Brüche im Leben
Wenn es dunkel wirdMenschen, die in ihrem Leben etwas begegnet, das sie dann aus der Bahn wirft: das ist das wiederkehrende Thema in Peter Stamms neuem Erzählband „Wenn es dunkel wird„. Elf Erzählungen sind in dem kleinen ...
Menschen, die in ihrem Leben etwas begegnet, das sie dann aus der Bahn wirft: das ist das wiederkehrende Thema in Peter Stamms neuem Erzählband „Wenn es dunkel wird„. Elf Erzählungen sind in dem kleinen Bändchen versammelt.
Elf Erzählungen, die rund um unfreiwillige Brüche im Leben kreisen, hinter all denen sich aber letztlich doch der unausgesprochene Wunsch verbirgt, dass sich etwas im Leben ändern müsse. „Er selbst schien für dieses Leben verloren zu sein“, heißt es etwa in der ersten Erzählung, die von einem Lehrling handelt, der sich monatelang auf einen Banküberfall vorbereitet.
Viele der Erzählungen macht aus, dass ihr Ende offen bleibt. Wird der Lehrling die Bank überfallen? Kommt es tatsächlich zum Tête-à-tête zwischen Angestellter und Chef – oder ist es nur ein Wunschdenken, das zu dem äußerst schnulzigen Ende der Geschichte führt? Wer ist überhaupt real in der Geschichte „Wenn es dunkel wird“ ?
Für meinen Geschmack sind dabei manche der Geschichten etwas arg kitschig geraten oder schrammt gerade so mithilfe der Mehrdeutigkeit am Schnulzigen vorbei. So etwa die „Frau im grünen Mantel“, aber auch „Sabrina“, die sich immer mehr mit einem Kunstwerk identifiziert, das sie selbst darstellt, und – allen voran – „Der erste Schnee“, eine grausig schnulzige Geschichte um „das schönste Weihnachtsgeschenk, das Georg mir jemals gemacht hat“. Naja.
Mein Favorit ist die Geschichte „Supermond“, in der ein Angestellter, der kurz vor der Pensionierung steht, sich immer überflüssiger fühlt und nicht nur unsichtbar wird, sondern auch langsam verschwindet. Hier zieht Peter Stamm das Absurd-Groteske von Anfang an durch, wo es sonst nur Teil einer Geschichte ist.