Die Geschichte zu bewerten fällt mir nicht ganz leicht. Zum Einen ist die Thematik brisant und leider immer noch ein gesellschaftliches Tabu Thema, weswegen ich es super finde, das Thema in einem Jugendbuch zu entdecken. Genau das hat mich nämlich auf den Roman neugierig gemacht.
Die Liebesgeschichte ist süß und intensiv, wenn auch auf einer Art, die für das Alter der Protagonisten ungewöhnlich aber nicht unmöglich ist.
Das Setting im New Adult Bereich empfinde ich als gelungen. Da vor allem Jugendliche ab einem bestimmten Alter es meist schwer fällt, sich zu öffnen und über Probleme zu reden. Daher ist es wichtig ihnen zu zeigen, dass man über alles reden muss, um sich Problemen zu stellen.
Das Cover ist gelungen und ansprechend. Der Titel weckt Neugierde, passt perfekt zur Geschichte und nimmt dennoch nichts vorweg. In ihrer Instagram Story hat die Autorin erwähnt, dass sie froh sei, dass der Verlag den Titel beibehalten hat. Dem kann ich nur zustimmen. Erst im späteren Verlauf der Geschichte, versteht man den Zusammenhang und der ist sehr gelungen.
Ich habe mich sofort in Zack verliebt. Er besticht durch eine emotionale Stärke, die mir sehr imponiert hat. Zudem ist er liebevoll ausgearbeitet und jedes Mädchen würde sich so einen Freund wünschen. Sein Schicksal lässt einen nicht kalt, aber wenn man genau aufpasst, sieht man es kommen.
Der Schreibstil hat mir auch sehr gefallen. Er ist flüssig zu lesen und mir sind keine Rechtschreibfehler aufgefallen (leider keine Selbstverständlichkeit). Dass es der Debütroman der Autorin ist, bemerkt man nur bedingt.
Nun, jedes Lob bedeutet natürlich auch Kritik.
Zum Einen ist das Buch voller Klischees. Das mag den Einen oder Anderen nichts ausmachen, für mich selbst sind ein paar Klischees nichts schlimmes. Wenn aber die gesamte Geschichte, um die Thematik der psychischen Probleme, vor Klischees nur so wimmelt, ist es etwas anderes.
Ich hatte große Probleme in das Buch hineinzufinden, da mir die Hauptprotagonistin sehr unsympathisch war. Meine Hoffnung, dass sich das bessern würde, hat sich leider nicht bestätigt. Meine kritische Haltung zu Louisa liegt nicht an ihren Panikattacken. Denn die waren toll beschrieben, nachvollziehbar und dahingehend tat sie mir richtig leid.
Louisa ist eine hübsche, talentierte, junge Frau, mit einer besten Freundin und einer tollen, sie unterstützenden Familie. Und dennoch tut Lou nichts anderes, als sich den ganzen Tag selbst zu bemitleiden. Sie ist ständig Opfer, sie hat kein bisschen Selbstwertgefühl und hat keine emotionale Stärke. Denn nur weil man psychische Einschränkungen hat, heißt das nicht, dass man automatisch in sich gekehrt ist.
Der Geburtstag ihrer Freundin ist der erste Schritt den sich unternimmt um aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Da trifft sie Zack.
Lou projiziert fast das ganze Buch über ihre Unsicherheit auf Zack und ihre Mitmenschen, was das Lesen sehr anstrengend macht.
Außerdem ist die Entwicklung der besten, frisch verliebten Freundin für mich in der Mitte des Buches nicht nachvollziehbar und war enttäuschend. Es hat einfach nicht zu ihrem tollen Charakter gepasst und ich hatte das Gefühl, sie musste herhalten, um Lou noch eins auszuwischen und noch mehr zum Opfer werden zu lassen.
Einige Charaktere und Handlungsstränge waren, von ihrer Entwicklung her, nicht das was ich erwartet habe.
Meiner Meinung nach hatte der Roman sehr viel Potenzial, welches leider mit einer sehr unsympathischen Hauptprotagonistin ein wenig untergegangen ist.
Ich bin mir bewusst, dass ich mich sehr kritisch mit dem Buch auseinander setze. Über psychische Erkrankungen zu schreiben, ist ein Drahtseilakt und kann in absoluter Begeisterung oder in Unzufriedenheit enden. Bei mir war leider das Zweite der Fall, wahrscheinlich auch, weil ich selbst, seit über zwanzig Jahren, an einer psychischen Erkrankung leide - damit aber offen umgehe.
Dennoch werde ich die Autorin und ihre weiteren Werke im Auge behalten und hoffe auf weitere Geschichten von ihr.
Bewertung:
Mir fiel die Bewertung nicht leicht. Die Autorin ist sehr sympathisch und ich weiß wie viel Herzblut in der eigenen Geschichte liegt.
Dennoch vergebe ich einen Stern für die brisante Thematik, einen für ihren tollen Schreibstil und einen für Zack (ihn muss man einfach lieben). Daher 3 von 5 Sternen.
Ich kann das Buch, trotz meiner kritischen Haltung, weiterempfehlen. Denn wie immer, soll sich jeder selbst ein Bild machen.