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Veröffentlicht am 15.09.2016

solide

Als wir unsterblich waren
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Charlotte Roth ist das Pseudonym der bekannten Autorin Charlotte Lyne. Bis jetzt habe ich von der Autorin bereits drei historische Romane gelesen, die allerdings größtenteils im Mittelalter spielten. Jetzt ...

Charlotte Roth ist das Pseudonym der bekannten Autorin Charlotte Lyne. Bis jetzt habe ich von der Autorin bereits drei historische Romane gelesen, die allerdings größtenteils im Mittelalter spielten. Jetzt erzählt sie in ihren Buch "Als wir unsterblich waren" ein Stück deutsche Geschichte des 20.ten Jahrhunderts. Nein, eigentlich sind es ja sogar zwei, denn der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, die aber direkt miteinander zusammenhängen durch die Hauptperson Paula.
Das Buch beginnt zu der Zeit, als die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland endlich fiel, 1989. Alex, eine junge Ostdeutsche, erlebt die Öffnung der Grenze hautnah mit und lernt dort im Taumel der Gefühle den Westdeutschen Oliver kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Als sie ihn jedoch zu ihrer Großmutter mitbringt, erkennt diese ein Gesicht aus der Vergangenheit in ihm und erleidet einen Herzinfarkt. Alex und Oliver begeben sich auf die Suche nach der Vergangenheit von "Momi". Aber erst als es dieser langsam besser geht, kann sie erzählen, was vor langer Zeit passiert ist.
Den größten Teil der Erzählung nimmt die Zeit vor und nach dem ersten Weltkrieg ein. Hier lernen wir Momi aus junges Mädchen Paula kennen, die scheinbar hoffnungslos in Clemens verliebt ist, einen Jungsozialisten aus reichem Hause. Dieser ist ein Getriebener zwischen der Welt von Geldadel und einfachen Arbeitern, der seine politische Gesinnung dazu nutzten will die Welt zu verbessern und anders zu sein als sein ignoranter Vater und seine psychisch labile Mutter. Irgendwann kommt es dazu, dass auch er Paula seine Liebe gesteht. Aber das Glück ist nur von kurzer Dauer, denn der erste Weltkrieg reisst die beiden auseinander.

Es handelt sich bei Charlotte Roth`s Erstling freilich nicht um einen reinen Liebesroman. Besonders in diesem Werk möchte die Autorin mit ihrem Text neben der Unterhaltung durchaus Wichtiges und Profundes über den Menschen und die Deutsche Geschichte mitteilen. Man erfährt so einiges über die politischen Entwicklungen, was man so vielleicht noch nicht gewusst hat. Tatsächliche Personen geben sich mit solchen die Hand, die zwar von Charlotte erfunden sind aber so gut wie immer reale Menschen als Vorbilder haben. Man merkt der Geschichte die Authenzität durchaus an.
Gut finde ich, dass dieses Buch nicht unter Historisch eingeordnet ist, sondern unter Literatur. Denn eine solche es es durch den anspruchsvollen Schreibstil sicherlich. Ich habe mich manchmal etwas schwer getan mit den Personen und wie sie agieren und sprechen. Außerdem waren die Nebenpersonen mir näher als die Hauptpersonen, deren Gefühle mir teilweise etwas zu dramatisch rüber kamen. Dies mag aber auch der damaligen dramatischen Umstände gewesen sein. Zwischen Krieg und Tod ist die Liebe wahrscheinlich auch eine dramatischere.
Ich empfehle das Buch auf jeden Fall allen, die etwas über die damalige Zeit erfahren wollen und Spaß an ein bisschen Literatur in Romanform haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die dritte Stimme

Die dritte Stimme
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Polizeianwärterin Olilvia Rönning hat im ersten Teil dieser Serie erfahren, wer ihre Eltern wirklich waren und reist nach Südamerika, um mehr darüber zu erfahren woher sie kommt und was damals wirklich ...

Polizeianwärterin Olilvia Rönning hat im ersten Teil dieser Serie erfahren, wer ihre Eltern wirklich waren und reist nach Südamerika, um mehr darüber zu erfahren woher sie kommt und was damals wirklich vorgefallen ist. Eigentlich hat sie den Plan, nicht mehr zur Polizei zurückzukehren. Sie will studieren – wie ihre Mutter – und ganz neu anfangen. Als sie dann nach Schweden heimkehrt zu ihrer Adoptivmutter wird sie sofort in die Ermittlungen zu einem scheinbaren Selbstmord verstrickt. Ein Nachbar der Mutter soll sich erhängt haben. Vor Jahren hat sie die Tochter als Babysitterin betreut. Als sie nachts in das Haus geht, um für die Tochter des Toten einen Laptop zu holen, kommen ihr bereits erste Zweifel an einem Suizid. Sie kann nicht anders, als weiter nachzuforschen. Sie ist viel zu sehr schon Ermittlerin.

Aber auch Tom Stilton kommt wieder vor. Er hat seine schlechte Phase fast überwunden und ermittelt ebenfalls, allerdings erst mal in einem anderen zurückliegenden Fall. Aber die beiden Fälle entwickeln sich zueinander und gehören schließlich zusammen.

Die Geschichte macht von der ersten Seite an Spaß zu lesen. Ich mag sowohl den Schreibstil als auch den Plot, der erst langsam in Fahrt kommt und der erst mal mehr Fragen als Antworten aufwirft. Man braucht etwas Geduld für die Ermittlungen – das ist aber doch aus dem Leben gegriffen, so wie es auch in der Realität oft ist. Die Hauptdarsteller haben einige private Probleme und werden glaubhaft skizziert. Auch die Nebendarsteller bekommen genug Raum. So hat der Roman ein tolles Ensemble und einen spannenden Fall, die gut miteinander harmonieren. Das Lokalkolorit bleibt etwas dünn, es hätte mir gefallen, wenn es noch mehr gewesen wäre. Alles in allem ein gelungener Krimi, den ich gerne gelesen habe. Ein bisserl besser hat mir allerdings der erste gefallen aber ich würde einen dritten gerne wieder lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

gut gelungen

Als der Himmel uns gehörte
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Das Buch „Als der Himmel uns gehörte“ ist eine Familiengeschichte, angelegt in zwei Zeitebenen.

Zum einen ist da die Gegenwart, in der Jennifer überlegt, ob sie als Läuferin bei den olympischen Spielen ...

Das Buch „Als der Himmel uns gehörte“ ist eine Familiengeschichte, angelegt in zwei Zeitebenen.

Zum einen ist da die Gegenwart, in der Jennifer überlegt, ob sie als Läuferin bei den olympischen Spielen antreten möchte.

Zum anderen ist da ihre Großmutter Alberta, die an der Olympiade 1936 als Bogenschützin teilnimmt und später entscheidendes für die Paraolympics tut.

Erst durch Gregory O’Reilly erfährt Jennifer mehr über ihre Großmutter und macht sich schließlich auf die Suche nach ihr. Das Treffen zwischen der Enkelin und der Oma führt dazu, dass der Leser die ganze Geschichte von Alberta, der Naziolympiade und von Jennys Familie erfährt. Dabei werden von der Autorin Charlotte Roth die interessanten tatsächlichen Fakten geschickt mit der erfundenen Geschichte vermischt und sie schafft es sehr gut mit Spannung und einem feinen Humor die Charaktere dem Leser näher zu bringen und die Handlung stetig voran zu treiben. Vor allem die Dialoge waren schön zu lesen und haben das Kopfkino befeuert. Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz und vor allem über das Bogenschießen habe ich noch einiges dazugelernt.

Ein rundrum gelungener Roman der gut unterhält.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Guter vierter Teil

Der Sandmann
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Der Sandmann ist der vierte Teil einer Reihe - aber der erste, den ich von dem Autoren-Duo Lars Keppler gelesen habe.
Mikale Frost von der Polizei aufgegriffen und in ein Krankenhaus eingeliefert. Dort ...

Der Sandmann ist der vierte Teil einer Reihe - aber der erste, den ich von dem Autoren-Duo Lars Keppler gelesen habe.
Mikale Frost von der Polizei aufgegriffen und in ein Krankenhaus eingeliefert. Dort stellt man fest, dass er und seine Schwester Felicia vor 13 Jahren als sie noch Kinder waren eines nachts spurlos verschwanden. Man vermutete damals eine Entführung. Und tatsächlich wurden sie all die Jahre in einem geheimen Versteck - der Kapsel - gefangen gehalten. Mikael konnte fliegen aber an den Ort seiner Qual kann er sich nicht erinnern. Schon damals wurde Jurek Walter gefangen genommen, der eine weitere Frau bereits zwei Jahre in einem Grab gefangen hielt und zwei Menschen getötet hatte. Er wurde als hochgradig gefährlich in ein psychatrisches Spezialgefängnis eingesperrt.
Joona Linna, der ermittelnde Kommissar, schleust also eine als psychische Gewalttäterin getarnte Agentin namens Saga bei Jurek ein in der Hoffnung, schnell zu neuen Erkenntnissen zu kommen, um die Kapsel und Felicia zu finden. Doch Jurek hat ganz andere Pläne.

Es war mir auch ohne Vorkenntnisse problemlos möglich, der Geschichte zu folgen. Der Plot wird in kurzen Abschnitten erzählt, in ständig wechselnder Perspektive, was das Tempo beständig von Anfang bis Ende hochhält. Dies hat dafür gesorgt, dass ich fast atemlos durch das Buch gesaust bin und über einige kleinere und größere Ungereimheiten großzügig hinweggesehen habe. Diese Widersprüchlichkeiten sind zwar in der Leserunde aufgefallen aber beim Lesen haben sie mich nicht wirklich gestört. Ich fand es waren keine so groben Schnitzer, dass man sich den Spaß nehmen lassen musste. Lediglich am Ende waren ein, zwei Wendungen, die ich unnötig fand, die den routinieren Thriller-Leser schon etwas stören.
Alle in allem kann ich den Roman aber durchaus empfehlen für Leser von Krimis und Thrillern, die spannend erzählt sind und einen nicht immer vorhersehbaren Plot haben. Ich werde mir auf jeden Fall die Vorgänger zulegen und hoffe sehr, dass im nächsten neuen Band der Faden mit Joona und Saga noch etwas weitergesponnen wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Guter Krimi

Dein finsteres Herz
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Max Wolfe ermittelt in seinem ersten Fall. Kurz hintereinander werden zwei Männer mit aufgeschlitzter Kehle gefunden. Als es zu einem weiteren Mordanschlag kommt wird klar, dass die Männer in ihrer Jugend ...

Max Wolfe ermittelt in seinem ersten Fall. Kurz hintereinander werden zwei Männer mit aufgeschlitzter Kehle gefunden. Als es zu einem weiteren Mordanschlag kommt wird klar, dass die Männer in ihrer Jugend auf der gleichen Schule waren und das hier der Grund für die Geschehnisse in der Gegenwart zu suchen ist. Aus dem Prolog erfährt man bereits, dass damals ein junges Mädchen vergewaltigt und wahrscheinlich getötet wurde. Aber wer ist es, der sie nun rächen will und die Täter so unerbittlich hinrichtet?
Max ist alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter und als solcher fürsorglich und aufmerksam. Als Ermittler agiert er manchmal etwas unausgegoren und unvorsichtig. Er bringt sich in gefährliche Situationen und folgt oft seiner Intuition.

Die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf und hat zwischen kurzen spannenden Sequenzen immer wieder mal Passagen, in denen das Tempo sehr stark gedrosselt wird. Dadurch wirkt alles ein bisschen holprig und nicht wie aus einem Guss. Auch hat mich gestört, dass der Autor die Kunst des Andeutens und Ungesagt lassen etwas übertreibt. So waren einige Szenen unlogisch oder so abgehackt, dass man sich nur mühsam alles zusammenreimen konnte. Manche Handlungen waren ohne logischen Hintergrund. Es ereigneten sich Zufälle, die den Ermittlungen dienlich waren mir aber nicht glaubhaft erschienen. Nach und nach dezimieren sich alle Übeltäter und Täter mehr oder weniger selber, was für die Gerichtsbarkeit praktisch ist aber etwas eintönig zu lesen.

Am Ende konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen. Hier hätte es meiner Meinung nach ein intensiveres Lektorat gebraucht, um den Autor auf Mängel hinzuweisen. Denn der Schreibstil an sich hat mir gut gefallen und hatte durchaus Potential – was ja auch zu erwarten war, da der Autor wohl schon den britischen Buchpreis gewonnen hat. Ich tippe aber mal, dass dies nicht für dieses Buch war. Wenn ich auf die Seitenzahl schaue, dann würde ich sagen, der Krimi hätte einfach 100 Seiten länger sein müssen, um das ganze Geschehen ausführlich und logisch zu erzählen.

Trotz meiner Kritikpunkte würde ich auch einen zweiten Teil lesen, da mir Wolfe nicht unsymphatisch war und das Buch prinzipiell gut zu lesen war. Ich bedanke mich für die Möglichkeit, dies in einer anregenden Leserunde zu tun und freue mich schon, wenn ich hier mal wieder dabei sein darf.