Autorin Naomi Woods entführt uns in das Jahr 1922 nach Weimar. Fünf junge Studentinnen und Studenten beginnen mit Enthusiasmus ihr Studium am Bauhaus von Walter Gropius und seinen Meistern. Sie bekommen es mit arrivierten Malern wie Paul Klee und Wassily Kandinsky oder strengen wie Johannes Itten zu tun. Itten, der bereits in Wien und der Schweiz unterrichtet hat, verlangt seinen Schülern im Vorkurs einiges ab: Fasten bis zur Selbstaufgabe. Dazwischen wird gefeiert, die Modedroge Kokain konsumiert und dem freien Leben gefrönt. Besonders für die jungen Frauen bedeutet sich diese Zeit als eine völlige Umstellung: Weg mit dem Korsett, den Zöpfen, dem Busen - androgyne Figuren sind gefragt, die sogenannte „Garçonne“. Frauen in Herrenanzügen, Bubikopf, streng asketisch.
Das ist das Umfeld, in dem sich Paul Beckermann, eine der fünf Hauptpersonen, der auch gleichzeitig Erzähler ist, bewegt. Während einige seiner Freunde finanzielle Unterstützung durch die Familie erhalten, muss Paul arbeiten. Er malt für Ernst Steiner, einen etwas zwielichtigen Kunsthändler, üppige, aber kitschige Landschaftsbilder.
Natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen. Paul ist unsterblich in Charlotte verliebt, die jedoch mit Jenö zusammenlebt, der seinerseits von Walter geliebt wird. Eine Art Reigen von ungestillten Leidenschaften.
Doch bald schlägt das Schicksal in Form der Nazis zu. Das Bauhaus übersiedelt vom konservativen Weimar nach Dessau. 1933 wird das Bauhaus endgültig verboten und geschlossen.
Schon zuvor wird Gropius vorgeworfen, „zuviele Juden und zuviele Frauen“ in die Schule aufzunehmen.
Auf Grund einer Liste, die die Namen von Ausländern und Juden enthält, wird auch Charlotte, die gebürtige Pragerin zur persona non grata. Für eine Flucht ist es allerdings zu spät. Charlotte stirbt in einem Konzentrationslager. Erst Jahre später kommt heraus, wer diese Liste an die Nazis weitergeben hat.
Meine Meinung:
Dieser Roman zeigt einiges über die Bauhaus-Zeit, die doch recht turbulent war. Die sektiererische Haltung von Itten, der seine Schüler hier (meiner Ansicht nach) missbraucht, war mir schon länger bekannt. Gut gelungen ist die Darstellung der Studenten, die sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben.
Die Liebeswirren von Paul sind mir ein wenig zu detailliert. Ich hätte mir ein wenig mehr „Bauhaus“, Kunst, Design etc. gewünscht. Aber dafür gibt es ja noch ein paar Sachbücher.
Fazit:
EIn zur 100-Jahr-Feier der Gründung des Bauhauses passender Roman, der die Zeit gut darstellt. Gerne gebe ich 4 Sterne.