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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2019

Kinderbuch über Trauer und Hoffnung

Der lange Weg zu dir
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An einem See leben die Kinder Adam und Sonia; Adam mit seinem Hund Rufus, seinem besten Freund, auf der einen Seite des Sees, und auf der anderen Seite Sonia mit ihrer Katze Miezi. Rufus ist alt, und als ...

An einem See leben die Kinder Adam und Sonia; Adam mit seinem Hund Rufus, seinem besten Freund, auf der einen Seite des Sees, und auf der anderen Seite Sonia mit ihrer Katze Miezi. Rufus ist alt, und als er stirbt, ist Adam untröstlich traurig. Sonia und Miezi machen sich auf den Weg zu ihm. Als sie ihn auf abenteuerliche Weise erreichen, hält Miezi eine große Überraschung für alle bereit.

Diese kindgerechte Geschichte über Tod, Trauer und Neuanfang ist wunderschön bebildert. In einfachen Worten erzählt der Autor Martin Widmark von Adam und Sonia und ihren geliebten Tieren. Die Geschichte bietet den Neuanfang an als Ende der Trauerphase, wobei auch klar wird, dass die Trauer um das geliebte Tier immer noch ihren Platz hat. Die Illustrationen erzählen all das, was die Worte nur andeuten. Als Geschichte auf dem Monitor des Readers ist die Geschichte deshalb kaum zu empfehlen, denn hier werden unbedingt die Farben der Bebilderung benötigt. Monieren muss ich außerdem, dass Sonia ohne Bezugsperson dargestellt wird. Wie kann es sein, dass ein Kind mit seiner Katze allein durch die Gegend zieht, ohne vermisst zu werden und ohne selbst jemand zu vermissen? Diese Frage wird sicher von Kinderseite kommen, und das Buch liefert keine adäquate Antwort dazu.

Diese Geschichte für größere Kindergartenkinder und jüngere Grundschulkinder bietet sich als Gesprächsaufhänger an für die Themen Tod und Trauer einerseits sowie andererseits Freundschaft und Neuanfang. Dafür empfehle ich das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Beeindruckend

Ein anderer Takt
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Sutton in den Südstaaten: Im Juni 1957 streut der schwarze Farmer Tucker Caliban Salz auf seine Felder, tötet sein Vieh, brennt sein Haus nieder und verschwindet Richtung Norden. Ihm tun es alle anderen ...

Sutton in den Südstaaten: Im Juni 1957 streut der schwarze Farmer Tucker Caliban Salz auf seine Felder, tötet sein Vieh, brennt sein Haus nieder und verschwindet Richtung Norden. Ihm tun es alle anderen schwarzen Bewohner der Stadt nach. Ungläubig beobachten die weißen Bewohner den Exodus der Schwarzen aus der Stadt, ja aus der gesamten Region.

Der Autor William Melvin Kelley thematisiert die Diskriminierung der Afroamerikaner in den Südstaaten. Aus der Sicht der Weißen beobachtet er, wie die Schwarzen aus der Region verschwinden. Sie können es nicht fassen, was sie sehen. Es ist keine leichte Lektüre, diese Geschichte von den Schwarzen, die mit grimmiger Überzeugung ihr bisheriges Leben verlassen. Obwohl dieses Buch bereits 1962 geschrieben wurde, hat sich das Thema auch heute noch nicht erledigt. Die Geschichte besticht durch eine sehr gewählte, poetisch angehauchte Sprache. Erzählt aus mehreren Perspektiven, aber immer aus der Sicht der Weißen, ist es ein äußerst ungewöhnliches und beeindruckendes Buch. Etwas unübersichtlich wird die Geschichte durch die vielen Personen, die eine Rolle spielen, dennoch gelingt es einem sehr schnell, sich hier den Überblick zu verschaffen.

Dieses Buch mit dem nach wie vor aktuellen Thema empfehle ich unbedingt weiter und vergebe gute 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Wieviel zählt das Leben eines (afro)amerikanischen Jungen

Die Nickel Boys
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Der sechzehnjährige Elwood lebt in den 1960er Jahren mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee. Er ist ein Bewunderer Martin Luther Kings und schon ganz gespannt auf sein Studium am College. ...

Der sechzehnjährige Elwood lebt in den 1960er Jahren mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee. Er ist ein Bewunderer Martin Luther Kings und schon ganz gespannt auf sein Studium am College. Durch einen dummen Zufall gerät er beim Trampen in ein gestohlenes Auto und kommt in die Besserungsanstalt Nickel Academy. Dort ist er der Willkür der (weißen) Betreuer unbarmherzig ausgeliefert, die Kinder werden dort missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt.

Nach seinem literarischen Erfolg „Underground Railroad“ hat sich der Autor Colson Whitehead erneut der Geschichte der Afroamerikaner angenommen und erzählt aus dem Leben eines Jungen, der von der Gleichberechtigung der Rassen träumt, doch dann jäh aus diesem Traum gerissen wird. Wie der Autor im Nachwort erläutert, gibt es zwar nicht die Nickel Anstalt, allerdings durchaus ein historisches Vorbild dieser Besserungsanstalt. Bitter ist es, Elwood auf seinem Weg zu folgen, der doch eigentlich ganz anders hätte verlaufen sollen. Colson Whitehead erzählt von tief verwurzeltem Rassismus und der himmelsschreienden Ungerechtigkeit gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung. Seine Erzählung geht unter die Haut und hinterlässt tiefes Mitgefühl mit den Jungs, die in einer solchen Besserungsanstalt landeten. Dies waren nicht nur Farbige, sondern auch Weiße, die zwar etwas weniger leiden mussten, doch auch sie wurden vom Schicksal nicht verschont. Die Sozialkritik, die hinter der Geschichte der „Nickel Boys“ steckt, wird jedoch etwas uneindeutig: Geht es um die Gleichberechtigung der Rassen oder um das Leben der Jungs, die in der Besserungsanstalt jeder Willkür unterlagen? Hier wäre es m.E. wohl besser gewesen, sich nur einem Thema anzunehmen und das andere in einer nächsten Geschichte zu verarbeiten.

Diese erschütternde Geschichte unbedingt weiter empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein Täter ohne Skrupel

Im Wald der Wölfe (Jan-Römer-Krimi 4)
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Der Journalist Jan Römer ist im Urlaub im Thüringer Wald, dort hat er sich eine Blockhütte in der Nähe von Frauenwald angemietet. Jan Römer ist zuständig für die Rubrik „Ungelöste Fälle“, zusammen mit ...

Der Journalist Jan Römer ist im Urlaub im Thüringer Wald, dort hat er sich eine Blockhütte in der Nähe von Frauenwald angemietet. Jan Römer ist zuständig für die Rubrik „Ungelöste Fälle“, zusammen mit seiner Kollegin Stefanie Schneider, die alle nur Mütze nennen. Dies ist nun bereits der vierte Fall, in dem die beiden sich einem Cold Case annehmen und nach der Lösung suchen. Denn klar ist, auch diesmal findet Jan einen solchen Fall und kann Mütze dafür begeistern, so dass sie sich zusammen mit Arslan und dessen Freundin Lena auf den Weg zu Jan machen. Sie sind mehreren Morden auf die Spur gekommen, die in einem nahegelegenen Waldstück geschehen sind, im Wald der Wölfe. Einer der Morde ist erst vor einigen Jahren geschehen, doch andere sind noch aus der Zeit der DDR. Die Toten hatten ein Brandmal auf der Stirn, ein Wolf mit gefletschten Zähnen in einem kreisrunden Symbol, kombiniert mit der römischen Ziffer XIII.

Es gibt einige seltsame Ereignisse, die Jan und Mütze sowie Arslan und Lena aufmerksam machen. Da ist das Wolfsmal nur eines davon. Diese Fragen sind Teil des Rätsels, das der Autor Linus Geschke dem Leser präsentiert und ihn damit zum aktiven Mitraten einlädt. Häppchenweise nur gibt die Lektüre ihre Antworten preis, dafür gibt es weitere Ungereimtheiten, so dass der Leser gerne bei der Stange bleibt. Die Gefahr ist dabei immer präsent, das liest sich aus den Gedanken des Täters und ist auch für die Protagonisten deutlich greifbar: Hier gibt es jemand, der keine Skrupel kennt. Doch wer steckt dahinter, was ist seine Motivation? Die verschiedenen Zeitebenen werden gut miteinander kombiniert, es fehlt auch nicht der nervenzerfetzende Showdown.

Diesen spannenden Krimi möchte ich sehr gerne weiter empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Ein unheilvolles Eheversprechen

Am Ende das Böse
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Die Autorin Malin Remy fühlt sich verfolgt – von ihrem geschiedenen Ehemann Adrian Bartosz, auch er ist als Autor tätig. Inzwischen ist sie wieder glücklich verheiratet, und um ihre unglückliche, von Gewalt ...

Die Autorin Malin Remy fühlt sich verfolgt – von ihrem geschiedenen Ehemann Adrian Bartosz, auch er ist als Autor tätig. Inzwischen ist sie wieder glücklich verheiratet, und um ihre unglückliche, von Gewalt geprägte Ehe mit Adrian zu verarbeiten, liest sie bei einer Modenschau in Paris aus ihrem autobiografischen Roman „Ehe“. Dabei hat sie im Publikum ihren Ex-Mann entdeckt, der ihr erneut lautlos Rache schwört.

Wie bei den meisten Büchern der Autorin Astrid Korten liegt dieser Geschichte eine wahre Begebenheit zugrunde. Diese Geschichte handelt von Gewalt in der Ehe, aber auch von Rache, Neid und Eifersucht. Beide Autoren eifern darum, wer der bessere Autor sei, wobei Malin ihren Mann zu überflügeln droht. Abwechselnd wird die Geschichte aus der Perspektive von Malin und Adrian erzählt und zeigt immer wieder neue Aspekte der Geschehnisse. Das lässt den Leser immer wieder neu überlegen, was dahinter steckte, Zweifel an bisherigen Erkenntnissen scheinen angebracht: Nichts scheint mehr sicher, alles könnte auch ganz anders sein. Das ist raffiniert geschrieben, man ist fasziniert von den überraschenden Wendungen, die diese Geschichte nimmt.

Ich schätze die Bücher von Astrid Korten für ihre Gänsehaut erzeugenden Geschichten voller überraschender Erkenntnisse, und auch dieses Buch hat mich schnell fesseln können. Sehr gerne empfehle ich es weiter und vergebe vier von fünf Sternen.