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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2019

Netter Zeitvertreib für zwischendurch

Der Geizige. Komödie in fünf Aufzügen
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"Der Geizige" von Molière, ein Lustspiel - heute würde man es Komödie nennen - in fünf Aufzügen. Die Sprache ist leicht verständlich, sodass man das Stück in einem Rutsch durchlesen kann. Ich habe mich ...

"Der Geizige" von Molière, ein Lustspiel - heute würde man es Komödie nennen - in fünf Aufzügen. Die Sprache ist leicht verständlich, sodass man das Stück in einem Rutsch durchlesen kann. Ich habe mich mehrmals köstlich amüsiert und kann es daher als netten Zeitvertreib durchaus empfehlen.

Tiefschürfende Einsichten, wie Goethe sie zu erkennen glaubte, gewann ich allerdings nicht: "Molière züchtigte die Menschen, indem er sie in ihrer Wahrheit zeichnete".
Walter Widmer schreibt in seinem Nachwort: "'Ein moralischer Gesetzgeber' und zugleich ein Spaßmacher, roh und derb und gleichzeitig sensitiv und mimosenhaft scheu." Demnach wäre Molière der Terry Pratchett des europäischen Barock gewesen. Dafür finde ich den Plot nun wieder zu flach, was Widmer aber dem damaligen hedonistischen  Publikum anlastet, "das jedem Exzeß abhold war".
[Alle Zitate stammen aus dem Nachwort des Stücks.]


Fazit: Eine lustige, leicht zu lesende barocke Komödie.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Betrachten, lauschen, lachen

Wer pupst denn da?
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Zum Inhalt: Der Bär Don Arne hat zum Chili Essen geladen. Und da gibt bekanntlich jedes Böhnchen ein Tönchen...

Eindruck: Auf jeder Seite steht angenehm wenig Text, der sich reimt. Perfekt für Kleinkinder. ...

Zum Inhalt: Der Bär Don Arne hat zum Chili Essen geladen. Und da gibt bekanntlich jedes Böhnchen ein Tönchen...

Eindruck: Auf jeder Seite steht angenehm wenig Text, der sich reimt. Perfekt für Kleinkinder. Das ganze - passend zum Pupsthema - schön humorvoll.

Die kleinen "Pups-Felder" mit dem Finger zu drücken, damit ein Pups ertönt, ist gar nicht so einfach. Hier erscheint die Altersempfehlung von 24 Monaten durchaus sinnvoll. (Meine 15 Monate alte Tochter erwischt das Pups-Feld nicht oft, was sie schnell das Interesse verlieren lässt.)

Leider ertönen die Pupsgeräusche recht leise, so dass man bemüht still sein muss, um etwas zu hören. Das finde ich doch recht unpraktisch für quirlige Kleinkinder.

Der Zeichenstil des Illustrators Günther Jakobs' ist ja schon aus vielen Büchern bekannt. Meinen Geschmack trifft er nicht. Die Mischung aus Simplizität, Kindermalerei und Comic-Style sagt mir einfach nicht zu.
Hier möge bitte jeder selbst urteilen.

Fazit: Kleinkindgerechte Zeichnungen und humorvolle, gereimte, kurze Texte. Pupsgeräusche leider recht leise. Pups-Felder zum drücken sind klein, sodass ein Alter von 24 Monaten und dementsprechende feinmotorische Fähigkeiten durchaus sinnvoll erscheinen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Ein Must-have für den perversen Bücherschrank

Wer ist denn hier pervers?
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Nanu, was hab ich denn hier geschenkt bekommen?
Ein buntes Hardcover-Buch, mit einer gemalten Waldlandschaft und süßen Tieren im Kindchenschema… Etwa ein Märchenbuch für Kinder? Mal genauer hinschauen: ...

Nanu, was hab ich denn hier geschenkt bekommen?
Ein buntes Hardcover-Buch, mit einer gemalten Waldlandschaft und süßen Tieren im Kindchenschema… Etwa ein Märchenbuch für Kinder? Mal genauer hinschauen: Titel „Wer ist denn hier pervers?“. Oha.
Herausgeberin ist Annabelle Rex. Das ist doch das Maskottchen vom Salax-Verlag, berühmt-berüchtigt für ihren lockeren Umgang mit so ziemlich jeder Art einvernehmlicher Sexualität. Hat sie etwa ein Kinderbuch … ? Nein, definitiv nein, denn wenn man jetzt mal ganz genau hinschaut, so hat das süße rosa Einhorn kein Horn, sondern einen erigierten Penis auf der Schnauze, und der Fuchs hat zwar einen immens großen Schwanz, aber buschig ist der nicht, ebenso wenig wie der von der kleinen Maus daneben und der von … heidewitzka!

Jetzt will ich aber wissen, was drinsteht. Vierzehn verschiedene Autor_innen, von Alexander Wohnhaas über Carmen Rivera, Luci van Org bis zu Woschofius haben sich in diesem Buch die Ehre mit ihren Kurzgeschichten gegeben. Entstanden ist ein vielfältiger Blick auf die (möglicherweise) perversen Seiten des Lebens. Von abstrus über geil, lustig und romantisch, ja manchmal sogar nachdenklich stimmend, ist alles dabei. Leider schwankt auch die Qualität deutlich.

Heiteres Goody: Ein Horoskop für BDSM-Sternzeichen.

Fazit: Allein schon wegen des lustigen, bunten Hardcovers, bei dem man mehr als einmal hinschauen und schmunzeln muss, ein Must-have für den gut sortierten, perversen Bücherschrank. Ich freue mich sehr auf die ungläubigen Reaktionen derer, die ich damit beschenken werde.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Erfrischend außergewöhnlich

Catch & Kiss
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2010 gründete sie Elysion-Books und startete 2015 die Catch & Kiss-Reihe, eine Novellen-Serie, „an der verschiedene Autor/innen schreiben und die verschiedene Varianten von ’Der Widerspenstigen Zähmung’ ...

2010 gründete sie Elysion-Books und startete 2015 die Catch & Kiss-Reihe, eine Novellen-Serie, „an der verschiedene Autor/innen schreiben und die verschiedene Varianten von ’Der Widerspenstigen Zähmung’ aufwirft. Diese Zähmungen variieren von hart zu zart und sind nur bedingt politisch und moralisch korrekt “. Die Rede ist von Jennifer Schreiner.
Gemeinsam mit Katinka Uhlenbrock alias Lilly An Parker, hat sie die Catch & Kiss: Vertraue niemals …-Reihe in fünf Bänden geschaffen.
Das hier vorgestellte Taschenbuch enthält die ersten beiden Teile der Reihe und hat mich verdammt neugierig auf die folgenden drei gemacht.

Die Story dreht sich um die 20jährige Kriminologin Jeany, die nach dem Tod ihrer Mutter die alleinige Verantwortung für ihre drei Geschwister übernimmt. Ein aus dem Nichts erschienener Untermieter scheint erst mal für finanzielle Absicherung zu sorgen. Aber zu spät erkennt Jeany, dass ihre Lage alles andere als sicher ist – weder materiell noch körperlich-seelisch.

Die beiden Teile des Buches knüpfen nahtlos aneinander an. Zusammengenommen ein außergewöhnlicher und spannungsgeladener Kurzroman, allerdings mit offenem Ende. Die Konfrontation mit dem Thema BDSM dringt v.a. ab der zweiten Hälfte des Buches wunderbar in seelische Tiefen vor, wobei der Stil beider Autorinnen erfrischend anspruchsvoll ist.

Fazit: Wer mal wieder Lust auf spannende Lektüre mit Thrill hat, in der BDSM geschickt im Kopf abläuft, statt nur plump während des Sexualverkehrs, der liegt mit Catch & Kiss: Vertraue niemals einem Fremden/Feind genau richtig.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Schlagfertige Emanzipation at its best

Netzgeflüster
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Gestatten: Lena, 30, Zahnmedizinerin, Single, der die „Leichtigkeit des Seins (…) abhandengekommen“ (S. 14) ist.

Wie erlangt man Letzteres wieder? Leckeres Essen oder Diätplan? Wasser oder Wein? Fitnessstudio, ...

Gestatten: Lena, 30, Zahnmedizinerin, Single, der die „Leichtigkeit des Seins (…) abhandengekommen“ (S. 14) ist.

Wie erlangt man Letzteres wieder? Leckeres Essen oder Diätplan? Wasser oder Wein? Fitnessstudio, Wellness, Shoppen?  Fachlektüre, Liebesromane oder Lifestyle-Magazine? Sich selbst treu bleiben oder mutig den eigenen Typ verändern? Überzeugter Single sein oder in eine Beziehung starten? Oder gibt’s gar eine ausgewogene Mischung aus all dem? Freundinnen können sich da als hilfreich entpuppen – wenn man sie lässt. Und Männer … tja, die können einen himmelhoch jauchzen lassen und zu Tode betrüben, wie auch Lena erfahren darf. Online Dating-Portale mit fleißig werbenden Männchen tun dabei ihr übriges. Wen man da so alles kennen lernt …

Fertig ist der spritzige Liebesroman mit viel frechem Humor, einer wunderbaren, schlagfertigen Protagonistin und garantierten „Genau so geht’s mir auch!“-Momenten für die Leserinnen. Unterhaltsam vom Anfang bis zum Ende, nur ein echter Spannungsbogen baut sich leider recht spät auf. Dafür einen Stern Abzug. Der Stil der Autorin ist beschwingt, kurzweilig und zaubert ein heiteres Lesevergnügen für uns Mädels.