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Veröffentlicht am 27.09.2019

Bittersüße Liebesgeschichte

Als wir den Himmel berührten
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Der Sommer 1940 verändert das leben von Maler Nicolas von Grund auf, denn eine zufällige Begegnung mit einer hübschen jungen Frau erschüttert ihn in den Grundfesten. Sein bis dahin verschlossenes Herz ...

Der Sommer 1940 verändert das leben von Maler Nicolas von Grund auf, denn eine zufällige Begegnung mit einer hübschen jungen Frau erschüttert ihn in den Grundfesten. Sein bis dahin verschlossenes Herz öffnet sich langsam wieder und Nicolas nimmt wieder teil am Leben. Als die junge Frau mit dem Anliegen, er möchte von ihr ein Portrait anfertigen, zu ihm kommt , erscheint ihm diese Bitte zunächst ungehörig. Hat er sich doch geschworen, nie wieder einen solche Arbeit auszuführen. Doch er nimmt diesen Auftrag an, nicht ahnend, dass er sich schon bald in einer lebensgefährlichen Situation befindet. Doch die Liebe ist stärker als jede Vernunft...

Marie Leander hat ein echtes Meisterwerk über die Liebe mit all ihren Facetten geschrieben und entführt uns in das Jahr 1940, als in Frankreich aufgrund der Nazi-Herrschaft alles Kopf steht.
Maler Nicolas ist ein feinfühliger Mann, der mit wundem Herzen versucht, nach dem Verlust seiner Frau irgendwie durchs Leben zu gehen. Lediglich die Malerei bietet ihm Abwechslung und Halt.
Die Autorin zeichnet mit ganz viel Einfühlungsvermögen die Figur des Malers und lässt ganz tief in seine Gefühls- & Gedankenwelt blicken. Das macht ihn für den Leser noch interessanter, als er ohnehin schon ist.
Mit Juline darf eine starke Persönlichkeit die Seiten füllen, der ich meine ganze Aufmerksamkeit widme. Mit Herzblut engagiert sie sich in einer Gruppe Widertändler und riskiert dabei Kopf und Kragen. Dabei lässt sie aber nie ihre Leibe zu ihrem Mann Georg außer acht.
In den Wirren dieser Revolten kommt es zu Verhaftungen, Folter und Misshandlungen und Nicolas setzt alles daran, Juline freizubekommen.
Wie dieser Mann für seine große Liebe kämpft, die unerreichbar scheint, sucht seinesgleichen. Mit unermüdlichem Einsatz und Herzblut macht er das unmögliche möglich.
Marie Leander zeichnet hier ausdrucksstarke Bilder, lässt mich in vielen Szene den Atem anhalten und belebt ihr Buch mit abwechslungsreichen Charakteren, die es in sich haben. Die Vielfalt ist enorm und bietet für den Leser die ganze Palette von Gutmenschen, Bösewichten über den Taugenichts und den risikobereiten Macher. Alle haben ihren Platz in dieser bittersüßen Liebesgeschichte, die einfach gelesen werden muss. Man kommt an diesem Buch einfach nicht vorbei, wenn man sich für diese Epoche interessiert.
Marie Leander fesselt den Leser an die Seiten, in dem sie die Geschichte durch ihren ausdrucksstarken und bildhaften Schreibstil lebendig werden lässt. Die Tränen fließen ungehindert, wenn man die Grausamkeiten der braunen Schergen und ihren Helfern liest, aber auch, weil hier die Liebe das größte Opfer bringt. Eine Liebe, die die Jahre überdauert, obwohl sie unerfüllt bleibt.
Ganz großes Kino !

Veröffentlicht am 25.09.2019

Geht unter die Haut

Wer im Himmel auf dich wartet
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Annie und Paulo krönen ihre Jugendliebe mit ihrer Heirat. Nach der Hochzeitsnacht steht der verrückte Plan, dieses wunderschöne Ereignis mit einer Ballonfahrt noch einzigartiger zu machen Doch der ...


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Annie und Paulo krönen ihre Jugendliebe mit ihrer Heirat. Nach der Hochzeitsnacht steht der verrückte Plan, dieses wunderschöne Ereignis mit einer Ballonfahrt noch einzigartiger zu machen Doch der Ballon stürzt ab.
Annie und Paulo werden schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, beide ringen mit dem Tod.
Als Annie aufwacht, findet sie sich im Himmel wieder...

Nach dem traumhaft schönen Roman "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen" erzählt Mitch Albom hier die Geschichte von Annie weiter, die als Kind von Eddie in Ruby Pier gerettet worden ist.
Mit ganz viel Einfühlungsvermögen, Gespür für leise Töne und unendlich viel Liebe lässt der Autor die Geschichte für den Leser lebendig werden.
Es gibt wahnsinnig viele Eindrücke, die sofort unter die Haut gehen, die berühren, nachdenklich stimmen und lange, lange nachklingen.
Die Tränen fließen, Taschentuchmomente sind mehr als genügend vorhanden und machen diese Erzählung zu einem Roman , der mich auch dem Gefühlskarussell kreisen lässt. Es gibt Hochs und Tiefs, die Annie erlebt.Die Personen, die ihren Weg kreuzen, habe alle eine beeindruckende Geschichte zu erzählen und sorgen so dafür, dass Annie ihr Leben versteht, sich allem öffnet, verzeiht und vergibt - anderen und sich selbst.
Es gibt überwältigende Szenen, die mich beeindrucken und ich merke, dass ich ganz still werde, in mich hineinhöre und auf der Suche nach dem bin, was Annie widerfährt.
Ein spirituelles Buch, das berührt, verzaubert und eine wahnsinnig schöne Botschaft in sich trägt; Stärker noch als der Tod ist die Liebe

Veröffentlicht am 23.09.2019

Wenn das Offensichtliche doch für Verwirrung sorgt

Dumm gelaufen, Martha
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Lukas genießt die Zeit als Dauercamper, doch sein Kühlschrank könnte mal wieder eine ordentliche Füllung vertragen. Auf dem Konto sieht es auch mau aus. Da kommt ihm der neue Auftrag gerade recht. Eine ...

Lukas genießt die Zeit als Dauercamper, doch sein Kühlschrank könnte mal wieder eine ordentliche Füllung vertragen. Auf dem Konto sieht es auch mau aus. Da kommt ihm der neue Auftrag gerade recht. Eine junge, gutaussehende Notarsgattin beauftragt Lukas mit der Suche nach dem verschwundenen Ehemann. Als Lukas diesen mausetot in einem Waldstück findet, scheint die Sachlage zunächst klar- zu klar fürs Lukas' Empfinden…

Erwin Kohl hat mit "Dumm gelaufen, Martha" mal wieder eine Schippe Ideenreichtum, Dramatik und einer Prise Wortwitz drauf gelegt und einen spannenden Regio-Krimi mit schrägen Figuren und der SoKo vom Campingplatz zu Papier gebracht. Der Plot ist von Anfang an gut durchdacht, liefert genügend Potential für eigene Ermittlungen und geizt nicht mit spannenden, dramatischen und witzigen Szenen.
Die liebgewonnen Bewohner vom Campingplatz, allen voran natürlich Lukas, bekommen dieses mal einen Fall, der es in sich hat.
Und wieder einmal zeigt es sich, dass manches, was auf den ersten Blick schlüssig erscheint, doch ein genaueres Hinsehen und jede Menge Kombinationsgabe erfordert.
Erwin Kohl lässt rheinische Frohnaturen ebenso über die Bildfläche spazieren wie böse Jungs, lässt alte Damen ebenso zu Wort kommen wie die gutaussehende Notarsgattin, die ihre Reize gekonnt einzusetzen weiß und gestaltet so ein sehr abwechslungsreiches Bild, das sich dem Leser im Verlauf des Romans vor dem inneren Augen aufbaut.
Lange sieht es so als, als würde Lukas Born im Trüben fischen, doch dank seiner schnellen Auffassungsgabe, der nicht immer ganz so legalen Mithilfe seiner Freunde und nicht zuletzt seiner Noch-Frau Julia, löst sich das Gebilde der scheinbar perfekten Tat langsam auf und man blickt hinter den perfiden Plan des Täters.
Widersacher, Handlanger und Zeugenbeeinflussung sind dabei nur einige wenige Tatwerkzeuge, die der Täter nutzt, um mit einer weißen Weste aus dem Ganzen herauszukommen. Doch er hat nicht bedacht, dass es noch den Privatermittler Lukas Born gibt, der bisher noch jeden Täter dingfest gemacht hat :)
Wer auf starke Regio-Krimis mit Humor und Spannung steht, der sollte sich die Roman von Erwin Kohl nicht entgehen lassen.
Absolute Leseempfehlung !

Veröffentlicht am 16.09.2019

Der Titel ist bezeichnend für das ganze Buch - Zeitreise deluxe

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Während die Welt um Silvie herum im Aufbruch ist, in Petticoats und Rock'n Roll versinkt steht für Silvie Thalheim eines fest: Das Kaufhaus wird nie bei ihr an erster Stelle stehen, denn ihre Welt sieht ...

Während die Welt um Silvie herum im Aufbruch ist, in Petticoats und Rock'n Roll versinkt steht für Silvie Thalheim eines fest: Das Kaufhaus wird nie bei ihr an erster Stelle stehen, denn ihre Welt sieht anders aus- sie ist mit ihrer Sendung "Stimmen" beim Rundfunksender RIAs das Zugpferd.
Doch erstens kommt immer alles anders und zweitens als man denkt. Silvie muss erfahren, dass der Weg ihrer Träume manchmal mit ganz harten Rückschlägen gepflastert ist. aber Silvie wäre nicht Silvie, wenn sie aus eben diesen Steinen doch noch etwas Schönes baut...

Licht aus - Spot an für Brigitte Riebe und ihre grandiose Fortsetzung der Thalheim-Saga!
Sofort fühlt man sich als Leser wieder heimisch in den 1950er Jahren, trägt Petticoat, Pferdeschwanz und Ballerinas und ist hautnah dabei, wenn Silvie Thalheim ihren großen Auftritt bekommt.
Brigitte Riebe setzt die aufrührerische Silvie so gekonnt in Szene, dass man gar nicht anders kann, als in ihre Haut zu schlüpfen und mit ihr die Jahre 1952 bis 1957 zu erleben und die Schicksalsschläge, zu ertragen, der Liebe zu begegnen und den kleinen und großen Geheimnissen auf die Spur zu kommen, die die Thalheims umgeben.
Dabei bewundere ich die Gabe der Autorin, Bilder aus Worten entstehen zu lassen, die Stars und Sternchen der Wirtschaftswunderzeit in ihre Geschichte mit einzubringen und so für Glanz und Glamour zu sorgen. Man begegnet Willi Brandt, Margit Hielscher und Heinz Erhardt, Grace Kelly, Marilyn Monroe und das Wunder von Bern sorgen ebenfalls für Glanzlichter.
Ich habe mit Silvie gelitten, als sie das Schicksal mehr als einmal heftig beutelt. Habe mit ihr gehadert und gebangt, gelacht und geweint und nie die Hoffnung aufgegeben, dass das Leben doch noch einen Schnickser macht und Silvie auf die Sonnenseite katapultiert.
Aus der anfänglichen kühlen, ja schon fast unnahbaren Frau wird eine gestanden Persönlichkeit, die das Leben tanzt, die dem Schicksal mutig die Stirn bietet und die sich mit all ihren Facetten in mein Herz schleicht und dort ihren Platz findet. Brigitte Riebe ist es gelungen, aus dem Rohdiamanten eine funkelnden Stein zu schleifen und so dem Leser zu vermitteln, wie es ist, wenn an als selbstbewusste Frau in den 1950er Jahren gegen den Strom schwimmt.
Der Titel ist bezeichnend für das ganze Buch - der Leser erlebt wunderbare Zeiten mit den Darstellern, darf den kraftvollen Schreibstil der Autorin genießen und inhaliert regelrecht den nostalgischen Charme, der sich aus den Seiten über den Leser legt wie eine zarter Chiffonschal.
Für mich ganz, ganz großes Kino und ich kann es kaum erwarten, Band drei in den Händen zu halten und zu verschlingen.
Brigitte Riebe ist für mich die Queen of nostalgic !

Veröffentlicht am 15.09.2019

Verzwickte Suche nach dem Täter

Elbgift
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Henriette möchte ihren Lebensabend in der exklusiven ELB-Residenz verbringen, aber schon nach wenigen Wochen stirbt sie. Angeblich Herzversagen. Doch warum hat Henriette eine kryptische Botschaft und ...

Henriette möchte ihren Lebensabend in der exklusiven ELB-Residenz verbringen, aber schon nach wenigen Wochen stirbt sie. Angeblich Herzversagen. Doch warum hat Henriette eine kryptische Botschaft und eine versteckte Kamera hinterlassen und Einstichstellen zwischen den Zehen ? Das will überhaupt zusammenpassen. Phillip Goldberg, Peter Brandt und Hauke Thomsen stecken die Köpfe zusammen und ermitteln was das Zeug hält. Und wieder einmal zeigt es sich - es ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint...

Nicole Wollschläger läutet den Krimiherbst mit ihrem vierten Roman um den Ermittler Philipp Goldberg ein und hat sich mit diesem Krimi selbst übertroffen. Bisher ist "Elbschmerz" mein absoluter Favorit, aber "Elbgift" hat ihm jetzt den Rang abgelaufen.
Die Geschichte ist wahnsinnig gut ausgearbeitet, lässt tiefe Einblicke in den Alltag der Seniorenresidenz zu und ich weiß nur eines - alt werden ist kein Zuckerschlecken. Da will jeder an dir und mit dir Geld verdienen und genau diese Raffgier setzt die Autorin hier geschickt und unheimlich spannend in Szene.
Viele Details machen den Alltag in der Residenz lebendig, selbst die Ausstattung der Räumlichkeiten ist akribisch geschildert und so fühlt man sich nicht als außenstehende Person, sondern wohnt direkt am Ort des Grauens. Was da alles zum Vorschein kommt, löst in mir schon manchmal Beklemmungen aus und ich hoffe, dass ich nie in eine solche Situation kommen werde, in der ich auf Gedeih und Verderb solchen Raffzähnen und skrupellosen Menschen ausgeliefert bin.
Die Suche nach dem Täter wird von der Schreibenden für den Leser sehr eindrucksvoll und überzeugend geschildert. Die Bilder, die sich dabei vor dem inneren Auge abzeichnen, sind plastisch und prägen sich ein. Der Fall an uns für sich ist sehr knifflig angelegt und man rennt bereitwillig immer wieder auf den Holzweg, um dann am Ende alle losen Enden verknüpft zu sehen. Überraschende Wendungen, die man so nicht einkalkuliert hat, überzeugen zudem den Leser bei diesem erneuten Wiedersehen mit den liebgewonnenen Charakteren.
Nicole Wollschläger zeigt wieder einmal deutlich auf, dass ein guter Krimi nicht mit blutrünstigen Szenen und roher Gewalt auskommen muss, um die Leser zu begeistern. Leise Töne, wohldosierte Spannung und ein genialer Plot überzeugen auch ganz ohne Gewalt - bitte, bitte mehr davon !