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Veröffentlicht am 20.09.2019

Toller Trilogie-Abschluss

Mostviertler Jagd
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Im dritten und letzten Teil der Mostviertel-Trilogie rund um Kommissar Brandner und der Schuhfabrik Schuster sind wir wieder zurück in Waidhofen an der Ybbs bzw. Ybbsitz.
Leopold Brandner wurde nach seinem ...

Im dritten und letzten Teil der Mostviertel-Trilogie rund um Kommissar Brandner und der Schuhfabrik Schuster sind wir wieder zurück in Waidhofen an der Ybbs bzw. Ybbsitz.
Leopold Brandner wurde nach seinem letzten, leider nicht so erfolgreichen Fall, vom BKA Wien zum LKA in Sankt Pölten strafversetzt. Nun pendelt er regelmäßig zwischen Wien, Sankt Pölten und Waidhofen hin und her und hält deswegen Ausschau nach einem Haus in der niederösterreichischen Landeshaupstadt. Doch seine drei Frauen sträuben sich hartnäckig und wollen nicht übersiedeln. Als in Waidhofen ein Wilderer sein Unwesen treibt, soll Brandner ermitteln. Nach menschlichen Leichen wird er nun zu tierischen gerufen...
Nach dem schrecklichen Wildererfall von Annaberg, bei dem es Tote gab, ist die Polizei in Alarmbereitschaft. Nach einigen illegalen Abschüssen steht Brandner dann doch vor einer menschlichen Leiche im Wald. Außer einem Schuhabdruck und dem bereits bekannten Projektil gibt es keinerlei Spuren. Hat der Wilderer den Toten überrascht oder war es ein geplanter Mord?

Hans Meyer hat zwar im letzten Fall den Serientäter ausgeschaltet, jedoch seine Freundin Juliane verloren und schwört Rache. Seine Schwester Resi hat den Überfall noch immer nicht verkraftet und sucht Trost im Alkohol. Aus der hoffnungsvollen Musical Darstellerin ist ein psychisches Wrack geworden.

Leo Brandner gerät von seinem Vorgesetzten unter Druck. Die Spuren sind minimal und die Lösung meilenweit entfernt. Zusätzlich bremst ihm der lange Arbeitsweg und die Weigerung seiner Damen nach Sankt Pölten umzuziehen.

Obwohl es sich hier um den dritten Teil einer Trilogie handelt, kann Mostviertler Jagd auch alleinstehend gelesen werden, denn der Autor erinnert immer wieder an die Fälle in den Vorgängerbänden. Trotzdem empfehle ich wieder die Bücher der Reihe nach zu lesen, denn einige Bezüge zur Handlung sind für Neulinge der Trilogie manchmal schwer herzustellen.

Die Gegend rund um Waidhofen und Ybbsitz wurde wieder sehr detailliert und bildhaft dargestellt. Da ich die Gegend gut kenne, ist es immer besonders interessant, wenn man ein Buch liest, das in der eigenen Heimat spielt.
Aber auch der eigentliche Fall um den anfänglichen Wilderer und anschließenden Mörder ist gelungen. Doch handelt es sich wirklich um nur einen oder doch um zwei verschiedene Täter? Man rätselt bis zum Schluss und bekommt trotzallem ein stimmiges und logisches Ende.

Die Charaktere sind facettenreich dargestellt. Die meisten kennen wir schon aus den Vorgängerbänden, jedoch findet bei einer der Figur eine charakterliche Wandlung zum Positiven statt. Die Spannung steigt in der zweiten Hälfte stark an und der Autor legt gekonnt falsche Spuren. Das Ende ist stimmig und ein gelunger Abschluss der Trilogie.

Ich freue mich schon auf die Lesung mit dem Autor im Oktober. Es wird mein zweites Zusammentreffen mit Helmut Scharner sein.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist eher ruhig und detailliert. Wechselnde Perspektiven sorgen für Spannung und Dynamik. In kursiver Schrift werden die Gedanken von Brandner eingeblendet und man kann sich noch besser in den Kommissar hineinversetzen. Die eher kurz gehaltenen Kapitel lassen sich schnell weglesen. Der Regionalkrimi ist atmosphärisch und birgt auch viel Lokalkolorit.

Fazit:
Der Abschlussband der Mostviertel-Trilogie hat mir insgesamt am Besten gefallen. Man merkt, wie sich der Autor mit seinem Büchern gesteigert hat. Mit viel Lokalkolorit, charismatischen Figuren und einigen falschen Spuren, die Scharner gekonnt legt, hat man einen spannenden Finalband in seinen Händen.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Liebe ein Leben lang?

Für immer die Deine
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Der Klappentext dieses Romans hat mich schon in der Verlagsvorschau angesprochen und deswegen habe ich mich sehr gefreut, als ich bei Lovelybooks das Buch für die Leserunde gewonnen habe. Auf zwei Zeitebenen ...

Der Klappentext dieses Romans hat mich schon in der Verlagsvorschau angesprochen und deswegen habe ich mich sehr gefreut, als ich bei Lovelybooks das Buch für die Leserunde gewonnen habe. Auf zwei Zeitebenen begleiten wir zwei Frauen und ihren Schicksalen, wobei der Gegenwartsstrang eher Rahmenhandlung bleibt.

Zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns möchte das Hamburger "Zeitgeist"-Magazin eine Sonderausgabe bringen und Zeitzeugen interviewen. Diejenigen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, werden immer weniger und das Aufspüren dieser Personen ist gar nicht so einfach. Die Journalistin Marie, die zuvor bei einer Frauenzeitschrift gearbeitet hat, sieht ihre Chance gekommen, endlich ihren Chef zu überzeugen, dass sie auch für ein renommiertes Blatt, wie den Zeitgeist, schreiben kann. Doch noch fehlt ihr eine passende Geschichte. Da erfährt sie von einem Pärchen im Alten Land, das ihren unglaublichen 79. Hochzeitstag gefeiert hat. Marie sieht ihre Chance gekommen und macht sich auf den Weg zu Klara und Fritz Hansen ins Alte Land....

Das Versprechen des erst 6-jährigen Fritz an seine kleine Freundin Klara, sie später einmal zu heiraten, trifft schneller ein, als geplant. Als die 17-jährige Tochter des größten Obstbauern vom Pfarrersohn schwanger wird, müssen die Beiden heiraten. Ein kleiner Skandal im Alten Land im Jahre 1939. Doch Fritz und Klara sind glücklich. Kurze Zeit nach der Hochzeit bricht jedoch der Zweite Weltkrieg aus und Fritz wird eingezogen. Klara bleibt mit dem gemeinsamen Sohn Paul in Hamburg, wo sie sich eine Wohnung genommen haben. Der Krieg dauert immer länger und als die Versorgungslage immer schlechter wird, sorgt sie sich um den alten Mann im Obergeschoß des Wohnhauses. Sie kauft für ihn mit ein und entdeckt sein wahres Geheimnis....

Jana Voosen hat mit ihrem neuen Roman auf zwei Zeitebenen, der größtenteils während des Zweiten Weltkrieges und davor spielt, in ein für sie neues Genre "hineingeschnuppert" und das ist ihr gelungen!
Eine Liebe, die ein Leben lang hält, ist in unserer schnelllebigen Zeit äußert selten geworden. Auch Marie ist seit zwei Jahren nach einem Seitensprung ihres Mannes von ihm getrennt. Die Autorin greift in "Für immer die Deine" das Thema Vergebung und verzeihen an, welches sich als roter Faden durch beide Handlungsstränge zieht.
In Rückblenden erzählt Klara Marie in sehr eindringlichen Worten ihre Lebensgeschichte. Diese konnte mich berühren und vollends überzeugen, auch wenn ich mit Klaras Verhalten nicht immer konform ging. Man lebt und leidet mit ihr mit, hofft und bangt und freut sich über positive Dinge. Die Autorin greift auch das Thema der Zwangssterilisation von Roma und Sinti auf, die für die Nazis "minderwertiges Leben" sind. Die Gräuel und Wirren des Krieges werden Teil von Klaras und Fritz Leben.
Der Gegenwartsstrang konnte mich hingegen nicht ganz überzeugen. Hier fühlte ich mich außen vor und es fehlte mir an Emotionen.

Schreibstil:
Jana Voosen hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, der mich schnell inm Buch versinken ließ. Die Charaktere, bis hin zu allen Nebenfiguren, sind facettenreich und lebendig gezeichnet. Besonders im Vergangenheitsstrang lebte ich mit ihnen richtig mit. Im Gegenwartsstrang hatte ich allerdings ein bisschen Mühe damit. Hier blieb mir Marie etwas zu blass und sie fungierte eher nur als Chronistin.
Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Über jedem einzelnen stehen Orts- und Zeitangabe.

Fazit:
Eine ergreifende Lebens- und Liebesgeschichte mit historischem Hintergrund, die mich berühren konnte und zum Nachdenken anregt. Ich empfehle sie gerne weiter!

Veröffentlicht am 16.09.2019

Ritualmorde im Baskenland

Die Stille des Todes
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Vitoria, im spanischen Baskenland, erlebte vor 20 Jahren eine grausame Mordserie. Die Opfer waren ausnahmslos Paare. Sie sind gleich alt, kennen sich nicht und wurden symbolisch arrangiert. Der mutmaßliche ...

Vitoria, im spanischen Baskenland, erlebte vor 20 Jahren eine grausame Mordserie. Die Opfer waren ausnahmslos Paare. Sie sind gleich alt, kennen sich nicht und wurden symbolisch arrangiert. Der mutmaßliche Täter, der Historiker Tasio de Ortiz, wurde gefasst und verurteilt. Nun steht sein erster Hafturlaub bevor, als in der Kathedrale von Vitoria wiederum eine männliche und eine weibliche Leiche, nackt, die Hände an der Wange des anderen, gefunden wird. Exakt so arrangiert wie die Leichen vor 20 Jahren. Doch noch sitzt der damals Verurteile im Hochsicherheitstrakt. Wurde etwa der falsche Mann verhaftet? Oder gibt es einen Nachahmer?
Tasio wendet sich aus dem Gefängnis heraus direkt an Inspektor Unai Ayala, genannte "Kraken", und bietet ihm seine Hilfe an.Er glaubt die Gedankengänge und Motivation des wahren Täters zu kennen....

"Die Stille des Todes" ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe der baskischen Autorin Eva Garcia Sáenz. Der Einstieg in das Buch ist rasant, allerdings verwirren die spanischen Namen, viele Straßenbezeichnungen und Gebäudenamen, selbst für Leser mit Spanischkenntnissen, sehr. Die Bezeichnungen sind allerdings für spätere Schauplätze wichtig. Mit der Zeit findet man sich aber zurecht und taucht ein in eine grausame Mordserie, die absolut fesselt und uns an die schönsten Plätze der spanischen Stadt Vitoria führt. Allerdings benötigt der Thriller ein bisschen Anlaufzeit, da man neben den Schauplätzen auch die handelnden Figuren erst kennenlernen muss. Der komplexe Aufbau, den Eva Garcia Sáenz gekonnt angelegt hat, gibt nach und nach immer mehr Hintergrundinformationen rund um die symbolische Anordnung der Paare her.

In einem zweiten Handlungsstrang blendet die Autorin zurück in das Jahr 1970. Lange Zeit hat der Leser keine Ahnung wie diese Zeitebene und die Figuren zu den aktuellen Morden passen könnten. Gekonnt wird dadurch die Spannung erhöht und zum Schluss hin werden beiden Zeitstränge zusammengeführt.

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Unai Ayala, dem eigentlichen Profiler im Team. Der sympathische Mann, der seine Frau und sein Kind verloren hat, liebt seine Heimat und seinen Goßvater, bei dem er aufgewachsen ist. Gemeinsam mit seiner Kollegin Inspektorin Esti Gauna versucht Ayala den Täter zu finden, denn die Morde finden in immer kleiner werden Abschnitten statt. Der zusätzliche Hype durch die Twitter Meldungen, die die Einwohner von Vitoria auf Alaya aufmerksam machen, erschweren allerdings die Nachforschungen. Als die Angriffe persönlich werden, haben Alaya und auch Esti nichts mehr zu verlieren. Zum Ende hin nimmt die Story nochmals richtig Fahrt auf und hält den Spannungsbogen hoch. Der Schluss ist nicht vorhersehbar, was ein zusätzlicher Pluspunkt ist.
Ich werde diese neue spanische Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen und freue mich schon auf den zweiten Fall, der bereits im Oktober auf Deutsch erschienen wird.

Schreibstil:
Der flüssige Schreibstil, als auch die historischen und bildhaften Beschreibungen der Stadt Vitoria und der Umgebung, haben mich an den Thriller gefesselt. Einige unnötige Details bringen auch ein paar kleine Längen in den Thriller, störten mich aber nicht wirklich.
Der Thriller hat 25 Kapitel, bei denen als Überschrift der Tweed von Tasio eingeblendet wird.

Fazit:
Ein gelungener Reihenauftakt mit einem nicht so alltäglichen Schauplatz und einem sympathischen Ermittlerteam. Düster und fesselnd mit überraschenden Wendungen. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall von Unai Alaya.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Lass uns entschleunigen

Das kleine Café in Kopenhagen
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Während vor kurzem der dritte Band der Romantic Escape Reihe erschienen ist, habe ich mir den ersten Band geschnappt, der in meinem SuB-Regal langsam zu verstauben drohte. Das Buch habe ich mir gebraucht ...

Während vor kurzem der dritte Band der Romantic Escape Reihe erschienen ist, habe ich mir den ersten Band geschnappt, der in meinem SuB-Regal langsam zu verstauben drohte. Das Buch habe ich mir gebraucht gekauft und vermutlich werde ich mir auch noch die Folgebände zulegen - ganz sicher aber Band 4, der nächstes Jahr erscheinen wird und in Island spielen soll.

Dieses Buch von Julie Caplin ist ein wunderschöner Wohlfühlroman und das kann man wirklich so sagen, denn das Thema und der rote Faden im Buch ist HYGGE - der Trend aus Dänemark. Diesen soll PR-Frau Kate auch anderen Menschen näher bringen. Eine Pressereise nach Kopenhagen zu diesem Thema ist ihre letzte Chance in der PR-Agentur in der sie arbeitet, nachdem ihr Freund und Arbeitskollege ihr die Idee geklaut hat und statt ihr befördert wurde. Nun soll sie für die Agentur einen Kunden gewinnen, der eine Filiale seiner dänischen Kaufhauskette in London eröffnen will. Zu diesem Zweck soll Kate sechs Journalisten überreden mit ihr nach Kopenhagen zu fliegen und über den Hygge-Trend, den wohligen und gemütlichen Lifestyle der Dänen, zu berichten.

„Hätten Sie Interesse an einer Pilgerreise nach Kopenhagen, um herauszufinden, warum die Dänen als glücklichste Nation der Welt gelten? Es sind fünf Tage zu veschiedenen Zielen, darunter ein Besuch des Dänischen Instituts für Glücksforschung.“

Die fünf Kandidaten sind schnell gefunden, doch Benedict Johnson, der für TOP-Journalist unter ihnen, der für die Agentur am Wichtigsten erscheint, hat abolut keine Lust sich diesem trivialen Thema zu widmen. Von Beginn an fliegen die Fetzen zwischen Ben und Kate, der dafür sorgt, dass sie kaum zur Ruhe kommt und der die Reise immer wieder stört. Doch er ist nicht der Einzige, der Kate das Leben schwer macht. Denn obwohl sie alles bis aufs Kleinste organisiert hat, muss Kate erleben, dass ein Sack Flöhe leichter zu hüten ist. Die kleine Reisegruppe benimmt sich oftmals daneben und stellt Kate vor richtigen Herausforderungen. Doch das Chaos wird erst perfekt, als Josh, ihr Exfreund und Kollege, auftaucht, der ihr unter die Arme greifen und die Lorbeeren wieder für sich einheimsen will.

Kopenhagen steht schon länger auf meiner Wunsch-Reiseliste. Leider habe ich die dänische Hauptstadt noch nicht besucht. Julie Caplin gelingt es sehr schnell diese Sehnsucht zu wecken und Bilder im Kopf zu erzeugen. Wäre die Stadt nicht schon ganz oben auf meiner To-do-list, wäre sie es spätestens nach diesem Roman.
Julie Caplin führt den Leser durch das wunderschöne Kopenhagen und lädt ihn ein, an wunderschönen Plätzen und hyggeligen Café`s zu rasten. Eines dieser Kaffeehäuser ist das Café Varme, deren Besitzerin Eva Kate Trost bei Kaffee und Gebäck spendet. Ihr Café ist der Inbegriff von Hygge und Eve wohl die liebenswerteste Inhaberin.

Die Erlebnisse der bunten Chaos-Gruppe sind amüsant und witizg beschrieben. Bis zum Ende rätselt man, ob es Kate gelingen wird den Kunden zu überzeugen und wie sich ihre Truppe letztendlich verhalten wird. Obwohl die Idee nicht unbedingt neu ist, versteht es die Autorin den Leser in die Geschichte eintauchen zu lassen und sie zu genießen.
Einige Wendungen sind etwas vorhersehbar, was aber nicht weiter stört. Jane Caplin hatte zwar öfters ihre rosarote Brille beim Schreiben auf, aber der Roman soll ja auch das Hygge-Gefühl vermitteln und das tut er von der ersten bis zur letzten Seite.
Der Autorin ist ein warmherziger Wohlfühlroman gelungen, der Lust auf die weiteren Bände macht.

Charaktere:
Kate ist eine sehr liebenswerte Protagonistin und eine echte Powerfrau. Doch in Kopenhagen bemerkt sie schnell, dass es noch mehr vom Leben gibt, als beruflichen Erfolg. Bald findet sie am Trend Hygge immer mehr gefallen.
Die Lifestyle Bloggerin Fiona ist eine schüchterne junge Frau und eine begnadete Fotografin. Avril ist eine bekannte TV-Journalistin und ein Luxusweibchen - privat aber unsicher. Food-Journlistin Sophie richtet ihr Leben nach ihrem Freund aus und ist eine gute Freundin von Kate. Lokaljournalist David arbeitet von zuhause aus und vereinsamt immer mehr. Conrad schreibt für ein Hochglanzmagazin und ist ein Experte für Designermöbel, aber auch für Alkohol. Ben ist anfangs ein übellauniger Mensch, der sich nicht an die Spielregeln halten will. Doch er versteckt einen weichen Kern unter seiner rauen Schale.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist leicht, bildhaft und unterhaltsam. Die Charaktere sind facettenreich und manchmal etwas überspitzt. Witz und Situationskomik wechseln sich mit bildhaften Beschreibungen der Stadt und ihren Sehenswürdigkeiten ab.

Auf der Innenseite des Umschlages befindet sich eine Karte von Kopenhagen mit der man die Stationen der Gruppe mitverfolgen kann.

Fazit:
Julie Caplin gelingt es mit ihrem Auftaktband zur Romantic Escape Reihe den Leser auf eine witzige, aber auch lebendige Weise nach Kopenhagen mitzunehmen und das Gefühl von Hygge zu vermitteln. Der warmherzige Wohlfühlroman lässt einem zurücklehnen, die Füße hochlegen und entschleunigen. Manchmal blickt die Autorin zu sehr durch die rosarote Brille. Als Leser drückt man aber gerne ein Auge zu.

Veröffentlicht am 17.08.2019

Geheimnis um ein verschollenes Gemälde

Das Gemälde der Tänzerin
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Der neue Roman von Christine Jaeggi ist eine wunderbare Geschichte, die ein Familiengeheimnis, einen Mord und das Thema Raubkunst beinhaltet. Was für ein Mix!

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, ...

Der neue Roman von Christine Jaeggi ist eine wunderbare Geschichte, die ein Familiengeheimnis, einen Mord und das Thema Raubkunst beinhaltet. Was für ein Mix!

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, wobei der Handlungsstrang in der Gegenwart mehr Raum einnimmt. In dieser begleiten wir Helena, die als Alleinerzieherin der Zwillinge Jolina und Jonas am Existenzminimum lebt. Die talentierte Ballerina musste damals ihre Karriere wegen ihrer ungeplanten Schwangerschaft abbrechen. Nun hat sie auch noch ihre Stelle in einem Modegeschäft verloren, weil sie durch einen Roboter ersetzt wurde.
Als ihr das Arbeitsamt eine Stelle als Zimmermädchen im Hotel Kronenberg in Zürich zuweist, ist Helena geschockt. Die Hoteliersfamilie ist genau diejenige, die vor Jahren ihre Zukunft zerstört hat. Doch Helena hat keine Wahl. Die Angst entdeckt zu werden, sitzt ihr jedoch ständig im Nacken. Im Hotel lernt sie die Amerikanerin Jessica Dixon kennen, die auf der Suche nach einem mysteriösen Gemälde ist. Dieses soll ihrer jüdischen Familie während des zweiten Weltkrieges von den Nazis geraubt worden sein. Die Spur führt ins Hotel Kronenberg, wo angeblich Raubkunst betrieben wurde. Der vor kurzem verstorbene Michael Kronenberg hätte sie kontaktiert, aber der Rest der Familie weigert sich mit ihr zu sprechen. Als Noah Kronenberg aus Mexiko zum Begräbnis seines verstorbenen Bruders anreist, hört er ebenfalls von dem verschollenen Gemälde der Tänzerin im Regen. Das weckt den Krimiautor in ihm und er beginnt zu recherchieren. Dabei stößt er auf einen Mord an einem Zimmermädchen im Jahre 1942. Aber auch Helena lässt die Geschichte um das gestohlene Gemälde nicht mehr los...

Im zweiten Handlungsstrang sind wir in den Jahren 1937 bis 1945. Wir lernen Lydia und ihre jüngere Schwester Hedi kennen. Die beiden sind in den Schweizer Bergen aufgewachsen und lebten auf einem Bauernhof. Als ihre Eltern sterben wird dieser verkauft und die Mädchen kommen bei einer Tante unter. Diese möchte Lydia mit dem unsympathischen neuen Besitzer des Hofes verheiraten, doch Lydia denkt nicht daran und flieht nach Zürich. Dort nimmt sie die Stelle eines Zimmermädchen im Hotel Kronenberg an, wo sie Hector Löwenfeld kennenlernt....

Der rote Faden des Romans ist das titelgebende Gemälde der Tänzerin im Regen. Gleich im Prolog erfahren wir von dessen Entstehung. Die spätere Suche wird verknüpft mit der Vergangenheit, in der das Gemälde zuerst geraubt wird und danach verschwunden ist. Eine spannende Geschichte, die sich auch dem Thema Raubkunst durch die Nazis widmet.
Wir lernen durch Helena aber auch die Sorgen einer alleinerziehenden Frau kennen, die am Existenzminimum lebt und das in der reichen Schweiz! Nicht nur Geldsorgen, sondern auch die typischen Probleme mit ihren pubertierenden Kindern und der Wahrung ihrer Identität im Hotel, bereiten Helena Schwierigkeiten. Außerdem gibt es dieses Familiengeheimnis der Kronbergs, in das auch Helena verstrickt wurde. Zu guter Letzt darf auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Wer jetzt denkt, dass wären zu viele Themen für einen 400 Seiten Roman hat einerseits recht, doch Christiane Jaggi ist es hervorragend gelungen daraus eine tolle Geschichte zu kreieren, die man gerne liest und die einem nie langweilig wird. Im Gegenteil...man fliegt richtig durch die Seiten.
Manche Ereignisse waren zwar etwas vorhersehbar, andere wiederum konnten mich richtig überraschen und gaben dem Roman eine neue Wendung.

Die Charaktere sind sehr individuell und lebendig, manchmal etwas zu sehr schwarz-weiß gezeichnet. Die Wandlung Caramelles fand ich zu schnell und etwas unglaubwürdig. Jolande hingegen ist der typische pubertierende Teenager, der gegen die Mutter rebelliert. Jonas hingegen ist das glatte Gegenteil und Helenas Halt...für einen Jungen in diesem Alter war er mir allerdings ein bisschen zu blass und gutmütig.
Noah ist ein interessanter und vielschichtiger Charakter, dem wohl alle Leserherzen zufliegen. Der Rest der Familie Kronenberg ist allerding das komplette Gegenteil.
Lydia fand ich stark und sympathisch...ein junges Mädchen, das ihren Weg geht.

Am Ende werden alle Geheimnisse aufgedeckt und alle losen Fäden führen logisch zueinander.

Schreibstil:
Christine Jaeggis Schreibstil liest sich kurzweilig und lebendig...man verliert sich sehr schnell in der Geschichte, die Gegenwart und Vergangenheit perfekt verbindet. Über jedem Kapitel steht der Name der jeweils erzählenden Figur. In der Gegenwart sind dies Helena und Noah, in der Vergangenheit Lydia. So lernt man alle Hauptprotagonisten immer besser kennen.
Die Personenübersicht am Anfang des Romans hilft zu Beginn des Romans doch einige Male nicht den Überblick zu verlieren.

Fazit:
Ein Roman mit vielen Facetten, der auf zwei Zeitebenen spielt und einige interessante Themen beinhaltet. Etwas vorhersehbar an manchen Stellen, aber auch mit vielen Überraschungen gespickt, hat mich "Das Gemälder der Tänzerin" gut unterhalten und schöne Lesestunden beschert.