Klappentext:
Dieses Buch beinhaltet die autobiographische Schilderung der Protagonistin, die sie mit Erlebnissen ihrer Kindheit in der Vorkriegszeit einleitet. Die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und die massiven Bombenangriffe auf Hamburg prägen ihr Leben. Insbesondere die entbehrungsreiche Nachkriegszeit stellt für ihre Familie eine enorme Belastung dar. Da ist Franz, der Vater, ein eigenwilliger Individualist, die unberechenbare Mutter "Pöppi". Inges Bruder Jonny, der besonders unter den Nazis zu leiden hat und Hauptprotagonistin Inge, Tochter und Schwester, die mit allen Genen ihrer Eltern bestückt ist. Als die Familie auseinanderzubrechen droht, kämpft Inge verbissen um deren Erhalt. Allzu früh lernt sie die Verantwortung für Ihre Familie zu übernehmen und entwickelt daraus ein weit über ihr Alter hinausgehendes Selbstbewusstsein. Sie bürdet sich eine schwere Last auf, um alle durch die Hungersnot der Nachkriegszeit und auch durch den bitterkalten Winter 1946/47 zu bringen. Mit etlichen inneren Narben übersteht die Familie diese schreckliche Zeit. Um sich emotional von den geschilderten Begebenheiten zu distanzieren, verzichtet die Autorin bewusst auf die Verwendung der "Ich-Form".
Fazit:
Inge Klatt berichtet über ihre Kindheit in den schlimmen Zeiten des zweiten Weltkrieges. Sie wurde 1932 geboren und entwickelt sich zu einem Freigeist und einer Kämpferin. Viele kleine Alltagsepisoden zeigen, dass sie eine schöne Kindheit verbrachte. Dies ändert sich jedoch, als es Hitler gelingt, die Macht zu ergreifen und seinen Krieg zu beginnen. Nun wird auch ihre heile Welt überschattet und die Familie scheint zu zerbrechen.
Ich blieb am Ende dieses Buches sehr nachdenklich zurück. Leider stamme ich aus einer Familie, die über diesen Krieg kaum gesprochen hat und lieber verdrängte, statt den Krieg und seine Folgen zu verarbeiten. Aus diesem Grund lese ich gerne Autobiographien aus dieser Zeit, um endlich zu verstehen. Es ist inzwischen bekannt, dass die nachfolgenden Generationen noch immer unter diesen Traumata leiden, da sie von den Betroffenen nicht aufgearbeitet wurden. Die Erinnerungen an diese Zeit dürfen nicht vergessen werden und wir müssen bereit sein, sie auch den folgenden Generationen zugänglich zu machen.
Der Autorin gelang ein tolles Werk, in dem sie uns ohne den üblichen erhobenen Zeigefinger aus ihrer Kindheit erzählt, die schon früh vom Krieg überschattet wurde. Die vielen kleinen Alltagsepisoden zeigen, dass sie viele schöne und normale Momente erleben durfte. Gerade dadurch wirken die Kriegsfolgen noch bedrückender und nachvollziehbarer. Auch die Nachkriegszeit mit den vielen Entbehrungen stellt Inge und ihre Familie vor große Herausforderungen. Ob und wie sie diese meistern, das müsst ihr selbst lesen, da es sich lohnt.
Bewusst verzichtet die Autorin bei ihrer Erzählung auf die „Ich – Form“ um sich emotional zu distanzieren. Dadurch und durch den flüssigen Schreibstil gingen mir Inges Erlebnisse noch mehr unter die Haut und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Ich konnte mir viele Erlebnisse bildlich vorstellen und mitfühlen und mitleiden. Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich für diese interessante Biographie aus dieser Zeit und freue mich auf weitere Bücher von Inge Klatt.
Von mir eine absolute Leseempfehlung an alle, die mehr aus dieser Zeit erfahren möchten.