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Veröffentlicht am 17.09.2019

Mütter und Töchter

Die Zeit der Töchter
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Auch wenn es sich bei dem Buch "Die Zeit der Töchter" im Prinzip um einen Folgeband zu "Die Stunde der Mütter" handelt, kann man es auch ganz wunderbar separat lesen.

Die Cousinen Anna und Antonia, die ...

Auch wenn es sich bei dem Buch "Die Zeit der Töchter" im Prinzip um einen Folgeband zu "Die Stunde der Mütter" handelt, kann man es auch ganz wunderbar separat lesen.

Die Cousinen Anna und Antonia, die während des Krieges fast wie Schwestern zusammen aufgewachsen sind, leben auch jetzt noch, bzw. wieder zusammen.
Genau wie auch ihre Mütter Maria und Vivian, die in der Handlung, trotz des Titels, meiner Meinung nach, sogar eine größere Rolle spielen.
Anna und Antonia versuchen ein paar der Frauen zu finden, die zur NS-Zeit in einem Lager waren und von ihren Müttern gerettet wurden. Gleichzeitig erlebt man mit, wie sie in der Zeit des Wiederaufbaus ihren Weg finden müssen, selbstbewusst und emanzipiert!
Maria und Vivian dagegen erleben, ungefähr 10 Jahre nach Kriegsende, wie sich tragischerweise manches aus der dunkelsten Zeit Deutschlands zu wiederholen scheint.
Gab es damals Verfolgung, Hass und Gewalt gegenüber Juden, Zigeuner und andere vermeintliche "Nicht-Arier", sind es jetzt die Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten, die intolerante Ausgrenzung erfahren.
"Deutschland den Deutschen" - ein Spruch der plötzlich wieder überall auftaucht!
Und so wie damals eine Verbindung zwischen Juden und Ariern als Rassenschande bezeichnet wurde, werden nun die Frauen, die eine Beziehung mit einem der US-Soldaten haben, Ami-Huren genannt, die Kinder als Bastarde beschimpft. Und wenn dann der Vater dunkelhäutig war, sind es Nigger oder schwarzer Dreck!
Als irgendwann die Partei "Freunde der Heimat" gegründet wird, die sowohl gegen die Flüchtlinge, als auch gegen Ausländer hetzt, wird einem beim lesen schmerzhaft bewusst, dass sich die Vergangenheit tatsächlich sogar jetzt, ca. 75 Jahre nach Kriegsende, zu wiederholen scheint!
In diesem Buch ist es erst eine schreckliche Tragödie, welches die Menschen ihre intoleranten, verbohrten Ansichten erkennen lässt.
Ich hoffe sehr, die Wähler, die heute diese unsägliche Partei (die definitiv keine Alternative für Deutschland ist) mit ihrer Stimme unterstützen, erkennen bald, welchem braunen Sumpf sie da gerade helfen wieder salonfähig zu werden.
Hatten wir es nicht endlich geschafft, dass sich ein intelligenter, weltoffener Mensch aus Deutschland nicht mehr für sein Land schämen musste?
Wie sagte schon Goethe: Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!

Der Schreibstil der Autorin ist wie bei all ihren Romanen auch hier wieder sehr fesselnd. Ihre zumeist starken Frauenfiguren sind hervorragend ausgearbeitet, selbst vermeintliche Negenfiguren bekommen einen Hintergrund, der sie wichtig für die Handlung werden lässt. Die Grundstimmung, die Atmosphäre der jeweiligen Zeit fand ich sehr realistisch dargestellt.
Mir persönlich hat zwar der Vorgänger ein klein wenig besser gefallen, aber den Bezug zur heutigen Zeit einzubauen ist absolut gelungen - und das ohne Hammermethodik! 

Veröffentlicht am 22.08.2019

Neues Licht durch alte Fenster

Wacholderglück
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Daisy ist nach dem Tod der Mutter zur Weltenbummlerin geworden. Nichts hat sie in ihrem Heimatort im Süden Englands gehalten, denn zu vieles erinnert an den Verlust. 
Als sie von ihrem Großonkel ein altes ...

Daisy ist nach dem Tod der Mutter zur Weltenbummlerin geworden. Nichts hat sie in ihrem Heimatort im Süden Englands gehalten, denn zu vieles erinnert an den Verlust. 
Als sie von ihrem Großonkel ein altes Bahnhofsgebäude erbt muss sie allerdings 12 Monte in Ottercombe Bay bleiben um das Erbe antreten zu können. 
Ohne festen Job chronisch pleite bleibt Daisy widerwillig, denn nach Ablauf des Jahres will sie das Gebäude verkaufen und nach Südamerika reisen. 
Aber natürlich kommt alles ganz anders! 
Und dafür sorgen ihre Tante Coral und deren Mops Bugsy Malone, Tamsyn - ihre leicht durchgeknallte Freundin aus Kindertagen - und Max, der ihr eigentlich unglaublich auf die Nerven geht und mit dem sie ständig Streit hat! 

"Wacholderglück" ist im Prinzip eine Liebesgeschichte wie man sie vermutet. So richtig schön um es sich mit dem Buch auf der Couch (oder wo auch immer) gemütlich zu machen. 
Aber neben "wie werden die Protagonisten wohl zusammenfinden?", kommen unerwartet auch ein paar Krimielemente vor! 
War der Tod der Mutter wirklich nur ein Unfall? Was hat es mit dem mysteriösen Medallion auf sich? Wer steckt hinter den sich häufenden Diebstählen? 
Als Pasco, der vorbestrafte Vater von Max, und dann auch noch Daisys Ex-Freund Guillaume auftauchen, kommen verschiedene, teils sehr überraschende Wahrheiten ans Licht. 

Mir hat die Geschichte gut gefallen, auch wenn mich ein paar Kleinigkeiten gestört haben. Der Umbau lief mir zu glatt und die verschiedenen Straftaten wurden irgendwie nicht richtig aufgeklärt.
Pasco war für mich als Figur leider nicht gut genug ausgearbeitet, das hätte mehr Potential gehabt! 
Dafür fand ich Tamsyn einfach klasse. Sie erinnerte mich an Phoebe aus der Serie "Friends"! 
Generell waren die verschiedenen Bewohner von Ottercombe Bay mit ihren diversen Aktivitäten eine echte Bereicherung, denn sie machten den kleinen Ort für mich lebendig.
Der häufig furzende Mops Bugsy Malone war wohl als lustiger Sidekick gedacht. Naja. 
Daisy fand ich ganz sympathisch - auch wenn es das ewige weglaufen bei Problemen nicht ist! Aber ihre Gedanken und ihre Gefühlswelt wurden gut dargestellt, sodass man sie einfach mögen muss. 
Der verbale Schlagabtausch zwischen Daisy und Max war natürlich nur ein Vorspiel für das Happy-End! 
Alles zusammen für mich eine schöne, entspannte Lektüre für eine kleine Auszeit vom Alltag. 

SPOILER: Der Gedanke in dem Bahnhof eine Gastronomie anzusiedeln - und damit Daisy ein festes Auskommen zu ermöglichen - war doch sehr naheliegend. 
Das aber in einem so kleine Nest eine Ginbar sich hält, das halte ich für schwierig... 

Veröffentlicht am 10.08.2019

Wellnesshotel für Buchliebhaber?

Das Glück hat viele Seiten
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"Das Glück hat viele Seiten" ist eine kleine Liebeserklärung an das Lesen, verpackt in einer Liebesgeschichte um die beiden Protagonisten Hannah und Ben! 

Hannah erbt von ihrer Tante Marlies deren Haus, ...

"Das Glück hat viele Seiten" ist eine kleine Liebeserklärung an das Lesen, verpackt in einer Liebesgeschichte um die beiden Protagonisten Hannah und Ben! 

Hannah erbt von ihrer Tante Marlies deren Haus, incl. des Bücherladens, den diese zuerst mit ihrer Schwester, Hannahs Mutter, dann allein, geführt hat.
Nach dem Tod der Mutter hatte Hannah den kleinen Provinzort in der Eifel verlassen und war nach Köln gezogen.
Jetzt will sie den Laden nur schnell verkaufen und dann zurück zur ihrem neuen Job als PR-Beraterin.
Als der attraktive und charismatische Ben ihr erklärt, er sei mit ihrer Tante Marlies quasi schon handelseinig gewesen bezüglich eines Verkaufes, ist Hannah froh dieses Kapitel schnell hinter sich zu bringen!
Als ihr klar wird, die Geschäftsgebaren von Ben sind "nicht ganz fair, nicht ganz fein", will Hannah den Verkauf rückgängig machen.
Aber Ben lehnt dies natürlich vehement ab. Das von der Errichtung eines Wellnesshotels an der Stelle des Buchladens sein finanzielles Überleben abhängt, weiß Hannah natürlich nicht. Und so ein schlechter Kerl ist er ja schließlich auch nicht....
Es entwickelt sich ein Schlagabtausch, den man in der Filmbranche wohl eine "Screwball-Komödie" nennen würde.

Die Geschichte rund um Hannah und Ben ist eine Liebesgeschichte zum schmunzeln. Natürlich ist von Beginn an klar - die beiden gehören zusammen und das Happy-End ist vorprogrammiert!
Aber der Weg dahin ist einfach unglaublich süß gemacht. Das Aufeinandertreffen erinnert Filmliebhaber (je nach Generation) an die Hollywood-Paare Katherine Hepburn/Gary Crant oder Meg Ryan/Tom Hanks!
Ist die Handlung vorhersehbar? Ja! - Stört das den Lesegenuss? Nein!
Ich fand es sehr gut, dass man immer die Gedanken und Pläne von Hannah und Ben aus der jeweiligen Sicht lesen konnte. So entstand keine "Gut und Böse" und ich konnte, ohne Partei zu ergreifen, das lustige Treiben der beiden begleiten.
Das Ende war mir trotz des erwarteten Happy-Ends und der Liebe zu Büchern einen Hauch zu kitschig.
Trotzdem -oder gerade deswegen- ist das Buch eine (zucker)süße und bunte Ablenkung vom grauen Alltag

ACHTUNG SPOILER:
Die Idee aus dem Wellnesshotel ein kombiniertes Themenhotel (Wellness plus Bücher) zu machen, um so "Marlies Bücherecke" am Leben zu erhalten, hatte sich eigentlich schon sehr früh angeboten, ja quasi aufgedrängt ;-D
Ich jedenfalls würde in das PHANTASIA sofort einchecken wollen!

Veröffentlicht am 07.08.2019

Der Tanz war ihr Leben

Die Ballerina von Paris
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Mit "Die Ballerina von Paris" hat Alli Sinclair nach "Die spanische Tänzerin" erneut einen Roman in der faszinierenden Welt des Tanzes angesiedelt. 

Es geht um Lily, eine ehemalige Balletttänzerin, die ...

Mit "Die Ballerina von Paris" hat Alli Sinclair nach "Die spanische Tänzerin" erneut einen Roman in der faszinierenden Welt des Tanzes angesiedelt. 

Es geht um Lily, eine ehemalige Balletttänzerin, die zwei Jahre nach dem Tod ihres Verlobten Aiden zurück nach Paris kommt, dem Ort des Unglücks. Noch immer traumatisiert, sucht sie ihre Schwester Nathalie, die damals den Kontakt zu ihr abgebrochen hat. Lily ist aber nicht nur auf der Suche nach den Gründen für deren rigorosen Kontaktabbruch. Eigentlich weiß Lily genau, sie muss sich endlich ihren Dämonen stellen. Aber das ist schwerer als gedacht. 
Sie trifft auf den charmanten Komponisten Yves, der gerade eine Art Blockade beim komponieren eines Balletes hat. Dabei soll es um eine berühmte Balletttänzerin des Ballett Russes gehen: Viktoria Budian. Und auch er trägt schwer an einem Problem....

Im zweiten Handlungsstrang ist die Geschichte im Jahr 1917 angesiedelt. Die talentierte Ballerina Viktoria hat in den Wirren des Krieges und der russischen Revolution ihre Heimatstadt St.Petersburg und ihre Familie zurückgelassen und ist ihrer großen Liebe Alexei nach Paris gefolgt. Viktoria will unbedingt Mitglied des Ballett Russes werden und ihre Familie aus Russland herausholen. Als der dominante Leiter des Theaters sie unter Druck setzt einen reichen Förderer zu treffen wird Alexei eifersüchtig und irgendwann überschlagen sich die Ereignisse....

Oft ist ja bei Geschichten mit zwei Zeitebenen der historische Teil spannender. Dies kann ich hier nicht behaupten.
Ich fand den Handlungsbogen rund um Lily und Nathalie, den Konflikt unter den Schwestern, recht aufwühlend und die Charaktere unglaublich facettenreich beschrieben.
Die Hintergrundgesichte von Yves hatte jedoch mehr Potential und hätte mehr Raum verdient bekommen!
Viktorias Geschichte war unglaublich interessant wenn historische Personen vorkamen. Ich empfehle jedem (der sich genau wie ich in der Welt des Ballett nicht so auskennt) sich parallel im Netz über die verschiedenen historischen Akteure zu informieren. Auch wenn der Schreibstil durchaus fesselnd und sehr bildhaft ist, wurden die Personen  für mich dadurch noch ein wenig interessanter.  Die Stimmung der damaligen Zeit wurde jedenfalls sehr gut eingefangen, auch wenn der Krieg quasi nur nebenher erwähnt wurde. Dies habe ich aber nicht als negativ für die Handlung empfunden.

Auch wenn ich Lily und Viktoria wirklich sehr mochte, konnte ich mich nicht zu 100% mit ihnen identifizieren. Vielleicht ist die Welt des Ballett einfach zu weit von meiner eigenen entfernt.
In beiden Fällen gibt es ein offenes Ende, das genügend Raum für die eigene Phantasie lässt.
Für Lily definitiv optimistisch und mit vielen neuen Möglichkeiten.
Viktorias Schicksal fand ich gleichermaßen traurig und tragisch. Ich stelle mir einfach vor.... 

Veröffentlicht am 01.08.2019

Weimar 1918 - Beginn einer neuen Zeitrechnung

Amalientöchter
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Dezember 1918, der furchtbare Krieg ist endlich vorbei. Eine Mischung aus Hoffnung und Energie liegt in der Luft.
Auch die junge Klara, aufgewachsen als brave Tochter einer kaisertreuen Familie, spürt ...

Dezember 1918, der furchtbare Krieg ist endlich vorbei. Eine Mischung aus Hoffnung und Energie liegt in der Luft.
Auch die junge Klara, aufgewachsen als brave Tochter einer kaisertreuen Familie, spürt diesen Hunger nach dem Leben in sich.
Als es ihre Jugendliebe Fritz vom beschaulichen Weimar in die aufregende Hauptstadt Berlin zieht, da ist ihr klar - auch sie muss dorthin!
Ganz allein reist Klara ihrem Fritz hinterher und findet sich in einer komplett neuen Welt wieder. Ist sie zuerst noch das eher naive Mädchen "vom Lande", verändert Klara sich sehr schnell.
So viele neue Eindrücke verändern in kürzester Zeit ihr komplettes Weltbild.
Aus der Tochter aus gutem Hause, deren Zukunft ein Leben als Ehefrau und Mutter vorbestimmt zu sein schien, wird eine selbstbewusste Frau, die immer deutlicher erkennt - Gleichberechtigung und Selbstbestimmung als Frau, das sind die Werte, für die auch sie einstehen will!

Auch wenn der Zeitrahmen der Handlung nur ein paar Monate umfasst, schafft es die Autorin literarisch eine ganze Welt entstehen zu lassen.
Man meint beim lesen fast die Spannung dieser Zeit zu spüren, als die Menschen in Deutschland dabei waren sich eine neue Zukunft zu erschaffen!
Die einzelnen politischen Ströme, die unterschiedlichen Meinungen und Wertevorstellungen werden durch unterschiedliche Protagonisten sehr gut dargestellt und vermittelt!
Die Beschreibung der ersten Versammlung in Weimar, der Beginn unserer Verfassung, die (Neu-)Geburt unseres Landes, hat mich extrem fasziniert!
Die verschiedenen Protagonisten vermitteln perfekt die Stimmung im Land und kamen mir dadurch sehr realistisch vor.
Auch die Einflechtung von historischen Personen ist in meinen Augen hervorragend gelungen.
Die Entwicklung von Klara war interessant zu lesen. Ich hatte irgendwie den Eindruck, die Geschehnisse in Berlin haben sie nicht wirklich verändert, sondern eher die "wahre" Klara geweckt! Genauso so, wie Deutschland aus der Vergangenheit "erweckt" worden ist.
Das (halb-)offene Ende passt perfekt als Sinnbild für die neue, offene Zukunft des Landes. Die ersten Schritte sind getan, aber es ist ein noch weiter Weg zu gehen....
Einziger Kritikpunkt: Max und die entstehende Liebesgeschichte konnte mich nicht komplett überzeugen.