Beste Freunde und noch viel mehr… - Am Anfang locker leicht, zum Ende hin etwas schwer
Never Too CloseViolette und Loan teilen nicht nur ihre Wohnung, die Zahnbürste und manchmal auch das Bett miteinander. Sie kennen sich in und auswendig und finden in den passenden Momenten die richtigen Worte. Sie verstehen ...
Violette und Loan teilen nicht nur ihre Wohnung, die Zahnbürste und manchmal auch das Bett miteinander. Sie kennen sich in und auswendig und finden in den passenden Momenten die richtigen Worte. Sie verstehen einander perfekt. Nur sich selbst verstehen sie nicht. Denn wenn es so wäre, hätten sie längst erkannt, das zwischen ihnen viel mehr ist, als nur Freundschaft. Als Violette schließlich Loan, statt ihren Freund Clement bittet, der Erste zu sein, der sie von ihrer Jungfräulichkeit befreit, ändert sich die Stimmung. Plötzlich sind die Berührungen wie elektrisiert. Es ist nicht mehr ganz so einfach, die platonische Freundschaft weiterzuführen. Aber sind sie dazu bereit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen? Wollen sie tatsächlich ihre Freundschaft aufs Spiel setzen und den Schritt wagen, sich füreinander zu entscheiden, um als Paar weiterzumachen?
Der Einstieg in diese Geschichte war einfach wunderbar. Der Schreibstil ist unglaublich locker und leicht. Es war ein reines Vergnügen, über die Seiten zu fliegen. Besonders die zahlreichen prickelnden Momente habe ich einfach nur genossen. Die erste Begegnung zwischen Violette und Loan war vielleicht nicht unbedingt romantisch, sagte aber schon einiges über die Zwei aus. Violette plappert, besonders bei Nervosität, einfach drauf los und redet sich um Kopf und Kragen. Das macht sie schnell ungeheuer sympathisch. Sie ist ein fröhlicher Mensch und strahlt nur so vor Lebensenergie. Loan wirkt allein durch seine blauen Augen und die Tatsache, dass er Feuerwehrmann ist, irgendwie sexy und interessant. Er ist ein eher schweigsamer Typ, der seine Emotionen meist zu verbergen versucht, sich von Violette aber immer wieder aus der Reserve locken lässt.
Als Violette Clement begegnet, scheint auch er ein wirklich netter Typ zu sein. Eine junge Frau zwischen zwei Männern. Das ist nicht nur eine schwierige Situation, sondern fordert auch Entscheidungen. Die fast unmoralische Bitte, die Violette an ihren besten Freund stellt und die daraus entstehenden knisternden Augenblicke, lassen nicht nur die Spannung beim Lesen ansteigen. Sie machen auch Violettes Situation immer verfänglicher. Violette und Loan kommen sich nicht nur körperlich, sondern auch emotional immer näher. Gemeinsam verarbeiten sie schwere Erinnerungen aus der Kindheit. Sie stellen fest, dass sie es ohne einander kaum aushalten. Dennoch gibt es für beide noch jemand anderen. In Violettes Leben ist es Clement, mit dem sie am Anfang einer Beziehung steht. Bei Loan ist es Lucie, seine langjährige Beziehung, die sich, ohne viele Worte, einfach aus dem Staub gemacht hat. Diese Tatsache sorgt für jede Menge Wirbel und einiges Hin und Her. Obwohl man beim Lesen genau spürt, welche Entscheidung die Richtige ist, stehen immer wieder Hindernisse im Weg.
In diesem Buch geht es aber nicht nur um das Beziehungschaos von und zwischen Violette und Loan. Auch ihre Freunde spielen eine bedeutende Rolle. Sie alle haben bunte Charaktere und kommen immer wieder mit lustigen, selbstbewussten und wertvollen Dialogen zu Wort. Da gibt es Violettes beste Freundin Zoe, die temperamentvoll, launisch, direkt und manchmal sogar schamlos ist. Sie macht vor keinem heißen Erlebnis Halt. Mit Jason, Loans Freund, liefert sie sich ein ständiges Wortgefecht. Dieser steht Zoe in nichts nach und hat auch an anderer Stelle immer einen coolen Spruch parat. Und dann gibt es natürlich den guten Ethan, der gleichzeitig Freund, Kollege sowie Vertrauensperson von Loan ist, und mit wertvollen Ratschlägen und seiner angenehmen Art schnell zum Sympathisanten wird.
Das letzte Drittel der Geschichte beinhaltete für mich neben vorhersehbaren auch einige unerwartete Ereignisse. Es ist von traurigen, turbulenten und unglaublich schönen Momenten geprägt, die für mich manchmal einen starken Kontrast zum locker leichten Einstieg dieser Geschichte boten. Ein wunderbares Buch, das leicht beginnt und am Ende überrascht, für mich aber zu einem sehr schönen Leseerlebnis zählt.