Die Sammlung beginnt mit historischen Gruselgeschichten, die etwa ein Drittel des Buches einnehmen und eine gute Aufwärmübung bieten. Meistens wird der Grusel nur angedeutet, vieles bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. So wirken einige Geschichten etwas unfertig, wie kurze Momentaufnahmen, denen das Davor und Danach fehlt. Es wird oft nur ein diffuses Gefühl vermittelt, dessen Ursprung man sich selbst erarbeiten muss. Teilweise gelingt das sehr gut, manches Mal war es mir aber einfach zu vage und hätte mehr Fleisch auf den Rippen vertragen. Am besten gefällt mir die Geschichte 'Wolfsspur', die sehr eindringlich wirkt und ein geniales Ende hat. Die erste Geschichte 'Das Kloster' fand ich im ersten Moment etwas lahm, aber inzwischen gefällt sie mir immer besser, da sie hervorragend eine unheimliche und bedrohliche Stimmung vermittelt. 'Die Beichte' wirkt total oberflächlich, was aber wiederum die Gedanken und Absichten von Leonore (was für ein Biest!) bestens widerspiegelt. Die 'Strahlenburg' war sehr skurril und Marx wirkte wie ein verzogenes Kind - eines von der grausamen Sorte.
Bei den sich anschließenden Geschichten, die eine Mischung aus Übernatürlichem, Horror und Thriller bieten, geht es teilweise schon handfester zur Sache. Am besten gefallen hat mir die titel-gebende Geschichte, wobei das eigentlich zu positiv ausgedrückt ist. Wahrscheinlich sollte ich lieber sagen die Story hat mich echt umgehauen mit ihrer depressiven Stimmung, danach musste ich wirklich erstmal eine kleine Lesepause einlegen. Dafür war der 'Undercover Callboy' echt witzig und hat mir mit seinem Humor ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert. Das 'Abendessen' war auch sehr unterhaltsam, kurz, knackig und richtig fies, aber am Ende habe ich mit der Frau gejubelt. Die 'Schatten am Ende des Tages' greifen ein altbekanntes Thema auf, erzählen dieses aber auf so wunderschön düster-romantische Art und Weise, dass ich mich zurückversetzt fühlte in die Zeit, als das Genre noch nicht so abgenutzt war. Der 'Sendbesuch' zu guter Letzt war ein echtes Highlight, die Mischung aus Mystery und Psycho-Horror hat mir hervorragend gefallen.
Fazit: Ich finde es gut, dass die Geschichten so verschieden sind und daher eine große Bandbreite abdecken. Man weiß nie was einen erwartet, da liegt (mal wieder) der berühmte Vergleich mit der Pralinenschachtel nahe. Durchweg positiv aufgefallen ist mir bei allen Geschichten der ausgereifte Schreibstil, der das Lesen sehr angenehm gestaltet. Für mich bot das Buch einen sehr kurzweiligen, ersten sanften Einstieg in die Halloween-Zeit.