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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2019

mehr als gelungen

Kühn hat Hunger
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Jan Weilers Kühn-Romane lassen sich gut lesen und erfreulicherweise gelingt es dem Autor das Niveau zu halten. Kühn hat Hunger hat mir genauso gut gefallen wie die beiden Vorgängerromane.
Weiler hat sich ...

Jan Weilers Kühn-Romane lassen sich gut lesen und erfreulicherweise gelingt es dem Autor das Niveau zu halten. Kühn hat Hunger hat mir genauso gut gefallen wie die beiden Vorgängerromane.
Weiler hat sich auch wieder etwas originelles einfallen lassen und lässt die Kriminalhandlung in eine gesellschaftliche Klammer fügen. Kühns Familienprobleme, seine Wunsch abzunehmen und Konflikte mit Kollegen spielen eine genauso wichtige Rolle wie die Ermittlung in einem Mordfall an einer jungen Frau. Damit ist es mehr als ein Krimi, da die gesellschaftliche Thematik wichtiger ist.
Die meiste Zeit wird aus Kühns Gedanken heraus erzählt. Er ist Kommissar, und so genial er bei Verhören und Ermittlung ist, so ist er ein Tropf was die persönlichen Probleme angeht. Das ist überwiegend amüsant zu lesen, obwohl man sich besonders als männlicher Leser gelegentlich selbst vergleicht.
Ich mag die Ironie von Jan Weiler.

Stilistisch gefällt mir auch, dass es dem Autor gelingt, tiefe Einblicke in die Figuren zu gewähren, zum Beispiel auch in den jungen Polizisten Sebastian Pflug, ein labiler Typ, der an der Tötung des Opfers beteiligt ist.

Der Roman bietet ernste Passagen und welche mit umwerfender Komik, sowie milder Spott auf menschliche Schwächen und einem kompakten Plot. Das alles ist mehr als gelungen!

Veröffentlicht am 16.09.2019

einfühlsam und im Rhythmus erzählt

Laufen
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An dem Roman Laufen begeistern mich mehrere Aspekte. Zum einen der Mut der Autorin, nach ihrem Erfolgsroman Der Pfau etwas ganz anderes zu machen. Zum anderen die Konsequenz dabei. Es wird durchgängig ...

An dem Roman Laufen begeistern mich mehrere Aspekte. Zum einen der Mut der Autorin, nach ihrem Erfolgsroman Der Pfau etwas ganz anderes zu machen. Zum anderen die Konsequenz dabei. Es wird durchgängig aus den Gedanken der Protagonistin erzählt, dadurch werden ihre Empfindungen und gesamte Gefühlslage deutlich. Man kommt der Figur sehr nahe. Sie ist sehr verletzlich und befindet sich seit einem Jahr in einem Zustand der Trauer, da ihr Freund auf Grund seiner Depressionen Selbstmord begangen hat. Seit einem Jahr befindet sie sich schon in diesem Zustand. Da entdeckt sie das Laufen für sich, als eine Art Selbsttherapie. Sie nimmt sogar an dem Hamburger Alsterlauf teil und bewältigt 10 km.
Das Lauftempo bestimmt den Erzählrhythmus. Um so mehr hat man als Leser das Gefühl, die Protagonistin zu begleiten.
Der Roman ist trotz der Thematik Trauer nicht niederdrückend, im Gegenteil ermöglicht die Autorin mit ihrem Einfühlungsvermögen dem Leser eine große Empathie zur Hauptfigur.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Pinto

Schöne Monster
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Schöne Monster ist ein Roman aus Singapur. Das liest man selten und ich finde es originell. Die schwüle Hitze wird literarisch gut vermittelt, aber im Mittelpunkt steht eigentlich eine Geschichte, die ...

Schöne Monster ist ein Roman aus Singapur. Das liest man selten und ich finde es originell. Die schwüle Hitze wird literarisch gut vermittelt, aber im Mittelpunkt steht eigentlich eine Geschichte, die überall spielen könnte.
Es gibt 3 Handlungszeiten. Die 16jährigeSzu im Jahr 2003 ist ein Mädchen mit Problemen. Das Schulleben belastet sie.
Dann gibt es den Handlungsstrang um Szus Mutter, der sich von 1968 bis 2003 zieht Szus Mutter war Schauspielerin und spielte in B-Filmen mit. Darauf bezieht sich sowohl der deutsche Titel als auch der Originaltitel Pinto.

Weiterhin gibt es noch eine Handlungsebene 2020, in der Szus Freundin Circe spricht und das Vergangene reflektiert.

Diese Erzählweise ist intelligent und effektiv.

Man darf hoffen, das von Sharlene Tao noch weitere Romane erscheinen werden.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Ein Dorf in der DDR

Kastanienjahre
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Der Roman deckt einen großen zeitlichen Abschnitt ab und stellt das Leben in Peleroich, einem Dorf in der DDR, in den Mittelpunkt. Es geht ab 1950 durch die Zeit der DDR bis zur Wende und Nachwendezeit. ...


Der Roman deckt einen großen zeitlichen Abschnitt ab und stellt das Leben in Peleroich, einem Dorf in der DDR, in den Mittelpunkt. Es geht ab 1950 durch die Zeit der DDR bis zur Wende und Nachwendezeit. Es wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheitspassagen und erzeugt damit verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen.

Man erreicht leicht Zugang zu den Hauptfiguren Elise und Jakob, Karl und Christa sowie Friedrich. Eigentlich sind alle nicht ganz angepasst in der DDR, aber auch keine Widerständler. Sie fühlen sich dort zu Hause! Nur Friedrich engagiert sich und arbeitet heimlich als Fluchthelfer. Jakob stellt immer wieder Ausreiseanträge, die nicht bewilligt werden. Als Negativfigur wird der 100%zig überzeugte Sozialist, der Genosse und Bürgermeister Ludwig eingesetzt.

Dadurch, dass entscheidende Ereignisse sich hauptsächlich auf das eine Dorf beschränken und das noch über Jahrzehnte hinweg, wird es zu einem universalen Ort, der stellvertretend steht. Das ist geschickt gemacht.

Der Roman ist geschmeidig geschrieben. Anja Baumheier hat ihren eigenen Ton!

Veröffentlicht am 08.09.2019

Roman mit poetischer Sprache

Die Kostbarkeit des flüchtigen Lebens
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Ein kurzer, aber reichhaltiger Roman, mit einer fein gearbeiteten Sprache, die poetische Prosa erzeugt, die den Leser mit großer Intensität erreichen kann. Ein Filmemacher erzählt von einem guten Freund, ...

Ein kurzer, aber reichhaltiger Roman, mit einer fein gearbeiteten Sprache, die poetische Prosa erzeugt, die den Leser mit großer Intensität erreichen kann. Ein Filmemacher erzählt von einem guten Freund, der an Krebs erkrankt und daran stirbt. Das löst bei dem Erzähler einen Denkprozess über die Kostbarkeit des flüchtigen Lebens mit Reflexionen über verschiedene Themen aus. Tod und Leben, Erinnerungen an den verstorbenen Eugene, aber auch an andere schon verstorbene Freunde, aktuelle und vergangene Lieben.
Viele französische Filme und Literatur wird zitiert. Das muss man mögen, nicht jeder Leser wird alle Verweise erkennen.

Lange sieht es so aus, als gäbe es keine kontinuierliche Handlung, aber zum Ende hin geht es doch auch um die Realisierung seines Filmprojektes. Am Ende spürt er den verstorbenen Freund, von dem doch noch ein Teil da ist und ihn begleitet.

Ein Buch, das ich sehr mochte und von dessen sprachlicher Qualität nur ungern trenne. Ein weiteres Buch des Autors habe ich mir daher sogleich bestellt.