ihren Tod hinaus idealisiert und auf einen Sockel gestellt. Dass sie aber weder Engel noch Emanze gewesen ist, beweist uns hier die Autorin mit vielen fundierten Hinweisen und Belegen. Nach so vielen Jahren ein Leben zu rekonstruieren, ist nicht einfach und die Aufzeichnungen, die wir heute kennen, sind lückenhaft – es wird also niemals gelingen, alles so darzustellen, wie es sich damals wirklich zugetragen hat.
Nightingale ist einfach eine außergewöhnliche Frau, die sich für die Belange der Kranken eingesetzt hat und der wir im heutigen Gesundheitswesen sehr viel zu verdanken haben.
Herold-Schmidt spart nicht mit Lob, ist sich aber auch nicht zu schade, Kritik zu üben. Sie zeigt die Rolle der Frau zur damaligen Zeit auf, gibt die Ideologien wieder und lässt Frauenrechte und die Geschlechterrolle der viktorianischen Frau auf der Bildfläche erschienen. Es wird Nightingales religiöse sowie sexuelle Neigung diskutiert, die aber völlig wertfrei zu lesen ist. Einzig Nightingale könnte hierrüber Auskunft geben.
Das Buch ist eine sehr ausführliche, fast langatmige Zusammenfassung ihrer Leistungen, ihrer Wirkungsstätten, ihrer Erfolge und Fehler und zeigt ihren beispiellosen Einsatz auf. Durch die überbordende Flut an Informationen fühlt man sich aber leider regelrecht erschlagen und ein wenig überfordert.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Sehr verwirrend

Tannenfall. Der erste Schnee
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Marlene hat eine berufliche Klatsche hinnehmen müssen und versucht nun diese zu verarbeiten. Sie nimmt sich gemeinsam mit ihrer Tochter eine Auszeit in den Bergen – zurück nach Semmering. Doch die idyllische ...

Marlene hat eine berufliche Klatsche hinnehmen müssen und versucht nun diese zu verarbeiten. Sie nimmt sich gemeinsam mit ihrer Tochter eine Auszeit in den Bergen – zurück nach Semmering. Doch die idyllische Bergwelt sorgt nicht lange auf ein befreites Aufatmen, denn Marlenes Tochter verschwindet spurlos. Zurück bleiben rätselhafte Hinweise, denen Marlene nachgehen muss, denn die Zeit arbeitet gegen sie…

Ich liebe die Krimis aus dem Emons-Verlag und deswegen habe ich mich voller Neugier auf die neue Reihe von Bernhard Hofer gestürzt. „Tannenfall – Der erste Schnee“ klingt vom Klappentext her verlockend, außergewöhnlich und extrem spannend, doch ich habe mir mit diesem Buch keinen Gefallen getan.
Was die Außergewöhnlichkeit dieses Romans betrifft, kann ich sagen, ja es ist außergewöhnlich und eigenwillig, aber auf eine Art, zu der ich leider keinen Zugang gefunden habe.
Hier wird mit vielen Trugbildern und Wahnvorstellungen gearbeitet, es existiert eine Welt in einer Welt in einer Welt und ich kann den vielen verzerrten Bildern nicht mehr folgen.
Die stilistischen Mittel, die der Autor gewählt hat, sind in den ersten Kapiteln noch faszinierend, reizen mich als Leser ungemein und ich versuche, hinter seine Gedanken und Ideen zu blicken. Aber je mehr Kapitel gelesen sind, desto mehr versinke ich im halluzigenen Strudel aus Wahnsinn, Manie und Bewusstseinsspaltung – ich lese viele Passagen zweimal, dreimal, viermal, aber ich habe irgendwann gemerkt, dass ich im Verlauf der Kapitel falsch abgebogen bin und somit den Zugang zur Geschichte vollkommen verloren habe.
Die Figuren und ihre Handlungen verwirren mich immer mehr, als dass ich Antworten auf die Fragen finde, die im Verlauf des Buches auftauchen und somit fällt es mir immer schwerer, zwischen Wahnvorstellungen und Realität zu unterscheiden. Auf der einen Seite ein genialer Schachzug des Autors, auf der anderen Seite frage ich mich immer wieder, ob ich dem Buch und seinen Botschaften überhaupt gewachsen bin…
Die Idee hinter dem Buch ist gut, aber für mich leider nicht immer zu erfassen.
Schade, denn ich hatte mich so sehr auf eine neue spannende Krimi-Reihe gefreut. Hier gebe ich gut gemeinte 2,5 Sternchen und weiß, dass ich diese Reihe nicht weiter verfolgen werde.

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Friedas Charakter nervt...

Jahre an der Elbchaussee
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Für Frieda könnte es gerade nicht schöner im Leben laufen, denn ihr Verlobter und sie planen die Hochzeit, der Erfolg in der Schokoladenmanufaktur hält an und Per hat sein Verlobungsgeschenk eingelöst ...

Für Frieda könnte es gerade nicht schöner im Leben laufen, denn ihr Verlobter und sie planen die Hochzeit, der Erfolg in der Schokoladenmanufaktur hält an und Per hat sein Verlobungsgeschenk eingelöst und ein Haus an der Elbchaussee gekauft. Doch da taucht plötzlich Jason auf, ihre einstige Jugendliebe und Frieda spürt, dass es noch vieles gibt, was ungesagt ist, was aufwühlt und ihr Herz zum Stolpern bringt. Sie muss mit Jason reden, um einen endgültigen Schlussstrich ziehen zu können. Wird Per das verstehen? Auch die politischen Veränderungen bereiten Frieda Sorge, denn die Nazis gewinnen immer mehr an Einfluss, die Stimmung dreht sich. Kann Frieda die familiären Bande, die durch das uneheliche jüdische Kind ihres Bruders „belastet“ sind, zusammenhalten?

„Jahre an der Elbchaussee“ ist der mittlere Band der Hamburg-Saga von Lene Johannson und ich habe mich wirklich auf diesen zweiten Teil gefreut. Doch meine Vorfreude bekommt schon nach wenigen Seiten einen harten Dämpfer, denn Frieda ist mir bei weitem nicht mehr so sympathisch wie im ersten Teil.
Habe ich sie in Band eins noch für ihren Tatendrang und ihre Energie bewundert, so schießt sie hier mehrfach über das Ziel hinaus und walzt mit ihrem ungesunden Übereifer alles platt, was sich ihr in den Weg stellt. Ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein grenzt fast schon an Egoismus und ich frage mich, wo die liebenswerte Frau aus dem Vorgängerband geblieben ist, der ich mein Leserherz zu Füßen gelegt habe. Frieda hat eine Wandlung durchgemacht, die mir sehr missfällt, denn so geht man nicht mit Freunden und Familie um. Sie nimmt bewusst in Kauf, dass sie Menschen vor den Kopf stößt, die ihr nahestehen und das kann ich nicht gutheißen. Mein Zetern und Zaudern mit Frieda verleidet mir ziemlich den Spaß an der ganzen Geschichte und die Ereignisse rund um den Machtgewinn der NSDAP und die damit einhergehenden Veränderungen in Hamburg und ganz Deutschland geraten so irgendwie in den Hintergrund.
Der Roman liest sich an sich flüssig, die geschichtlichen Hintergründe sind sauber recherchiert und geschickt in die Geschichte eingebunden. Aber mir gefällt eben nicht, dass sich Frieda so in den Vordergrund drängt und somit den anderen Figuren keinen Platz lässt, um ebenfalls einen Anteil zum Gelingen der Erzählung zu haben und sich zu entfalten.
Ich weiß wirklich noch nicht, ob ich Band drei lesen werde, denn nach dieser Durststrecke bin ich noch recht unschlüssig, obwohl ich eigentlich schon ganz gerne wissen möchte, wie es ausgehen wird. Mal sehen, ob ich mich aufraffen kann, denn bis Juli habe ich ja noch Zeit…
2,5 Sterne

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Veröffentlicht am 09.09.2019

Seichte Unterhaltung ohne Romantik

Herbstblüten und Traubenkuss
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Monas Übergangsjob ist nicht ganz alltäglich - sie arbeitet in einer Detektei und soll den Enkel eines Weingutes ausfindig machen. Gesagt, getan. Als sie Oliver Feeberger zurück in den heimischen Buschenschank ...

Monas Übergangsjob ist nicht ganz alltäglich - sie arbeitet in einer Detektei und soll den Enkel eines Weingutes ausfindig machen. Gesagt, getan. Als sie Oliver Feeberger zurück in den heimischen Buschenschank bringt, soll sie für den Rest der Saison gleich mit einspringen. Aber wie soll das gehen, wenn sie von Wein, Ausschank und Hofladen bisher keine Ahnung hatte ? Ihr Herz schlägt bei dieser Aufgabe höher...kann das auch daran liegen, dass sich Oliver auch darin einen Platz gesucht hat ?

"Herbstblüten und Traubenkuss" lädt mit einem stimmungsvollen herbstlichen Cover dazu ein, direkt in die Geschichte einzutauchen und sich am Standrand von Wien einzufinden, damit man die Szenen im Buschenschank direkt miterleben kann.
Was als spritzig, witzig und romantisch auf dem Cover angekündigt wird, verliert schnell seinen Reiz, denn die Hauptfigur Mona ist total unselbstständig, lässt sich von ihren Eltern emotional ins Bockhorn jagen und hat auch sonst nicht genügend Mumm in den Knochen, um mal die Ellenbogen auszufahren und sich in der Welt der Erwachsenen zu behaupten. Was sie alles mit sich machen lässt, löst bei mir nur ein Kopfschütteln und Unverständnis aus. Sie wird von allen nur als Puffer, Lückenfüller oder Notlösung regelrecht missbraucht.
Die Geschichte lebt eigentlich von Oma Lore, die der gute Geist des Buschenschanks ist und ihre warmherzige, gütige Art ist Balsam für die Seele. Das war es aber dann schon an Rührseligkeiten, denn Romantik suche ich hier vergebens. Es knistert nicht wirklich zwischen Mona und Oliver, vielmehr läuft alles recht emotionslos ab. Dabei bietet die Lokalität doch so viel potential, um Romantik, große Gefühle und ländliche Idylle geradezu großzügig an den Leser zu verschwenden.
Wer Emilia Schillings Vorgängerromane gelesen hat, weiß, dass sie das definitiv besser kann. Hier hat sie leider einen Liebesroman geschrieben, dem es einfach an Feinfühligkeit, gefühlsbetonten Szenen und Schmetterlingen im Bauch fehlt.
So bleibt es leider nur seichte Unterhaltung ohne Romantik und Mehrwert. Schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen. Schade