Wie wird sie nur diese Sonnenbrille wieder los?
Audrey hat ein Problem. Sie hat eine Angststörung und trägt permanent eine Sonnenbrille.
Ihre Therapeutin fordert sie eines Tages auf einen Dokumentarfilm über ihre verrückte Familie zu drehen. Da ist ...
Audrey hat ein Problem. Sie hat eine Angststörung und trägt permanent eine Sonnenbrille.
Ihre Therapeutin fordert sie eines Tages auf einen Dokumentarfilm über ihre verrückte Familie zu drehen. Da ist ihr Vater, der eigentlich ein ruhiger, besonnener Typ ist und macht was seine Frau sagt. Dann ihr kleiner Bruder Felix, der mit seinen 4 Jahren so manches noch nicht richtig versteht. Außerdem ihr großer Bruder Frank, der am liebsten Computerspiele spielt und auch sonst ein helles Köpfchen ist. Und zum guten Schluss ihre Mutter, die ihren Job aufgegeben hat um Audrey zu unterstützen und dabei ein wenig hysterisch wirkt und in allem von Berichten in der Daily Mail geleitet scheint. Beim Drehen des Films wird Audrey auf Franks Freund Linus aufmerksam und dieser wird ihr Co-Therapeut und vielleicht auch noch etwas mehr.
Ausgesucht habe ich mir dieses Jugendbuch , da mich das Cover schon ansprach. Ein bisschen 50er Jahre Stil, wie die Filmplakate früher und ein Mädchen mit einer großen Sonnebrille vor einem kleinen Haus mit Garten. Idyllisch eben. Aber bei dem Titel und der großen Sonnenbrille wollte ich schon gleich wissen ,was es damit auf sich hat. Näheres erfuhr ich dann schon durch die kurze Inhaltsangabe auf dem Einband und die Entscheidung für das Buch war gefallen.
Ich muss sagen ich habe sie auch keine Sekunde bereut.
Das Buch von Sophia Kinsella hat mich schon gleich zu Beginn schmunzeln lassen, als die hysterische Mutter befürchtet ihr ältester Sohn Frank sei computersüchtig. Verzweifelt versucht sie ihn auf den richtigen Weg zu bringen, aber er widersetzt sich permanent, indem er immer neue Einfälle hat wie er Mutter hinters Licht führen kann.
Da muss sie zu drastischen Mitteln greifen.
Ich habe an manchen Stellen die Mutter bemitleidet, aber auch Frank konnte einem Leid tun.
Eher unsichtbar scheint das Leben der Hauptprotagonistin dahin zu plättschern. In ihrem Leben passiert nicht wirklich was Aufregendes. Sie ist zu Hause, da sie noch nicht wieder so weit ist eine Schule besuchen zu können.
Was ihr genau widerfahren ist wird nicht wirklich gesagt. Es handelt sich um eine Aktion in der Schule in der sie, meiner Meinung nach, wohl per Cybermobbing fertig gemacht wurde. Aber wirklich gesagt wurde es nicht.
Ihr Problem nun ist, dass sie sich eigentlich nur zu Hause aufhält und sich selbst vor ihrer engsten Familie hinter einer Sonnebrille verstecken muss um zu „überleben“.
Ihre Therapeutin möchte eigentlich gerne, dass sie den nächsten Schritt wagt und auch vor die Tür geht, aber da weigert sie sich hartnäckig. Das ändert sich erst als Linus in ihr Leben tritt.
Dieser nette Junge, der so gar nichts von ihr fordert, sondern einfach nur Dinge hinterfragt und dann ihr Co- Therapeut wird. Er scheint in ihr Inneres sehen zu können und sie zu verstehen.
Das tut ihr gut und sie kann ein wenig aus sich heraus kommen. Irgendwann hat sie das Gefühl das sie ihre Krankheit besiegt hat und wird übermütig. Sie setzt , ohne jemanden zu informieren, ihre Tabletten ab und das hat fatale Folgen.
Ich finde gut , wie mit dem Thema Angststörung umgegangen wird. Hier kann man erst einmal sehen was da alles so dran hängt und wie wichtig es ist auch die Medikamente weiter zu nehmen, wenn man das Gefühl hat das es einem wieder gut geht. Auch gut finde ich zu sehen, wie das ganze Familiensystem darunter leidet, wenn ein Mitglied eine psychische Störung hat. Die Mutter scheint sich total zu isolieren und geht fast kaputt an ihren Schuldgefühlen. Sie denkt nicht ohne Grund, dass Frank den Computer viel zu sehr nutzt. Der Computer der so viel Leid über sie gebracht hat, dass sie ihre Arbeit aufgegeben hat, die sie eigentlich geliebt hat.
Auch die Liebe kann ihr übriges dazu tun um Audrey aus ihrer Paralellwelt in die Realität zurück zu holen. Verständnis und Vertrauen sind zwei gute Weggefährten um aus einer Krise heraus zu finden.
Ich kannte vorher noch keine Bücher der Autorin, werde mich aber sicherlich nochmal für eines ihrer Bücher entscheiden, da ich ihren Schreibstil toll fand und so manche Passagen einfach so bildlich vor mir sah, dass ich laut auflachen musste. Das passiert mir nicht bei vielen Büchern.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Es ist kurzweilig, hat Hintergrund und ist gut geschrieben.