Mütter und Töchter
Die Zeit der TöchterAuch wenn es sich bei dem Buch "Die Zeit der Töchter" im Prinzip um einen Folgeband zu "Die Stunde der Mütter" handelt, kann man es auch ganz wunderbar separat lesen.
Die Cousinen Anna und Antonia, die ...
Auch wenn es sich bei dem Buch "Die Zeit der Töchter" im Prinzip um einen Folgeband zu "Die Stunde der Mütter" handelt, kann man es auch ganz wunderbar separat lesen.
Die Cousinen Anna und Antonia, die während des Krieges fast wie Schwestern zusammen aufgewachsen sind, leben auch jetzt noch, bzw. wieder zusammen.
Genau wie auch ihre Mütter Maria und Vivian, die in der Handlung, trotz des Titels, meiner Meinung nach, sogar eine größere Rolle spielen.
Anna und Antonia versuchen ein paar der Frauen zu finden, die zur NS-Zeit in einem Lager waren und von ihren Müttern gerettet wurden. Gleichzeitig erlebt man mit, wie sie in der Zeit des Wiederaufbaus ihren Weg finden müssen, selbstbewusst und emanzipiert!
Maria und Vivian dagegen erleben, ungefähr 10 Jahre nach Kriegsende, wie sich tragischerweise manches aus der dunkelsten Zeit Deutschlands zu wiederholen scheint.
Gab es damals Verfolgung, Hass und Gewalt gegenüber Juden, Zigeuner und andere vermeintliche "Nicht-Arier", sind es jetzt die Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten, die intolerante Ausgrenzung erfahren.
"Deutschland den Deutschen" - ein Spruch der plötzlich wieder überall auftaucht!
Und so wie damals eine Verbindung zwischen Juden und Ariern als Rassenschande bezeichnet wurde, werden nun die Frauen, die eine Beziehung mit einem der US-Soldaten haben, Ami-Huren genannt, die Kinder als Bastarde beschimpft. Und wenn dann der Vater dunkelhäutig war, sind es Nigger oder schwarzer Dreck!
Als irgendwann die Partei "Freunde der Heimat" gegründet wird, die sowohl gegen die Flüchtlinge, als auch gegen Ausländer hetzt, wird einem beim lesen schmerzhaft bewusst, dass sich die Vergangenheit tatsächlich sogar jetzt, ca. 75 Jahre nach Kriegsende, zu wiederholen scheint!
In diesem Buch ist es erst eine schreckliche Tragödie, welches die Menschen ihre intoleranten, verbohrten Ansichten erkennen lässt.
Ich hoffe sehr, die Wähler, die heute diese unsägliche Partei (die definitiv keine Alternative für Deutschland ist) mit ihrer Stimme unterstützen, erkennen bald, welchem braunen Sumpf sie da gerade helfen wieder salonfähig zu werden.
Hatten wir es nicht endlich geschafft, dass sich ein intelligenter, weltoffener Mensch aus Deutschland nicht mehr für sein Land schämen musste?
Wie sagte schon Goethe: Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!
Der Schreibstil der Autorin ist wie bei all ihren Romanen auch hier wieder sehr fesselnd. Ihre zumeist starken Frauenfiguren sind hervorragend ausgearbeitet, selbst vermeintliche Negenfiguren bekommen einen Hintergrund, der sie wichtig für die Handlung werden lässt. Die Grundstimmung, die Atmosphäre der jeweiligen Zeit fand ich sehr realistisch dargestellt.
Mir persönlich hat zwar der Vorgänger ein klein wenig besser gefallen, aber den Bezug zur heutigen Zeit einzubauen ist absolut gelungen - und das ohne Hammermethodik!