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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2020

ein schönes Buch

Der Freund
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Irgendwie lese ich zur Zeit sehr viele Bücher, in denen der Tod eines geliebten Menschen eine zentrale Rolle spielt. Keine Ahnung, woran das liegt. Aber irgendwie finde ich es auch ein sehr wichtiges Thema ...

Irgendwie lese ich zur Zeit sehr viele Bücher, in denen der Tod eines geliebten Menschen eine zentrale Rolle spielt. Keine Ahnung, woran das liegt. Aber irgendwie finde ich es auch ein sehr wichtiges Thema und greife immer wieder zu solchen Geschichten. Umso überraschender, was Sigrid Nunez hier erzählt, denn „Der Freund“ entwickelte sich ganz anders, als ich es erwartet hatte. Ich muss vorab noch erwähnen, dass ich kein Hunde-Mensch bin. Katzen sind mir lieber. Aber ich habe sehr viele liebe Menschen in meinem Bekanntenkreis, die Hunde haben und fühlte mich daher nicht abgeschreckt davon, dass eine große Dogge eine zentrale Rolle im Buch spielt.

Nunez greift stilistisch zu einigen Tricks, die der Geschichte einen ganz eigenen Ton geben. Zum Beispiel haben die Darsteller bis auf den Hund Apollo keine Namen. Man soll keine Empathie aufbauen, sondern ist stiller Beobachter von menschlichen Schwächen und Eigenheiten, von einem Literaturbetrieb, der so ganz anders abläuft, als man es sich als unbedarfter Leser vielleicht vorgestellt hat, von einer Ich-Erzählerin, die trauert um den Freund und sich dabei einlässt auf einen tierischen Begleiter, der mit seiner unaufgeregten Gelassenheit Ruhe und Kraft in ihre kleine Wohnung bringt und als lebendes Symbol für die Freundschaft zu dem Toten fungiert.

Ein Roman voller Raffinesse, der von einem Thema
zum nächsten mäandert ohne dass es langweilig oder zu viel wird. Wie ein gutes Gespräch mit einer Freundin über das Leben, das Lieben, die Arbeit und den Verlust. Ein schönes Buch.

Veröffentlicht am 30.10.2019

toller erster Teil

Die Krone der Dunkelheit
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„Die Krone der Dunkelheit“ war mein erstes Buch von Laura Kneidl. Wurde aber langsam auch mal Zeit. Die Erwartungen waren hoch, da die Autorin bereits sehr gefeiert wird.

Erzählt wird die Geschichte zweier ...

„Die Krone der Dunkelheit“ war mein erstes Buch von Laura Kneidl. Wurde aber langsam auch mal Zeit. Die Erwartungen waren hoch, da die Autorin bereits sehr gefeiert wird.

Erzählt wird die Geschichte zweier junger taffer Frauen. Zum einen ist das Freya, einer hochwohlgeborenen Prinzessin, die durch verbotene Magie versucht ihren entführten Zwillingsbruder wieder zu finden. Zum anderen ist da Ceylan, eine Waise die glaubt, wenn sie eine gute Ausbildung zur Wächterin machen könnte, würde sie eine Möglichkeit bekommen, Rache zu nehmen an den Mördern ihrer Eltern.

Fast ebenbürtig zu den starken Hauptfiguren gibt es jede Menge interessanter Sidekicks und Nebendarsteller. Das ist mir bei dieser jugendlichen Fantasygeschichte besonders positiv aufgefallen, dass das Personal sehr liebevoll ausgefeilt wurde und nie eindimensional oder vorhersehbar agierte. Dadurch gibt es auch einige handfeste Überraschungen in einem Plot, der vielleicht nichts wirklich Neues bietet aber das so unterhaltsam zubereitet, dass ich am Ende nur heilfroh war, dass es schon eine Fortsetzung gibt, denn das Ende dieses ersten Bandes hat es wirklich in sich.

Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt sondern sogar ein Stück weit übertroffen.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Vom Feinsten

Der Untergang der Könige
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Mit 860 Seiten ist es wirklich ein epischer erster Teil, den Jenn Lyons mit „Der Untergang der Könige“ vorlegt. Und was gibt es Besseres zu sagen über so einen dicken Wälzer, als dass ich froh war, dass ...

Mit 860 Seiten ist es wirklich ein epischer erster Teil, den Jenn Lyons mit „Der Untergang der Könige“ vorlegt. Und was gibt es Besseres zu sagen über so einen dicken Wälzer, als dass ich froh war, dass ich so lange in dieser neuen magischen Fantasywelt verweilen durfte. Und dass noch vier weitere Teile angekündigt sind erfreut mein Herz, vor allem, wenn sie an die Qualität des ersten herankommen sollten.

Keiner kann das Fantasyrad neu erfinden. Aber Lyons hat durchaus eine eigene Stimme und findet einen eigenen Stil für ihre Geschichte. Am Anfang erfordert es eine gewisse Aufmerksamkeit bis man sich die Namen der diversen Akteure angeeignet hat. Durch einen zeitlichen Wechsel in den zwei Erzählebenen, könnte man zusätzlich verwirrt werden und das wäre schade, denn von Anfang an gibt es viele kleine Rätsel und Hinweise, die für den Fortgang der Storyline immer wichtiger werden. Die Ausgangslage ist denkbar spannend. Der Held Kihrin schmort hinter Gittern, wartet auf seine Hinrichtung. Ein dämonischer Bewacher zwingt ihn zu einer Lebensbeichte und dadurch erfährt der Leser recht bald, dass mehr hinter ihm steckt, als der einfache Dieb, der er als Teenager gewesen war.

Aber wer ist er wirklich? Wer sind seine wahren Eltern? Ist er der Retter, auf den alle hoffen oder wird er die Welt aus den Angeln heben und vernichten?

Es wimmelt in dieser Geschichte von interessanten Gestalten. Vor allem die Art, wie hier Hexen, Dämonen. Seelenwanderer und Ungeheuer beschrieben werden ist so plastisch, farbenfroh und intensiv, man riecht fast die verderbte Fäulnis und spürt den Hauch der Bedrohung zwischen den Zeilen. Die Autorin kann wirklich erzählen. Ein Highlight für mich sind auch die Dialoge, die den Plot zusätzlich befeuern und mit einer gesunden Prise Humor und Ironie würzen.

Die Messlatte bei High Fantasy liegt bei mir ziemlich hoch. Die 4,5 Sterne kann „Der Untergang der Könige“ aber problemlos über die ganze Strecke halten. Der zweite Band erscheint in vier Wochen auf Englisch. Ich hoffe auf eine schnelle Übersetzung und freue mich darauf.

Veröffentlicht am 13.09.2019

Nesbo überzeugt

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Harry kommt mal wieder mit seinem Leben nicht zurecht. Rakel hat sich von ihm getrennt und er säuft schlimmer denn je. Ein Wunder, dass er es schafft, sich degradiert als einfacher Ermittler überhaupt ...

Harry kommt mal wieder mit seinem Leben nicht zurecht. Rakel hat sich von ihm getrennt und er säuft schlimmer denn je. Ein Wunder, dass er es schafft, sich degradiert als einfacher Ermittler überhaupt noch in die Arbeit zu schleppen. Aber der Job hält ihn am Leben. Auch als sein Unglück durch einen Mord noch größer wird. Und Harry schwört Rache und jagt einen Mörder, den er schon lange als brutalen Vergewaltiger kennt.

Bitter und frustrierend ist dieser neue Nesbo-Krimi. Und süchtig machend gut. Ja, man sollte unbedingt schon mal etwas von diesem Autor und seinem bekanntesten Kommissar gelesen haben. Erst dann kommt das ganze Ausmaß der Tragik dieser Figur zum Tragen. Aber so oder so funktioniert der Kriminalfall wieder mal bestens. Spannend, kniffelig, voller überraschender Volten.

„Messer“ ist für Fans und für solche, die es werden wollen. Jo Nesbo überzeugt mal wieder.

Veröffentlicht am 12.09.2019

überraschend tiefsinnig

Wir gegen euch
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Björnstadt ist eine Kleinstadt mit einem Trauma. Dieses wurde im Vorgängerband beschrieben. Im Nachhinein finde ich es schade, dass ich diesen nicht vorher gelesen habe, denn auch wenn man nach und nach ...

Björnstadt ist eine Kleinstadt mit einem Trauma. Dieses wurde im Vorgängerband beschrieben. Im Nachhinein finde ich es schade, dass ich diesen nicht vorher gelesen habe, denn auch wenn man nach und nach in die Geschichte reinkommt, so bleibt doch ein kleiner Stachel, dass ich viele Feinheiten nicht oder nur aus einer Nacherzählung der Geschehnisse bekommen habe. Aber auch so ist dieser zweite Teil sehr dramatisch und bewegend. Die Schicksale der vielen Protagonisten berühren auf unterschiedlichste Weise. Durch die vielen Szenewechsel wird ein hohes Tempo gefahren und man muss aufmerksam dabeibleiben.

Besonders gefallen hat mir die Art, wie der Leser angesprochen wird, als würde tatsächlich jemand mir erzählen, was passiert ist. Und mich mit kleinen Andeutungen neugierig machen oder schon vorher auf das Unvermeidliche vorbereiten. Dadurch wirkt es manchmal wie eine Parabel oder ein Märchen, wobei es viel zu realistisch dafür ist. Es gibt auch nicht dieses „Und sie lebten glücklich bis ans Ende…“. Aber immer wieder blitzt auch etwas wie Hoffnung auf und durch die Einschübe über Eishockey und die Eishockeyfans wird die ganze Stadtgemeinschaft in einen gemeinsamen Kontext gesetzt, über alle Probleme und Animositäten hinweg.

Ein Roman, der mich überrascht hat mit seiner Tiefe. Die ersten – heiteren –Bücher des Autors waren nicht mein Fall. Dieses hat mir sehr gut gefallen. Ich wäre auch den Vorgänger noch lesen.