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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2019

Witziger Provinzkrimi mit schrägen Charakteren

Guglhupfgeschwader
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Als Neuling in die Fälle um den Eberhofer Franz und den Rudi bin ich gleich beim 10. Dienstjubiläum von Ersterem eingestiegen.
Nun ist es also soweit: der Eberhofer Franz feiert sein 10jähriges Dienstjubiläum. ...

Als Neuling in die Fälle um den Eberhofer Franz und den Rudi bin ich gleich beim 10. Dienstjubiläum von Ersterem eingestiegen.
Nun ist es also soweit: der Eberhofer Franz feiert sein 10jähriges Dienstjubiläum. Allerdings hat er erstmal so gar keine Zeit, sich darauf zu freuen, denn er bekommt es mit fiesen Geldeintreibern zu tun, die Lotto-Otto bedrohen. Nun ja, Franz ist eh nicht so nach Feiern, dafür dem Bürgermeister umso mehr. In gewohnt ruppiger Weise bilden Franz und Rudi ein „Dreamteam“, das sich auch gerne gegenseitig auf die Schippe nimmt. Ehe sie es sich versehen stecken sie mitten in einem Fall von Drogen, Spielsucht und korrupten Polizisten. Zudem gibt es eine Leiche und das erfordert nun wirklich die ganze Aufmerksamkeit von Franz und Rudi.
Christian Tramitz ist ein Traum von einem Sprecher und ich war von Anfang an begeistert von seiner Interpretation der verschiedenen Charaktere. Seine Stimme passt hervorragend sowohl zum Franz als auch zum Rudi und die Oma findet ebenfalls einen eigenen Ton! Tramitz hat den teils schrägen Figuren Leben eingehaucht und sie bildlich vor mir entstehen lassen.
Bei diesem Provinzkrimi gab es so viel zu lachen, dass ich bald Tränen in den Augen hatte. Die Spannung kommt manchmal etwas zu kurz, aber dafür hat die ganze Geschichte sehr viel Unterhaltungswert und hat mir schöne, humorvolle Stunden beschert. Schließlich war ich mir bewusst, dass ich es hier nicht mit einem „handelsüblichen“ Krimi oder gar Thriller zu tun habe. Franz und Rudi, samt Oma und Vater Eberhofer kenne ich bisher nur aus zwei Filmen. Der Reiz der Geschichte liegt in den Charakteren, die einen hohen Wiedererkennungswert haben und auch die niederbayrische Lebensart tut ihr Übriges dazu. Mir hat das Lesen großen Spaß gemacht und ich werde mir sicherlich noch den einen oder anderen Film zu den Büchern anschauen. Ob ich die Bücher dazu lese, kann ich nicht sagen. Etwas mehr Spannung hätte dem Provinzkrimi gut getan und ich weiß nicht, ob sich die Geschichte nicht mit der Zeit abnutzt. Das Guglhupf-Rezept der Eberhofer Oma werde ich auf jeden Fall nachbacken.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Entspannen mit Yoga

Restorative Yoga
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Das Buch bietet einen guten Einblick in die „Technik“ des Restorative Yoga. Da ich seit ein paar Jahren Yoga praktiziere und meine Lehrerin verschiedene Stile miteinander verbindet, hat mich diese Art ...

Das Buch bietet einen guten Einblick in die „Technik“ des Restorative Yoga. Da ich seit ein paar Jahren Yoga praktiziere und meine Lehrerin verschiedene Stile miteinander verbindet, hat mich diese Art des entspannenden Yogas sehr interessiert. Der Aufbau zu den verschiedenen Rückbeugen (Zurückgelehnter Schmetterlingssitz) ist definitiv sehr aufwändig und hält mich momentan davon ab, es auszuprobieren. Dagegen gefallen mir die einfachen Haltungen sehr gut und auch die Tipps sind sehr wertvoll. Besonders gut finde ich die Alternativen zu den Yogablöcken und –kissen, so dass man auch ohne Großeinkauf die Übungen durchführen kann. Aktive Entspannung ist lebenswichtig – dieses Buch gibt geschickt die Möglichkeit, zuhause zu „üben“ ohne den Besuch eines Yogastudios – unabhängig von Kurszeiten. Vor allem die Übung zur Linderung von Rücken- und Kopfschmerzen haben mir bereits gut geholfen – ganz ohne Chemie. Ich kann das Buch all denjenigen ans Herz legen, die Entspannung nötig haben und auf leichte Weise ganz für sich zur Ruhe zu kommen wollen – im heimischen Umfeld.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Toller Debut-Thriller und ungewöhnliches Setting

Das Weinen der Kinder
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Von der Metropole Köln verschlägt es die alleinerziehende Kunstexpertin Anke Neuhaus auf ein abgelegenes Schloss im Süden Deutschlands. Dort soll sie neuen Schwung in den Aufbau eines Museums für Moderne ...

Von der Metropole Köln verschlägt es die alleinerziehende Kunstexpertin Anke Neuhaus auf ein abgelegenes Schloss im Süden Deutschlands. Dort soll sie neuen Schwung in den Aufbau eines Museums für Moderne Kunst bringen. Leider ist ihr Vorgänger mit den Geldern zur Finanzierung ganz eigennützig umgegangen und Anke steht vor einem großen Problem. Zudem ist sie mit ihren beiden Töchtern Cora und Mara dank Pubertät schon genug belastet. Da kommt es ihr sehr gelegen, dass der befreundete Maler Niels Sörensen seine Porträts der weinenden Kinder für ihre Ausstellung anbietet. Was als absoluter Erfolg begann, stürzt die junge Frau bald ins Chaos und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Das Debut des Autors Arne M. Boehler ist ein ungewöhnlicher, starker Thriller, der in der Kunstszene spielt und mich im Laufe des Lesens immer mehr begeistert hat. Obwohl die Geschichte gleich mit einem Mord begann, der scheinbar auf einer Verwechslung beruhte, war der Auftakt insgesamt eher ruhig – manchmal zu ruhig. Dadurch bleibt dem Autor jedoch genügend Zeit und Raum, die Charaktere sorgfältig einzuführen. Die Hauptfigur Anke gefiel mir insgesamt gut, einen gewissen Nervfaktor kann man ihr aber auch nicht absprechen. Sie war mir am Anfang vor allem zu hysterisch. Dagegen ist mir Jakob Wigland von Anfang an sympathisch. Er ist kein glatter Charakter und hat durch den Verlust seiner Tochter ein Trauma. Vielleicht ist er deshalb so menschlich geblieben und nimmt seinen Beruf ernst, ohne dabei die Menschen hinter den Schicksalen zu vergessen. Ganz anders ging es mir mit der Ermittlerin Charlie, die als „Westentaschendiktatorin“ zunächst recht unfähig und nervig daherkam. Vor allem das Zusammenspiel von Jakob und Charlie hat sich im Laufe des Buches richtig gut entwickelt. Auch das macht für mich eine gelungene Geschichte aus, wenn die Charaktere sich entwickeln und sich zusammenraufen. Die Auflösung des Falles hat mich letztlich sehr überrascht. Der Autor hat geschickt den Bogen zum Anfang des Thrillers gespannt und mich mit seinem Schreibstil gefesselt. Die Dramaturgie zum Ende hin finde ich besonders gelungen und hat mich vor Spannung kaum innehalten lassen. Das Setting in der Kunstszene fand ich sehr spannend und ist mir bisher noch nicht begegnet.
Ich würde sehr gerne noch weitere Fälle von Jakob Wigland lesen und hoffe sehr, dass es nicht bei diesem Debut von Arne M. Boehler bleibt. Ich denke, dass der ganz menschliche Ermittler Wigland das Potential hat und vielleicht entwickelt sich dann Charlie auch weiter. Könnte ein gutes Gespann werden!

Veröffentlicht am 15.09.2019

Die Krähe zwischen privaten Ermittlungen und Bandenkriegen

Brennende Narben
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Mit „Brennende Narben“ hat Leo Born den dritten Mara Billinsky Thriller vorgelegt. Obwohl ich die beiden Vorgängerbände nicht gelesen habe, war es kein Problem, mich in der Welt der „Krähe“ Mara Billinsky ...

Mit „Brennende Narben“ hat Leo Born den dritten Mara Billinsky Thriller vorgelegt. Obwohl ich die beiden Vorgängerbände nicht gelesen habe, war es kein Problem, mich in der Welt der „Krähe“ Mara Billinsky und ihrem Kollegen Jan Rosen zurecht zu finden. Den Spitznamen Krähe hat Mara zum einem ihren düsteren Erscheinungsbild zu verdanken, aber auch ihrer kühlen, mutigen Art. In „Brennende Narben“ taucht Mara ganz tief und selbstzerstörerisch in ihre Vergangenheit und den Tod ihrer Mutter ein. Dabei ist ihr kein Risiko zu groß, um die Umstände aufzuklären und damit ihr eigenes Trauma zu lösen. Sie war noch ein Kind, als sie ihre tote Mutter fand. Dabei verliert sie den aktuellen Fall fast schon aus den Augen. In Frankfurt droht ein Bandenkrieg zu eskalieren und der Drahtzieher, genannt „Der Wolf“, hält nicht nur die Polizei, sondern auch die Albaner auf Trab. Workan, der Mara telefonisch immer wieder Informationen zukommen lässt, scheint eine tragende Rolle dabei zu spielen. Zunächst finden die Ermittler eine tote Edelprostituierte, die Bisswunden aufweist und Rätsel aufgibt. Fast gleichzeitig fliegt ein Transporter in die Luft. Seine Fracht: junge Frauen für ein Bordell! Lassen sich hier Zusammenhänge finden? Und kommt Mara endlich dem Geheimnis ihrer Mutter auf die Spur? Und wer ist „Der Wolf“, der die Polizisten wie Marionetten für seine Zwecke tanzen lässt?

Von Anfang an hat mich dieser Thriller begeistert. Mir fiel es schwer, mich an die Leseabschnitte zu halten und wollte am Liebsten einfach weiterlesen. Mara Billinsky ist so gut beschrieben, dass ich sie mir lebhaft vorstellen konnte. Rosen an ihrer Seite gefiel mir als weicher Gegenpart zu Maras Härte besonders gut. Er schlug sich ganz wacker und setzt ungeahnte Kräfte frei. Es spricht für Maras Charakter, dass sie für ihn einsteht und seine Schwächen akzeptiert, ohne ihn damit aufzuziehen. Mit diesen beiden Charakteren hat der Autor ein unverwechselbares Ermittlergespan geschaffen, das sich treu bleibt. Trotz ihres düsteren Erscheinungsbildes und gefestigten Charakter, spürt man auch ihre Zerbrechlichkeit und ihre Trauer um die Mutter. Die Szenenwechsel sorgen für ordentlich Spannung und treiben das Lesetempo voran. Schon bald fand ich mich mitten im Geschehen und hoffte, dass Mara endlich Antworten auf ihre dringlichen Fragen findet. Ihre private Geschichte macht einen großen Teil des Thrillers aus, aber es überlagert nicht die Suche nach dem geheimnisvollen, gefährlichen und undurchschaubaren Wolf und dem unbekannten Informanten. Ständig ging mir die Frage durch den Kopf, ob Mara nicht zu weit geht und sogar ihr Leben auf dem Spiel steht. Auch wenn ich die beiden vorigen „Krähen“-Thriller nicht kenne, war deutlich zu merken, wie sich die Charaktere innerhalb des Buches entwickelten. Mit geschickten Wendungen führte mich der Autor immer wieder in die Irre – wenn auch ein paar meiner Überlegungen richtig waren, verlor der Thriller nie an Spannung und ließ mich nur so durch die Seiten fliegen. Für mich steht fest, dass ich auch die Bände 1 und 2 lesen werde. Einzig die häufigen Alleingänge von Mara kamen für mich nicht so realistisch rüber. Im deutschen Polizeiapparat dürfte das schwierig sein und Klimt hätte sie längst suspendieren müssen – zumal sie ein ums andere Mal weit übers Ziel hinausschießt. Meiner Begeisterung für den Thriller tut es jedoch keinen Abbruch, denn ich zähle es zur künstlerischen Freiheit des Autors.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.07.2019

Once we were brothers - Einst waren wir Brüder

Hannah und ihre Brüder
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Ben Solomon und Elliot Rosenzweig führen ganz unterschiedliche Leben: Ben Solomon ist ein einfacher Arbeiter und Elliot Rosenzweig ein angesehener, wohlhabender Bürger Chicagos. Warum bedroht Ben Elliot ...

Ben Solomon und Elliot Rosenzweig führen ganz unterschiedliche Leben: Ben Solomon ist ein einfacher Arbeiter und Elliot Rosenzweig ein angesehener, wohlhabender Bürger Chicagos. Warum bedroht Ben Elliot in der Öffentlichkeit mit einer Waffe und beschuldigt ihn, der ehemalige SS-Offizier Otto Piontek zu sein? Die Anwältin Catherine Lockhart und ihr Ermittler Liam Taggert sollen Ben helfen, die Wahrheit über Elliots Vergangenheit in Polen herauszufinden und ihn seiner angeblichen Taten zu überführen. Bei ihren Ermittlungen stoßen Catherine und Liam auf eine enge Verbindung zwischen Ben und Elliot, in der auch eine Frau namens Hannah eine Rolle spielt. Was geschah während der Nazi-Herrschaft mit den drei Freunden im kriegsgebeutelten Polen? Stimmen Bens Anschuldigungen oder verdächtigt er Elliot zu Unrecht?

Nachdem der Roman etwas schleppend begann und mich der nüchterne, wenig emotionale Schreibstil störte, hat sich dieser Eindruck im Laufe des Buches zum Glück geändert. Nervig war auch Catherine zu Anfang des Buches, da sie keine Lust hatte, Ben zuzuhören. Dagegen war Bens Geschichte, als sie endlich Fahrt aufnahm, nicht nur sehr spannend, sondern auch bewegend und berührend. Wie viele solche Schicksale gibt es wohl zu erzählen? Menschen, die die Nazi-Herrschaft und den Krieg mit all ihrer Wucht und Grausamkeit erlebt haben, werden bald von der Erde verschwunden sein. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je, gegen das Vergessen zu schreiben und nicht müde zu werden, die Erinnerung aufrechtzuerhalten, damit solche Gräuel nicht wieder geschehen! Der englische Titel der Geschichte passt meiner Meinung nach besser zum Roman. So manchen Leser hat der deutsche Titel verwirrt. Doch das nur am Rande!
Der Autor Ronald H. Balson hat als weitgereister Rechtsanwalt einen großen Fundus an Informationen zu Polen während des Zweiten Weltkrieges gesammelt und das spürt man bei diesem bewegenden Roman ganz deutlich. Zudem kommt ihm sein juristisches Wissen bei den Schilderungen rund ums Gericht sehr zugute. Er schafft es zudem einen kontinuierlichen Spannungsbogen aufzubauen, der mich lange Zeit im Unklaren ließ, ob Bens Anschuldigungen nun gerechtfertigt sind oder ob sein Gedächtnis ihm einen Streich spielt. Ein sehr emotionales Buch, das mich sehr berührt hat und mich nachdenklich zurück lässt.