Worum es geht: Ophelia lebt auf der Arche Anima und führt ein ruhiges und glückliches Leben inmitte ihrer großen Familie. Doch eines Tages erhält sie die unvollheile Nachricht, dass sie einen Adligen namens Thorn heiraten soll. Dafür muss Ophelia ihr Zuhause verlassen und zusammen mit ihrer Tante Roselinde auf die eisige Arche des Pols ziehen. Während sie sich dort einlebt und den ungewohnten Verhaltensweisen vertraut wird, werfen sich ihr immer mehr Fragen auf. Warum wurde ausgerechnet sie auserwählt zu Thorns Verlobte zu werden? Hat es etwa mit ihrer außergewöhnlichen Gabe zuu zun, Dinge lesen zu können? Im Laufe der Zeit kommt Ophelia dem wahren Grund ihrer Heirat immer näher und damit auch dem gehüteten Geheimnis des Pols…
Auf das Buch bin ich das erste mal durch eine Leserunde aufmerksam geworden. Nachdem ich jedoch die Leseprobe gelesen hatte, die mir nicht so gut gefiel, strich ich Die Spiegelreisende direkt wieder von meiner Wunschliste. Ich könnte nicht einmal mehr den genauen Grund dafür nennen, doch ich vermute, dass es der ungewöhnliche Schreibstil gewesen ist. Vor kurzem habe ich das Buch dann in einem Video auf YouTube wiedergesehen, wo die Booktuberin aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskam, sodass ich kurzumschlossen einen zweiten Blick in die Leseprobe warf und sie auf einmal viel besser fand. So kam es dazu, dass Die Spiegelreisende letzendlich doch in mein Bücherregal einziehen durfte. Ob ich das Buch denn nun auch empfehlen kann oder nicht, erfahrt ihr in folgender Rezension.
Gleich zu Anfang der Geschichte fiel mir direkt Christelle Dabos gehobener Schreibstil auf. Zuerst hatte ich einige Schwierigkeite, mich an ihre Sprache zu gewöhnen, doch nach ein paar Kapiteln war er für mich flüssig zu lesen und past rückblickend perfekt zur Welt. Ihre Sprache erinnert mich an ein Märchen aus einem Kinderbuch, was dem Buch einen charmanten, gewissen altbekannten Charme verleiht.
Um die Struktur der Welt in der Geschichte zu begreifen, brauchte ich einiges an Zeit, da diese nicht direkt erläutert wird, doch letzendlich ist sie einfach zu begreifen. In Ophelias Welt ist die Erde in verschiedene Teile, sogenannte Archen, zersplittert. Dort leben die Menschen in Familienklans und jede Arche hat ihren eigenen ,,Hausgeist“. Besonders dieses Setting konnte mich faszinieren. Es ähnelt einem fantastischen Wunderland, in dem die unmöglichen Dinge möglich werden. So gibt es auf dem Pol eine Architektin, die Räume verschwinden lassen kann, selbst wenn sich noch Menschen in dem Raum befinden. Dies klingt alles sehr abstrakt und in manchen Situtationen überstieg es auch meine Fantasy, weswegen ich mir nicht alle Szenen vorstellen konnte. Ich weiß nicht, ob es an meiner mangelnden Vorstellungsvermögen liegt, was eigentlich sehr groß ist, oder daran, dass manche Szenarien doch zu verwirrend und unvorstellbar für den Leser sind. Jegliche mathematischen und physikalischen Gesetze scheinen nicht zu gelten und überall ist ein Stück Magie zu finden.
Den Aspekt mit der Magie, mit dem Fantasievollen, hat die Autorin wunderbar mit in ihre Geschichte eingewoben. Es ist kein klassischer Fantasyroman, wo es bestimmte Regeln, Gruppierungen oder eine bestimmte Magie gibt. In Die Spiegelreisende gibt es die verschiedensten Gaben wie beispielweise das Lesen von Objekten, das Reisen durch die Spiegel, Blumenwiesen über den Wolken und trotzdem gibt es kein richtiges System. An manchen Stellen fand ich es zwar schade, dass das ein oder andere nicht näher erläuter wurde, doch auf der anderen Seite macht gerade diese Grenzenlosigkeit das Buch aus. Alles ist möglich und der Leser weiß nie, was als nächstes geschieht.
Was mich direkt auch zum nächsten Punkt bringt: Diese Unvorhersehbarkeit. In diesem Buch weiß man gar nicht, was als nächstes passieren wird, hat nicht einmal die leiseste Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird oder kann nur weiterlesen, um dies herauszufinden.
Schrullig, außergewöhnlich, vielfältig und geheimnissvoll, all das sind die Charaktere in Die Spiegelreisende. Christelle Dabos zaubert uns mit Ophelia eine außergewöhnliche Protagonistin. Mit ihrem leisen Stimmchen, ihrer zurückhaltenden Art und ihrer verschlossenen Miene kann der Leser gar nicht anders, als sie zu mögen. Denn hinter ihrer zurückgezogenen Art nach außen, verbirgt sie einen messerscharfen Verstand und ist immer auf der Hut. Ihr Schal und ihre Brille, bei der die Gläser die Farbe je nach Stimmung wechseln, machen Ophelia unverwechselbar. Sie hat mich an der ein oder anderen Stelle überraschen können und mir gefällt ihre Entwicklung. Trotz ihrer schüchternen Art beweist sie zum Schluss ordentlich Mut und kann für sich selbst einstehen.
Auch die anderen Charaktere wie Berenilde, Thorn und besonders Archibald passen meiner Meinung nach sehr gut in die Geschichte. Gerade über letzteren hoffe ich im Folgeband noch mehr zu erfahren, da er für mich wegen seiner charmanten, flirty und ehrlichen Art genau das gewisse etwas in die Story reinbringt. Trotz all dieser tollen Charaktere, hat mir doch das Herzklopfen gefehlt. Dies liegt daran, dass es in diesem Buch keine klassiche Liebesgeschichte gibt. Auch wenn ich dies als eine schöne Abwechslung ansehe, muss ich doch gestehen, dass sie mir an einigen Stellen gefehlt hat.
Fazit: Durch den märchenhaften Schreibstil und dem außergewöhnlichen Setting, hat mir dieses Buch besonders viel Lesespaß bereitet. Mir gefällt die geheimnissvolle Atmosphäre und die ulkigen Charaktere, auch wenn ich mir im nächsten Band erhoffe, auf noch mehr Personen in Ophelias Alter zu treffen. Ansonsten kann ich es gar nicht mehr abwarten, zu erfahren, wie es in Band zwei weitergeht!
In einem Satz: Die Spiegelreisende ist ein absolut empfehlenswertes Buch, in dem alle von euch, die einen Hang zu abstrakten Welten, fantasievollen Ideen und grezenloser Magie auf ihre Kosten kommen werden.
Charaktere: 4/5 – Cover: 5/5 – Setting: 4,5/5 – Handlung: 5/5 – Spannung: 4,5/5 – Schreibstil: 5/5