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Veröffentlicht am 20.09.2019

Fesselnder Tatkomplex, spannende Ermittlungen und brutale Morde - Zyniker Maarten S. Sneijder überschreitet dabei seine Kompetenzen

Todesmal
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Kurz nachdem Maarten S. Sneijder seinen Dienst beim Bundeskriminalamt quittiert hat, behauptet eine Nonne, dass innerhalb der nächsten sieben Tage sieben Morde geschehen werden. Eine Bedingung, dass sie ...

Kurz nachdem Maarten S. Sneijder seinen Dienst beim Bundeskriminalamt quittiert hat, behauptet eine Nonne, dass innerhalb der nächsten sieben Tage sieben Morde geschehen werden. Eine Bedingung, dass sie über die Hintergründe der Tat spricht, ist, dass Sneijder die Ermittlungen leiten soll. Darüber hinaus möchte sie, dass die Presse über Mordfälle informiert wird.
Sneijder kehrt an seinen Arbeitsplatz zurück, stellt ein Team zusammen und fordert freie Hand bei seinen Ermittlungen und Immunität für sich und seine Mitarbeiter. Auch wenn dem BKA-Präsidenten Sneijders Alleingänge und unorthodoxe Ermittlungsmethoden inzwischen zutiefst zuwider sind, stimmt er aufgrund der Brisanz des Falls seinen Forderungen zu.
Unter hohem Zeitdruck versuchen Sneijder und die beiden Kriminalkommissarinnen Sabine Nemez und Tina Martinelli die angekündigten Morde zu verhindern, scheinen aber stets eine Nuance zu spät zu kommen. Sneijder versucht die Nonne, ohne auf die bestehenden Gesetze zu achten, zu knacken, doch diese hält an ihrem Rachefeldzug fest.
Abgründe menschlichen Handelns tun sich auf, die das Motiv der Nonne erklärlich machen.
"Todesmal" ist Band 5 der Reihe um den misanthropischen Profiler und Kriminalbeamten Maarten S. Sneijder.
Der Kriminalfall ist spannend aufgebaut und entwickelt sich rasant fort, was nicht nur der zeitlichen Inszenierung der geplanten Morde geschuldet ist. Auch die Ermittlungen, die diverse Ortswechsel, von Wiesbaden, über Bern, Wien, Konstanz und Den Haag, zur Folge haben gehen dynamisch und voller Ideenreichtum voran. Auch als klar wird, warum die Nonne die Morde dergestalt geplant hat und was sie damit erreichen möchte, bleibt es spannend zu erfahren, ob Sneijder und sein Team weitere Morde verhindern können oder ob tatsächlich alle ihr Leben lassen müssen. Darüber fiebert man mit, wie die Hintergründe ihrer Taten aufgeklärt werden, die knapp 40 Jahre zurückliegen und unfassbar grausam sind.
Es ist ein unterhaltsamer, spannender und brutaler Thriller, den man kaum aus der Hand legen kann. Allerdings muss man Sneijders Art und seinen ganz speziellen Charme mögen. Er ist ein Zyniker, ein Charakter, der polarisiert und fortlaufend provoziert. Seine skurrile Art ist das Markenzeichen der Todesreihe von Andreas Gruber, wobei Sneijder in diesem Fall die Grenzen so weit überschreitet, dass man sich unweigerlich fragt, ob derartige Ermittlungen außerhalb des gesetzlichen Rahmens, gebilligt von einem BKA-Präsidenten, tatsächlich noch realistisch sind. Der Tatkomplex ist allerdings so fesselnd, dass man über die Kompetenzüberschreitungen des Vanilletee trinkenden und Joint rauchenden Chefermittlers hinwegsehen kann.
Und so wie dieser Fall endet, wird es wohl auch einen sechsten Band der Reihe geben, den ich gespannt erwarte...

Veröffentlicht am 11.09.2019

Roman über die Entfremdung zweier sich liebender Schwestern, Familiengeheimnisse und die Rolle der Frau sowie den Aufbau eines neuen Lebens

Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna
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Stella Fortuna wird kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs im Januar 1920 in einem Dorf in Kalabrien geboren. Sie wird schon in ihrer Kindheit zu etwas Besonderen, denn durch Unglücksfälle wäre sie schon ...

Stella Fortuna wird kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs im Januar 1920 in einem Dorf in Kalabrien geboren. Sie wird schon in ihrer Kindheit zu etwas Besonderen, denn durch Unglücksfälle wäre sie schon beinahe drei- oder viermal verstorben. Verschwörungstheorien werden laut, dass der "Böse Blick" auf Stella laste.
In einem Dorf, in dem die Frauen in der Zeit des Heranwachsens von Stella oft auf sich allein gestellt sind, da die Männer als Arbeiter abgewandert sind und sich später im Zweiten Weltkrieg als Soldaten verpflichtet haben, muss Stellas Mutter Assunta vier Kinder alleine großziehen. Ihr Mann Antonio ist nach Amerika ausgewandert und kommt immer nur kurze Zeit zu Besuch, die die Schwangerschaften Assuntas dann zur Folge haben. Stella muss die sexuellen Übergriffe ihres Vaters auf ihre Mutter sowie die beschwerlichen Geburten als kleines Mädchen miterleben und hat sich geschworen, niemals selbst zu heiraten.

Stella entwickelt sich zu einer jungen Frau voller Widerworte, die sich letztlich aber nicht dagegen wehren kann, kurz vor Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg nach Amerika auszuwandern. Halt gibt ihr stets ihre jüngere Schwester Cettina, die sie sehr liebt und auch beschützen möchte.
In Amerika müssen die jungen Frauen Fuß fassen, eine fremde Sprache lernen und für ihre Familie das Einkommen mitverdienen, erkennen aber auch die Vorzüge des weitaus fortschrittlicher entwickelten Landes.
Stellas andauernder Kampf für ihre Unabhängigkeit provoziert nicht nur ihren Vater und weckt seinen Zorn, sondern führt auch zur Entfremdung von ihrer Schwester. Im betagten Alter von über neunzig Jahren werden die beiden Schwestern über Jahrzehnte hinweg kein Wort miteinander gesprochen haben.

"Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna" erzählt, wie es zur Entfremdung der Schwestern kommen konnte und ob am Lebensende eine Versöhnung möglich wird.

Es ist eine Familiensaga, die ein ganzes, bewegtes Leben schildert. Der Name Stella Fortuna bedeutet Glücksstern, aber schon der Titel des Romans deutet darauf hin, dass Stella durch ihre zahlreichen Nahtoderfahrungen nicht immer Glück hatte - oder ist es dagegen Glück, dass sie sieben- oder achtmal überlebt hat?

Der Roman ist angelehnt an die Familiengeschichte der Autorin und wirkt trotz der mysteriösen, lebensgefährdenden Vorfälle glaubhaft und authentisch. Das Leben zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg in Kalabrien sowie nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Conneticut wird anschaulich und sehr lebendig beschrieben.
Stella ist eine beeindruckende Frau, die für ihre Unabhängigkeit und Freiheit kämpft und ungeachtet gesellschaftlicher Konventionen ihren Weg gehen wird. Sie ist ein vielschichtiger Charakter, der nicht nur als schön und klug dargestellt wird, sondern vor allem auch unheimlich stur und eigensinnig.
Es ist ein Roman über die Entfremdung zweier sich liebender Schwestern, über Familiengeheimnisse und die Rolle der Frau sowie den Aufbau eines Lebens in einer neuen, unbekannten Welt, der sich über ein ganzes Jahrhundert von Italien bis in die USA erstreckt und durchweg fesselnd geschrieben ist. Hass, Wut, Neid und Vergeltung haben dabei einen fast schon mythischen Anteil, der an Aberglaube grenzt.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Unbequemer Roman über eine ungesunde Freundschaft, der eine Faszination erzeugt und mit Sogwirkung geschrieben ist

Dunkelgrün fast schwarz
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Moritz und Raffael sind in einem Dorf in der Nähe Salzburgs aufgewachsen und haben sich im Kindergartenalter angefreundet. Als Kinder und Jugendliche sind sie unzertrennlich, auch wenn Moritz' Mutter Marie ...

Moritz und Raffael sind in einem Dorf in der Nähe Salzburgs aufgewachsen und haben sich im Kindergartenalter angefreundet. Als Kinder und Jugendliche sind sie unzertrennlich, auch wenn Moritz' Mutter Marie die Freundschaft missbilligt. In ihren Augen ist Raffael ein "Arschlochkind", das ihrem Sohn nicht gut tut. Als Johanna als Neue in die Klasse der beiden kommt, wird aus der Jungenfreundschaft ein Dreiergespann und Moritz spürt das Ungleichgewicht in der Freundschaft noch deutlicher.
16 Jahre später sucht Raffael Moritz überraschend auf und nistet sich regelrecht in der Wohnung von ihm und seiner Freundin ein. Als dann auch noch Johanna vor der Tür steht, wird die Vergangenheit noch einmal aufgerollt und Moritz in seinem Glauben an die Freundschaft erschüttert.

Der Roman wird aus der Sicht von drei Charakteren geschildert: Kindheit und Jugend der Freunde in den 1980er- und 1990er-Jahren aus den Perspektiven von Marie und Moritz sowie in der Gegenwart aus den Perspektiven von Johanna und Moritz. Die Perspektiven wechseln dabei nicht zu häufig, so dass man sich gut auf einen Charakter einlassen kann, auch wenn die Autorin in den Zeiten sprunghaft hervorgeht. Dies trägt jedoch zur Spannung bei, da somit immer wieder kleine Cliffhanger entstehen.

Es ist eine Geschichte über eine ungleiche Freundschaft, in der nur einer das Sagen hat: Raffael. Er ist von Kleinauf geschickt darin, andere Menschen für sich einzunehmen und zu manipulieren. Dabei schreckt er auch vor Gewalt und Erpressung nicht zurück. Eltern und Lehrer sind machtlos dagegen und auch Moritz kommt nicht von ihm los, selbst als er erkennt, dass Raffaels Freundschaft eher fragwürdig ist.
Moritz ist ein sensibler Mensch, ein Kind, das Farben sieht und später Künstler werden möchte und braucht die Freundschaft, um nicht einsam zu sein.
Marie war ungewollt mit Moritz schwanger, hat früh geheiratet und musste notgedrungen von Wien aufs Land ziehen. Dort findet sie kaum Anschluss, nur zu Raffaels Mutter Sabrina hat sie Kontakt, fühlt sich von deren Ehemann angezogen.
Johanna hat ihre Eltern verloren, ist eine Waise, die voller Wut steckt und sich untertänig an Raffael klammert.

"Dunkelgrün fast Schwarz" ist in unbequemer Roman, der von einer ungesunden Freundschaft und den Folgen erzählt. Während Raffaels Einfluss als Kind vergleichsweise harmlos, steigert sich sein Verhalten mit dem Heranwachsen, was aber erst am Ende des Romans in Gänze deutlich wird. Hier tun sich Abgründe auf, vor allem als auch noch Johannas Rolle zutage tritt, jahrelange Lügen aufgedeckt werden und Moritz sein bisheriges Leben in Frage stellen muss.

Der Roman ist spannend und unvorhersehbar geschrieben, und auch wenn ich vor allem die Abschnitte aus Johannas Sicht ungern gelesen habe, weil mir nicht vorstellen wollte, wie sich eine junge Frau so erniedrigen kann, entwickelte der Roman vor allem auch durch die Wortgewalt der Autorin eine unheimliche Faszination und Sogwirkung.

"Ich hätte Raffael abbrechen müssen wie einen faulenden Ast, an dem der gesamte Baum krankt. Nun taumeln wir alle durch dieses Labyrinth aus Fäden und bluten aus unsichtbaren Wunden."

Veröffentlicht am 02.09.2019

Wenn Liebe zur Obsession wird - Mischung aus Horrormärchen und Psychothriller, das nüchtern geschildert ist und schockiert

Harz
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Liv ist sechs Jahre alt und lebt abgeschieden mit ihren Eltern Jens und Maria Haarder auf einem Anwesen auf einer dänischen Insel. Die Familie hat kaum Kontakt zur Außenwelt, nachdem Jens den Schreinereibetrieb ...

Liv ist sechs Jahre alt und lebt abgeschieden mit ihren Eltern Jens und Maria Haarder auf einem Anwesen auf einer dänischen Insel. Die Familie hat kaum Kontakt zur Außenwelt, nachdem Jens den Schreinereibetrieb seines Vaters aufgegeben hat. Die Mutter Maria liegt übergewichtig und bewegungsunfähig im Bett.
Liv hat ein sehr enges Verhältnis zu ihrem Vater, mit dem sie auf die Jagd geht, und von dem sie gelernt hat, in fremde Häuser einzudringen und Dinge des täglichen Bedarfs zu entwenden Sie kennt kein Unrechtsbewusstsein, das Töten von Tieren gehört für das Mädchen zu seinem Alltag.

Als sich die Briefe häufen, dass Liv zur Schule gehen soll, beschließt Jens kurzerhand, seine Tochter für tot zu erklären und versteckt sie in einem Container auf dem Anwesen. Liv lebt in der Einsamkeit, darf kaum noch hinaus in den Wald, um nicht entdeckt zu werden.

"Harz" ist ein eindringlich geschildertes Drama über einen Mann, bei dem Liebe zu einer Obsession wird. Aus Angst, seine Tochter zu verlieren, sperrt er sie ein.
Der Roman ist nüchtern und ruhig und überwiegend aus der Perspektive der kleinen Liv geschildert, für die dieses Leben normal ist, da sie kein anderes kennt. Nur bei den nächtlichen Diebeszügen erkennt sie, dass es Häuser gibt, die nicht voller Staub, Müll und Ungeziefer sind.
Sie liebt ihren Vater und würde nie auf die Idee kommen, ihr Schicksal in Frage zu stellen.

Die Situation der Familie ist entsetzlich und es ist kaum vorstellbar, wie es soweit kommen konnte, dass der schon als Kind etwas wunderliche Jens seine Familie in eine derartige Situation bringen konnte. Ohne Kontakt zu anderen Menschen fristen sie ein Leben in Armut, umgeben von Unrat und in Harz präparierte Tierleichen.

Die Atmosphäre des Romans ist wirklich gruselig, es ist eine Mischung aus Horrormärchen und Psychothriller. Fassungslos macht, wie sich Jens entwickelt und sein Handeln immer abstrusere Formen annimmt.
Die nüchterne Art der Schilderung hat mir dabei sehr gut gefallen, da sie unterstreicht, dass dieses Leben für Liv normal ist und sie ihren Vater bedingungslos liebt. Jens wirkt auf den Leser auch keinesfalls unsympathisch, sondern einfach krank, wohingegen Maria lethargisch und passiv erscheint und ihr Leben aufgegeben hat und es nicht schafft, für ihre Tochter stark zu sein.

Wie sich Jens in seiner Obsession steigert, jeglichen Bezug zur Realität verliert und irrational handelt, lässt den Roman nicht aus der Hand legen und fesselte mich bereits von Anbeginn. Zusätzliche Spannung wir im letzten Drittel erzeugt, als Hilfe von Außen in Aussicht kommt. "Harz" ist ein Familiendrama, das schockiert und den Leser perplex zurücklässt.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Warmherzige Geschichte, die den Leser anschaulich in die DDR versetzt und die positiven als auch kritischen Folgen der Wende betrachtet

Kastanienjahre
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2018 lebt Elise seit über 20 Jahren in Paris, wo sie Inhaberin einer kleinen Boutique ist und sich damit einen lang gehegten Traum wahr gemacht hatte. Aufgewachsen ist Elise in der DDR, in dem kleinen ...

2018 lebt Elise seit über 20 Jahren in Paris, wo sie Inhaberin einer kleinen Boutique ist und sich damit einen lang gehegten Traum wahr gemacht hatte. Aufgewachsen ist Elise in der DDR, in dem kleinen Ort Peleroich an der Ostsee, wo die Möglichkeiten als Modedesignerin zu arbeiten aufgrund von Ressourcenknappheit und mangelnder Berufsfreiheit stark eingeschränkt waren.
Als sie einen anonymen Brief erhält, der ihre Hoffnungen macht, etwas über das Verschwinden ihres Jugendfreundes Jakob und zum Tod ihres Vaters Karl zu erfahren, kehrt Elise in ihren Heimatort zurück.

Auf den ersten Blick fällt auf, wie liebevoll der Roman aufgemacht ist. Auf den ersten Seiten ist ein Ausschnitt von Peleroich eingezeichnet und eine Übersicht über die Bewohner des Ortes aufgelistet.
Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, wobei die Erzählung in der Vergangenheit von den 1960er-Jahren bis nach der Wende den größten Anteil ausmacht und die jungen, bewegten Jahre von Elise, ihrer Familie und Bekannten des Dorfes darstellt.

Der fiktive Ort Peleroich mit seinen Bewohnern wird dabei so anschaulich beschrieben, dass man ein Gefühl für die Epoche, einen Eindruck von den Einschränkungen in der DDR und eine klare Vorstellung von dem Dorf und den einzelnen Charakteren erhält.
Peleroich besteht aus wenigen Familien und Betrieben, die fast alle unter dem staatstreuen Bürgermeister Ludwig Lehmann leiden, der Peleroich zu einem sozialistischen Vorzeigeort machen möchte. Die Bewohner selbst haben jedoch andere Träume, möchten frei leben und sich kreativ entfalten oder haben schlicht die Knappheit an alltäglichen Gütern und Lebensmitteln satt.

Durch den flüssigen, einfühlsamen Schreibstil von Anja Baumheier kann man sich perfekt an den Ort Peleroich versetzen lassen und in die Vergangenheit eintauschen. Schon mit ihrem Debütroman "Kranichland" habe ich es genossen, als "Wessi" mehr über das alltägliche Leben in der DDR zu erfahren.
Die kleineren Zeitsprünge in der Geschichte sorgen für Spannung, da die Autorin damit auch immer wieder auf kurze Rückblenden zurückgreifen muss, damit der Leser ein komplettes Bild erhält. So spürt man im weiteren Verlauf immer eindringlicher wie der Druck auf die Protagonisten wächst, die in dem kleinen Ort, aber vor allem durch die Politik massiven Einschränkungen unterliegen. Deshalb ist es auch spannend zu erfahren, wie Vergangenheit und Gegenwart zusammengehören, was mit Jakob passiert ist und in welchem Zusammenhang sein Verschwinden mit dem Tod von Elises Vater steht.
Weiterhin kann man sich gut in die junge Elise hineinversetzen, die in Perleroich aufgewachsen ist und dort stets zwischen zwei Männern stand: dem bodenständigen Henning, auf den sie sich stets verlassen konnte und dem Freigeist Jakob, der für ein aufregenderes Leben stand.

Die Geschichte entwickelt vor dem historischen Hintergrund eine Sogwirkung, während einem die Bewohner von Perleroich ans Herz wachsen. Es ist eine warmherzige, ehrliche Geschichte, die den Leser wieder sehr anschaulich in die DDR und die Umstände der damaligen Zeit versetzt, aber auch kritisch betrachtet, dass die Wende neben allen offensichtlich positiven Aspekten für den Ort den Untergang bedeutete.