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Veröffentlicht am 02.03.2020

Die Maus hilft aus - und liefert Stoff für ein schönes Kinderbuch

Ei, Ei, Ei! Die Maus hilft aus
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Ich bin immer wieder auf der Suche nach schönen Kinderbüchern für meinen Sohn. „Ei, Ei, Ei! Die Maus hilft aus“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Bern zur Eröffnung der Dauerausstellung ...

Ich bin immer wieder auf der Suche nach schönen Kinderbüchern für meinen Sohn. „Ei, Ei, Ei! Die Maus hilft aus“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Bern zur Eröffnung der Dauerausstellung „Picas Nest“. Lorenz Pauli zeichnet sich für den Text verantwortlich, Kathrin Schärer hat die Bilder gemalt. Das Buch wird für Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren empfohlen.

Und so ist es dann auch: Meinem Sohn, 5 Jahre alt, gefällt das Buch sehr gut. Allabendlich muss ich es ihm nun vorlesen. Und das ist auch kein Wunder, denn der Text ist gut geschrieben und die Bilder sind wunderschön.

Die Geschichte ist schnell geschrieben. Die Maus liegt faul im Gras, als sie von der Amsel in den Schwanz gebissen wird. Die Amsel entschuldigt sich. Der Biss war ein versehen, weil sie den Schwanz der Maus für einen Wurm gehalten hat. Sie ist in Eile, weil sie ihre Eier nicht lange allein lassen kann, und hat deshalb nicht so genau hingeschaut. Die Maus ist eine sehr nette Maus und bietet daher an, sich auf die Eier zu legen, während die Amsel in aller Ruhe nach Futter sucht. Gesagt, getan. Allerdings bleibt es nicht lange nur bei den Amsel-Eiern…

Die Geschichte ist wirklich niedlich. Es tauchen verschiedene Vögel und sogar Eichhörnchen auf, die allesamt die Hilfe der Maus in Anspruch nehmen. So ist die Maus irgendwann gar nicht mehr faul, sondern vielmehr außerordentlich hilfsbereit und fleißig.

Die Sprache ist einerseits kindgerecht, andererseits aber nicht kindisch. Die Bilder sind wunderschön, wie man dank des Buchdeckels schon gut erkennen kann. Sowohl mein Sohn als auch ich genießen die Geschichte sehr, die lang genug ist, um meinen Sohn zu beschäftigen und kurz genug, um auch noch vorgelesen zu werden, wenn Mutter oder Vater abends müde sind.

Nur das sehr abrupte Ende stört uns ein bisschen, aber ansonsten ist das Buch eine runde Sache.

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Veröffentlicht am 29.02.2020

Spannender Roman über ein Schicksal in Stalin-Russland (und danach)

Rote Kreuze
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Stalin-Russland war kein Spaß, das wissen wir alle. Was die Diktatur aber mit den Menschen angerichtet hat, welches Leid es verursacht hat, das erzählt Sasha Filipenko beispielhaft und – insbesondere für ...

Stalin-Russland war kein Spaß, das wissen wir alle. Was die Diktatur aber mit den Menschen angerichtet hat, welches Leid es verursacht hat, das erzählt Sasha Filipenko beispielhaft und – insbesondere für russische Verhältnisse – sehr rasant in seinem Roman „Rote Kreuze“, der gerade in die deutsche Sprache übersetzt im Diogenes-Verlag erschienen ist.

Erzählt wird die Geschichte von Tatjana Alexejewna, die sich ihrem neuen Nachbarn, dem jungen Alexander anvertraut. Tatjana ist 90 Jahre alt und hat Alzheimer „Weil Gott Angst hat vor mir.“ Warum Gott vor ihr Angst hat? Das werden wir im Lauf der Geschichte noch erfahren – wie so vieles anderes, was sie am Anfang des Buches Alexander gegenüber andeutet.

Anfangs wurde ich etwas überrumpelt. Bei russischer Literatur erwarte ich einen eher gemächlichen Einstieg und einen eher langsamen Erzählfluss. Sasha Filipenko dagegen kommt umgehend zur Sache – und legt bis zum Ende seines Romans ein ausgesprochen rasantes Tempo hin. Kein Wunder also, dass er es schafft, Stalin-Russland und die Umbrüche danach, in einem Roman von gerade einmal 288 Seiten unterzubringen – und das auch noch, ohne den LeserInnen allzu große Lücken zuzumuten.

Im Gegenteil: Natürlich versammelt sich in Tatjanas Lebensgeschichte außerordentlich viel Leid. Und doch ist es realistisch genug erzählt, um die LeserInnen zu packen, sie mitleiden zu lassen – obwohl Tatjana gar nicht Mitleid heischend erzählt -, ihnen das Unfassbare näher zu bringen. Vor allem aber schafft es Filipenko, die Grausamkeit des Regimes herauszuarbeiten und gleichzeitig aufzuzeigen, was das Wissen um die Grausamkeit bei der Bevölkerung bewirkte.

Mir gefiel Filipenkos Roman sehr. Ich mochte das Tempo – ich habe das Buch binnen eines Nachmittages gelesen -, das Thema und Tatjana, die ihr Leben auf eine Weise meisterte, die für mich nachvollziehbar erzählt wurde. Tatjana ist eine dieser Figuren, wie es sie wohl nur in Romanen geben kann, die aber gleichzeitig eine ganz reale Faszination auf mich ausüben und eine gewisse Vorbildfunktion übernehmen können.

„Rote Kreuze“ basiert auf ganz realen Ereignissen und insbesondere einige Dokumente, die im Roman zitiert wurden, sind so unfassbar, dass ich anfangs dachte, sie seien vom Autor erdacht worden. Leider ist dem aber nicht so. Die im Roman zitierten Dokumente existieren tatsächlich. Es ist schrecklich! Umso schöner, dass Filipenko es schaffte, sie so in seinen Roman zu integrieren, dass sie ihre Wirkung voll entfalten können, ohne das Filipenko den Moralapostel spielt oder permanent mit erhobenem Zeigefinger erzählt.

„Rote Kreuze“ hat mich mitgerissen, ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, als ich erst einmal mit der Lektüre begonnen hatte. Keine einzige Stelle, kein einziger Abschnitt ist zäh, die Geschichte spannend, der Schreibstil knapp und doch bildhaft schön.

Das einzige, was mich persönlich ein bisschen gestört hat, ist die mir viel zu schnell entstehende Beziehung zwischen Sascha und Lera, einer weiteren Nachbarin (in Sashas Alter). Da war mir Filipenko dann doch ein bisschen zu rasant. Und auch Sashas Geschichte – so tragisch sie auch sein mag – war mir ein bisschen zu viel des Guten.

Trotzdem: Am Ende bleibt ein fesselnder Roman über die dunkelste Zeit russischer Geschichte, den es sich zu lesen lohnt. Kaufen und lesen!

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Veröffentlicht am 21.09.2019

Anders und besser als erwartet

London Killing
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Dies wird nur eine kurze Rezension werden. Ich hatte aufgrund der Inhaltsangabe ehrlich gesagt etwas völlig anderes erwartet: mehr Humor vor allem. Deshalb war ich anfangs überrascht, einen bierernsten ...

Dies wird nur eine kurze Rezension werden. Ich hatte aufgrund der Inhaltsangabe ehrlich gesagt etwas völlig anderes erwartet: mehr Humor vor allem. Deshalb war ich anfangs überrascht, einen bierernsten Kriminalroman zu lesen. Was das Tempo des Thrillers betrifft, empfinde ich "London Killing" ehrlich gesagt eher als Krimi und weniger als Thriller, obwohl es gerade zum Ende hin sicher einige Thriller-Elemente gibt.

Mir hat "London Killing" letztendlich sehr gefallen. Der Roman ist super geschrieben und hat mich oft an die Romane der so genannten "Schwarzen Serie" erinnert. Londons Finanzdistrikt ist ein Moloch und alle haben Dreck am Stecken - selbst unser Protagonist. Das hat mir sehr gefallen, zumal die Charakterisierung der im Roman auftauchenden Personen passend ist.

Gut gefallen hat mir auch, dass die Leser*innen nicht für dumm verkauft werden und dass sich Harris Mühe mit dem Aufbau des Romans gegeben hat. Die Auflösung am Ende ergibt Sinn und auch, dass Belsey nicht plötzlich eine 180-Grad-Wende hinsichtlich seines Charakters hinlegt, hat mir zugesagt. Am Ende musste ich grinsen.

"London Killing" macht es sicher nicht allen recht: Dazu ist der Roman teilweise zu sperrig und schlicht zu unspektakulär und für viele wegen der Art des Verbrechens auch nicht so einfach nachvollziehbar wie ein simpler Mord aus Leidenschaft. Mir hat das Konstrukt aber sehr zugesagt und ich empfand die Hintergründe des Verbrechens als eine sehr angenehme Abwechslung zum sonstigen Serienmörder-Einerlei, das sonst geboten wird.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein tolles Krimi-Debüt und ganz großes Kino! Sehr zu empfehlen!

Bis ihr sie findet
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Als ich gestern das eBook zuklappte, dachte ich nur: Wow! Seitdem überlege ich, wie ich dem Buch mit meiner Rezension gerecht werden kann.

Gytha Lodge hat mit "Bis ihr sie findet" ihr Krimi-Debüt ...

Als ich gestern das eBook zuklappte, dachte ich nur: Wow! Seitdem überlege ich, wie ich dem Buch mit meiner Rezension gerecht werden kann.

Gytha Lodge hat mit "Bis ihr sie findet" ihr Krimi-Debüt vorgelegt, aber während des Lesens hatte ich nie das Gefühl, einem Debüt beizuwohnen. Dazu hat Lodge ein viel zu gutes Buch vorgelegt, das - und das hat mich besonders gefreut - ohne billige Effekte auskommt. Sie verzichtet genauso auf sinnlose Gewalt wie auf zwanghaft falsche Fährten (was nicht bedeutet, dass es nicht falsche Fährten gibt, es gibt sie nur nicht auf Teufel kommt raus). Zudem ist Gytha Lodge bereits mehrfach für ihre Arbeiten als Theaterautorin ausgezeichnet worden, eine Erfahrung, die beim Schreiben des Krimis sicher geholfen hat.

Herausgekommen ist ein Krimi, der sich auf die Ermittlungen konzentriert. Dass sich diese 30 Jahre nach dem Verschwinden Auroras nicht leicht gestalten, ist klar. Im Fokus der Ermittlungen befindet sich die Gruppe (ehemaliger) Jugendlicher, die damals mit Aurora zelten war - und noch immer in Freundschaft verbunden ist. So wie Jonah Sheens - der leitende Ermittler und Protagonist des Romans - im Dunkeln tappt, tappen auch wir Leserinnen im Dunkeln. Lodge widersteht erfreulicherweise immer wieder der Versuchung, das Tempo vorzeitig anzuziehen. Dadurch bietet sie zwar keinen Pageturner im klassischen Sinne, sie präsentiert aber ein Rätsel, das so verworren ist, dass sowohl Jonah als auch wir Leserinnen es erst ganz zum Ende lösen. Und was für eine Auflösung das ist! Sie ist großartig - zumal die Hinweise die ganze Zeit da waren und am Ende alles Sinn ergibt, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass es zu konstruiert war oder mir Informationen vorenthalten wurden. Im Gegenteil! Ich saß da und verfluchte meine Blindheit! Es war ganz ehrlich herrlich!

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Lodge keinen klassischen Pageturner geschrieben hat. Tatsächlich ist das Tempo über weite Strecken - gemessen an heutigen Thriller-Standards - eher gemächlich. Merklich angehoben wird das Tempo erst im letzten Viertel, wo es aber auch Sinn ergibt. Mir hat die zunächst ruhige Herangehensweise und das anfangs nur unauffällige Anziehen des Tempos sehr zugesagt. Die Charaktere, die Puzzleteile werden nach und nach präsentiert und die Leserinnen dadurch zum Rätseln eingeladen. Das Finale ist dagegen rasant, ohne dass Lodge es unnötig aufblasen muss - wenn man davon absieht, dass sie hier den Leserinnen das einzige Mal im Roman eine Information nur des Effektes wegen vorenthält - was ich ein bisschen schade fand, weil das aus meiner Sicht ein unnötiger Kniff war. Trotzdem ist das Finale alles in allem gelungen und vor allem sehr spannend!

Aber mehr noch: Gytha Lodge schaffte es, dass das Finale nicht nur spannend ist, sondern auch zu Herzen geht, obwohl Lodge ihrem unprätentiösen Schreibstil treu bleibt und nicht in Gefühlsduselei abgeglitten ist. Es sind schlicht die Umstände von Auroras Tod, die mich mitgenommen haben. Auch das macht diesen Krimi aus: dass die Autorin sich ihrer Sache sicher ist und die gewünschte Wirkung erzielt, während sie sich ganz auf die Geschichte verlässt.

Ich kann "Bis ihr sie findet" allen Krimi-Fans, die ein gut durchdachtes und unaufgeregt präsentiertes Rätsel zu schätzen wissen, ans Herz legen. Gytha Lodge ist ein großartiger Kriminalroman gelungen, der mich von Anfang bis Ende überzeugt hat!

Veröffentlicht am 06.08.2019

Sehr unterhaltsam - Super Mischung aus Sci-Fi, Humor und Gesellschaftskritik

Der Metropolist
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"Typisch. Der erste Kollege, mit dem ich mich anfreundete, und es war ein trinkender Supercomputer."

"Der Metropolist" hat mich vor allem angesprochen, weil der Protagonist "Henry" heißt, was mich spontan ...

"Typisch. Der erste Kollege, mit dem ich mich anfreundete, und es war ein trinkender Supercomputer."

"Der Metropolist" hat mich vor allem angesprochen, weil der Protagonist "Henry" heißt, was mich spontan an Tom Sharpes "Henry Wilt" denken ließ. Dass Henry ein pflichtbewusster, leicht neurotischer Beamter einer amerikanischen Verkehrsbehörde ist, dem eine künstliche Intelligenz zur Seite gestellt wird, um einen Angriff auf ebenjene Behörde aufzuklären, ließ mich gute Unterhaltung und einigen Witz erwarten. Ich wurde im Großen und Ganzen nicht enttäuscht.

"Der Metropolist" spielt in nicht allzu ferner Zukunft in den USA und kommt schnell zur Sache. Der Ableger der Verkehrsbehörde in Suitland wird angegriffen und Henry auserkoren, gemeinsam mit OWEN, einer künstlichen Intelligenz, die Hintermänner in Metropolis ausfindig zu machen. OWEN ist ein eigenwilliges Programm, eitel, rauchend, saufend... und beim Anblick von Blut in Ohnmacht fallend.

Mir hat die Prämisse des Romans gefallen und Seth Fried hat einen sehr angenehmen Schreibstil, den ich als sehr natürlich empfunden habe. Er hat den Roman aus der Ich-Perspektive geschrieben, was zwar in einigen Szenen die Spannung etwas herausnimmt, weil offensichtlich ist, dass Henry da schon irgendwie rauskommen wird, andererseits ist immer wieder spannend, WIE er aus manchen Situationen herauskommt. Da die Geschichte aus Henrys Perspektive erzählt wird, wird - ganz dem Charakter entsprechend - eher trocken erzählt, was der Geschichte aber zuträglich ist.

Was genau "Der Metropolist" ist, lässt sich schwer sagen: Fried liefert eine herrliche Mischung aus Science-Fiction, Utopie bzw. Dystopie (je nachdem, wie man zu Städten wie Metropolis steht. ), Abenteuerroman und Gesellschaftskritik. Bei all der Unterhaltung, all dem Witz, den Fried immer wieder präsentiert, ist doch unterschwellig die Frage, wie wir eine "perfekte Welt" verstehen, wie wir sie sehen. Dabei ist interessant, dass Henry, obgleich stets korrekt und regelkonform - also ein Langweiler und Pedant vor dem Herrn -, trotzdem alles in allem positiv rüberkommt. Vielleicht liegt das daran, dass die Welt, in der er lebt, so überspitzt ist, dass einer wie er ein Anker ist, vielleicht liegt es aber auch schlicht daran, dass er "nur" eine Romanfigur ist und wir dank seiner Erzählungen auch wissen, worauf sein Verhalten und sein Denken zurückzuführen ist.

Apropos "Welt, in der er lebt": Mein einziger nennenswerter Kritikpunkt ist tatsächlich, dass Seth Fried den Roman so kurz gehalten hat, dass die Welt der Zukunft nur am Rande beschrieben wird. Eine echte Vorstellung davon, wie dieses zukünftige Amerika aussieht, bekommen wir nicht. Das ist ein bisschen schade. Die Leser*innen bekommen letztlich so wenig Anhaltspunkte geliefert, dass es schwer ist, die Leerstellen mit Phantasie zu überbrücken.

Gleichzeitig bedeutet dieser Verzicht auf ausführliche Beschreibungen aber auch, dass der Roman sehr straff erzählt ist, und an keiner Stelle in langatmige Beschreibungen ausartet. Dennoch wäre etwas mehr Detailfreudigkeit schön gewesen.

Insgesamt hat mich "Der Metropolist" blendend unterhalten. Seth Fried ist ein humorvoller und intelligenter Roman gelungen, der den Spagat zwischen Witz und Gesellschaftskritik hält.

"Seine Erklärung enthielt die ganze saubere Kausalität echter Logik - Politik war immer politisch, und mit Hilfe für die Armen verlor man Wahlen. Aber das hätte auch bedeutet, dass unsere Arbeit nichts veränderte, nur verstärkte, was bereits da war."