Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit
Eine junge Frau stürzt sich von einem Baukran in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief beschuldigt sie den Psychoanalytiker Thomas Kern ein Vergewaltiger und damit Schuld an ihrer Verzweiflungstat zu sein. ...
Eine junge Frau stürzt sich von einem Baukran in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief beschuldigt sie den Psychoanalytiker Thomas Kern ein Vergewaltiger und damit Schuld an ihrer Verzweiflungstat zu sein. Noch am selben Tag nimmt die Polizei ihre Ermittlungen auf und findet auf dem Computer des Therapeuten belastendes Material, das den ungeheuren Verdacht belegt. Von nun an geht das wohlgeordnete Leben von Thomas Kern bergab. Seine Frau trennt sich von ihm, seine Tochter geht ihm aus dem Weg und Freunde gibt es plötzlich auch nicht mehr. Nur der unter sexuellen Problemen leidende Privatdetektiv Walter Goldmann steht ihm noch bei und während Thomas Kern eine Therapie mit ihm beginnt, kommen beide einem Komplott auf die Spur, das die Familie des renommierten Psychoanalytikers für immer zu zerstören droht.
Nach „Der Seele dunkle Seite“ und „Töte, was du liebst“ ist „Nichts wird dir bleiben“ der dritte Thriller des Psychiaters und Psychoanalytikers Christan Kraus, der in Hamburg als niedergelassener Arzt in einer Praxisgemeinschaft tätig ist. Bereits als Jugendlicher hat er eigene Texte verfasst und sich nach einer Reihe an wissenschaftlichen Arbeiten auf das Schreiben von psychologischen Spannungsromanen spezialisiert. Dabei ist es egal, ob er einen in Gefahr befindlichen Gerichtspsychiater ins Rennen schickt oder einen als pädophilen Gewalttäter an den Pranger gestellten Psychoanalytiker ermitteln lässt. Stets lässt er seine Leser tief in die dunkle Seite von Seelen schauen, in denen kein Platz für das Gute ist und die Dämonen bestimmen, was passiert.
Kurzweilig geschrieben, mit interessanten Figuren und überraschenden Wendungen versehen, liest sich der Thriller nur so weg und sorgt dafür, dass es nie langweilig auf der Suche nach der Wahrheit wird. Lediglich ein zu umfangreich geratener Rückblick in die Vergangenheit, der den Grund für das krankhafte Verhalten einer der Figuren erzählt, bildet Anlass zur Kritik. Denn durch ihn wird der spannungsgeladene Plot für einige Zeit unterbrochen, was sehr schade und völlig unnötig für das Verständnis der Handlung ist. Dafür aber hat Christian Kraus neben psychologischen Betrachtungsweisen auch etwas Lokalkolorit in seine von Manipulationen nur so strotzende Geschichte eingebaut und schafft es, mit einem gelungenen Showdown alle offenen Fragen zu klären.
Fazit:
Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit, der in der Mitte des Buches leider unterbrochen wird, insgesamt aber mit einer real existierenden Gefahr und einem gut konstruierten Verwirrspiel punkten kann.