Leserunde zu "Gestern ist ein ferner Ort" von Joaquín Berges

Eine zutiefst berührende Mutter-Tochter-Geschichte
Cover-Bild Gestern ist ein ferner Ort
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Joaquín Berges (Autor)

Gestern ist ein ferner Ort

Roman

Sybille Martin (Übersetzer)

Nach einem Schlaganfall muss Celia zurück ins Leben finden. Ein Teil ihrer Vergangenheit ist einfach ausgelöscht. Fieberhaft versucht sie, diese Leerstellen zu füllen. Doch ihre Tochter Paula scheint fest entschlossen, genau das zu verhindern. Immer wieder weicht sie den Fragen ihrer Mutter aus - besonders dann, wenn Celia sich nach ihrem Sohn Emilio erkundigt. Und offenbar hat Paula auch alle anderen angewiesen, Celia nur die halbe Wahrheit zu sagen. Aber hat sie das Recht, ihrer Mutter die eigene Lebensgeschichte zu verschweigen?

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 22.07.2019 - 11.08.2019
  2. Lesen 26.08.2019 - 15.09.2019
  3. Rezensieren 16.09.2019 - 29.09.2019

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 16.09.2019

Geruhsam erzählte Reise zu sich selbst

3

"Gestern ist ein ferner Ort" hat mich durch Klappentext und Leseprobe gleich interessiert. Wir lernen Celia kennen, die nach einem Schlaganfall im Koma lag und nun unter partieller Amnesie leidet. Celia, ...

"Gestern ist ein ferner Ort" hat mich durch Klappentext und Leseprobe gleich interessiert. Wir lernen Celia kennen, die nach einem Schlaganfall im Koma lag und nun unter partieller Amnesie leidet. Celia, das erkennen wir sofort, ist eine energische und intelligente Dame, die bislang offenbar selbstbestimmt und erfolgreich gelebt hat. Nun von ihrer Umwelt, insbesondere ihrer Tochter Paula, wie eine Invalidin behandelt zu werden, geht ihr verständlicherweise gegen den Strich. Sehr schön wird uns im ersten Teil des Buches geschildert, wie Celia und Paula umeinander herumschleichen, beide nicht so recht wissen, wie sie mit der neuen Situation und ihrer neuen Beziehung miteinander umgehen sollen. Paula verpaßt Celia eine ganze Reihe an Vorschriften und wie der Klappentext schon verrät: sie verschweigt ihrer Mutter etwas und hat auch Celias Umfeld sogfältig instruiert. So rennt Celia ständig gegen Wände, als sie nach ihren Erinnerungen sucht.

Es werden zahlreiche Andeutungen gemacht, daß es ein dunkles Geheimnis gibt und daß Celia in den Jahren vor ihrem Schlaganfall eine ganz andere Person war, als wir sie nun erleben. Eine mysteriöse Jugendfreundin wird erwähnt, ein seltsam abwesender Sohn, Familienzwiste und noch vieles mehr. Gebannt begab ich mich mit Celia auf diese Reise und wurde mit jeder Andeutung gespannter, was sich da alles aufdecken würde.

Vorweg muß ich schon sagen, daß ich am Ende dieser Reise doch ein wenig enttäuscht war. Die meisten der Andeutungen verpuffen im Laufe der Geschichte und viele Punkte, zu denen ich gerne wesentlich mehr erfahren hätte, werden nicht weiter erwähnt oder nur im Vorbeigehen behandelt.

Letztlich geht es nämlich gar nicht so sehr um diese Geheimnisse, um Celias vorheriges Selbst, sondern das Buch ist eine Art innerer Reise Celias zu sich selbst, zu ihrer Vergangenheit, zu ihr wichtigen Menschen. Hier hat mich der Klappentext leider etwas in die Irre geführt und meine Erwartungen nicht völlig getroffen.

Die Sprache des Autors ist ausgezeichnet. Klar, wohlformuliert, oft poetisch. Auch die Übersetzung ist gut. Celia als Charakter ist gelungen, glaubhaft und vielschichtig, auch wenn mir leider am Ende noch zu große Lücken bzgl. ihrer vorherigen Persönlichkeit bleiben. Die anderen Charaktere sind wesentlich blasser als sie, kamen mir nur teilweise nahe.

Umgebungen und Atmosphäre sind hervorragend beschrieben. Man sieht die Terrasse, die Meeratmosphäre, die staubigen Landstraßen richtiggehend vor sich und spürt oft die herrschende Stimmung. Das zeugt von einem guten Blick für Details. Diese Detailliebe führt aber zugleich auch zu stilistischen Komponenten, die mir nicht zugesagt haben. Für mich nebensächliche Dinge werden ausführlich und wiederholt beschrieben. Die Bestandteile jeder Mahlzeit, teils banale Alltagsunterhaltungen und andere Dinge nehmen sehr viel Raum ein und konnten mein Leseinteresse nicht bannen. Celia entdeckt über ihre Enkelin ein Social Media Farmspiel, was als Idee an sich gut ist, um die Verbindung zwischen Celia und ihrer Enkelin, sowie Celias Möglichkeit, sich so in eine routinierte Beschäftigung zu finden, darzustellen. Allerdings wird das Spiel und dessen einzelne Schritte dann ständig viel zu ausführlich beschrieben - das wäre zum Vermitteln der Botschaft nicht notwendig gewesen.

Auf ihrer Reise zu sich selbst besucht Celia mehrere Menschen aus ihrer Vergangenheit. Das ist teilweise recht interessant, gerade wenn wichtige Punkte aus der Vergangenheit zur Sprache kommen, oder sie nach Jahrzehnten einen ihr wichtigen Menschen neu entdeckt. Oft bestehen diese Besuche aber aus Alltäglichem, aus vielen Details, die für mich für die Geschichte nicht notwendig waren. Diese Menschen erscheinen und verschwinden dann größtenteils wieder.

Während diese Dinge viel Raum bekommen, bleiben viele Punkte unerklärt oder kaum erklärt. Nachdem Celia relevante Themen aufdeckt, habe ich gespannt darauf gewartet, was nun geschieht, wie sie reagiert, wie sie sich fühlt. Es ging weiter mit Mahlzeiten, Farmspielen, Alltagsroutinen. Mir fehlte hier einfach sehr viel. Dafür werden einige neue "Baustellen" aufgemacht, deren Sinn sich mir nicht erschloß. Am Ende war ich enttäuscht, wie viele Andeutungen mich neugierig gemacht hatten und dann einfach in der Geschichte verschwunden sind. Die Gewichtung war nicht mein Fall.

Es kommt hier wirklich sehr darauf an, was man erwartet. Wer Wert auf stimmungsvolle Szenen, behutsames Erzähltempo, eine innere Reise teilweise ohne Antworten legt, wird dieses Buch genießen, denn es ist in dieser Hinsicht ausgezeichnet konzipiert und geschrieben. Mein Geschmack war es aufgrund der erwähnten Punkte leider nicht ganz, wobei ich doch froh bin, es kennengelernt zu haben.

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Veröffentlicht am 25.09.2019

tolle Idee eines Mutter-Tochte-Romans

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Die erfolgreiche Schriftstellerin Celia erleidet einen Schlaganfall, in dessen Folge sie eine Amnesie entwickelt. Ihr fehlen immer wieder kleinere und auch größere Stücke ihrer näheren und auch ferneren ...

Die erfolgreiche Schriftstellerin Celia erleidet einen Schlaganfall, in dessen Folge sie eine Amnesie entwickelt. Ihr fehlen immer wieder kleinere und auch größere Stücke ihrer näheren und auch ferneren Vergangenheit.

Nach ausreichender Geneseung im Hospital, wird sie in die Obhut ihrer Tochter Paula, ihrerseits Kinderärztin, entlassen.

Celia selbst, hat das Gefühl sich selbst gar nicht mehr zu erkennen. Sie kann sich an keines ihrer literarischen Werke erinnern und wird schließlich bei einem Besuch ihres Agenten damit konfrontiert, dass es da ein noch nicht veröffentliches Werk gibt, auf dessen Herausgabe er drängt.
Leider befinden sich diese Unterlagen passwortgeschützt auf einem Notebook, so dass Celia in ihrem gegenwärtigen Zustand keinen Zugang dazu hat.

Es beginnt Celias persönliche Reise, auf der Suche nach dem Passwort, nicht zuletzt aber auch auf der nach der Geschichte ihres eigenen Lebens.

Schnell wird ihr klar, dass ihr gesamtes Umfeld mehr weiß, als es ihr gegenüber preisgibt.
So nimmt die tapfere Frau selbst die Fäden in die Hand und wagt Schritt für Schritt die Rückeroberung ihrer Vergangenheit.

Und diese Erkenntnisse sind manchmal wirklich lustig, erfrischend, manchmal aber eben auch tief traurig.

Meine Meinung:

zugegeben, ich habe mich zu Beginn sehr schwer getan, die Charaktere zu greifen.

Celia wirkte auf mich zynisch und lethargisch mit einem Hang ins Schnippische. Andererseits ist das vielleicht auch ein recht authentischer Eindruck einer Person, die die Hälfte ihres Lebens verloren hat.

Ihre Tochter Paula empfamd ich als recht unterkühlt, wobei sich dieserEindruck im Laufe der Geschichte zum Glück revidieren lies.

Der Einstieg in das Buch war recht trocken.
Für mein Empfinden enthielt das erste Drittel des Buches extrem viel wörtliche Rede.
Es bestand also wenig aus Handlung, sondern tatsächlich überwiegend aus Dialogen.
Während ich das anfangs noch einfach ungewöhlich fand, ist mir das im weiteren Verlauf eher negativ aufgefallen.
Vom Spannungsbogen habe ich es zunächst sehr dünn empfunden.

Der sich anschließende Mittelleid war dagegen recht stark.
Mit der Reise nach Paris und dem Eintauchen in Celias Vergangenheit gelangte dann auch mir ein leichter, flüssiger und vor allem interessierter Lesefluss.
Immer wieder tauchten neue Namen und Personen auf, die bei der Findung des Passwortes und dem Aufdecken der Vergangenheit eine tragende Rolle spielen könnten.
Besonders süß fand ich hier zum Beispiel, wie sich das Verhältnis zwischen Celia und ihrer Enkelin Alba entwickelte. Das Farmspiel, welches die beiden ausgiebig spielten, brach die ansonsten recht ernste Thematik ganz gut.

Und dann kam der Endteil.... hier muss ich leider wirklich sagen, dass ich ein wenig enttäuscht war.
Es war zwar in sich alles logisch und schlüssig, allerdings wirkte das Ende auf mich einfach recht schnell abgehandelt.
Personen, der im Mittelteil eine möglicherweise tragende Rolle in der Geschichte zukamen, wurden im Endeffekt einfach schlicht nicht mehr erwähnt.
Warum hat ihre Freundin Celia damals aus Paris zurückgeholt?
Was ist jetzt mit Lucien?
Auch das eigentliche traumatische Ereignis wird mir hier viel zu kurz abgehandelt. Die Protagonistin erlangt Kenntniss darüber, ist verständlich Weise kurz entsetzt, hat es nach wenigen Seiten dann aber ohne größerem Zutun überwunden.
Für meinen Geschmack wären der Stelle weitere Hintergrundinformationen notwendig gewesen.

Fazit:
Es war das erste Mal, dass ich einen Roman diesen Genres gelesen habe.
Die Idee und die Geschichte an sich fand ich sehr gut und hätte einfach mehr Tiefe benötigt.
Die großen Gefühle sind bei mir aufgrund des,für meinem Empfinden, nüchternen Schreibstils einfach ausgeblieben.
Ich konnte einfach die Lethagie die mir da entgegenschlug, nicht abschütteln. Nicht mal in dem Moment als sie eine Nacht mit ihrer damaligen großen Liebe verbringt.
Aber selbst die Emotionen aufgrund der Erkenntnis,die dann letzten Endes eintritt, gleichen einem Schulterzucken.
Ich hätte abgrundtiefe Trauer erwartet.
Auch hätte ich mich gefreut, wenn anstatt der vielen,vielen Dialoge mehr Beschreibungen der Umgebung enthalten gewesen wären. Mir als Leser hätte es Vieles etwas greifbarer gemacht. Auch wenn ich immer gewusst habe, wo wir uns befinden, empfand ich mich aber trotzdem immer ein Stück weit orientierungslos.

Nichts desto trotz ein toller Grundgedanke.

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Veröffentlicht am 16.09.2019

Machen Erinnerungen das Leben erst aus?

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"Gestern ist einer ferner Ort" von Joaquin Berges ist die Geschichte über Celia, die nach einem Schlaganfall einen Großteil ihres Gedächtnisses verloren hat.
Sie versucht, die Lücken zu füllen und stößt ...

"Gestern ist einer ferner Ort" von Joaquin Berges ist die Geschichte über Celia, die nach einem Schlaganfall einen Großteil ihres Gedächtnisses verloren hat.
Sie versucht, die Lücken zu füllen und stößt dabei immer wieder an ihre Grenzen.
Ihre Tochter Paula scheint verhindern zu wollen, dass das Gedächtnis ihrer Mutter zurückkehrt und instruiert dabei scheinbar auch alle Freunde, Bekannte und Verwandte von Celia, ihr dabei zu helfen. Doch warum tut sie das? Was steckt hinter diesem Verhalten?

Das Cover des Buches zeigt zwei Frauen am Strand, die aufs Meer blicken. Ich finde dieses Cover sehr schön gemacht und es passt zum Buch.

Der Schreibstil des Autors ist locker und verständlich; man findet gut in die Geschichte hinein.

Hauptpersonen sind ganz klar Celia und ihre Tochter Paula. Celia ist eine erfolgreiche Journalistin, deren neues Buch bald erscheinen soll. Paula ist Ärztin. Beide Frauen scheint ein schwieriges Verhältnis zu verbinden.
Sehr sympathisch ist Rosario, die Haushälterin von Celia, zu der diese bald ein freundschaftliches Verhältnis aufbaut.
Enkelin Alba führt ihre Oma in die Tücken der heutigen Technik ein - teilweise recht amüsant...
Hund Charlie wächst einem schnell ans Herz und auch alle anderen Personen, die im Buch eine Rolle spielen, möchte man gern auf ihrem Weg weiter begleiten...

Celia versucht während des Buches ihr Gedächtnis wieder zu finden. Besonders ärgerlich für sie ist dabei, dass all ihre Dateien mit einem Passwort geschützt sind. So führt einen die Geschichte Station für Station näher an das Passwort heran.
Celia besucht dabei nicht nur alte Freunde und Verwandte und entdeckt lang vergessene Kindheitserinnerungen wieder.
Sie fährt auch für einen Kurzurlaub nach Paris und trifft Lucien wieder. War er ihre erste wahre Liebe?

Rätselhaft bleibt im gesamten Verlauf Sohn Emilio. Warum besucht er seine Mutter nicht? Warum machen alle ein Geheimnis daraus?

Die Geschichte ist an sich sehr rührend und regt zum Nachdenken an. Was würde man selber in dieser Situation tun? Wie würde das Leben verlaufen?
Welche Schicksalsschläge kann ein Mensch verkraften?
Ich habe Celias Werdegang gern gelesen, muss aber leider sagen, dass mir einige Passagen im Buch zu langatmig waren und am Ende der Geschichte zu viele Fragen aufgeworfen, aber nicht beantwortet werden.

Fazit: "Gestern ist ein ferner Ort" ist ein angenehmer Roman, aber ich hätte etwas mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 18.09.2019

Gestern ist ein ferner Ort

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Celia muss nach einem Schlaganfall zurück ins Leben finden. Sie hat keine Erinnerungen an die Vergangenheit. Ihre Tochter Paula ist ihr bei der Suche ihrer Gedächtnislücken keine große Hilfe.
Sie scheint ...

Celia muss nach einem Schlaganfall zurück ins Leben finden. Sie hat keine Erinnerungen an die Vergangenheit. Ihre Tochter Paula ist ihr bei der Suche ihrer Gedächtnislücken keine große Hilfe.
Sie scheint wildentschlossen, allen Fragen ihrer Mutter auszuweichen., besonders auf Bezug ihres Bruders Emilio.
Der Schreibstil hat mir im großen und ganzen gut gefallen. Jedoch war das Buch mir besonders im mittleren Teil etwas zu zäh. Vieles wurde erwähnt, bei dem ich bis zum Ende die Bedeutung oder den Grund nicht verstanden habe. Viele Fragen sind auch unbeantwortet geblieben. Aus vieles wurde ein großes Aufsehen gemacht, aber zum Ende nicht richtig aufgeklärt.
Paula scheint nach ihrem Schlaganfall ein anderer Mensch geworden zu sein. Sie ist sehr sympathisch. Ihre Tochter Paula ist sehr besorgt, in meinen Augen manchmal etwas zu sehr, jedoch will sie ihre Mutter nur schützen.
ALs ich den Klapptext gelesen habe, habe ich mit einer anderen Geschichte gerechnet und war so nun etwas enttäuscht von dem Buch. Am Ende bleiben mir zu viele Fragen offen.

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