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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2019

Spannender, wendungsreicher Thriller mit gruseligen Momenten und kleineren Schwächen

Das Böse in ihr
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Clara ist vor Sorge außer sich. Ihr geliebter Freund kommt eines Tages nicht nach Hause, obwohl am nächsten Tag eine wichtige berufliche Besprechung stattfindet, auf ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Clara ist vor Sorge außer sich. Ihr geliebter Freund kommt eines Tages nicht nach Hause, obwohl am nächsten Tag eine wichtige berufliche Besprechung stattfindet, auf die er sich schon wochenlang gewissenhaft vorbereitet hat. Zuerst hoffen die Polizei und ihre Freunde, dass Luke sich nur eine Auszeit genommen hat und wieder auftauchen wird, doch Claras Bauchgefühl sagt ihr etwas anderes. Als sie auf seinem Laptop nachschaut, findet sie einen Ordner mit hasserfüllten, bedrohlichen Mails von einer weiblichen Stalkerin. Luke hat ihr die Nachrichten nie gezeigt. Schon bald muss sie einsehen, dass sie ihren Freund nicht so gut kennt, wie sie dachte…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Piper
Seitenzahl: 368
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: hauptsächlich weibliche Perspektive, selten männliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: - Ein Vogel wird von einem kleinen Mädchen getötet (auf die genaue Todesart wird nicht eingegangen), sein Kopf wird von ihr abgetrennt (das wird allerdings nicht beschrieben). Zudem verfängt sich ein Kaninchen in einem Zaun; es wird zwar im ersten Schritt gerettet, ist aber tödlich verletzt. Daher wird es erlöst, indem ihm von einer Figur das Genick gebrochen wird. Zusätzlich wird Fleisch gegessen. Immerhin wird ein alter Familienhund sehr gut behandelt.

Warum dieses Buch?

Die begeisterten Rezensionen im englischsprachigen Raum, das düstere Cover und der spannend klingende Klappentext haben mich sofort neugierig gemacht!

Meine Meinung

Einstieg (+)

„Anfangs erkannte ich den abgetrennten Kopf gar nicht. Erst als ich näher kam, ging mir auf, dass es Lucy war.“ Position 29

Der Einstieg ist mir sehr leicht gefallen. Es dauerte nur wenige Seiten bzw. Kapitel, bis ich mit dem Schreibstil warm geworden war und mich an den Wechsel zwischen den zwei Zeitebenen gewöhnt hatte.

Schreibstil (+/-)

Camilla Way hat einen sehr flüssigen, angenehmen und einfachen Schreibstil, wodurch sich das Buch sehr schnell lesen lässt. Manchmal wurden mir etwas zu viele (eigentlich simple) Sätze aneinandergereiht, wodurch die Sprache auf den ersten Blick komplexer aussah, als sie eigentlich war. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Sätze nicht künstlich gestreckt werden, sondern dass man öfter Punkte setzt. Zudem hat mir leider beim Schreibstil Tiefe gefehlt, die Lektüre fühlte sich teilweise an wie literarisches „Fast Food“, das man zwar schnell konsumieren kann, das danach aber leider kein zufriedenes Gefühl im Bauch hinterlässt.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)

„‘Wie anders Menschen sein können, ganz anders, als sie auf den ersten Blick erscheinen, nicht?‘“ Position 3059

Camilla Way hat mit „Das Böse in ihr“ einen spannenden, wendungsreichen Pageturner erschaffen, der über weite Strecken nicht vorhersehbar ist, viele falsche Fährten legt und immer wieder überraschen kann! Der Thriller, der diese Genre-Zuordnung auch verdient hat, spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen, die auf gefinkelte Weise miteinander verbunden sind. Eine nimmt uns mit in die 80er-Jahre und beschreibt die Probleme, die eine Familie mit ihrem schwierigen, emotionslosen Kind hat, die andere behandelt die Gegenwart und das Verschwinden von Luke. Ich habe beide Erzählstränge gern gelesen. Stärker fand ich jedoch die Geschichte, die in der Vergangenheit spielt – sie hatte einige sehr gelungene Momente! Die Kapitel in der Gegenwart hingegen waren nach dem klassischen Thriller-Rezept aufgebaut – und dieses ist auch gelungen umgesetzt, jedoch hebt sich das Buch auf diese Weise nur durch die Geschichte in der Vergangenheit von anderen Büchern des Genres ab.

Thematisch stehen Liebe, Familie, Schuld und psychische Krankheiten im Fokus. Es geht um Dinge, die einen aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart verfolgen, um die Opfer, die wir bereit sind, zu bringen, um ein Ziel zu erreichen, und um die beunruhigende Frage, wie gut man einen geliebten Menschen wirklich kennen kann. Obwohl viele Themen sehr gut umgesetzt wurden, hätte ich mir bei manchen Punkten noch etwas mehr Tiefe gewünscht.

Auch wenn die Geschichte zugegebener Weise etwas „abgedreht“ ist, wurde sie für mich jedoch nie unglaubwürdig oder zu konstruiert – im Gegenteil, ich mochte die Enthüllungen und Wendungen sehr! Gegen Ende wurden es mir jedoch zu viele detaillierte Erklärungen – diesen Teil hätte man raffen und den LeserInnen doch mehr eigene Schlussfolgerungen zutrauen können. Das genretypische Ende fand ich in Ordnung, auch wenn es mir wohl nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Protagonistinnen & Figuren (+/-)

Die Figuren sind meiner Meinung nach insgesamt gut ausgearbeitet, authentisch und interessant – wer allerdings Wert auf sympathische Charaktere legt, wird wahrscheinlich enttäuscht. Ich hingegen fand es interessant und faszinierend, dass alle Figuren ihre Fehler, Schwächen und Geheimnisse haben. Was die Protagonistinnen – Clara und Beth – betrifft, so war ich insgesamt zufrieden. Beth fand ich eine sehr starke Persönlichkeit, Clara bleibt vergleichsweise etwas blass und austauschbar – sie hat keine Ecken oder Kanten. Ich werde sie als „nett“ in Erinnerung behalten, sie aber wohl auch bald vergessen haben.

Spannung & Atmosphäre (♥)

„In ihren Augen war etwas, eine vollkommene Leere, wenn man es so nennen will, über die man lieber nicht allzu lange nachdachte.“ Position 1928

Die fast durchgehende psychologische Spannung, die die Autorin von Anfang an kreiert, gehört zu den größten Stärken des Buches! Das Buch wird schnell zum Pageturner: Man blättert Seite um Seite um, während man miträtselt und versucht keinen falschen Fährten zu folgen (Spoiler: Es passiert trotzdem!). Erst gegen Ende lässt die Spannung etwas nach, weil zu viel und zu lang erklärt wird.

Richtig begeistert haben mich außerdem die unheimlichen, intensiven Gänsehaut-Momente, die einen immer wieder erschaudern lassen. Vor allem Hannahs Verhalten als Kind hat mir stellenweise das Blut in den Adern stocken lassen. Dieser Thriller zeigt wieder einmal, dass die gruseligsten Monster jene in Menschengestalt sind!

Feministischer Blickwinkel (+/-)

Camilla Way hat in ihrem Buch, was diesen Punkt betrifft, viel richtig gemacht: Zum einen war das Geschlechterverhältnis sehr ausgeglichen und viele Frauen haben eine hohe Bildung und angesehene Berufe oder Führungspositionen. Eine junge Frau setzt sich sogar für Frauenrechte ein. Zum anderen hat das Buch auch den Bechdel Test bestanden (zwei Frauen, die einen Namen tragen, unterhalten sich über etwas anderes als einen Mann miteinander). Männer weinen, sind sensibel, kümmern sich um Kinder und kochen, Frauen retten Leben und treffen schwerwiegende Entscheidungen. Auch sexualisierte Gewalt wird angesprochen.

Nur in manchen Punkten gibt es noch Verbesserungsbedarf: Leider gab es auch einige Fälle von geschlechterspezifischen Beleidigungen (Schlam++, Miststück) und manchmal werden Frauen auf ihr Äußeres reduziert, als würde nur das zählen (attraktive S++bombe etc.). Am meisten hat mich aber die Doppelmoral aufgeregt: Ein verheirateter Mann betrügt seine Ehefrau, aber seine Affäre, die niemandem Treue geschworen hat (!), ist die Schla+++!? Ernsthaft?! Dieses misogyne Denken muss endlich aus den Köpfen verschwinden! Zusätzlich hat mir die verallgemeinernde Behauptung nicht gefallen, dass Frauen immer die Scherben zusammenfegen müssten, die Männer angeblich hinterlassen. Was steckt da schon wieder für ein stereotypes Geschlechterbild und vor allem negatives Männerbild dahinter?

Mein Fazit

„Das Böse in ihr“ ist ein spannender, wendungsreicher und unvorhersehbarer Thriller, der diese Genrezuordnung auch verdient. Schon nach wenigen Seiten war ich in der Geschichte angekommen, die auf zwei Zeitebenen spielt, die auf gefinkelte Weise miteinander verbunden sind. Thematisch stehen Familie, Schuld psychische Krankheiten und die beunruhigende Frage, wie gut man einen geliebten Menschen überhaupt wirklich kennen kann, im Mittelpunkt. Camilla Ways schreibt flüssig, angenehm und sehr einfach, wodurch sich das Buch schnell lesen lässt. Die Geschichte ist zwar „abgedreht“, aber niemals unglaubwürdig oder zu konstruiert, nur gegen Ende wurden es mir zu viele detaillierte Erklärungen – diesen Teil hätte man raffen und den LeserInnen doch mehr eigene Schlussfolgerungen zutrauen können. Die meisten Figuren sind meiner Meinung nach gut ausgearbeitet, interessant und authentisch – dass fast alle von ihnen unsympathisch sind und Geheimnisse haben, hat mich nicht gestört, sondern vielmehr fasziniert! Die Protagonistinnen sind allerdings nicht gleich gut gelungen: Während Beth eine starke und liebevoll ausgearbeitete Persönlichkeit ist, würde ich Clara als „nett“, aber gleichzeitig leider auch etwas blass und austauschbar beschreiben. Die fast durchgehende psychologische Spannung, die die Autorin dieses Pageturners von Anfang an kreiert, gehört zu den größten Stärken des Buches! Erst gegen Ende lässt die Spannung etwas nach. Richtig begeistert haben mich außerdem die unheimlichen, intensiven Gänsehaut-Momente, die einen immer wieder erschaudern lassen. Das Einzige, was mir beim Lesen gefehlt hat, war an manchen Stellen (besonders auch was den Schreibstil betrifft) Tiefe. Leider fürchte ich auch, dass mir die Geschichte (abgesehen von ein paar intensiven Momenten) nicht allzu lange in Erinnerung bleiben wird. Die Lektüre fühlte sich teilweise ein bisschen an wie literarisches „Fast Food“, das man zwar schnell konsumieren kann, das danach aber leider kein vollkommen befriedigtes Gefühl im Bauch hinterlässt. EinsteigerInnen in das Genre und Menschen, die auf der Suche nach einem leicht zu lesenden, kurzweiligen Thriller sind, können mit diesem Buch aber sicher (wie ich) einige schöne Stunden verbringen!

Bewertung

Idee: 5 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 5 Sterne
Schreibstil: 3,5 Sterne
Protagonistinnen: 3,5 Sterne
Nebenfiguren: 4 Sterne
Spannung: 5 Sterne ♥
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Ende / Auflösung: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: +/-

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir insgesamt vier Lilien!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.10.2019

Gelungener, melancholischer & tiefgründiger Jugendroman – ich hätte mir noch mehr Emotionen gewünscht

Alles okay
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Im Buch geht es um Marin, die ihren geliebten Großvater (der sie großgezogen hat) verloren hat. Von ihren Gefühlen überwältigt, flüchtet sie vor ihren Erinnerungen und ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Im Buch geht es um Marin, die ihren geliebten Großvater (der sie großgezogen hat) verloren hat. Von ihren Gefühlen überwältigt, flüchtet sie vor ihren Erinnerungen und ihrem alten Leben. Monate später wird sie von ihrer ehemals besten Freundin Mabel besucht - und plötzlich steigen Bilder aus der Vergangenheit, die sie so lange verdrängt hat, an die Oberfläche...

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Carl Hanser
Seitenzahl: 208
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens und Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: + Es wird im Buch Fleisch gegessen und an einer Wand hängt ein Rehkopf zur Dekoration, ansonsten werden keine Tiere verletzt, gequält oder getötet.

Warum dieses Buch?

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, weil ich im Vorhinein so viel Gutes darüber gehört hatte. Vor allem hat es mich neugierig gemacht, dass viele die Geschichte so berührend fanden.

Meine Meinung

Einstieg (+)

Ich habe sofort und absolut problemlos ins Buch gefunden und habe Marin schon auf den ersten Seiten sehr gerne begleitet. Selten ist mir der Einstieg so leicht gefallen.

Schreibstil (+)

"Ich wünschte, es gäbe etwas, das die Einsamkeit mildert. Ich wünschte, 'einsam' wäre ein treffenderes Wort. Es ist viel zu schön." Seite 12

Nina LaCour schreibt sehr angenehm und einfühlsam. Gleichzeitig sind ihre Worte einfach, für Jugendliche passend, schön zu lesen und manchmal sogar poetisch. Immer wieder enthält das Buch sehr gelungene sprachliche Bilder und weise oder berührende Stellen, die man sich am liebsten sofort herausschreiben möchte.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+)

„Ich hatte die Traurigkeit verdrängt. Fand sie in Büchern. Weinte über Romane statt über die Wirklichkeit. […] Die Wirklichkeit war tief genug, um darin zu ertrinken.“ Seite 81

Mit „Alles okay“ hat Nina LaCour eine stille, eher handlungsarme, aber eindringliche und berührende Geschichte geschaffen, die sich tiefgründig mit Themen wie Liebe, Tod, Trauer, Vergänglichkeit, Einsamkeit, Freundschaft und psychischen Problemen beschäftigt. Auch die Liebe zur Kunst bzw. Literatur („Jane Eyre“ ist eines der Lieblingsbücher der Protagonistin) steht immer wieder im Fokus des Jugendromans. Die Story besteht aus zwei Zeitebenen, die parallel erzählt werden. Auf diese Weise entfaltet sich die Story langsam und enthüllt häppchenweise Marins schmerzhafte Erinnerungen an die Vergangenheit. Trotz der ernsten Thematik ist das (stellenweise durchaus traurige und melancholische) Buch glücklicherweise zu keinem Zeitpunkt deprimierend. Ich habe schon einige Bücher gelesen, die mich beim Lesen absolut runtergezogen haben – „Alles okay“ gehört zum Glück nicht dazu. Hoffnungsvolle Momente und erfrischender Humor lockern immer wieder die Stimmung auf. Deshalb ich es meiner Meinung nach auch nicht notwendig, psychisch etwas angeschlagene Menschen davor zu warnen.

Die wunderbare Freundschaft und Liebe, die Mabel und Marin miteinander verbinden, werden sehr unaufgeregt, unkitschig und authentisch beschrieben, was ich besonders in einem Jugendbuch schätze. Das hoffnungsvolle Ende hat mir ebenfalls gut gefallen – auch wenn ich es nicht unvergesslich fand.

Obwohl mir die Geschichte eigentlich gut gefallen hat, ist sie meiner Meinung nach trotzdem nicht perfekt. Das merke ich auch daran, dass ich beim Schreiben dieser Rezension nicht so enthusiastisch bin. „Alles okay“ hat mich zwar berührt, aber da war noch Luft nach oben – ich hätte mir eine noch emotionalere Geschichte gewünscht, die etwas in mir zum Klingen bringt und mich vielleicht sogar zu Tränen rührt. Taschentücher brauchte ich beim Lesen aber (leider!) nicht. Meiner Meinung nach hätten einige Seiten mehr dem Buch gut getan, um ihm noch mehr Tiefe zu verleihen und die Geschichte noch etwas auszubauen.

Protagonistin & Figuren (+)

„Bei jedem Gedanken an Gramps tut sich ein schwarzes Loch auf, und ich ringe nach Luft.“ Seite 9

Durch das besondere Setting (Marin bleibt als einzige Studentin während der Ferien im Wohnheim), kommen im Buch natürlich nur wenige Figuren vor. Diese konnten mich aber alle durchgehend überzeugen. Besonders die Protagonistin, ihre beste Freundin Mabel und ihr Großvater sind sehr dreidimensional und liebevoll gezeichnet. Marin, die Hauptfigur, fand ich sehr sympathisch. Man merkt, dass sie in den Rückblenden noch eine ganz andere, fröhlichere Person war und dass sie der Schicksalsschlag hart getroffen hat. Ich konnte Marins Verhalten immer nachvollziehen und habe stets mit ihr mitgefühlt, was bestimmt daran liegt, dass ihre Gefühle sehr intensiv und nuanciert geschildert werden. Wer schon einmal jemanden verloren hat, wird ihre widersprüchlichen und intensiven Gefühle der Wut, des Unverständnisses und der Trauer sehr gut kennen und nachempfinden können.

Spannung & Atmosphäre (+)

Obwohl es sich bei „Alles okay“ um ein eher ruhiges Buch handelt, das nur wenig Handlung enthält, wurde mir beim Lesen niemals langweilig. Im Gegenteil, die Geschichte war stets interessant und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Dadurch, dass die Autorin uns Marins Vergangenheit auf geschickte Weise nur häppchenweise präsentiert, werden eine gewisse Neugier und Spannung aufrechterhalten, die einen nur so durch die Seiten fliegen lassen.

Auch was die Atmosphäre betrifft, kann das Buch auf ganzer Linie punkten. Während Mabels Besuch wird Marins Studienort von einem Schneesturm heimgesucht. Wer Weihnachten, verschneite Landschaften und eisige Kälte liebt und den Wintereinbruch gar nicht erwarten kann, wird mit diesem Buch seine Freude haben. Die Autorin beschreibt alles so anschaulich und atmosphärisch, dass man selbst fast die Schneeflocken im Gesicht spüren kann.

Feministischer Blickwinkel (♥)

Großartig an diesem Buch finde ich nicht nur, dass es voller starker Frauenfiguren und frei von frauenfeindlicher Sprache ist, sondern vor allem auch, dass es den Bechdel-Test problemlos und eindeutig besteht. Mir gefällt auch sehr, dass mit Geschlechterstereotypen gebrochen wird, indem Marin und der Großvater sich den Haushalt gerecht aufteilen (sie wechseln sich zum Beispiel beim Waschen ab, spülen gemeinsam das Geschirr) und indem Gramps so gerne kocht und Kuchen backt. Besonders in Jugendbüchern finde ich es wichtig, dass gegen Geschlechterstereotype und das damit verbundene Schubladendenken angekämpft wird. Dafür bekommt die Autorin ein großes Lob! Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir, dass auch eine LGBTQAI-Liebesgeschichte zwischen zwei Mädchen vorkommt, die als etwas völlig Natürliches und Normales (was es auch ist!) präsentiert wird – so muss das sein!

Mein Fazit

„Alles okay“ ist ein auf vielen Ebenen sehr gelungener, melancholischer, aber auch hoffnungsvoller Jugendroman, der sich tiefgründig mit Themen wie Liebe, Trauer, Einsamkeit, Freundschaft und psychischen Problemen beschäftigt. Der Einstieg fiel mir sehr leicht und Nina LaCours Schreibstil ist perfekt für Jugendliche geeignet: Sie schreibt relativ einfach, sehr angenehm und gleichzeitig schön und poetisch. Mit „Alles okay“ hat Nina LaCour eine stille, eher handlungsarme, aber eindringliche und berührende Geschichte geschaffen, die sich langsam auf zwei parallel erzählten Zeitebenen entfaltet und häppchenweise Marins schmerzhafte Erinnerungen an die Vergangenheit enthüllt. Trotz der traurigen Thematik ist das Buch jedoch glücklicherweise zu keinem Zeitpunkt wirklich deprimierend. Erfrischender Humor und hoffnungsvolle Momente lockern die Stimmung immer wieder auf. Die wunderbare Freundschaft und Liebe, die Mabel und Marin miteinander verbinden, werden unaufgeregt, unkitschig und authentisch beschrieben, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Obwohl mir die Geschichte eigentlich gut gefallen hat, ist sie meiner Meinung nach trotzdem nicht perfekt. „Alles okay“ hat mich zwar berührt, aber da war noch Luft nach oben – ich hätte mir eine noch emotionalere Geschichte gewünscht. Meiner Meinung nach hätten einige Seiten mehr dem Buch gut getan, um ihm noch mehr Tiefe zu verleihen und die Geschichte noch etwas auszubauen. Die Figuren konnten mich durchgehend überzeugen. Besonders die Protagonistin, ihre beste Freundin Mabel und ihr alter Großvater sind sehr dreidimensional und liebevoll gezeichnet. Marins Emotionen werden intensiv und nuanciert geschildert, deshalb fiel es mir leicht, mit ihr mitzufühlen. Wer schon einmal jemanden verloren hat, wird ihre widersprüchlichen und intensiven Gefühle der Wut, des Unverständnisses und der Trauer gut verstehen. Dadurch, dass die Autorin uns Marins Vergangenheit auf geschickte Weise nur häppchenweise präsentiert, werden auch eine gewisse Neugier und Spannung kreiert, die einen nur so durch die Seiten fliegen lassen. Auch was die Atmosphäre betrifft, kann das Buch auf ganzer Linie punkten. Wer Weihnachten, verschneite Landschaften und eisige Kälte liebt und den Wintereinbruch gar nicht erwarten kann, wird mit diesem Buch seine Freude haben, da die Autorin alles so atmosphärisch und anschaulich beschreibt, dass man selbst fast die Schneeflocken im Gesicht spüren kann.

Bewertung

Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 5 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 5 Sterne ♥
Nebenfiguren: 4 Sterne
Spannung: 4 Stern
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Ende / Auflösung: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: +

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir insgesamt vier Lilien!

Veröffentlicht am 13.10.2019

Wunderschöne, anspruchsvolle Sprache & faszinierende, düstere Atmosphäre – leider fehlt Spannung

Melmoth
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Im Roman stößt Helen auf ein seltsames Manuskript, das von einer Legende handelt: von Melmoth, einer Frau in Schwarz, die angeblich dazu verdammt sein soll, für immer ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Im Roman stößt Helen auf ein seltsames Manuskript, das von einer Legende handelt: von Melmoth, einer Frau in Schwarz, die angeblich dazu verdammt sein soll, für immer über die Erde zu wandeln und menschliche Gräueltaten zu bezeugen. In Prag findet Helen immer mehr Hinweise auf die Frau in Briefen und Tagebüchern…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Eichborn
Seitenzahl: 336
Erzählweise: Allwissender Erzähler, Präteritum und Präsens wechseln sich ab
Perspektive: männliche und weibliche Perspektive
Kapitellänge: Es gibt keine Kapitel im Buch, nur Überschriften, wenn eine neue Quelle präsentiert wird.

Tiere im Buch: +/- Es wird im Buch Fleisch gegessen, Menschen tragen Schuhe aus Kalbsleder, es werden Hahnenkämpe erwähnt und Kakerlaken in großer Zahl erschlagen. Vögel fliegen gegen Glas und sterben, und es gibt Beschreibungen von halbverhungerten Straßenhunden, denen niemand hilft. Immerhin wird auch geschildert, dass im Winter immer wieder Schwäne aus dem Eis der Moldau befreit werden. Falls das in Prag wirklich geschieht, ist das sehr erfreulich!

Warum dieses Buch?

Auf dieses Buch haben mich das wunderschöne Cover und das mit viel Liebe gestaltete Design neugierig gemacht. BücherliebhaberInnen wie wir lieben es ja, solche Schmuckstücke ins Regal zu stellen und zu bewundern! Als ich dann noch gehört habe, dass dieses Buch zur "gothic fiction" (also zur Schauerliteratur) gezählt wird wie 2 meiner absoluten Lieblingsbücher – „Sturmhöhe“ / „Wuthering Heights“ und „Jane Eyre“ - , wusste ich, dass ich es unbedingt lesen muss!

Meine Meinung

Einstieg (+/-)

„Karel glaubte zu spüren, wie ihm die Neugier eine Hand zwischen die Schulterblätter legte und ihn vorwärtsschob.“ Seite 31

Der Einstieg ist mir leider nicht leicht gefallen. Es hat einige Seiten gedauert, bis ich ganz in die Geschichte eintauchen konnte. Dann wurde die Lektüre aber zu einem intensiven, faszinierenden Erlebnis. Man muss sich selbst am Anfang auf jeden Fall genug Zeit geben, um ins Buch zu finden.

Schreibstil (♥)

Sarah Perrys Schreibstil fand ich absolut großartig - ich war ganz verzaubert von den wunderschönen Vergleichen und sprachlichen Bildern und von den atmosphärischen Beschreibungen. Dabei muss man allerdings wissen, dass die Autorin sehr anspruchsvoll schreibt – man kann das Buch auf jeden Fall nicht nebenbei lesen, sondern muss sich voll und ganz darauf konzentrieren. Dieses Buch ist also genau das Richtige für Menschen, die beim Lesen gefordert werden möchten. Das Lesen kam mir stellenweise (obwohl ich das Buch rückblickend gern gelesen habe) vor wie ein Kraftakt – ich war erleichtert, als ich die letzte Seite umgeblättert hatte. Viel zu wenige Absätze im Buch erschweren zusätzlich die Lektüre.

Ungewöhnlich, aber sehr gelungen und spannend fand ich außerdem die direkte Ansprache und Miteinbeziehung der LeserInnen – dieses Stilmittel macht das Buch zu einer sehr besonderen Lektüre!

„Wenn sie nicht hinsieht, müssen Sie es an ihrer Stelle tun – dort hinter dem Geländer – nein, noch ein kleines Stückchen weiter, da unten, zwischen zwei geparkten Autos – warten Sie, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Da, jetzt haben Sie es, nicht wahr?“ Seite 72

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)

„‘Glaubst du, man kann sich nach etwas sehnen, vor dem man höllische Angst hat?‘“ Seite 143

Mit „Melmoth“ hat Sarah Perry einen Roman geschaffen, der sich ohne Frage sehr gut der Schauerliteratur („gothic fiction“) zuordnen lässt und der einem während der Lektüre auch immer das Gefühl gibt, dass wir uns eigentlich gar nicht in der Gegenwart befinden, sondern weit in der Vergangenheit, vielleicht sogar in der Blütezeit der Schauerliteratur im 19. Jahrhundert. Der interessante und düstere Schauplatz – die geschichtsträchtige Stadt Prag im Winter – wird sehr eindrucksvoll genutzt. Melmoth selbst ist eine faszinierende, tragische, mysteriöse und gleichzeitig Furcht einflößende Figur mit biblischer Vorgeschichte, die laut der Legende, die man Kindern erzählt, gezwungen ist, einsam und für immer auf der Erde zu wandeln.

Das eigentliche „Böse“ in dieser Geschichte hat jedoch nichts Übernatürliches an sich; es sind die Menschen, die zu unfassbaren Gräueltaten fähig sind. Verschiedene Quellen, die in die Geschichte eingewebt sind und einen relativ großen Teil davon ausmachen, führen uns immer wieder in die Vergangenheit und in andere Länder, wo wir ZeugInnen von verschiedenen menschlichen Verbrechen werden: Ein Junge verrät in der Zeit des Nationalsozialismus eine jüdische Familie, weil er neidisch auf ihr Radio ist; Kinder werden verprügelt; ganze Familien vergiften sich aus Angst. Besonders die Kriegsgräuel schildert die Autorin bis ins grausigste Detail und zwingt somit ihre LeserInnen, (wie Melmoth) diese furchtbaren Szenen zu bezeugen. Viele ihrer ungeschönten und eindringlichen Beschreibungen machen wütend, schockieren oder liegen noch lange Zeit schwer im Magen. Themen wie Ethik, Schuld, Trauer, Antisemitismus, Egoismus und Krieg werden eindrucksvoll und tiefgründig im Roman verarbeitet.

Wer mit einer detaillierten Literatur-Recherche in der Gegenwart rechnet, wird übrigens enttäuscht werden: Helen werden alle Quellen auf dem Silbertablett serviert, ihr Erzählstrang nimmt stellenweise erstaunlich wenig Platz in der Handlung ein. Die vielen kleinen Erzählungen, aus denen sich die Geschichte zusammensetzt, haben mich manchmal aus dem Lesefluss gerissen, aber ansonsten nicht gestört, da ich sie alle sehr interessant fand. Eine Einteilung in kürzere Kapitel und mehr Absätze hätte sicher noch etwas für die Leserfreundlichkeit des Buches tun können. Ansonsten stimme ich mit verschiedenen RezensentInnen überein – auch ich glaube, dass es die etwas sperrige und oftmals langatmige Geschichte schwer haben wird, ihr Publikum zu finden. Wer jedoch bis zum Schluss durchhält, wird mit einem grandiosen, fulminanten Gänsehaut-Ende belohnt, das einem lange in Erinnerung bleibt.

Protagonistin & Figuren (+)

Die Figuren konnten mich insgesamt überzeugen, auch wenn viele von ihnen schwer zugänglich sind und man erst einmal mit ihnen warm werden muss. Eine extrem unsympathische Figur habe ich sogar gehasst. Fest steht, dass Sarah Perry ein Talent dafür hat, sehr interessante und ungewöhnliche Charaktere zu erschaffen, die sich von jenen in anderen Büchern auf erfrischende Weise abheben.

Spannung (-!)

Mein einziger großer Kritikpunkt an der Geschichte ist die fehlende Spannung. Es gibt einige Abschnitte, die sich für mich unglaublich gezogen haben und die ich deshalb auch sehr langatmig und anstrengend zu lesen fand. Immer wieder bin ich gedanklich abgeschweift und musste mich zwingen, mich wieder auf die Geschichte zu konzentrieren. Ich befürchte leider, dass das langsame Tempo der Geschichte in Kombination mit ihrer fehlenden Spannung, ihrer Sperrigkeit und ihrem anspruchsvollen Schreibstil dazu führen wird, dass viele Menschen das Buch nach einigen Seiten bereits wieder abbrechen und beiseite legen werden, was ich durchaus verstehen könnte.

Atmosphäre (♥)

Absolut punkten konnte das Buch dafür bei mir mit seiner düsteren, intensiven und mysteriösen Atmosphäre und seinen vereinzelten Horror-Elementen. Sarah Perry weiß das Setting (Prag) und die Jahreszeit (Winter) zu nutzen. Die subtile Bedrohung durch Melmoth und die unheimliche Stimmung, die ständig im Hintergrund mitschwingt, fand ich großartig! Ich liebe es, mich zu gruseln - und das gelang der Autorin immer wieder ausgezeichnet.

„Plötzlich werden ihre Unterarme kalt, die Härchen sträuben sich, und in ihrer Brust tut sich ein Vakuum auf, als nähme das Herz Anlauf zu einem verstolperten Schlag. Es fühlt sich an, als würde sie von leblosen, gierigen Augen gemustert.“ Seite 43

Feministischer Blickwinkel (+/-)

Positiv ist anzumerken, dass das Buch den Bechdel-Test auf den ersten Seiten besteht, dass Frauen oft sehr hoch qualifiziert sind (viele haben studiert, Thea war zudem eine sehr erfolgreiche Anwältin), dass Männer weinen und dass das Geschlechterverhältnis sehr ausgeglichen ist.

In den verschiedenen Quellen über Melmoth, die natürlich alle zu einer früheren Zeit spielen, sind die Geschlechterrollen oft sehr traditionell verteilt (Frauen kochen, sind für den Haushalt zuständig etc.), und vereinzelt finden sich sehr stereotypisierende Beschreibungen von Frauen (sie lauschen immer, sie erzählen Dinge sofort weiter). Zur Kriegszeit wird auch geschildert, wie Frauen beleidigt (Hu++) und (von mehreren Männern) vergewaltigt werden – diese Szenen hatten eine schockierende Wirkung auf mich und sollen, denke ich, aufrütteln. Auch toxische Männlichkeit und die furchtbaren Taten, die damit einhergehen, werden angesprochen. So hat zum Beispiel ein Mann seine Freundin mit Säure übergossen, weil er seinen „Besitz“ mit niemandem teilen wollte. Ähnliche Verbrechen und sogar Frauenmorde passieren übrigens noch heute – sogar bei uns. Jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners.

Mein Fazit

„Melmoth“ ist ein gelungener Schauerroman mit einer wunderschönen, anspruchsvollen Sprache und einer düsteren, unheimlichen Atmosphäre, dem es aber leider an Spannung fehlt. Der Einstieg fiel mir schwer, dann wurde die Lektüre jedoch zu einem intensiven, faszinierenden Erlebnis. Sarah Perrys anspruchsvollen Schreibstil fand ich großartig - ich war ganz verzaubert von den wunderschönen sprachlichen Bildern und atmosphärischen Beschreibungen. Ungewöhnlich, aber äußerst gelungen fand ich auch die direkte Ansprache der LeserInnen. Mit Melmoth hat die Autorin eine faszinierende, tragische, mysteriöse und gleichzeitig Furcht einflößende Figur geschaffen. Das eigentliche „Böse“ in der Geschichte sind jedoch die Menschen. Verschiedene Berichte, die in die Geschichte eingewebt sind, führen uns in die Vergangenheit, wo wir ZeugInnen von unfassbaren Gräueltaten werden. Diese schildert die Autorin bis ins grausigste Detail. Viele der ungeschönten und eindringlichen Beschreibungen machen wütend, schockieren oder liegen noch lange Zeit schwer im Magen. Themen wie Schuld, Trauer, Antisemitismus und Krieg werden eindrucksvoll und tiefgründig im Roman verarbeitet. Die Figuren konnten mich überzeugen, auch wenn viele von ihnen schwer zugänglich sind und man erst einmal mit ihnen warm werden muss. Fest steht, dass Sarah Perry ein Talent dafür hat, sehr interessante, erfrischende und ungewöhnliche Charaktere zu erschaffen. „Melmoth“ gibt einem während der Lektüre ständig das Gefühl, dass wir uns eigentlich gar nicht in der Gegenwart befinden, sondern weit in der Vergangenheit. Der interessante Schauplatz – die geschichtsträchtige Stadt Prag im Winter – wird sehr eindrucksvoll genutzt. Mit seiner düsteren, intensiven und mysteriösen Atmosphäre und seinen Horror-Elementen konnte der Schauerroman bei mir punkten. Die subtile Bedrohung durch Melmoth und die unheimliche Stimmung, die ständig im Hintergrund mitschwingt, fand ich großartig! Trotz alledem kam mir die Lektüre stellenweise vor wie ein Kraftakt – ich war erleichtert, als ich die letzte Seite umgeblättert hatte. Mein einziger großer Kritikpunkt an der Geschichte hängt damit zusammen: Es ist die fehlende Spannung. Es gibt einige Abschnitte, die sich für mich unglaublich gezogen haben und die ich deshalb auch sehr langatmig und anstrengend zu lesen fand. Immer wieder bin ich gedanklich abgeschweift und musste mich zwingen, mich wieder auf die Geschichte zu konzentrieren. Hier stimme ich mit einigen anderen RezensentInnen überein – auch ich glaube, dass es die etwas sperrige und oftmals langatmige Geschichte mit ihrem langsamen Tempo und ihrem anspruchsvollen Schreibstil schwer haben wird, ihr Publikum zu finden. Wer jedoch bis zum Schluss durchhält, wird mit einem grandiosen, fulminanten und unvergesslichen Gänsehaut-Ende belohnt.

Bewertung

Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4 Sterne
Worldbuilding: 5 Sterne
Einstieg: 3 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 4 Sterne
Nebenfiguren: 4 Sterne
Spannung: 1 Stern
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Ende / Auflösung: 5 Sterne ♥
Emotionale Involviertheit: 3-4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: +/-

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir insgesamt vier Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 20.09.2019

Lässt einen den Swimmingpool mit ganz anderen Augen sehen!

Der Swimmingpool in der Fotografie
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Inhalt

Auf mehr als 200 Abbildungen wird in diesem Bildband der Swimmingpool in den Mittelpunkt gerückt. Es geht um die Faszination, die er ausübt und um seine Bedeutung in verschiedenen Kulturen und ...

Inhalt

Auf mehr als 200 Abbildungen wird in diesem Bildband der Swimmingpool in den Mittelpunkt gerückt. Es geht um die Faszination, die er ausübt und um seine Bedeutung in verschiedenen Kulturen und Epochen.

Übersicht

Genre: Bildband, Kunst, Fotografie
Verlag: Hatje Cantz Verlag
Seitenzahl: 240

Warum dieses Buch?

Welches Buch eignet sich besser für den (Spät-)Sommer als ein Buch voller Bilder übers Plantschen, Baden und Schwimmen? Meine Antwort: keines! Deshalb musste ich diesen Bildband unbedingt lesen.

Meine Meinung

Struktur (+)

Der Aufbau dieses Bildbandes ist sehr übersichtlich. Einer kurzen Einführung folgen dann auch schon sehr viele interessante Bilder, die mit kurzen Beschreibungen versehen sind. In den kurzen Absätzen kann man sich über die FotografInnen, den Kontext des Bildes und das Jahr und Land, in dem das Foto geschossen wurde, informieren. Thematisch ist das Buch in mehre große Kapitel eingeteilt, die sich zum Beispiel mit der Form der Pools oder mit Sprüngen ins kühle Nass beschäftigen. Das Buch enthält sowohl Farb- als auch Schwarz-Weiß-Fotografien.

Texte & Schreibstil (-!)

Mein einziger Kritikpunkt am Buch sind leider die kurzen Texte des Herausgebers: Besonders die Einleitung empfand ich als außerordentlich zäh und langweilig zu lesen. Was Herr Hodgson schreibt, erschien mir leider oft irrelevant, am liebsten hätte ich die Texte nach der ersten Seite alle übersprungen – da hatte ich aber dann doch Angst, etwas zu verpassen. Zum Glück wurde es nach der Einleitung immerhin etwas besser, hier folgten dann zwischendurch durchaus ein paar interessante und spannende Informationen. So erfährt man beispielsweise von einem Pool, der in Frankreich damals an eine Müllerverbrennungsanlage angeschlossen war, um ihn zu heizen.

Fotografien (+)

Die Auswahl und Präsentation der Fotos selbst fand ich hingegen sehr gelungen. Viele Bilder reichen über eine Doppelseite, aber auch kleinere Aufnahmen finden sich im Buch. Beide Arten von Fotos – sowohl die Schwarz-Weiß-Fotografien als auch jene in Farbe – waren sehr interessant anzusehen. Jedoch wurde bei der Lektüre dieses Buches doch deutlich, was alles verloren geht, wenn man einen Pool ohne das strahlende Blau des Wassers betrachtet. Viele Pool sind nämlich nur in Farbe ästhetisch und wunderschön anzuschauen.

Die Zusammenstellung der Fotografien hat mir so gut gefallen, weil die Bilder sehr vielfältig sind: Einerseits gibt es Bilder, die heute wichtige Zeitzeugen sind, weil die Orte, an denen sie aufgenommen wurden, heute gar nicht mehr existieren, andererseits gibt es aber auch Fotos aus der Gegenwart. Verschiedene Epochen sind also vertreten, auch wenn das 20. Jahrhundert klar dominiert, und die Bilder wurden überall auf der Welt aufgenommen: Es gibt Pool in Amerika und England zu bestaunen, aber auch nach Deutschland, Australien, Japan und sogar nach Afrika (nach Tansania und Uganda) führt uns die Bilderreise. Wir sehen Mädchen beim Schwimmunterricht, Models aus Hochglanzmagazinen, Durchschnittsfamilien beim fröhlichen Baden und Entspannen, praktische Becken neben kunstvollen. Der Pool ist meist das Zentrum des Geschehens, oft sprühen die Badenden nur so vor Lebensfreude, was sofort Lust macht, selbst ins Wasser zu springen. Gerade deshalb eignet sich dieser Bildband besonders gut als Lektüre während der Sommermonate oder vor einem Thermenbesuch.

Aber auch ernste oder spektakuläre Fotos werden im Bildband gezeigt: schwimmende Soldaten inmitten von Schutt und Asche, ein Maultier, das von einem Brett springt (hier steht natürlich das Thema Tierquälerei ganz klar im Raum!), die Beatles beim feuchtfröhlichen Baden, ein Pool, der bis ins Wohnzimmer reicht, verlassene Schwimmbäder, Astronauten der Apollo 1 beim Üben einer Wasserlandung. „Der Swimmingpool in der Fotografie“ zeigt uns künstliche Strände, beheizte Pools inmitten von Eis und Schnee, nimmt uns mit ins Disneyland und nach Las Vegas und präsentiert uns viele verführerische Reisedestinationen. Der Bildband lässt auch historische Wettkämpfe, die damalige Bademode und die verschiedenen Schwimmstile nicht außer Acht. Eines kann ich nach der Lektüre dieses Buches auf jeden Fall von mir sagen: Ich werde Swimmingpools von nun an viel aufmerksamer wahrnehmen und mit ganz anderen Augen sehen!

Feministischer Blickwinkel (-)

Obwohl auf den Fotos sowohl Frauen als auch Männer zu sehen waren, ist mir leider unangenehm aufgefallen, dass Werke von Männern klar dominieren, was ich etwas schade finde. Ich bin sicher, dass es auch viele interessante, von Frauen geschaffene Kunstwerke gegeben hätte, die es verdient hätten, es in diesen Bildband zu schaffen. Vielleicht ja beim nächsten Buch, ich hoffe es!

Mein Fazit

Der Bildband „Der Swimmingpool in der Fotografie“ hat mir sehr gut gefallen! Der Aufbau ist übersichtlich und in kurzen Beschreibungen der Bilder gibt der Herausgeber interessante Hintergrundinformationen zu den FotografInnen, dem Kontext und Ort und Zeit der Aufnahme. Mein einziger Kritikpunkt am Buch sind leider die kurzen Einführungstexte des Herausgebers: Besonders die Einleitung empfand ich als außerordentlich zäh und langweilig. Vieles erschien mir leider auch irrelevant, am liebsten hätte ich die Texte nach der ersten Seite alle übersprungen. Zum Glück wurde es nach der Einleitung etwas besser, hier folgten dann zwischendurch durchaus interessante und spannende Informationen. Unangenehm aufgefallen ist mir außerdem leider, dass Werke von Männern klar dominieren, was ich schade finde. Ich bin sicher, dass es auch viele interessante, von Frauen geschaffene Kunstwerke gegeben hätte, die es verdient hätten, es in diesen Bildband zu schaffen. Das Buch enthält sowohl Farb- als auch Schwarz-Weiß-Fotografien, viele Bilder gehen über eine Doppelseite, es gibt aber auch kleinere Aufnahmen zu sehen. Viele der Fotos sind sehr ästhetisch und wunderschön anzuschauen! Zudem hat mir gefallen, dass die Bilder so vielfältig sind: Verschiedene Epochen sind vertreten, und die Bilder wurden überall auf der Welt aufgenommen. Wir sehen Mädchen beim Schwimmunterricht, Models aus Hochglanzmagazinen, Durchschnittsfamilien beim fröhlichen Baden und Entspannen, praktische Becken neben kunstvollen. Der Pool ist meist das Zentrum des Geschehens, oft sprühen die Badenden nur so vor Lebensfreude, was sofort Lust macht, selbst ins Wasser zu springen. Gerade deshalb eignet sich dieser Bildband besonders gut als Lektüre während der Sommermonate oder vor einem Thermenbesuch. Aber auch ernste oder spektakuläre Fotos werden im Bildband gezeigt: schwimmende Soldaten inmitten von Schutt und Asche, ein Maultier, das von einem Brett springt, die Beatles beim feuchtfröhlichen Baden. „Der Swimmingpool in der Fotografie“ präsentiert uns viele verführerische Reisedestinationen und lässt auch berühmte Wettkämpfe, die damalige Bademode und verschiedene Schwimmstile nicht außer Acht. Eines kann ich nach der Lektüre dieses Buches auf jeden Fall von mir sagen: Ich werde Swimmungpools von nun an viel aufmerksamer wahrnehmen und mit ganz anderen Augen sehen!

Bewertung

Aufbau: 5 Sterne
Texte & Schreibstil: 2 Sterne
Fotografien: 4-5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: -

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch erhält von mir vier Lilien!

Veröffentlicht am 05.09.2019

Zauberhafte, wunderschöne Illustrationen & eine berührende Geschichte mit kleinen Schönheitsfehlern

Der lange Weg zu dir
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Inhalt

Auf der einen Seite des Meeres lebt ein Mädchen namens Sonia mit ihrer geliebten Katze, auf der anderen Seite des Meeres ein Junge namens Adam mit seinem besten Freund, dem Hund Rufus. Als das ...

Inhalt

Auf der einen Seite des Meeres lebt ein Mädchen namens Sonia mit ihrer geliebten Katze, auf der anderen Seite des Meeres ein Junge namens Adam mit seinem besten Freund, dem Hund Rufus. Als das Tier eines Tages an Altersschwäche stirbt, fällt Adam in ein tiefes Loch, isst nichts mehr und liegt den ganzen Tag im Bett. Er trauert. Die Katze führt Sonia auf eine abenteuerliche Reise, deren Ziel das kleine Haus des Jungen ist. Können Sonia und Miezi, die Katze, dem Jungen neue Hoffnung schenken?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: 5-7 Jahre
Verlag: arsEdition
Seitenzahl: 40
Erzählweise: auktorialer/allwissender Erzähler, Präteritum
Tiere im Buch: +/- Ein Hund stirbt an Altersschwäche, eine Katze fängt eine Maus und wird von einem bösen Theaterdirektor in einen Käfig gesperrt. Die beiden Kinder gehen mit ihren Tieren jedoch sehr liebevoll um und lieben sie sehr!

Warum dieses Buch?

Ich bin immer auf der Suche nach empfehlenswerten, besonderen Kinderbüchern, die ich meinen (zukünftigen) Patenkindern, Nichten und Neffen vorlesen kann. Da mich die letzten beiden Gemeinschaftsprojekte von Martin Widmark und Emilia Dziubak so begeistern und verzaubern konnten, war für mich klar, dass ich ab jetzt jedes Werk dieser beiden tollen KinderbuchautorInnen lesen muss. Gesagt, getan!

Meine Meinung

Geschichte (+/-)

„Es waren einmal ein Junge und ein Mädchen, die sich nie getroffen hatten. Zwischen ihnen lag ein großes Meer.“ Seite 3

Normalerweise gehe ich aufs Design eines Buches in meinen Rezensionen ja nicht ein. Hier kann ich aber nicht anders: Die Gestaltung des Buches ist ein wahr gewordener Traum für alle BücherliebhaberInnen! Es handelt sich hier um das schönste Kinderbuch, das ich je in den Händen gehalten habe. Eigentlich ist das nicht mehr „nur“ ein Kinderbuch – das ist ein Stück Kunst!

Dieses Buch ist wieder für Kinder zwischen 5 und 7 perfekt als Vorleselektüre geeignet, auch wenn es einige unheimliche Zeichnungen gibt, die die Trauer von Adam stimmungsvoll veranschaulichen. Sensible Kinder könnten davon aber vielleicht Albträume bekommen, deshalb sollte man auf jeden Fall während oder nach dem Vorlesen mit ihnen darüber sprechen. Das Schöne an den Büchern von Widmark und Dziubak ist, dass sowohl Erwachsene als auch das junge Zielpublikum das Buch genießen und damit ihre Freude haben können. Dieses Mal glänzt die Geschichte mit einem märchenhaften Setting und einer unvorhersehbare Geschichte, die aber auch kraftvolle, ruhige und vor allem traurige Momente beinhaltet. Man kann gar nicht anders: Man möchte unbedingt wissen, wie es mit Sonia und Adam weitergeht!

Widmark und Dziubak behandeln wieder schwierige Themen in dieser berührenden Geschichte über Trauer, Schmerz, aber auch Hoffnung und Neubeginn. Besonders Adams Trauer wird sehr tiefgründig und anschaulich beschrieben. Hier bietet es sich natürlich an, dieses Buch als Anknüpfungspunkt zu verwenden, um das schmerzhafte und empfindliche Thema „Tod“ altersgerecht mit dem Kind zu besprechen. Auch die enge Bindung von Kindern zu ihren geliebten Tieren wird im Buch deutlich. Die Geschichte zeigt, dass es – nach einer angemessenen Trauerphase – helfen kann, dem Kind zu erlauben, einem neuen Tier ein Zuhause zu schenken, weil dadurch der Schmerz gelindert wird und das ein großer Trost sein kann.

Dieses Mal war für mich die Geschichte trotzdem nicht ganz perfekt. Meiner Meinung nach wurde sich zu viel vorgenommen, sodass manche Aspekte, wie zum Beispiel die Freundschaft zwischen Adam und Sonia und seine langsame „Genesung“, leider etwas zu kurz kamen. Ich denke, wenn man im Mittelteil das eine oder andere Ereignis gestrichen hätte, hätte man im letzten Teil bei den wirklich wichtigen Aspekten mehr in die Tiefe gehen können, was das Buch perfekt gemacht hätte. Dass viele Fragen (Warum lebt Sonia alleine, aber Adam bei seiner Großmutter? Wo sind die Eltern?) unbeantwortet bleiben, stört mich aufgrund der märchenhaften Geschichte nicht, auch wenn ich mir natürlich vorstellen kann, dass sie Kindern eventuell keine Ruhe lassen. Was Mitfahren mit Fremden betrifft, stimme ich mit einigen der anderen RezensentInnen überein: In einem Kinderbuch finde ich das problematisch, auch wenn Sonia eigentlich keine andere Wahl hatte. Das Thema sollte auf jeden Fall von den Erwachsenen angesprochen werden. Insgesamt lässt mich dieses Buch nach seinem glücklichen Ende trotzdem sehr zufrieden und berührt zurück, auch wenn es nicht ganz perfekt ist!

Schreibstil (♥)

„‘Bestimmt geht es dir bald besser‘, flüsterte Adam Rufus ins Ohr. Rufus sah ihn mit traurigen Augen an. Dann atmete er ein letztes Mal aus, schloss die Augen und verließ Adam.“ Seite 6

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr altersgemäß (es gibt keine zu schwierigen Wörter), märchenhaft, liebevoll und anschaulich. Man merkt, dass wieder einiges an Arbeit und Herzblut in dieses Buch geflossen ist. Manchmal war mir lediglich etwas zu viel Text auf einer Seite. Das hätte man etwas gleichmäßiger aufteilen können, damit die Aufmerksamkeit der Kinder nicht nachlässt oder sie das Interesse verlieren.

Figuren (♥)

Man leidet richtig mit Adam mit, als dieser seinen geliebten Hund verliert und in tiefster Trauer versinkt. Auch mit Sonia können sich Kinder bestimmt identifizieren, weil sie sich auf so eine spannende, abenteuerliche Reise begibt! Welches Kind hat davon nicht mindestens einmal geträumt? Die Großmutter, die sich liebevoll um Adam kümmert, wirkt ebenfalls sehr sympathisch.

Illustrationen (♥)

Die Illustrationen sind das Beste am Buch! Sie sind stimmungsvoll, fantasievoll, zauberhaft und wunderschön. Von Emilia Dziubak illustrierte Kinderbücher sind wirklich ein Stück Kunst! Ihr besonderer Malstil, ihre Kreativität, die liebevollen Details – die Illustrationen sind wieder ein Genuss! Meiner Meinung nach gibt es momentan niemanden im Kinderbuchgenre, der schöner illustriert als sie. Text und Bild greifen erneut perfekt ineinander. So fällt es leicht, sofort in die Geschichte einzutauchen und mitzufühlen. Auch das nächste Buch der beiden ist für mich daher wieder Pflichtlektüre!

Geschlechterrollen & Vielfältigkeit (♥)

Was die Vielfältigkeit betrifft, gibt es dieses Mal leider wieder nur weiße Figuren im Roman. Daran sollte vielleicht im nächsten Buch gearbeitet werden. Es gibt aber auch viele Dinge, die ich loben möchte: Erneut brechen Widmark und Dziubak mit veralteten Geschlechterstereotypen, indem sie einen sensiblen Jungen leiden und trauern lassen und das Mädchen auf eine abenteuerliche Reise schicken. Immer wieder muss Sonia sich beweisen, muss jemanden retten, muss mutig sein. Alleine dafür liebe ich dieses Buch!

Mein Fazit

„Der lange Weg zu dir“ ist ein wundervolles Kinderbuch, das Erwachsene ebenso verzaubern und begeistern wird wie Kinder. Text und Bild greifen wieder so perfekt ineinander, dass man nur hoffen kann, dass es noch lange nicht das letzte Buch dieses großartigen Kinderbuch-Duos war, das wieder so viel Liebe und Herzblut in diese Geschichte gesteckt hat. Der Schreibstil ist altersgerecht, anschaulich und märchenhaft, die Figuren sympathisch und glaubwürdig, und die fantasievollen, stimmungsvollen Bilder sind wunderschön und machen dieses Kinderbuch zu einem Stück Kunst! Das unvorhersehbare Kinderbuch ist spannend und schürt die Neugier, hat aber auch seine kraftvollen, ruhigen und vor allem traurigen Momente. Widmark und Dziubak behandeln in ihrer Geschichte wieder schwierige Themen wie Trauer, Schmerz, aber auch Hoffnung und Neubeginn sehr einfühlsam und berührend. Besonders Adams Trauer und die Liebe von Kindern zu ihren Tieren werden sehr tiefgründig veranschaulicht. Sensible Kinder könnten von den teilweise etwas unheimlichen Illustrationen vielleicht Albträume bekommen, deshalb sollte man auf jeden mit ihnen darüber reden. Es bietet sich an, dieses Buch als Anknüpfungspunkt zu verwenden, um das schmerzhafte, empfindliche Thema „Tod“ altersgerecht mit dem Kind zu besprechen. Perfekt ist die Geschichte dieses Mal leider trotzdem nicht: Meiner Meinung nach wurde sich zu viel vorgenommen, sodass manche Aspekte, wie zum Beispiel die Freundschaft zwischen Adam und Sonia und seine langsame „Genesung“, etwas zu kurz kamen. Ganz toll finde ich hingegen, dass Widmark und Dziubak mit veralteten Geschlechterstereotypen brechen, indem sie einen sensiblen Jungen trauern lassen und ein mutiges Mädchen auf eine abenteuerliche Reise schicken. Insgesamt lässt mich dieses Buch nach dem hoffnungsvollen Ende etwas wehmütig, aber sehr berührt zurück, auch wenn es nicht ganz perfekt ist. Das nächste Buch von Widmark und Dziubak wird ohne Zweifel wieder seinen Weg in mein Bücherregal finden. Falls ihr noch keine Bücher der beiden kennt, lege ich sie euch hiermit wärmstens ans Herz!

Bewertung

Idee: 5 Sterne ♥
Geschichte: 3,5 Sterne
Ausführung: 4 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Personen: 5 Sterne ♥
Illustrationen: 5 Sterne ♥
Vielfältigkeit: -
Rollenbilder: ♥

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch erhält von mir vier Lilien!