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Venatrix

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Veröffentlicht am 18.09.2019

100 Jahre Bauhaus - ein Blick hinter die Kulissen

Diese goldenen Jahre
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Autorin Naomi Woods entführt uns in das Jahr 1922 nach Weimar. Fünf junge Studentinnen und Studenten beginnen mit Enthusiasmus ihr Studium am Bauhaus von Walter Gropius und seinen Meistern. Sie bekommen ...

Autorin Naomi Woods entführt uns in das Jahr 1922 nach Weimar. Fünf junge Studentinnen und Studenten beginnen mit Enthusiasmus ihr Studium am Bauhaus von Walter Gropius und seinen Meistern. Sie bekommen es mit arrivierten Malern wie Paul Klee und Wassily Kandinsky oder strengen wie Johannes Itten zu tun. Itten, der bereits in Wien und der Schweiz unterrichtet hat, verlangt seinen Schülern im Vorkurs einiges ab: Fasten bis zur Selbstaufgabe. Dazwischen wird gefeiert, die Modedroge Kokain konsumiert und dem freien Leben gefrönt. Besonders für die jungen Frauen bedeutet sich diese Zeit als eine völlige Umstellung: Weg mit dem Korsett, den Zöpfen, dem Busen - androgyne Figuren sind gefragt, die sogenannte „Garçonne“. Frauen in Herrenanzügen, Bubikopf, streng asketisch.

Das ist das Umfeld, in dem sich Paul Beckermann, eine der fünf Hauptpersonen, der auch gleichzeitig Erzähler ist, bewegt. Während einige seiner Freunde finanzielle Unterstützung durch die Familie erhalten, muss Paul arbeiten. Er malt für Ernst Steiner, einen etwas zwielichtigen Kunsthändler, üppige, aber kitschige Landschaftsbilder.

Natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen. Paul ist unsterblich in Charlotte verliebt, die jedoch mit Jenö zusammenlebt, der seinerseits von Walter geliebt wird. Eine Art Reigen von ungestillten Leidenschaften.

Doch bald schlägt das Schicksal in Form der Nazis zu. Das Bauhaus übersiedelt vom konservativen Weimar nach Dessau. 1933 wird das Bauhaus endgültig verboten und geschlossen.
Schon zuvor wird Gropius vorgeworfen, „zuviele Juden und zuviele Frauen“ in die Schule aufzunehmen.
Auf Grund einer Liste, die die Namen von Ausländern und Juden enthält, wird auch Charlotte, die gebürtige Pragerin zur persona non grata. Für eine Flucht ist es allerdings zu spät. Charlotte stirbt in einem Konzentrationslager. Erst Jahre später kommt heraus, wer diese Liste an die Nazis weitergeben hat.

Meine Meinung:

Dieser Roman zeigt einiges über die Bauhaus-Zeit, die doch recht turbulent war. Die sektiererische Haltung von Itten, der seine Schüler hier (meiner Ansicht nach) missbraucht, war mir schon länger bekannt. Gut gelungen ist die Darstellung der Studenten, die sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben.

Die Liebeswirren von Paul sind mir ein wenig zu detailliert. Ich hätte mir ein wenig mehr „Bauhaus“, Kunst, Design etc. gewünscht. Aber dafür gibt es ja noch ein paar Sachbücher.

Fazit:

EIn zur 100-Jahr-Feier der Gründung des Bauhauses passender Roman, der die Zeit gut darstellt. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Netter Urlaubskrimi mit Provence-Feeling

Lavendel-Gift
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Das ist der zweite Krimi von Carine Bernard, in dem sich (fast) alles um den Lavendel dreht.

Lilou Braque ist Polizei-Schülerin und steht kurz vor ihrer Ausmusterung als Commissaire. Dazu absolviert ...

Das ist der zweite Krimi von Carine Bernard, in dem sich (fast) alles um den Lavendel dreht.

Lilou Braque ist Polizei-Schülerin und steht kurz vor ihrer Ausmusterung als Commissaire. Dazu absolviert sie ihr letztes Praktikum. Zu ihrem Leidwesen nicht im schicken Paris oder mondänen St. Tropez, sondern leider in der Provence, also Provinz.
In der Polizeistation ist sie nicht unbedingt gerne gesehen und wird häufig von den Kollegen für ungeliebte Arbeiten wie Berichte schreiben eingesetzt.

Doch dann schlägt ihre große Stunde: Ein Mord und sie darf bei den Ermittlungen mitarbeiten. Der Schock ist groß als sich herausstellt, dass das Mordopfer ihr Vermieter ist. Frédéric Benoit ist ein alter, auf den Rollstuhl angewiesener Mann, dem Lilou täglich vorgelesen und mehrmals Abendessen gekocht hat. Wer sollte dem alten Mann Böses tun? Hängt sein gewaltsamer Tod mit dem alten, handgeschriebenen Kochbuch zusammen, das er Lilou zur Aufbewahrung gegeben hat?

Lilous Verdacht stößt bei ihrem Vorgesetzten auf wenig Gegenliebe. Deshalb zieht Lilou eigene Erkundigungen ein. Dabei trifft sie auf Simon, den charmanten Großneffen von Frédéric, der recht plötzlich aufgetaucht ist.

Meine Meinung:

Ein netter Provence-Kimi, der prompt Urlaubsstimmung aufkommen lässt.
Anders als in „Lavendel-Tod“ haben wir es hier mit einer Polizei-Schülerin zu tun, die sich in der Männerwelt erst behaupten muss.
Deutlich sind Lilous Zweifel an ihrer Berufswahl zu spüren. DOch sie lässt sich nicht beirren und löst den Fall mit Intuition, auch wenn das dem Polizeichef nicht gar so behagt.

Fazit:

Ein netter Provence-Kimi, der prompt Urlaubsstimmung aufkommen lässt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Dynastie Habsburg - wahrlich kaiserlich

Kaiserlicher Glanz
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Was haben Rudolf von Habsburg (1219-1291) und Karl von Habsburg-Lothringen (1887-1922) außer den klingenden Namen noch gemeinsam?

Keiner mochte sie. Im ersten Fall die deutschen Fürstentümer die einen ...

Was haben Rudolf von Habsburg (1219-1291) und Karl von Habsburg-Lothringen (1887-1922) außer den klingenden Namen noch gemeinsam?

Keiner mochte sie. Im ersten Fall die deutschen Fürstentümer die einen leicht lenkbaren und harmlosen Kaiser suchten, im anderen Fall die Bewohner des Vielvölkerstaates, die nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg genug von der Monarchie hatten.

Rudolf I. steht am Beginn einer langen Reihe von Habsburgern, die Gebiete eroberten und auch wieder verloren. Karl I. ist der letzte regierende Habsburger.

Dazwischen finden wir eine lange Reihe von fähigen, unfähigen, langlebigen, kurz regierende Erzherzöge bzw. Kaiser. Franz Stephan von Lothringen tanzt hier aus der Reihe. Er ist „nur“ angeheiratet. Seine Gemahlin ist niemand Geringerer als Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, Königin von Böhmen, Ungarn usw..

Fast ununterbrochen sind die Habsburger gleichzeitig auch Kaiser „des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ bis sich 1804 ein französischer Parnvenü aufschwingt, Kaiser der Franzosen zu sein. Da wirft Kaiser Franz II./I. die Deutsche Kaiserkrone 1806 hin. Immerhin ist er zwei Jahre lang Doppel-Kaiser.

Sigrid-Maria Größing ist eine gute Kennerin von Habsburgs Geschichte und „G‘schichtln“. Wer sich in der langen Reihe von regierenden Habsburger auskennt, wird wenig Neues erfahren. Für alle jene, die sich in der Dynastie (noch) nicht gut auskennen, ist dieses Buch ein gelungener Einstieg.

Ich hätte mir zu jedem Herrscher noch ein Porträt gewünscht, denn die Autorin beschreibt die Physiognomie der Personen recht anschaulich. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Bildnisse geschönt sind.

Fazit:

Amüsant geschrieben. Ein gutes Geschenk für alle, die große Dynastien mögen.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Ich bin kein Jude, ich bin ein Mensch

Vergesst unsere Namen nicht
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Als Simon Strangers kleiner Sohn buchstäblich über den Stolperstein für Hirsch Komissar stolpert, und nachfrägt, was diese in den Straßen eingelassenen Messingplatten bedeuten, beginnt Stranger sich mit ...

Als Simon Strangers kleiner Sohn buchstäblich über den Stolperstein für Hirsch Komissar stolpert, und nachfrägt, was diese in den Straßen eingelassenen Messingplatten bedeuten, beginnt Stranger sich mit der jüdischen Geschichte seiner Frau Rikke zu beschäftigen.

"Warum wurde er ermordet, Papa?
"Weil er Jude war. "
"Ja, aber warum?"

Rikke, ist eine Nachfahrin von Hirsch Komissar, der von den Nazis ermordet worden ist. Über 80 Jahre und vier Generationen erstreckt sich der Roman, der ein beredtes Zeugnis einer dunklen Zeit beleuchtet.

Die Geschichte der Familie Komissar ist eng mit der Vita von Henry Oliver Rinnan verknüpft. Rinnan, aus einfachen Verhältnissen, kleinwüchsig, unscheinbar und fies, ist Spitzel der Nazis, schleimt sich bei seinen norwegischen Landsleuten ein und liefert
Widerständler und Juden den Deutschen aus.


Meine Meinung:


„Ich bin kein Jude, ich bin ein Mensch“ - das Menschsein haben die Nazis den Juden mehrfach abgesprochen.

Über die Nazis und ihre Gräueltaten sind schon viele Bücher geschrieben worden. Die meisten beschäftigen sich mit den Schicksalen deutscher Juden. Diesmal liegt der Fokus auf Norwegen, das von 1940 bis 1945 von der deutschen Wehrmacht besetzt war. Um an Mitglieder des norwegischen Widerstands zu kommen, bedient sich die Wehrmacht, wie in allen besetzten Gebieten, einiger Einheimischer wie Rinnan. Ob aus Überzeugung oder „nur“ wegen einer kriminellen Ader, lässt sich nicht ganz herausfinden. Rinnan fühlt sich das erste Mal in seinem Leben bedeutend. Er wird Kopf einer Verbrecherbande, die vor Folter und Mord auch in den eigenen Reihen nicht zurückschreckt.

Autor Simon Stranger verknüpft geschickt Fakten mit Fiktion. Ein interessantes Detail sind die Kapitelüberschriften, die lediglich aus einem Buchstaben des Alphabets bestehen. So steht das A für Antisemitismus, das H für Hirsch oder Hoffnung.

Zuerst wollte der Simon Stranger nur den Namen Hirsch Komissar vor dem Vergessen bewahren, denn die jüdische Tradition glaubt, dass ein Mensch erst dann richtig tot ist, wenn sich keiner mehr an ihn erinnert. Doch dann entdeckt er, dass seine Schwiegermutter Grete Komissar, im „Bandenkloster“ genannten aufgewachsen ist. Es ist das Haus von Henry Oliver Rinnan, der Hirsch und zahlreiche andere Juden denunziert hat. Die Geschichte des Hauses liest sich ebenso spannend wie die Geschichte der Personen.

Während Hirsch 1942 ermordet wird, gelingt seinen Söhnen Gerson und Jacob die Flucht nach Schweden. Gerson wird später Ellen heiraten und in das „Bandenkloster“ einziehen. Während Gerson den Einzug in das Haus eher pragmatisch sieht, da es billig zu haben ist, leidet Ellen unter der gewalttätigen Aura des Gebäudes.

Obwohl es interessant ist, wie aus einem unscheinbaren, nicht beachteten Jungen ein brutaler Verbrecher wird, nimmt die Lebensgeschichte von Rinnan weit mehr Raum in diesem Roman ein, als ihm meiner Ansicht nach zusteht. An manchen Stellen tritt die Familiengeschichte Komissar in den Hintergrund und jene von Rinnan plustert sich ungebührlich auf. Das eine oder andere Mal hat sich bei der Gedanke aufgedrängt, dass aus dem gehänselten, missachteteten Rinnan, also einem Opfer, nichts anderes werden konnte als ein Täter. Denn mit der Unterstützung der Nazis ist sein Name endlich in aller Munde, wenn schon nicht geachtet, so denn gefürchtet.

Der Schreibstil ist dem Thema angemessen: Sachlich, bisweilen, ob der Monströsität der Verbrechen, distanziert wirkend, begeben wir uns mit dem Autor in die wohl dunkelste Zeit der Historie.

Mehrfache Perspektivenwechsel lassen die Erzählstränge deutlich erkennen.

Fazit:

Eine interessante Familiengeschichte, der ich gerne 4 Sterne gebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Authentizität
  • Geschichte
Veröffentlicht am 12.09.2019

Eintauchen in das London von 1888

Hurenmord - Die Rose von Whitechapel
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In „Hurenmord - Die Rose von Whitechapel“ erzählt Tabea Koenig nun Christines Gillards Geschichte. Sie entführt uns ins London von 1888.

Nach ihrer Heirat mit dem viele Jahre älteren Henry ist aus der ...

In „Hurenmord - Die Rose von Whitechapel“ erzählt Tabea Koenig nun Christines Gillards Geschichte. Sie entführt uns ins London von 1888.

Nach ihrer Heirat mit dem viele Jahre älteren Henry ist aus der ehemaligen Prostituierten eine respektable Person geworden, die sich mit dem „Renfield Eden“ sozial engagiert. „Renfield Eden“ ist ein Frauenhaus in dem misshandelte Frauen mit ihren Kindern Zuflucht finden. Auch Prostituierte, die aus diesem Job aussteigen wollen, werden hier aufgenommen.

Während Christine um ihren eben verstorbenen Ehemann trauert, treibt ein Seri-enmörder sein Unwesen. Ausgerechnet Frauen aus „Renfield Eden“ sind seine Op-fer. Will hier jemand das soziale Werk Christines diskreditieren? Oder steckt hier mehr dahinter?

Der Trauerfall und die Morde bescheren Christine ein Wiedersehen einerseits mit Emily, die nun mit Liam verheiratet ist und ein Kind erwartet und anderer-seits mit Inspektor John Pike, der wieder mit den Ermittlungen betraut ist.

Meine Meinung:

Die Autorin nimmt sich eines bereits vielfach verfilmten bzw. beschriebenen Themas an: Den Frauenmorden in Whitechapel durch Jack the Ripper. Nachdem der Serienmörder niemals gefasst wurde, ranken sich allerlei Mythen um diese Ver-brechen. Die Geschichte ist nach wie vor nicht „auserzählt“, sondern feuert nach wie vor Autoren an, ihre Gedanken zu Papier zu bringen.

Wir erfahren von haarsträubenden Ermittlungspannen und den aussichtlosen Kampf der unterbezahlten und unterbesetzten Londoner Kriminalpolizei gegen den Seri-enmörder.

Neben der Jagd nach dem Verbrecher darf auch Persönliches nicht fehlen. So muss John Pike erleben, dass seine geschiedene Frau Judith, einen neuen Ver-lobten, Herbert, hat, von dem sie bereits schwanger ist. Herbert ist ein rei-cher Geschäftsmann, der sein Vermögen nicht immer ganz sauber erworben hat. Zwischen John und Herbert entspinnt sich ein Kampf um Eddie, John und Judiths gemeinsamen Sohn. Auch hier ist die verlogene Moral des Viktorianischen Zeit-alters deutlich zu spüren. Ein Frau, die außerhalb einer Ehe ein Kind erwar-tet, gilt jedenfalls als leichtes Mädchen und wird von allen geächtet.

Apropos Viktoria: hier konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen als Chris-tine in Johns Büro kommt und statt des Gemäldes der Queen, eine Landkarte mit den Tatorten an der Wand hängt. Das Bildnis der Königin steht im Abstellraum.

Autorin Tabea Koenig hat die Lebensbedingungen der Menschen, und vor allem jene der Frauen, penibel recherchiert. So erfährt man, dass auch verheiratete Frauen unter der Fuchtel ihrer Ehemänner stehen und über keinerlei Geschäfts-fähigkeit verfügen. Für alles und jedes brauchen sie die Zustimmung der Män-ner.

Obwohl dieses Buch der zweite Teil der „Blumen-Trilogie“ ist, lässt sich die-ser Band gut ohne Vorkenntnisse lesen. Relevante Hinweise auf die Vergangen-heit werden dezent eingeflochten.

Fazit:

Ein fesselnder historischer Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.