Cover-Bild Beschreibung einer Krabbenwanderung
(4)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 12.03.2018
  • ISBN: 9783832198800
Karosh Taha

Beschreibung einer Krabbenwanderung

Roman
Sanaa ist zweiundzwanzig. Sie studiert, hat einen Freund und einen Liebhaber, und sie hat Träume. Alles könnte gut sein, wäre da nicht die Realität, die sie immer wieder kneift, während sie träumt – kneift wie die Krabbe damals im Irak, als sie im Fluss badete. Die Realität, das sind: Sanaas Mutter Asija, die unter Depressionen leidet. Ihr Vater Nasser, der sich von seiner Familie entfremdet hat. Ihre Schwester Helin, wütend, orientierungslos. Und ihre Tante Khalida, die Tag für Tag Tabak rauchend auf dem Sofa der Familie sitzt und über alles wacht. Sanaa rebelliert gegen die Enge ihres Umfelds, ringt um Luft zum Atmen, um Freiheit. Doch sie kann der Verantwortung für ihre Familie nicht entfliehen. Also kümmert sie sich und versucht ihrer aller Wunden zu heilen. Bis plötzlich alles, was sie sich an Freiheit erkämpft hat, auf dem Spiel steht.

Rauschhaft und kraftvoll, dann wieder unbeschwert und komisch erzählt Karosh Taha von einem Leben im Dazwischen: zwischen Freiheit und Verantwortung, Erinnerung und Zukunft, Mythos und Wirklichkeit. ›Beschreibung einer Krabbenwanderung‹ entwirft dabei Figuren, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen und denen man nichts mehr wünscht, als dass sie nach langer Reise endlich ankommen.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2018

Eine junge Irakerin in Deutschland zwischen Erwartungen an sie und den eigenen Wünschen

0

„Beschreibung einer Krabbenwanderung“ ist der Debütroman von Karosh Taha. Die Autorin wurde im Nordirak geboren und hat dort etwa zehn Jahre lang gelebt bevor sie und ihre Familie in den Westen Deutschlands ...

„Beschreibung einer Krabbenwanderung“ ist der Debütroman von Karosh Taha. Die Autorin wurde im Nordirak geboren und hat dort etwa zehn Jahre lang gelebt bevor sie und ihre Familie in den Westen Deutschlands zogen. Für ihre fiktive Hauptfigur Sanaa hat sie einen ähnlichen Hintergrund geschaffen. Eine der nachhaltigsten Erinnerungen ihrer Protagonistin an ihre Kinderjahre im Irak ist der Biss einer Krabbe in ihre Wade und der anschließende Trost ihres Vaters, der ihr dazu eine Fabel erzählt. Der Titel des Buchs ist eine Anspielung darauf. Auf dem Körper der stilisierten Krabbe ist ein Hochhaus, ein Plattenbau zu erkennen. In einem solchen Gebäude lebt Sanaa mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Helin in einer Großstadt Nordrhein-Westfalens.

Sanaa ist 22 Jahre und Studentin. Doch statt sich ganz dem Studium zu widmen, fühlt sie sich ihrer Familie verpflichtet. Ihre Mutter ist depressiv, hängt ihren Gedanken an die irakische Heimat nach und ist dadurch nicht mehr in der Lage ihren Haushalt zu führen. Sie akzeptiert es, dass ihre Schwägerin, die im gleichen Haus wohnt, gemeinsam mit einer weiteren Nachbarin täglich stundenlang in ihrer Wohnung hockt und raucht, angeblich um nach dem Rechten zu sehen. Sanaas Vater geht wechselnden Jobs nach und verbringt seine Freizeit außerhalb der Familie. Sich auf eine feste Beziehung einzulassen fällt der Studentin schwer, stattdessen hat sie neben ihrem Freund einen weiteren Liebhaber. Zwischen der Erinnerung an ihre Kindheit, den gegenwärtigen Problemen mit ihren Eltern und dem teils mythisch untermalten Erwartungen der ganzen Familie basierend auf kurdischen Verhaltensnormen, versucht Sanaa zu sich zu finden und an einer eigenen Zukunft zu bauen.

Als Leser benötigte ich einige Seite um mich im Leben von Sanaa einzufinden, jedoch breitete es sich dann mehr und mehr vor mir aus. Wirkte Sanaa zunächst eher wie jemand, der süchtig nach körperlicher Liebe ist, so begriff ich im Laufe der Zeit, dass die junge Kurdin sich nach einem Halt im Leben sehnt, jedoch ohne sich selbst an jemanden zu binden. Denn in dieser Pflicht sieht sie sich bereits gegenüber ihrer Mutter Asija. Niemand hat sie dazu aufgefordert, doch sie ist diejenige, die die Sehnsucht Asijas nach der Heimat im Irak versteht, weil sie Erinnerungen teilen. Während sie täglich die Gegenwart mit all ihren Problemen meistert, gräbt sie in der Vergangenheit ihrer Eltern um den Wunsch nachzuvollziehen, warum sie nach Europa ausgewandert sind. Sie finet keinen eindeutigen Grund, denn ihr werden dazu mehrere Versionen erzählt. Ihr Studium bietet ihr die Gelegenheit aus der vertrauten Umgebung auszubrechen und einige Stunden für sich zu verbringen, einfach eine junge Frau unter Freunden zu sein, ganz bewusst ohne weitere Verpflichtungen.

Karosh Taha beschreibt in „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ das Leben einer jungen Frau zwischen Tradition und Moderne in einer Sprache, die teils träumen lässt, teils bewegend ist und in einigen Szenen auch amüsiert. Es entwickelte sich mit der Zeit ein Sog, der mich dazu brachte, immer mehr von den Sitten und Gebräuchen der mir fremden Kultur erfahren zu wollen. Der Roman gab mir die Hoffnung mit auf den Weg, dass auch Sanaa ihren Platz in der Familie und Gesellschaft finden wird. Gerne vergebe ich dem Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.09.2019

Zwei Welten, ein Leben

0

Die junge Sanaa lebt in zwei Welten und ist in keiner der beiden glücklich. Einerseits die traditionsverhaftete irakische Familie, andererseits ihr Bestreben das Leben einer deutschen Studentin zu führen. ...

Die junge Sanaa lebt in zwei Welten und ist in keiner der beiden glücklich. Einerseits die traditionsverhaftete irakische Familie, andererseits ihr Bestreben das Leben einer deutschen Studentin zu führen.

„Beschreibung einer Krabbenwanderung“ ist kein gewöhnliches Buch. Karosh Taha beschreibt darin den Zwiespalt Tradition und Moderne in einem Leben zu vereinen. Dazu kommen noch Verantwortungsgefühl, Angst, aber auch Aufbegehren und der Wunsch nach Selbstbestimmung.

Der Blick in eine Familienkonstruktion einer anderen Kultur kann für den Leser interessant, aber auch verwirrend sein. Es sind nicht alle Handlungen und Gedankengänge leicht nachzuvollziehen. Der Schreibstil ist manchmal sprunghaft.

Jedenfalls ein Buch das man nicht einfach so zwischendurch lesen wird.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Ein bedrückendes Portrait einer Familie, die ihre Heimat nicht vergessen kann.

0

In der Frühjahrs-Verlagsvorschau des Dumont-Verlag habe ich eine kleine Perle entdeckt: Und zwar Karosh Tahas „Beschreibung einer Krabbenwanderung“. Der außergewöhnlich klingende Titel, das wunderschöne ...

In der Frühjahrs-Verlagsvorschau des Dumont-Verlag habe ich eine kleine Perle entdeckt: Und zwar Karosh Tahas „Beschreibung einer Krabbenwanderung“. Der außergewöhnlich klingende Titel, das wunderschöne Cover und natürlich nicht zuletzt der Klappentext konnten mich überzeugen, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Und zwar geht es um die 22-jährige Sanaa, die in ihrem Umfeld gefangen ist: Ihre Mutter ist depressiv, ihr Vater könnte gleichgültiger nicht sein und verschwindet auch immer öfter. Zudem scheint ihre Schwester sich mit den falschen Leuten abzugeben, ihre Ansichten vor allem über ihre Zukunft werden immer krasser; ihr fehlt klar eine Elternfigur. Neben all diesem familiären Chaos versucht Sanaa, ihre Beziehungen zu zwei Männern aufrechtzuerhalten und auch noch zu studieren. Als einer ihrer Lover, Adnan, plötzlich Ernst macht und sie seinen Eltern vorstellen will, zieht sie sich in ihr Schneckenhaus zurück und flieht zu ihrer Familie, da sie keine Zukunft für die Beziehung sieht, solange ihre Familie noch die ist, die sie ist. Sanaa lebt in zwei Welten: die eine in der Hochhaussiedlung neben den anderen irakischen Familien, unter ständiger Beobachtung, lediglich durch Essen wird Verbundenheit geschaffen; die andere außerhalb der Siedlung, wo sie sich mit ihren Freunden treffen kann, zur Uni geht und einfach ihr Leben leben darf. Doch die erste Welt drängt sich ihr immer wieder auf, sie kann ihr nicht entfliehen.

"Ich kann nicht irgendwo warten, bis jemand kommt, auch wenn es Adnan ist, ich kann nicht stehen bleiben, ich kann mich nicht aus dem Fenster lehnen und gucken, was die Leute machen, während ich nichts mache, ich kann nicht im Bett liegen, obwohl ich nicht schlafe. […] Solange Asija nicht lachen kann, kann ich nicht mit Adnan schweben."

Asija und Nasser sind als frisch getrautes Paar mit Sanaa in ein Hochhaus in Deutschland gezogen und haben dem Irak den Rücken gekehrt. In Deutschland seien die Berufsschancen besser, für das Kind würde gut gesorgt werden, wurde ihnen erzählt. Damit sie nicht direkt bei der Ankunft abgeschoben werden, riet man ihnen, noch ein Kind zu bekommen, „schwanger schickt man dich nicht zurück“. In dem Hochhaus, wo die Drei landen, wohnen auch bereits andere Familienmitglieder, die vor ihnen nach Deutschland gereist sind. Doch anstatt in einem liebevollen, familiären Umfeld aufzuwachsen, verfällt Asija nach der Geburt Helins in tiefe Depressionen, sie und Nasser leiden beide unter dem Heimatverlust und die „nette Verwandtschaft“ sitzt in Form von Tante Khalida und deren Nachbarin, die Sanaa heimlich Baqqe (Frosch) nennt, rauchend und tratschend im Wohnzimmer. Sanaa flüchtet so oft sie kann aus diesem Szenario, ihr Gewissen zwingt sie aber, sich nicht allzu weit von ihrem Hochhaus zu entfernen. Sie verachtet die „Hochhausfrauen“, die den ganzen Tag wie Tante Khalida nur tratschen und vom Balkon aus die Menschen unter sich verurteilen.

Zu Beginn des Buchs wurde ich nicht so richtig warm mit der Erzählweise und Sprache der Autorin, und ich muss sagen, dass auch das ethnische Umfeld Sanaas neu für mich war. Dadurch wurde mir der Zutritt zum Buch eingangs ein wenig versperrt, doch nach einigen weiteren Seiten war ich mittendrin in Sanaas „Gefängnis“ und ein unangenehmes Gefühl breitete sich aus, als ich alle Zusammenhänge erkennen konnte und auch, als Sanaa offensichtlich von einem sehr haarigen Herrn, dem „Volvomann“, wie sie ihn nennt, verfolgt wurde. Als ich im Buch angekommen war, erschien mir auf einmal alles besonders; alles, was ich nicht kannte, wurde gegoogelt und bestaunt; zugleich habe ich auch mit Sanaa gelitten und am liebsten hätte ich Tante Khalida und Baqqe aus ihrem Wohnzimmer geschmissen. Die Charaktere in Karosh Tahas Werk sind bunt, vielschichtig und jeder hat seine eigene Geschichte. Unsere Protagonistin ist zum Beispiel nicht nur fahrig, unruhig und unfähig, sich auf ein längeres Gespräch mit wem auch immer außerhalb der eigenen vier Wände einzulassen, sondern sie macht sich auch permanent Sorgen: Sorgen, Asija könnte vom Balkon springen, Nasser könnte Asija betrügen, Sorgen um Helin, die orientierungslos durch ihr Leben irrt — dabei vergisst sie, sich Sorgen um sich selbst zu machen, um ihre Zukunft, ihre Unabhängigkeit. Als die Situation daheim immer angespannter wird, hofft sie, in Onkel Agids Sammlung von Hochzeitsvideos das ihrer Eltern zu finden, um deren Liebe wieder aus dem Eis zu holen. Doch auch das scheint nicht zu gelingen.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/karosh-taha-beschreibung-einer-krabbenwanderung

Veröffentlicht am 09.03.2020

Verworrene Familienverhältnisse.

0

Die 22-jährige Saana studiert und lebt mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester in Deutschland. Vor Jahren ist sie aus dem Irak hierhergekommen. Hier hat sie nun einen Freund und einen Liebhaber. ...

Die 22-jährige Saana studiert und lebt mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester in Deutschland. Vor Jahren ist sie aus dem Irak hierhergekommen. Hier hat sie nun einen Freund und einen Liebhaber. Einen Vater, Nasser, der fast immer durch Abwesenheit glänzt, und eine Mutter, Asija, die depressiv ist. Dann ist da noch die Tante Khalida, die tagtäglich bei der Familie zum Rauchen sitzt. Saana hat sich viel erkämpft, was plötzlich auf dem Spiel steht.

Bereits seit einiger Zeit wollte ich dieses Buch lesen, nun habe ich es mir endlich aus dem Regal geholt. Und war leider recht schnell enttäuscht, muss ich direkt vorwegsagen.

Die Geschichte klang für mich sehr interessant und lesenswert, die Umsetzung hat mir leider nicht so gut gefallen. Der Schreibstil war soweit ganz in Ordnung, es lässt sich gut und verständlich lesen, war für mich jetzt aber nicht so begeisternd, wie dies andere Bücher schon waren. Es ist auf alle Fälle kein leichter Schreibstil, sondern einer, für den man sich durchaus Zeit nehmen sollte, wobei ich leider auch ein wiederholendes Gefühl dabei hatte. Von Fremdwörtern oder Fachbegriffen ist nicht oft die Rede, was das Buch gut verständlich macht. Dennoch waren die Sätze manchmal ein wenig verschwimmend und die Ausdrucksweise etwas umständlich.

Inhaltlich konnte mich das Buch leider nicht packen und ich habe es schließlich nach einem guten Drittel abgebrochen. Für mich ist dies eine Familiengeschichte, die sich irgendwie im Kreis dreht. Der Vater quasi nie da, die Mutter leidet unter Depressionen, die von anderen nicht (an)erkannt werden, sondern deren Verhalten abgetan wird. Aber auch die Ansichten von Sanaa, die sich neben einem Freund auch noch einen Liebhaber besorgt, waren mir einfach zu fremd, als dass ich hier eine weitere Entwicklung lesen wollte.

Für mich war es leider ein Buch, das mich einfach nicht packen wollte und konnte, dessen Geschichte mich nicht in ihren Bann ziehen konnte. Sprachlich war es mir ein bisschen zu umständlich bzw. ausschweifend geschrieben. Von mir gibt es hier leider keine Empfehlung und einen von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere