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Veröffentlicht am 03.02.2020

Für Muss für alle, die auch Wert auf die private Seite der Ermittler legen

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
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Eine fiktive Inselgruppe in der Nordsee. Sehr weitläufig mit langen Wegen und der Abhängigkeit von Fähren. Mitten im Winter bei Schnee und Sturm.

Ein Toter bringt die Ermittlerin Karen, die eigentlich ...

Eine fiktive Inselgruppe in der Nordsee. Sehr weitläufig mit langen Wegen und der Abhängigkeit von Fähren. Mitten im Winter bei Schnee und Sturm.

Ein Toter bringt die Ermittlerin Karen, die eigentlich noch im Krankenstand ist, zurück auf die Insel Noorö, auf der Verwandte von ihr wohnen und auf der sie teilweise ihre Kindheit verbracht hat. Eine Insel, auf der die Bewohner früher von Kohle gelebt haben und nach Schließung der Gruben teilweise vor dem Nichts standen. Eine Insel, auf der auch jetzt noch die Auswirkungen der Kohleförderung zu sehen sind. Ein zweiter Toter folgt und wäre das nicht schon genug hat Karen auch mit privaten Problemen zu kämpfen: Ihre noch immer angeschlagene Gesundheit, Ihre Freunde, die sich bei ihr zu Hause breit machen oder ihre Hilfe brauchen, obwohl sie mit ihrer eigenen Psyche schon genug zu kämpfen hat. Job oder Freunde? Wo liegen die Prioritäten?

Probleme als Quereinsteiger:
Was die private Seite angeht würde ich allerdings empfehlen, dass man den ersten Teil vorher liest. Mir ist es als Quereinsteiger sehr schwer gefallen, in das Buch und die Figuren „reinzukommen“. Ich wusste nicht, wo ich war, wer die Personen sind, die erwähnt werden und wie sie zueinander stehen. Ich hatte keine Vorstellung, wo und wie Karen lebt, wie sie aussieht, wie alt sie ist usw. Gleiches gilt für ihre Freunde. Da hätte ich mir, obwohl ich von vorn herein wusste, dass die Bücher als Triologie aufgebaut sind, eine kurze Erklärung zu Anfang gewünscht. In welchem Verhältnis die Beteiligten zueinander stehen wird nur zu Anfang ganz kurz angerissen und über Doggerland selbst wird so gut wie nichts erklärt. Hiervon habe ich erst eine Vorstellung bekommen, als ich im Internet nachgeforscht und eine fiktive Karte gefunden habe. Dadurch bedingt habe ich mich die ersten 40-50 Seiten unwohl gefühlt, da die private Seite ja viel Raum einnimmt und durch die fehlenden Vorkenntnisse erst einmal schwer zu fassen ist und das Verhältnis untereinander, z.B. Karen zu Sigrid, ist schwer nachvollziehbar, Zitate von Gesprächen (aus dem ersten Teil) können gar nicht zugeordnet werden. Auf Noorö wurde es dann besser. Die Beschreibungen wurden detaillierter und das Kopfkino war wieder da, obwohl ich z.B. auch erst wieder nachlesen musste, was eine „Schiffsetzung“ ist, weil es nicht erklärt wurde.

Fazit:
Die Mischung aus Job und Privatleben hat mir sehr gut gefallen. Das Verhältnis liegt fast bei 50:50 und man kann auf beiden Seiten mitfiebern.
Im weiteren Verlauf des Buches kommen einem die Personen auch näher. Sie sind nicht pseudosympatisch, sondern haben Ecken und Kanten, was mir sehr gut gefallen hat. Ebenso wie die teilweise sehr witzigen Formulierungen, bei denen ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Die Dialoge mit dem Rechtsmediziner sind einfach göttlich und die Beschreibungen ihrer Erlebnisse als Kind umwerfend. Überhaupt ist mir Karen im Laufe des Buches immer sympathischer geworden.
Der Fall wird zum Ende logisch erklärt und erst kurz vor dem letzten Drittel habe ich eine Ahnung bekommen, wer der Täter sein könnte. Und da mir auch die Lösung der „Freunde-Probleme“ mehr als gut gefallen hat habe ich mich am Ende des Buches trotz aller Widrigkeiten eines Quereinsteigers sehr gut unterhalten gefühlt. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Gelungene Verknüpfung zwischen neu und alt

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Eigentlich sind Tess und ihr Team für Cold Cases zuständig. Eine Herzensangelegenheit für Tess, nicht nur, weil sie in Ruhe und ohne nervige Journalisten arbeiten kann, sondern weil sie – neben persönlichen ...

Eigentlich sind Tess und ihr Team für Cold Cases zuständig. Eine Herzensangelegenheit für Tess, nicht nur, weil sie in Ruhe und ohne nervige Journalisten arbeiten kann, sondern weil sie – neben persönlichen Gründen – den Familien zumindest Gewissheit verschaffen will, was damals passiert ist. Dann jedoch wird eine Frau vergewaltigt und umgebracht und die Umstände der Tat weisen auf einen Täter hin, der im Nachbarland Dänemark 13 Jahre lang – ohne die geringsten Spuren zu hinterlassen - Frauen vergewaltigt und zwei ermordet hat. Somit stecken Tess und ihr Team plötzlich in einem aktuellen Fall. Als dann am zweiten Tatort plötzlich doch Spuren des Täters gefunden werden weisen diese auf einen 16 Jahre zurückliegenden Fall eines verschwundenen Mädchens hin, den Tess eigentlich bearbeiten wollte. Hat sie es mit dem Täter von damals zu tun?

Das ist es auch, was mir so gut gefallen hat: Die Verknüpfung von alt und neu. Auf der einen Seite ein seit 16 Jahren verschwundenes Mädchen und auf der anderen Seite die aktuellen Fälle eines Serientäters, in denen das Cold-Case-Team ebenfalls ermittelt.
Und immer wieder gibt es Rückblenden aus der Sicht des verschwundenen Mädchens. Diese sind ergreifend und eindrucksvoll geschrieben; gleiches gilt für die aktuellen Taten, die ebenfalls sehr plastisch beschrieben wurden. Man hatte zeitweise wirklich das Bedürfnis, dem aktuellen Opfer beizustehen und helfen zu wollen.

Sowohl die Geschichte als auch das Ermittlerteam haben mich nach kleineren Anfangsschwierigkeiten überzeugt. Privatleben ist vorhanden (zumindest bei Tess und Marie), aber nicht zu raumgreifend. Der Leser ist mit Tess unterwegs, kann ihre Arbeit verfolgen und leidet mit ihr. Die Fälle wurden aufgeklärt und man konnte das Buch befriedigt schließen (bis auf die fehlende Erklärung, warum der Serientäter 3 Jahre Pause gemacht hat, so etwas stört mich immer).

Was mir aber sehr gefehlt hat waren die Personenbeschreibungen. Zumindest die Ermittler Tess, Marie und Lundberg wurden für mein Empfinden zu Anfang nicht so beschrieben, dass ich mir diese im Kopf vorstellen konnte (Alter, Haarfarbe, Kleidung, persönliche Macken etc.). Das wurde zwar im Laufe des Buches noch nachgeholt, aber gerade zu Anfang, wenn man viele - für einen persönlich neue - Namen liest und sich kein Bild von der Person machen kann, kommt man schwerer in das Buch rein als wenn von Anfang an das Kopfkino dabei ist. Auch war das Buch für mich zu Anfang etwas schwierig zu lesen. Die Autorin verwendet sehr viele kurze Sätze, die sehr ungewohnt waren. Aber an dem Stil habe ich mich sehr schnell gewöhnt und konnte das Buch dann auch flüssiger lesen.

Alles in allem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, aber trotzdem hat mir irgendwas gefehlt. Ich kann es nicht genau beschreiben. Vll. die falschen Verdächtigen, die man normalerweise hat und bei denen die Ermittlungen in einer Sachgasse enden. Hier gab es für die Ermittler nur eine falsche Spur, die sich - für mich zu schnell - als Sackgasse herausgestellt hat. Auch zu schnell kamen die Ermittler für mein Empfinden auf den Täter. Der Weg dahin war logisch (Geistesblitz von Tess), aber zum Ende hin ging es mir einfach zu schnell, dass die richtige Person gefunden wurde. Ich stelle mir das eher als Sisyphusarbeit vor, die entsprechend Zeit in Anspruch nimmt und die nicht nur einen einzigen Treffer hervorbringt. Zumal der Leser vorher einen ziemlich detaillierten Einblick in die Polizeiarbeit bekommt.

Aber das ist natürlich rein subjektiv und ich freue mich auf den zweiten Teil und darauf, wie es privat mit Tess und Marie weitergeht und ob es wieder eine Verknüpfung neu und alt geben wird.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Neue Wege beliebter Autoren

DRAUSSEN
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Ein Leben draußen im Wald, kein Zuhause, immer auf der Flucht: Das ist alles, was Cayenne und ihr Bruder Joshua kennen. Nur ihr Anführer Stephan weiß, warum sie hier sind und welche Gefahr ihnen droht.

Es ...

Ein Leben draußen im Wald, kein Zuhause, immer auf der Flucht: Das ist alles, was Cayenne und ihr Bruder Joshua kennen. Nur ihr Anführer Stephan weiß, warum sie hier sind und welche Gefahr ihnen droht.

Es ist mein erstes Buch dieses Autorenduos und ich muss gestehen: Ich habe mir etwas anderes darunter vorgestellt als eine Geschichte, die in der Zukunft spielt und schon fast apokalyptisch anmutet.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, das Buch liest sich flüssig und ist, auch was die Sprache angeht, sehr gut lesbar.

Die Protagonisten sind so beschrieben, dass man sofort ein Bild vor Augen hat und ziemlich schnell in „mag ich“ und „mag ich nicht“ aufteilen kann.

Der Aufbau des Buches ist übersichtlich und nicht verworren, obwohl in mehreren Handlungssträngen erzählt wird: Zum einen Stefan, Cayenne und Joshua, die draußen im Wald um ihr Überleben kämpfen, und zum anderen Jürgen Wagner & Co. in der Hauptstadt mit seinen politischen „Spielchen“, beides in der Gegenwart. Dazu noch die Tagebucheinträge eines Fremdenlegionärs, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen und die Erklärung für das hier und jetzt liefern werden. Und dann gibt es auch noch Nebenschauplätze wie z.B. die Leute aus der Prepper-Szene. Und obwohl von den Protagonisten nicht sehr viel verraten wird und sie sehr geheimnisvoll tun irrt der Leser nicht herum, sondern kann schon bald die Zusammenhänge für sich erklären. Ob es am Ende, wenn alle Fäden zusammenlaufen, dann tatsächlich so ist wie man es sich denkt … wer weiß.

Das Buch an sich hat mir gut gefallen, allerdings ist die Story, gerade zum Ende hin, für mich persönlich etwas sehr abgefahren. Mir war es einfach ein bisschen zu viel von allem: Zu viel Wildnis und zu viel eindeutig „gut“ und eindeutig „böse“, irgendwie fehlten mir die Zwischentöne. Im Laufe des Buches haben mich die Randfiguren wie die Preppers mehr fasziniert als die Hauptpersonen. Trotzdem vergebe ich 4 von 5 Sternen, da es eine rein subjektive Einstellung ist, dass Endzeit-Thriller nicht mein Ding sind.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Eine klare Leseempfehlung für nicht so zart besaitete Leser

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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Fünf Tage ohne Handy. Ohne Internet. Offline.
Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein. Digital Detox. So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel ...

Fünf Tage ohne Handy. Ohne Internet. Offline.
Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein. Digital Detox. So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel auf den Watzmann in 2000 Metern Höhe reist. Und das geht - natürlich - nicht gut. Die Gruppe, bestehend aus 11 Leuten, wird schnell reduziert.

Abgeschieden und mit einem Irren unter sich abgeschnitten von der Welt. Das ist sicherlich schon vielfach in Büchern thematisiert worden. Ich denke da als erstes an Shining von Stephen King (was auch die Hauptperson Jenny denkt, als sie das Hotel zum ersten Mal sieht) oder an Der Seelenbrecher von Sebastian Fitzek. Aber „Offline“ ist irgendwie anders. Es hat mich mehr gepackt und ich war mehr drin in dem Buch. Ich kann es nicht besser beschreiben. Ich habe angefangen und konnte einfach nicht aufhören. 200 Seiten ab nachmittags …. meine Nacht war sehr kurz.

Der Schreibstil ist - wie immer bei Arno Strobel - sehr flüssig. Die Kapitel waren kurz und knackig, so dass erst gar keine Langatmigkeit entstanden ist.
Die Charaktere sind gut beschreiben und man kann ohne Probleme sein Kopfkino einsetzen. Leider, muss man an manchen Stellen sagen, an denen die Opfer beschrieben werden.

Arno Strobel hat irgendwann man gefragt, warum die Leute so emotional reagieren, wenn in einem Buch Tiere getötet werden. Der überwiegende Teil der Antworten war so, wie ich auch geantwortet hätte: Tiere - und auch Babys oder kleine Kinder - sind hilflose Wesen und sollen nicht leiden oder sterben. Erwachsene Menschen ja -- kein Problem. Ich lese ja einen Krimi und weiß, dass dabei natürlich auch getötet wird. Nachdem ich Offline gelesen habe, muss ich meine Meinung relativieren. Die Schilderung, was mit den Opfern gemacht wird, ging mir größtenteils derbe unter die Haut.

Einzig das Ende hat mich nicht ganz so überzeugt wie sonst. Ich konnte zwar durch den Prolog ahnen, worauf es hinausläuft, aber durch einen (unbeabsichtigten?) Logik-Fehler im Buch bin ich immer wieder kurz von meiner Meinung abgewichen. Auch hätte ich mir einen anderen Täter gewünscht, was das Ende für mich evtl. stimmiger gemacht hätte, was aber evtl. auch meinem fehlenden Hintergrundwissen geschuldet sein kann.

Alles in allem ist es von mir eine klare Leseempfehlung für nicht so zart besaitete Leser.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Rasant und verwirrend

ATME!
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Du traust mir. Sie traut dir. Ich traue niemandem.
Das trifft es auf den Punkt.

Kurzinhalt:
Nile hat endlich ihre große Liebe gefunden: Ben. Doch plötzlich verschwindet Ben spurlos. Und niemand will Nile ...

Du traust mir. Sie traut dir. Ich traue niemandem.
Das trifft es auf den Punkt.

Kurzinhalt:
Nile hat endlich ihre große Liebe gefunden: Ben. Doch plötzlich verschwindet Ben spurlos. Und niemand will Nile bei der Suche helfen. Bis auf eine – seine Frau. Ihre ärgste Feindin.

Meine Meinung:
Ich war noch nie zu zwiegespalten bei einer Rezession, da ich nicht wirklich weiß, ob ich das Buch lieben oder hassen soll.

Nile, die Hauptperson, aus deren Blickwinkel – und durch deren Gedanken - das Buch hauptsächlich erzählt wird, tut einem zu Anfang wirklich leid. Sie probiert ihr Hochzeitskleid an und als sie aus der Umkleidekabine kommt, ist ihr Zukünftiger verschwunden. Sie sucht ihn verzweifelt und – fast - keiner will ihr helfen.

Aber je weiter man liest, desto mehr fragt man sich: Hat Nele „einen Knall“? Ist alles, was sie sagt und vor allem denkt, für bare Münze zu nehmen? Oder hat sie psychische Probleme? Wer sagt – oder eher denkt – hier die Wahrheit? Auf wessen Seite soll sich man sich als Leser schlagen? Eigentlich war ich – wider besseren Wissens – immer auf Niles Seite. Aber ob das so richtig war?

Viel zu der Geschichte kann man eigentlich nicht schreiben, ohne zu viel zu verraten, außer dass Nile wirklich sehr speziell ist und hiermit evtl. nicht jeder klar kommt. Selbst mir , die ich auf Niles Seite war, waren ihre sich sehr oft wiederholenden Gedankengänge ab und an einfach zu viel.

Fazit:
Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, die einzelnen Kapitel sind kurz gehalten und verleiten dazu, unbedingt weiterlesen zu wollen.

Die Geschichte ist an sich war nichts besonderes, aber packend geschrieben.

Lediglich für das – in meinen Augen – für mich enttäuschenden Ende gibt es einen Punktabzug. Ich hatte wirklich auf eine Überraschung gehofft.