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Veröffentlicht am 17.09.2019

Totentanz um die Welt

Wo die Toten tanzen
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Caitlin Doughty hat mit ihrem Buch eine interessante Reise durch die Bestattungskulturen dieser Erde gemacht.
Die Beschreibung des Buches hat mich sehr angesprochen, da mich diese Thematik sehr interessiert ...

Caitlin Doughty hat mit ihrem Buch eine interessante Reise durch die Bestattungskulturen dieser Erde gemacht.
Die Beschreibung des Buches hat mich sehr angesprochen, da mich diese Thematik sehr interessiert und ich mich persönlich schon sehr mit der westlichen Bestattungskultur auseinandergesetzt habe.
Versprochen habe ich mir Einblicke in die Bestattungskulturen anderer Kulturen und diese Erwartung wurde nicht enttäuscht.

Die Reise beginnt und endet in Amerika, wo die Autorin ein eigenes Bestattungsunternehmen leitet, und führt auch in entlegene Orte der Welt.
In Mexiko wird wie in keinem anderen Land am 31 Oktober öffentlich getrauert, es gibt Brötchen die den Namen "pan de muerto"-Brot des Todes tragen. Familien treffen sich auf den Friedhöfen und feiern mit ihren Verstorben, die Kinder bekommen Süßigkeiten und es ist ein schönes, lebendiges Fest.
Spannend war für mich, dass es in North Carolina Versuche zum Kompostieren von Leichnamen stattfinden. Was auf den ersten Blick makaber wirkte, stellt sich vielleicht als beste Möglichkeit für Umwelt und Natur dar.
In Japan hingegen gibt es ein Lastel- ein Hotel für den Verstorbenen, in dem die Familie und Freunde mit dem Toten noch eine Weile leben können, um ganz in Ruhe zu trauern. Unvorstellbar für unsere deutsche Bestattungskultur, in der der Tote leider immer noch so schnell wie möglich "entsorgt" wird. Langsam geschieht jedoch auch hier ein Umdenken.
In Tibet werden die Toten an die Geier verfüttert, die Beschreibung war schon ziemlich gruselig.

Die Autorin hat die Erfahrungen ihrer Reise sehr detailliert geschildert, was für mich gut zu ertragen war. Ich habe auch viel über die geschichtliche Entstehung bestimmter Bestattungskulturen erfahren und mir ein gutes Bild davon machen zu können. Manche Rituale muteten mir sehr skurril an. Der Schreibstil war angenehm zu lesen und war zur Auflockerung mit Anekdoten ihrer Reise gespickt.

Die Konfrontation mit dem Tod ist nichts für schwache Nerven schreibt Caitlin Doughty, und dies kann ich nach der Lektüre des Buches nur unterschreiben. Ebenso die Aussage: wir im Westen stehen vor der großen Anstrengung, unsere Angst, Scham und Trauer im Umgang mit dem Tod in das desinfizierende Licht der Sonne zu zerren.

Ein sehr empfehlenswertes Buch für diejenigen, die sich mit dem Tod und der Zeit danach

Veröffentlicht am 16.09.2019

Perfekt für Jugendliche

Poet X
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Poet X von Elizabeth Acevedo ist der Debutroman der Autorin. Sie selbst wuchs in New York auf und ist eine gefeierte Poetry Slammerin.

Xiomara ein 15 jähriges Mädchen wächst in Harlem auf, sie ...

Poet X von Elizabeth Acevedo ist der Debutroman der Autorin. Sie selbst wuchs in New York auf und ist eine gefeierte Poetry Slammerin.

Xiomara ein 15 jähriges Mädchen wächst in Harlem auf, sie fühlt sich nicht wohl. Früher wurde sie aufgrund ihres Gewichts gemobbt, nun ist sieht sie anders aus und wird begehrt. Doch die Wunden sind tief und die Mauer um sie herum dick. Hinzu kommt eine Liebe, eine Liebe die nicht sein darf, die sie allerdings ganz beherrscht. Xiomara war nie passend -Pero, tú no eres fácil- dieser Satz bestimmte ihr gesamtes Leben
Zum Glück gibt es für Xiomara den Poetry Slam Club, dort ist sie zu Hause. Da kann sie sie selber sein. Alles mit lauter Stimme in die Welt rufen, alles auch die Liebe zu Aman.

Der Stil des Buches ist ganz im Sinne des Poetry Slams geschrieben, was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war, mich dann aber gut erreichte und mitnahm in Xiomaras Welt.
Ein für die Zielgruppe gelungenes Buch, welches sich mit den Sorgen und Nöten Jugendlicher in einer besonderen Art auseinander setzt.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Gewohnt fesselnd

Die letzte Witwe
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Die letzte Witwe von Karin Slaughter ist der mittlerweile 7. Band um
Sara Linton und Will Trent.

Endlich ging es weiter für Sara und Will, die während eines Familienfestes zwei Explosionen ...

Die letzte Witwe von Karin Slaughter ist der mittlerweile 7. Band um
Sara Linton und Will Trent.

Endlich ging es weiter für Sara und Will, die während eines Familienfestes zwei Explosionen hören. Da Sara Ärztinist machen sich die Beiden dirkt auf den Weg um vor Ort zu helfen. Der Weg dorthin wird ihnen erschwert, da auf dem Weg dorthin ein Autounfall mit drei ineinander gefahrenen Autos den Weg versperrt. Sara wird entführt und landet in einem Camp in dem viele erkrankt sind.Um Sara zu retten lässt sich Will auf einen gefärhlichen Undercover Einsatz ein. Wird es ihm gelingen Sara zu retten und die Vereinigung zu zerschlagen?

Schon der Anfang des Buches war sehr spannend und fesselte mich direkt.
Karin Slaughter verwebt brisante Themen gekonnt miteinander und schafft es mühelos die offenen Enden miteinander zu verbinden. Die Protagonisten waren mir bekannt und es macht Spass sie bei ihrer weiteren Entwicklung und in ihrem Leben zu begleiten. Derr Erzählstil ist Tagebuchartig und immer aus der wechselnden Perspektive der Protagonisten. Gerade die unterschiedliche Sichtweise macht die Dramatik der Situation mehr als deutlich.

Für mich ein guter, wenn auch nicht der beste Band in der Reihe um Sara und Will.




Veröffentlicht am 09.09.2019

Scharfzüngiger Humor

Vater unser
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Vater unser, das Erstlingswerk von Angela Lehner hat mich überrascht und berührt. Niemals habe ich so ein sprachlich intelligentes und berührendes Buch hinter dem Titel und dem Klappentext erwartet.

Eva ...

Vater unser, das Erstlingswerk von Angela Lehner hat mich überrascht und berührt. Niemals habe ich so ein sprachlich intelligentes und berührendes Buch hinter dem Titel und dem Klappentext erwartet.

Eva Gruber landet in der Psychiatrie, nachdem sie behauptet eine ganze Kindergartengruppe erschossen zu haben. Schnell erahne ich als Leser den wahren Grund, sie wollte zu ihrem Bruder Bernhard der aufgrund von Magersucht in dieser Klinik ist. Dr.Korb ihr Psychiater und Therapeut in der Klinik nimmt sich ihrer an und wir erfahren oder auch nicht, dies ist in diesem Buch das Rätsel, einiges aus dem Leben der Protagonistin.

Die Protagonistin Eva ist so vieles auf einmal: Hoch intelligent, aufmüpfig, verletzt, traumatisierend, erfrischend ehrlich, witzig, aggressiv und auch ein ganzes Stück weit nervend für ihre Umgebung.
Auszug Gespräch mit ihrem Therapeuten:
" Ach Frau Gruber ", sagt Korb und seufzt, "so klug sind Sie. Was hätte aus Ihnen alles werden können, wenn Sie nicht so verrückt wären."
Ich nicke: "Ja", sag ich, "wenn ich einfach nur ein bisschen blöder wäre, hätt ich zum Beispiel Psychiater werden können"- Wir lächeln uns an.

Die Autorin hat das Buch in drei Teile geteilt: „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“.
Eva und die anderen Protagonisten wie ihre Mutter und der Bruder sind sehr lebensnah ausgearbeitet und auch Figuren, die nur am Rande vorkommen sind gut transportiert. Ebenso sind auch kleine Begegnungen mit Mitpatienten sehr authentisch gezeichnet.

Eva analysiert in ihrem Wahnsinn das Leben und die Gesellschaft auf eine scharfzüngige wie auch humorvolle Weise, sodass mir nicht selten nach einem Schmunzeln die Luft wegblieb, so wahr sind ihre Aussagen.

Der Schreibstil Angela Lehners ist wunderbar sarkastisch und lies mich nur so durchs Buch fliegen.
"Es war ganz unfreiwillig, aber manche Menschen sind eben unabsichtlich so banal, dass ich mich provoziert fühle.«

Das gesamte Buch ist eine herrliche Provokation und die Protagonistin verkörpert einen für mich absolut realistischen Querschnitt der heutigen Gesellschaft.
Das Ende ist genauso mit Fragen behaftet wie schon der Einstieg in das Buch und macht das gesamte Buch in meinen Augen im Konzept und der Umsetzung so genial.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Beindruckender Holocaust Justiz Krimi

Hannah und ihre Brüder
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Hannah und ihre Brüder is ein spannender und informativer Justizkrimi um den Holocaust.

Ben Salomon meint in Elliot Rosenzweig den SS Offizier Otto Piontek, seinen Ziehbruder zu erkennen. Dieser war am ...

Hannah und ihre Brüder is ein spannender und informativer Justizkrimi um den Holocaust.

Ben Salomon meint in Elliot Rosenzweig den SS Offizier Otto Piontek, seinen Ziehbruder zu erkennen. Dieser war am Verrat an Bens Familie und deren Ermorderung beteilgt. Elliot nimmt diese Anschuldigungen nicht ernst und bestreitet sie. Ben wendet sich in seiner Verzweiflung an die Anwältin Catherine Lockhart, die ihn zuerst nur zum Gefallen eines Freundes vertreten will. Nachdem ihr Ben seine ergreifende Lebensgeschichte erzählt hat ändert sie ihre Meinung und unterstützt ihn über die Maßen hinaus, verändert sich als Mensch und Anwältin. Liam Taggart ein Privatdetektiv ist mit im Boot.

Auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, so könnte sie ganz genau so geschehen sein und dies macht sie so bedrückend. Der Autor schafft es das Grauen des Krieges in Polen und um die Vernichtung der Juden in eine spannende und ergreifende Geschichte zu verpacken. Er scheut sich nicht davor auch fassungslos machende Details zu verarbeiten. Durch das Verweben von Gegenwart und Vergangenheit erleben wir Bens Kindheit und sein heutiges Leben.

Mich hat der Roman von Ronald H. Balson vor allem durch seine gute Recherche und die gut ausgearbeiteten Charaktere überzeugt und berührt.
Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter.