Kindlicher Glaube
Joh. 16,23„...Wir werden noch eine Blutuntersuchung veranlassen, aber der Befund scheint mir ziemlich eindeutig: Ihre Leber und eine Niere sind jeweils von einem Tumor befallen...“
Diana war wegen unklarer Beschwerden ...
„...Wir werden noch eine Blutuntersuchung veranlassen, aber der Befund scheint mir ziemlich eindeutig: Ihre Leber und eine Niere sind jeweils von einem Tumor befallen...“
Diana war wegen unklarer Beschwerden zum Arzt gegangen. Die Diagnose aber ist niederschmetternd. Sie hat nur noch wenige Monate zu leben. Eine Operation ist nicht möglich. Was soll aus ihren beiden Kindern werden? Moritz ist etwa sechs Jahre alt und wegen seines Stotterns in logopädischer Behandlung. Seine Schwester Sabine besucht die örtliche Grundschule. Diana ist geschieden.
Nach diesen heftigen Einstieg geht die Geschichte drei Jahre zurück. Damals hatte es schon einen Einschnitt in Dianas Leben gegeben. Ihr Mann hatte sie verlassen. Er konnte nur wenig Unterhalt zahlen. Das Sozialamt verlangte, dass sich Sabine eine kleinere Wohnung suchte. In München war das aber fast ein Ding der Unmöglichkeit. Hinzu kam, das sie im jetzigen Stadtteil für Sabine einen der begehrten Kindergartenplätze erhalten hatte. Für Max schien das auch möglich, sodass sie bald wieder würde arbeiten können. Ein Umzug würde alle Pläne zerschlagen.
Da kullert auf den Spielplatz Max` Ball vor die Füße von Leo Mitterndörfer. Der 56jährige Witwer hatte nach dem Tod seiner Frau seine Firma verkauft und lebte nun allein in seinem Haus. Nach einigen Zögern bietet er Diana eine Art Wohngemeinschaft an. Sie zieht in die obere Etage, aber die Küche und der Garten werden gemeinsam genutzt.
Der Autor hat einen bewegenden und tiefgründigen Roman geschrieben. Anhand eines Einzelschicksals geht er unter anderem der Frage nach, wie man damit umgehen sollte, wenn Kinder mit dem möglichen Tod eines Elternteils konfrontiert werden.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Der Autor versteht es, mich an den Gedanken und Gefühlen seiner Protagonisten teilnehmen zu lassen. Nach der Entscheidung, Die Wohnung zu vermieten, stellt Leo für sich fest:
„...Irgendwie ist er überrascht über sein spontanes Handeln, weil er nie andere Menschen in seinem Haus haben wollte. Zugleich spürt er ein wahnsinnig gutes Gefühl dabei, das ihn befriedigt und ihm große innere Freude bereitet...“
Für die Kinder wird Leo zu einem Freund und manchmal auch Spielgefährten. Leo selbst gewinnt neuen Lebensmut. Sein Sohn ist mit seiner Entscheidung einverstanden, die Tochter mosert erst herum, findet sich dann aber dann mit ab.
Die Krankheit aber scheint alles zu ändern. Die Kinder brauchen ein neues Heim, und Leo fällt zurück in die Einsamkeit. Erst einmal aber unterstützt er Diana, wo er nur kann. Die Zeit drängt. Glücklicherweise trifft Diana im Sozialamt auf eine Frau, die ihr hilfreich und beratend zur Seite steht. Der Vater kann und will die Kinder nicht zu sich nehmen. Dafür gibt es gute Gründe. Dianas Eltern sind sich selbst genug und scheuen die Verantwortung. Ihre Mutter benimmt sich selbst im Krankenhaus unmöglich. Ihr fehlt jedes Gefühl für die Befindlichkeit der Kinder.
Dann kommen die Themen Pflegeeltern und Adoption zur Sprache. Weil Max stottert, muss sich Diana sagen lassen:
„...Oh, das erschwert die ganze Sache aber zusätzlich. Behinderte Kinder will, ehrlich gesagt, fast niemand. Da könnten wir erfahrungsgemäß Probleme bekommen...“
Als Diana im Krankenhaus liegt, geht Leo mit den Kindern spazieren. Max meint, ob es nicht einen Zauberer gäbe, der seiner Mutter helfen kann. Leos Blick fällt an der Kirche auf den Schaukasten. Dort wird Joh. 16, 23 zitiert. Plötzlich hat er eine Idee. Er erzählt den Kindern von Gott und Jesu. Die Euphorie der Kinder allerdings trifft ihn unvorbereitet.
„...Leo zieht sich das Herz zusammen, als er diese Freude sieht und selbst nicht recht an den Erfolg glauben kann. Was werden die Kinder morgen früh sagen?...“
Können wir Erwachsenen noch an Wunder glauben? Die Kinder jedenfalls können es. Speziell für Max gibt es keinerlei Zweifel. Sabine, etwas älter und für ihr Alter sehr reif, verdrängt die Tatsache, dass sie keinen Erfolg haben könnten. Sie klammert sich an die Hoffnung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.