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Veröffentlicht am 20.09.2019

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Die fantastischen Abenteuer der Christmas Company
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In der Vorweihnachtszeit sitzt Freda an ihrem Smartphone und spielt. Sie ist allein zu Hause und eigentlich müsste sie Hausaufgaben machen, aber nun ja, ihr kennt das sicher. Dann klingelt das Telefon ...

In der Vorweihnachtszeit sitzt Freda an ihrem Smartphone und spielt. Sie ist allein zu Hause und eigentlich müsste sie Hausaufgaben machen, aber nun ja, ihr kennt das sicher. Dann klingelt das Telefon und ein unbekannter Anrufer verlangt Mr. Livingstone zu sprechen. Freda ist verwirrt, denn Mr. Livingstone ist ihr Kater und wie soll ein Tier telefonieren. Die Verwirrung steigt, als Mr Livingstone tatsächlich zu sprechen beginnt und Freda befiehlt, mit ihm zu kommen.

Freda wird regelrecht in dieses Abenteuer hineingeschubst. Eine Wahl hat sie nicht wirklich. Sie wurde auserkoren, Weihnachten zu retten. Die Geschichte wird sehr bildhaft erzählt und ehrlich gesagt, tat mir Freda oft leid. Jeder hat große Erwartungen an das Mädchen. Sie soll eben mal schnell zur Polarforscherin werden, was sie auch erstaunlich gut meistert. Ständig passieren seltsame Dinge, aber befriedigende Antworten gibt es nur selten. Auch mich als Leser hat das manchmal echt frustriert.

Zum Auftakt gibt es das Rätsel und dann müssen die Abenteurer zu Myrkur Farandi aufbrechen, um dort die Lösung einzuholen. Den größten Teil des Buchs macht die Reise aus. Das Rätsel wird erst zum Finale wieder erwähnt. Auf ihrer Reise treffen sie auf viele alte Traditionsfiguren, die dem Weihnachtsmann seinen Erfolg neiden. Der Weihnachtsmann ist , wie ihr sicher wisst, eine recht moderne Weihnachtsfigur. Je nach Land und Region gibt es noch viele andere ältere Weihnachtsfiguren wie der Schmutzli in der Schweiz, die Hexe Befana in Italien, die Julenisse aus Skandinavien, die Krampusse aus dem Alpenraum oder die isländischen Weihnachtstrolle.

Nicht alle diese Figuren sind freundlich, sondern spielen z.B. Streiche. Sehr amüsant fand ich auch den englischen Lord of Misrule. Die Idee, die alten Weihnachtsfiguren gegen den Weihnachtsmann aufbegehren zu lassen, fand ich wirklich toll. Von mindestens der Hälfte der Figuren hatte ich vorher noch nie etwas gehört und so etwas dazugelernt. Im Anhang werden die einzelnen Weihnachtsbräuche dann auch nochmal erklärt.

So ganz überzeugen konnte mich das Buch dennoch nicht, was sicher auch an meinen recht hohen Erwartungen lag. Wenn man die aktuellen Rezensionen anderer Leser liest, hört man ganz viel Begeisterung. Ich dagegen habe fast 3 Wochen für die knapp 300 Seiten gebraucht. Der Sog, unbedingt wissen zu wollen, wie es weitergeht, hat sich einfach nicht eingestellt. Auch das Ende konnte mich nicht so begeistern. Ich hatte mit einer ganz anderen Weihnachtsüberraschung für Freda gerechnet. Leider endet das Buch dann auch recht abrupt. Wahrscheinlich war mir die Christmas Company auch einfach zu modern, konsumlastig und zu wenig weihnachtlich, magisch und zauberhaft.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Tolle Grundidee, schwierige Umsetzung

Oje, ein Buch!
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Juri bekommt ein Geschenk, das er freudestrahlend zu Frau Aspirilla bringt, um es ihr zeigen. Diese packt es aus und kommentiert es mit „Oje, ein Buch“. Juri möchte es gerne von ihr vorgelesen bekommen, ...

Juri bekommt ein Geschenk, das er freudestrahlend zu Frau Aspirilla bringt, um es ihr zeigen. Diese packt es aus und kommentiert es mit „Oje, ein Buch“. Juri möchte es gerne von ihr vorgelesen bekommen, aber Frau Aspirilla kennt keine Bücher. Sie kennt nur Smartphones und Tablets. Also muss Juri ihr erstmal die grundlegende Dinge beibringen. 1. Wischen bringt bei Büchern gar nichts 2. Drücken oder mit den Fingern vergrößern auch nicht 3. Man kann auch nicht Um- oder Ausschalten. 4. Man muss immer blättern. 5. Im Buch geschehen Dinge, die nicht real sind. 6. Spannung muss man aushalten können. Es ist schön zu beobachten wie Juri Frau Aspirilla ganz geduldig alles beibringt, aber auch irgendwie erschreckend, dass sie nichts mit einem Buch anzufangen weiß.

Frau Asperilla lernt brav vom kleinen Juri, aber so richtig überzeugt scheint sie nicht vom Wunderwerk Buch. Eigentlich eine tolle Idee für ein Buch. Auch die Illustrationen sind sehr witzig, im Stil von Kinderzeichnungen gehalten. Aber die Geschichte in dem Buch, das die beiden da lesen, finde ich sehr merkwürdig.

Okay, die Geschichte soll unrealistisch sein, damit Frau Aspirilla das Buch als spannende Fantasiewelt gezeigt werden kann, aber irgendwie ist sie weder spannend noch witzig. Würde ich das Buch, das Juri da geschenkt bekommen hat, in den Händen halten, würde das Buch wohl im Regal verstauben. Und das finde ich sehr schade. Hier soll doch gezeigt werden, das Bücher sehr schön und interessant sind und mehr zu bieten haben als Smartphones.

Der nächste Kritikpunkt ist die Zielgruppe. Hier wird angegeben ab 4 Jahren. Mein 5 Jähriger wollte das Buch zwar nach einiger Zeit nochmal hören, aber hat es nicht wirklich verstanden, auch wenn er durchaus weiß, was Smartphones und Tablets sind und er sie auch schon mal bedient hat. Ich sehe das Buch eher im Grundschulalter zum Thema Medienkompetenz.

Fazit: Eine super interessante Grundidee mit verpackter Gesellschaftskritik! Leider nicht ganz rund in der Umsetzung und für kleine Kinder nicht einfach zu verstehen.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Hochaktuell und tiefgründig, aber für die angegebene Altersklasse von 6-8Jahren ungeeignet

Besuch Aus Tralien
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Dave ist ein Austauschschüler aus Australien. Er hat etwas seltsame Angewohnheiten und spricht außer „Koi“ kein Wort. Die Gasteltern scheinen nicht zu bemerken, dass es sich um ein Krokodil handelt und ...

Dave ist ein Austauschschüler aus Australien. Er hat etwas seltsame Angewohnheiten und spricht außer „Koi“ kein Wort. Die Gasteltern scheinen nicht zu bemerken, dass es sich um ein Krokodil handelt und wollen Dave in die Familie integrieren. Erst als sie versuchen wie Dave zu sein, wird die Barriere gebrochen und Dave fühlt sich verstanden und aufgenommen. Das kleine Baby der Familie liebt das „Bokodil“ übrigens auf Anhieb.

Wie ihr euch vielleicht schon denken könnt, ist der Titel des Buchs ein Wortspiel. Dave kommt aus Australien. Während seines Aufenthalts werden die Gasteltern öfter auf ihren „anders“ aussehenden Gast angesprochen und gefragt, woher Dave denn komme. Die Antwort der Eltern lautet „Australien“, während das Gegenüber jeweils „aus Tralien“ versteht. Das ist so ein Running Gag, der sich durch das ganze Buch zieht und damit auch ein Beispiel, wie Martin Baltscheit mit Worten spielt.

Das neuste Werk von Martin Baltscheit ist tiefgründig, philosophisch und gesellschaftkritisch. Es enthält jede Menge Botschaften über Toleranz und Integration und ist damit hochaktuell. Unter anderen wird kritisiert, wie die Integration in den Augen der Gesellschaft zu vollziehen sei, regt an, sich mehr in andere Kulturen hineinzuversetzen, spricht die Gesetzgebung bezüglich gut integrierter Asylanten und deren Blitzabschiebung an. Dies sind nur wenige Punkte, über die man hier diskutieren könnte und damit hat Herr Baltscheit sein Ziel wohl erreicht. Anhand der Aufzählung ergibt sich aber auch die Frage der Zielgruppe: an wen richtet sich dieses Buch?

Das Buch wird vom Verlag mit einer Altersangabe von 6-8 Jahren versehen. Meiner Meinung nach ist ein Kind in diesem Alter noch nicht fähig, die notwendige Transferleistung hier zu vollziehen. Der Schreibstil ist durchaus humorvoll, aber wird oft von Kindern in diesem Alter noch nicht verstanden. Astrid Lindgren hat einmal gesagt: "Es darf Dinge in einem Buch geben, die nur Kinder lustig finden, meinetwegen auch Dinge, die Kinder und Erwachsene lustig finden; aber in einem Kinderbuch darf es niemals etwas geben, das nur Erwachsene lustig finden." Und genau das ist hier passiert. Ich fand das Buch tiefgründig, interessant und, nachdem man sich hineingelesen hat, auch unterhaltsam. Mein 7Jähriger hingegen hat nicht gelacht und ich habe ihn nach den ersten Kapiteln als Zuhörer verloren. Von daher würde ich dem Verlag hier empfehlen, die Altersempfehlung anzupassen. Ich würde das Buch ab etwa 10 Jahren empfehlen. Für die volle Transferleistung und anregende Diskussionen sogar erst ab etwa 14 Jahren.

Nicht gerade einfacher machen es die englischen Sätze und die manchmal zu sprunghafte Gedanken- und Handlungsführung. Die englischen Sätze werden zwar in den Fußnoten übersetzt, aber dennoch stört es den Lesefluss der Altersklasse 6-8 Jahre.

Die Illustrationen von Maria Karipidou sind witzig und farbenfroh. Hier wurde nicht gespart und das Buch mit vielen tollen Bildern ausgestattet. Allein schon das Cover ist ein Augenschmaus!

Fazit: Ein anspruchsvolles und tiefgründiges Buch über Toleranz und Integration für Kinder ab frühstens 10 Jahren, das zum Diskutieren und Nachdenken anregt und wundervoll illustriert ist.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Weder spannend noch lustig noch schön

Johnny und die Pommesbande
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Kennt ihr das? Ihr seht ein Cover und lest den Klappentext und seid total begeistert und müsst dieses Buch unbedingt haben! So ging es mir mit „Johnny und der Pommesbande“. Das Cover in Papptelleroptik ...

Kennt ihr das? Ihr seht ein Cover und lest den Klappentext und seid total begeistert und müsst dieses Buch unbedingt haben! So ging es mir mit „Johnny und der Pommesbande“. Das Cover in Papptelleroptik mit den lustigen Figuren fand ich total witzig und passend zum Titel. Und auf dem Klappentext wurde geworben mit „Eine aufregende Bandengeschichte über die cleversten Spürnasen seit „Emil und die Detektive“. Nun ja, aufgeregt habe ich mich schon, aber leider nicht im positiven Sinn. Aber fangen wir von vorne an:

Johnny wohnt bei seinem Opa. Die Oma ist bereits gestorben und auch die Eltern gibt es nicht mehr. Über die genaueren Hintergründe bleiben wir leider im Unklaren. Der Opa kümmert sich rührend um seinen Enkel und hat auch so manchen guten Ratschlag für ihn. Die meiste Zeit treibt er sich mit seinen Freunden am Hafen oder im Bandenversteck herum. Bei Kirsche, der Betreiberin eines Pommeswagens, bekommen sie oft Gratis-Pommes, während „Troll“ Tomek nur Pappteller verputzt. Um Geld aufzutreiben, gaukeln die Kindern den Touristen vor, dass für das Hafengebiet Kurtaxe fällig wäre und sie das gerne für sie erledigen können. Als das Hafengebiet nicht mehr genügt, versuchen sie ihr Revier auf die Meile auszudehnen und geraten dort mit der Pickelgang aneinander, die daraufhin in dem Kiosk von Ellas Eltern randalieren und auch schon mal gut zuschlagen.

Die Geschichte wird aus Johnnys Perspektive erzählt. Der Erzählstil bzw. Johnnys Gedanken sind teilweise recht verworren und sprunghaft, so dass ich immer öfter aufseufzen musste. Die Handlung bietet im Laufe der Geschichte wenig Neues und die Figuren bleiben einem seltsam fremd. Sie erwecken Mitleid, aber auch Unmut. Vom Mitfiebern war ich hier meilenweit entfernt. Auch Schule ist für die Kinder ein Fremdwort. Die Betrügereien ziehen sich durchs ganze Buch, ohne dass sie irgendwelche Konsequenzen hätten. Es findet keinerlei Entwicklung der Charaktere statt. Alles ist irgendwie nur angerissen, wirr, ohne Tiefgang. Es ist weder spannend noch lustig noch schön. Es ist ein Buch, dass mich enttäuscht und auch etwas ratlos zurücklässt. Aufgrund der Nennung von „Emil und Detektive“ hatte ich ein sympathische Bande erwartet, die einen Kriminalfall auf die Spur kommt. Aber die angekündigten Spürnasen haben nur das Geld der Touristen aufgespürt. Einen richtigen Fall gibt es hier nicht.

Fazit: Leider ein Fehlgriff!