MEINE MEINUNG:
Viel zu lange lag dieses Buch auf meinem SuB. Ich hatte es vor ca. 2 Jahren mal als Hörbuch begonnen; jedoch fiel es mir damals schwer, dem Geschehen zu folgen. Ob es nun an der Sprecherin oder aber einfach an meiner fehlenden Aufmerksamkeit lag, vermag ich nicht zu sagen. Jetzt habe ich als ein Buddyread mit Janina von » girlwhoreads « zusammen gelesen und ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmal bei dir bedanken, Liebes – es war wirklich schön und hat großen Spaß gemacht, sich auszutauschen und zu diskutieren. ♥ Jederzeit super gerne wieder! Un nun spanne ich euch nicht länger auf die Folter und erzähle euch, wie mir das Buch gefallen hat. Viel Spaß ?
Ava Reed ist bekannt für ihre emotionalen, tiefgründigen Geschichten, die oftmals schweren Themen beinhalten. Auch hier kann ich jetzt sagen, dass die Handlung alles andere als leicht ist. Schon beim Einstieg entsteht eine eher drückende Stimmung, die dann auch sehr schnell in eine deprimierende Atmosphäre übergleitet. Die stumme Hannah hat einige schwerwiegende Probleme, die sie alleine scheinbar nicht mehr in den Griff bekommt. Durch ihre eigenen Empfindungen und Gedankengänge, zog sie mich als Leser doch sehr runter und ich spürte jedes Mal, wenn ich mal ein paar Seiten am Stück gelesen hatte, wie sich meine gute Laune verabschiedet. Das muss aber überhaupt nichts negatives sein – im Gegenteil. Mir gefiel es enorm gut, wie die Autorin es schafft, die Gefühle des Protagonisten auf mich zu übertragen. Ich litt mit Hannah, ich fühlte mit ihr mit und jedes Mal, wenn ihre Trauer sie zu überwältigen drohte, kämpfte auch ich gegen einen Kloß im Hals an. Besonders positiv fielen mir die Briefe an Izzy auf, die Hannah schrieb und die jedes Kapitel für sich abschlossen. Für mich hat Ava Reed diese Geschichte wirklich perfekt erzählt, mit jeder Menge Emotionen mit einer Menge wundervoller Momente und vor allen Dingen: mit einem Stil, der einfach mitreißt und berührt. Auch wenn der Protagonistin die Worte fehlen; Ava fehlen sie definitiv nicht. Sie spielt regelrecht mit ihnen, verzaubert den Leser damit und trotzdem lässt sich das Buch so leicht und so flüssig lesen. Ich finde es immer wieder bewundernswert, wenn es Menschen schaffen, andere Menschen mit ihren Worte so zu erreichen und so zu faszinieren. Und um das alles nochmal zusammenzufassen: ein wunderbarer, emotionaler Schreibstil; sehr stimmungsvoll und lebendig mit bildhaften Beschreibungen und gut platzierten Details.
Hannah als Protagonistin war ein Segen für diese Geschichte. Die Tatsache, dass sie stumm ist, behinderte mich in keiner Weise sie nachzuvollziehen oder zu verstehen. Ihre Gedanken waren glaubhaft und realistisch; ihre Handlungen greifbar und lebendig. Hannah war unheimlich sympathisch und liebenswert und es fiel mir nicht schwer, ihr stets das Beste zu wünschen. Hannah’s Schmerz war für mich am eigenen Leib spürbar und dass ich mich von dem Geschehen so niederschmettern ließ, zeugte nur davon, dass ich mich voll und ganz in die Hauptfigur hinein versetzen konnte. Trotz Stummheit drückte Hannah so viel aus und schreit mit Herz und Seele ihre Gedanken hinaus – nur eben ohne Worte. Ebenso positiv fiel mir ihr Werdegang auf; ihre Entwicklung und noch schöner fand ich die Rückschläge, die die Geschichte noch glaubwürdiger werden ließen. Es lief eben nicht alles glatt und obwohl Hannah sich weiterhin treu bleibt, schien es stellenweise, als würde sie aufgeben wollen – und in Situationen wie diesen, sind solche Gedanken nur zu glaubhaft.
Levi sammelte ebenfalls sämtliche Pluspunkte ein, die es zu sammeln gab. Er war nicht nur attraktiv und sympathisch, sondern auch unheimlich tiefgründig, verständnisvoll und einfühlsam. Die Art, wie er mit Hannah und ihren Problemen und ihrem Handycap umging, war bewundernswert und ehrlicherweise auch überraschend. Er macht alles aus einer solchen Selbstverständlichkeit heraus, die einfach nur beeindruckt. Allgemein war es auch Levi, der mich während der drückenden Atmosphäre immer wieder an die Oberfläche holte und mich einfach selig aufseufzen ließ.
Und bevor ich jetzt noch ein paar Worte zu den Randfiguren sage, möchte ich ganz schnell auf „Mo“ zu sprechen kommen. Mo ist Hannah’s kleiner Kater, der diesem Buch einfach etwas besonderes verlieh. Schon nach wenigen Minuten war ich Mo’s größter Fan und fand es toll, dass er eine so tragende Rolle verpasst bekommen hat von Ava. Danke liebe Autorin für dieses kleine Lebewesen, das nicht nur Hannah’s Leben bereicherte, sondern auch den Lesegenuss.
Selbst die Nebenfiguren haben sehr viel Details und Tiefgang erhalten. Sarah, Lina, die Betreuerinnen – alle erhielten innerhalb kürzester Zeit einen festen Platz in meinem Herzen. Selbst mit scheinbar unwichtigen Charakteren konnte ich intensiv mitfiebern. Das alleine zeugt von sehr ausgereiften Figuren – und von Talent von Seiten der Autorin. Himmel; ich habe jeden einzelnen auf seine Art und Weise geliebt und vermisse sogar den nebensächlichsten Charakter der Geschichte schon jetzt total.
Inhaltlich gefiel mir vor allem der Aufbau der Storyline. Wir steigen an einem Punkt ein, an dem wir uns als Leser erst einmal fragen, was denn überhaupt passiert ist, was Hannah so aus der Bahn schmiss. Nach und nach wird klar, wie schwer der Alltag für sie ist; doch auch ihre Eltern schienen überfordert mit der Situation. Als dann der Schauplatz wechselt und Hannah auf Levi trifft, nimmt die Geschichte nicht nur an Fahrt auf, sondern verläuft auch in eine Richtung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Ich war sehr überrascht über diesen Verlauf, aber eindeutig im positiven Sinne. Ich werde bewusst nicht näher darauf eingehen, da ich finde, dass es eine sehr gute Entscheidung des Verlags war, dieses Detail nicht auf den Klappentext zu drucken. Jedenfalls war ich von der ersten Seite an vollends in der Geschichte drin, konnte problemlos an Hannah’s Seite durch ihr Leben und ihre Probleme schreiten und fühle definitiv mit ihr mit. Die Handlung berührte mich einfach und obwohl es vor traurigen Szenen nur so strotzte, gab es auch einige wundervolle Momente, die mich wohlig aufseufzen ließen und einfach ein wenig aus dem Loch zogen, in das einen das Geschehen unweigerlich stößt. Ich meinte, den ein oder anderen Logikfehler bemerkt zu haben; schiebe das aber jetzt aufgrund mangelnder Beweise auf meine Unaufmerksamkeit. Es gab auch immer wieder kleinere Überraschungen und Wendungen, obwohl die Handlund alles in allem doch ein wenig vorhersehbar war und am Schluss genau so endete, wie ich es erwartet hatte. Trotzdem überzeugte mich das Ende, rundete die Geschichte gänzlich ab und beantwortete auch die letzten, offenen Fragen.
FAZIT:
„Die Stille meiner Worte“ von Ava Reed konnte mich emotional komplett abholen und mitreißen. Eine traurige Geschichte, wunderbar erzählt und voller schöner, intensiver Momente. Hannah nimmt uns Leser mit auf ihrer Reise durch eine schwere Zeit und zeigt uns, wie wichtig es ist, niemals den Mut zu verlieren. Leider fehlte mir aber doch etwas – vielleicht wäre ein bisschen weniger Vorsehbarkeit schön gewesen oder aber die Stimmung drückt mir noch immer aufs Gemüt – wer weiß. Jedenfalls reicht es meines Erachtens nach nicht zum Highlight – aber wir schrammen knapp dran vorbei.