Nach dem tragischen Tod ihres kleinen Bruders flieht Mackenzies Familie in ein altes Hotel, dass mittlerweile Wohnanlagen beinhaltet, um dort ein neues Leben zu beginnen.
Doch Mackenzie ist kein normales Mädchen. Sie ist eine Wächterin, deren Aufgabe es ist entflohene Chroniken zu fangen und dem Archiv zurückzuführen. Chroniken sind Abbilder der Verstorbenen, die deren Erinnerungen und deren Leben speichern. Sie werden im Archiv in Schubfächern aufbewahrt und von den Bibliothekaren verwaltet. Wenn solch eine Chronik aufwacht, ist es deren Ziel aus dem Archiv, welches eine Art Parallelwelt darstellt, in die Außenwelt zu fliehen. Dazu muss sie die sogenannten Narrows passieren, die Zwischenwelt zwischen Archiv und Außenwelt, welche durch Türen blockiert werden. Hier kommen Wächter wie Mackenzie ins Spiel. Sie besitzen die Schlüssel zu den Türen zwischen den Welten, können alle drei ungehindert betreten.
Sobald Mackenzie und ihre Familie das Hotel beziehen vervielfachen sich sie Zahlen der entflohenen Chroniken und halten sie ganz schön auf Trab. Bald wird klar, dass die Chroniken manipuliert wurden. Zusammen mit ihrem Freund Wesley versucht Mackenzie der Verschwörung auf den Grund zu gehen.
Thematik, Handlung, Charaktere, Schreibstil und insgesamt konnte mich das Buch und somit die Autorin komplett überzeugen. Die Spannung wurde von Anfang bis Ende aufrecht erhalten und es wurde nie langweilig. Am Ende überrascht die Autorin mit mehr oder weniger unerwarteten Wendungen und Enthüllungen, die der Story nochmal richtig antreiben.
Die Charaktere waren alle wunderbar gezeichnet. Mackenzie ist ein starkes und tapferes Mädchen, dass dennoch sehr verletzlich ist und den Tod ihres Bruders noch nicht verarbeitet hat. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und sie tat mir an vielen Stellen im Buch sehr leid, weil es so scheint, als wäre sie im Prinzip mit ihren Problemen alleine. In ihrer Familie wird nicht über den Tod des Bruders beziehungsweise des Sohnes gesprochen. Während ihre Mutter sich hinter einer Maske aus Euphorie und Hyperaktivität verschanzt, wird ihr Vater immer mehr zum Schatten seiner selbst. Keiner scheint sich wirklich für Mackenzie zu interessieren. So ist es möglich, dass sich ein sechszehnjähriges Mädchen zu jeder Tages- und Nachtzeit für mehrere Stunden aus der Wohnung schleichen kann, ohne dass es jemand bemerkt. Traurig. Zudem ist es für sie natürlich auch schwer zu wissen und zu akzeptieren, dass sich das Abbild ihres geliebten und vermissten Bruders im Archiv befindet, sie aber nicht die Möglichkeit hat ihn zu sehen. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass Mackenzie im Verlauf des Buches auf Wesley trifft, der für mich der coolste Charakter in diesem Buch ist. Er wird nicht als der typische Traumboy beschrieben. Er ist ein Goth mit schwarzem Eyeliner, schwarzen Klamotten, einem tollen Humor und unheimlich viel Persönlichkeit. Er und Mackenzie sind mir direkt ans Herz gewachsen und es war super spannend die beiden bei ihren Abenteuern im Hotel, den Narrows und im Archiv zu beobachten.
Was mit ebenso gefallen hat, waren die kurzen Rückblenden, die es zwischendurch immer wieder mal gab. Dort erfährt der Leser mehr über die Beziehung zwischen Mackenzie und ihrem Großvater, von dem sie die Position der Wächterin sozusagen geerbt hat. Diese Rückblenden sind ein wenig wie Briefe gestaltet und wirken meist sehr melancholisch.
Der Schreibstil von der Autorin ist mitreißend und lässt die Seiten beim Lesen nur so dahin fliegen. Anfangs wird dem Leser zunächst erklärt, worum es sich beim Archiv, den Narrows, den Chroniken und Wächtern eigentlich handelt, was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Dabei unterstützen besagte Rückblenden, die immer mehr Einzelheiten preisgeben.
Alles in allem ein tolles und spannendes Buch, welches mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat. Es setzt sich auf eine ganz neue und noch nicht da gewesene Weise mit dem Thema Tod und dem Leben danach auseinander, die mich derart fasziniert hat, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte.