Als im Jahr 2003 DIE KASTRATIN erschien, war ich nach dem Lesen des Buches neugierig, wer verbirgt sich hinter dem Namen INY LORENTZ? Auf der Suche im Internet, stieß ich auf die damals aufkommenden und beliebten Bücherforen, auf denen sich Leser untereinander, manchmal aber auch mit Autoren austauschen konnten. Ich wurde Mitglied bei einem dieser Foren und traf dort nicht nur auf Gleichgesinnte, sondern auch auf Iny Lorentz.
Wir kamen ins Gespräch, schrieben uns viel und lernten uns schließlich zwei Jahre später auch mal persönlich bei einer Lesung kennen. Ab da verfolgte ich ihren Weg, so gut dies aus der Ferne möglich war, reiste gedanklich mit ihnen in der Welt herum, erlebte Schlachten, Dramen aber auch Liebesgeschichten, farbig und lebendig.
Viele ihrer Reisen dokumentieren sie heute auf ihrer Website und auf facebook. Immer wieder erhält man so einen Einblick, wo sie waren, was sie erlebt haben und ahnt, in welchem ihrer Bücher dies verarbeitet werden wird.
Als das Buch „Die Wanderschriftsteller“ angekündigt wurde, freute ich mich. Immerhin versprach es, endlich einmal die gesammelten Reisen in einem Buch wiederfinden zu können. Dank NetGalley und dem Holiday Verlag konnte ich schon einmal vor dem eigentlichen Erscheinungsdatum in das Buch hineinlesen.
Die ersten Seiten widmen sich vor allem Iny Klocke und Elmar Wohlrath, das Ehepaar, das sich hinter den Pseudonym Iny Lorentz verbirgt. Man erfährt ein wenig aus ihren jungen Jahren und wie sie schließlich zusammenfanden und zu Iny Lorentz wurden. Dann geht es endlich los mit den Reisen. Waren die ersten Reisen noch mehr der Entspannung und Unterhaltung geschuldet, entwickelten sich daraus schnell Recherchereisen, die in den Büchern verarbeitet wurden. Beide Autoren berichten dabei locker von der Leber weg, was sie erlebt und gesehen haben. Erzählen viele, teils auch witzige Anekdoten, geben einen Einblick, wie sie zu welchem Ergebnis gekommen sind.
Um dem Ganzen ein wenig Struktur zu geben, wurde der Text in Kapitel unterteilt, die auf die Bücher gemünzt sind. So kann man selbst auch querbeet lesen, sollte man sich für die Hintergrundgeschichte eines bestimmten Romans der beiden interessieren:
1. Wie alles begann
2. Die ersten Reisen
3. Auf den Spuren der Wanderhure
4. Auf den Spuren der Wanderhure – Teil zwei
5. Auf Italiens Fluren
6. In Wien
7. Die Jüdin Samuel Goldstaub alias „Die Goldhändlerin“
8. Roland Fischkopf
9. Die Wanderhure wandert weiter
10. Das Vermächtnis der Wanderhure
11. Die Wanderhure, nächste Generation
12. Töchter der Sünde
13. Die Wanderhure im Film
14. Das “Goldene Hörbuch“ für die Wanderhure
15. Die Wanderhure auf der Bühne
16. Auf den Spuren der Pilgerin
17. Feuerbraut und Dezembersturm
18. Mit Lore von Trettin in Berlin
19. Die mühsame Suche nach der Ketzerbraut
20. Die Flammen des Himmels
21. Die Widerkehr der Wanderhure
22. Reisen ins ungewisse
23. Die Hurtigruten
24. Torsten Renk
25. Auf Jan Sobieskis Spuren
Man merkt anhand dieser Gliederung schnell, dass das Buch sehr Wanderhure-lastig ist. Was aber auch verständlich ist, da es nicht nur der größte Erfolg der beiden Autoren ist, sondern auch das Buch mit den meisten Fortsetzungen. Ich kann mich noch erinnern, dass es einmal hieß, es würde eine Trilogie werden. Damals las ich gerade den ersten Teil und freute mich, dass noch zwei Bücher kommen werden. Mittlerweile sind wir bei 7 Teilen, der neuste Band steht schon im Regal und wartet auf mich. Aber auch zu Thorsten Renk, der vierteilige Thriller, der unter ihrem Pseudonym Nicola Marni erschienen war, wird erwähnt. Somit geht es nicht ausschließlich um historische Bücher und der letzte Satz gibt mir Hoffnung, dass Elmar Wohlrath vielleicht doch noch mal in die Tasten hauen wird, um einen fünften Teil zum Leben zu erwecken.
Iny Klocke und Elmar Wohlrath reisen vor allem mit einem Gespann bestehend aus Wohnwagen und Zugfahrzeug. Natürlich kann hier viel passieren und genau diese Anekdoten findet man immer wieder in den Texten, denn auch wenn ihnen das Camping offensichtlich Spaß macht, scheint nicht immer alles glatt zu laufen.
Der Text, der leicht zu lesen ist, viele interessante Aspekte in sich birgt, aber vor allem unterhält, wird durch einige Bilder, die die beiden selbst beigesteuert haben, ergänzt. Zusätzlich findet man vor fast jedem Kapitel das dazu passende Coverbild des entsprechenden Buches. Es sind zwar einige Bilder vorhanden, jedoch hätte ich ehrlich gesagt, mehr Bildmaterial erwartet. Gerade wenn man die Seiten der beiden Autoren kennt, ahnt man doch, dass es daran nicht scheitern mag.
Fazit:
Das Buch ist eine tolle Ergänzung in meiner Sammlung und findet neben den ganzen Romanen von Iny Lorentz seinen besonderen eigenen Platz, sobald es als Print erschienen ist. Vor 16 Jahren interessierte mich vor allem die Menschen, die hinter dem Pseudonym standen, jetzt finde ich es interessant, welche Hintergrundgeschichten es zu einem Roman gibt. Dieses Buch bietet daher einen guten, wenn auch recht eingeschränkten Einblick hinter die Kulissen der Bücher von Iny Lorentz.