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Veröffentlicht am 02.10.2019

Für Iny Lorentz-Leser dürfte dieses Buch bereichernd sein.

Die Wanderschriftsteller
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Iny Lorentz haben in diesem Buch ihre Recherchereisen zu ihren Romanen thematisiert. Nebenbei werden auch ein paar bemerkenswerte Dinge aus ihrem Leben und zur literarischen Arbeit verraten.
Einiges ist ...

Iny Lorentz haben in diesem Buch ihre Recherchereisen zu ihren Romanen thematisiert. Nebenbei werden auch ein paar bemerkenswerte Dinge aus ihrem Leben und zur literarischen Arbeit verraten.
Einiges ist fast verblüffend, denn es ist letztlich dem Druck der Verlage zuzuschreiben, dass Iny Lorentz so viel und so schnell schreiben mussten, um überhaupt veröffentlicht zu werden. Auch ist es der Verlag, der auf Fortsetzungen zu Iny Lorentz größten Erfolg Die Wanderhure drängte.
Wären Iny Lorentz unabhängiger gewesen, würde ihr Werk vielleicht weniger gehetzt wirken. Andererseits wussten die Autoren natürlich, auf was sie sich einlassen und haben den Weg bewusst gewählt.

Erstaunlich, wie sehr die Autoren als eine Einheit schreiben.

Interessant, wie die Reisen von Iny Lorentz gebraucht wurden, um sie zu inspirieren. Mit ihrem Wohnwagen bewältigten sie wohl so einige tausende Kilometer. Eine ganz schöne Leistung.
Dem Buch sind einige Fotos beigefügt, um Eindrücke zu vermitteln. Außerdem sind die Buchcover abgebildet.

Veröffentlicht am 23.09.2019

Taxifahrten durch die Nacht in Brüssel

Ich warte auf Dich am Ende der Straße
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„Ich warte auf dich am Ende der Straße“ ist der Debütroman des belgischen Schriftstellers Jerome Colin aus dem Jahr 2018.

Der Icherzähler ist ein 38jähriger Taxifahrer in Brüssel und in der Midlife-crisis. ...

„Ich warte auf dich am Ende der Straße“ ist der Debütroman des belgischen Schriftstellers Jerome Colin aus dem Jahr 2018.

Der Icherzähler ist ein 38jähriger Taxifahrer in Brüssel und in der Midlife-crisis. Zwar ist er verheiratet und hat Kinder, doch zufrieden ist er nicht. Sein Vater ist jung gestorben. Man kann während der Taxifahrten mit wechselnden Fahrgästen oder Wartezeiten seinen Gedanken folgen.
Es gibt auch Fahrgäste, die er regelmäßig fährt, z.B. Henry, ein älterer Mann in Hawaiihemd, der immer nur ein Ziel hat. Die Bar Le Jardin des fleurs. Sie verstehen sich nicht schlecht, ihre Gespräche gehen über das Leben und haben einen philosophischen Anklang.

Man kann von dem wehmütigen Erzähler, der sich kurzfristig von seiner Frau getrennt hat und nur noch von seiner Liebe mit Marie denkt, genervt sein. Aber die eine oder andere seiner Überlegungen kann man als Mann gut folgen. Vermutlich ist es nicht direkt ein Buch für Frauen, obwohl es betont sensibel geschrieben ist. Mir persönlich haben die musikalischen Einsprengsel gefallen, z.B. A Love Surpreme von John Coltrane, denn ihm ist Musik sehr wichtig.

Ein Ereignis wirft dann alles um und führt den Roman zu einem für mich befriedigen Ende.
Vielleicht kein wichtiger Roman, doch für einen Debütroman nicht schlecht und Potential des Autors ist erkennbar.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Die Wirkung von Klassendenken

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Die noch relativ junge Schriftstellerin Daniela Dröscher schreibt ihre Autobiografie nicht aus Selbstzweck sondern um die Frage nach dem Umgang mit Klassenunterschieden zu diskutieren. Das ist eine interessante ...

Die noch relativ junge Schriftstellerin Daniela Dröscher schreibt ihre Autobiografie nicht aus Selbstzweck sondern um die Frage nach dem Umgang mit Klassenunterschieden zu diskutieren. Das ist eine interessante Fragestellung, die mich spontan interessiert. Die Wirkung von Klassendenken kann fatal sein und Scham auslösen.

Daniela Dröscher wuchs in der Mittelklasse auf. Die Erziehung der Eltern war zum Teil unterschiedlich geprägt, was sie als Kind verwirrte, aber auch prägte. Sie weiß um ihre Privilegien. Es geht um Gleichheit, Menschlichkeit, Sicherheit, sich fair verhalten, aber auch cool zu bleiben und gewinnen zu wollen. Etwas auch sich zu machen.
Ich teile die Werte, die Danielas Eltern vermittelten bzw. verstehe genau, wie sie auf das Kind wirkten.
Es wird erzählt in Abschnitten, von Kleinkind und Kindergarten bis Schulkind und Erwachsenenjahre.
Verglichen wird immer wieder mit den Werten der Eltern.
Interessant aber auch die anderen Bezüge, die sich in vielen Zitaten widerspiegeln.

Wer ähnlich in vergleichbarer Zeit aufgewachsen ist, erkennt vieles wieder.
Ich teile Erfahrungen der Autorin und bin froh, das über das Thema überhaupt mal geschrieben wird.

Veröffentlicht am 21.09.2019

lakonisch

Wie Frau Krause die DDR erfand
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In Katrin Aehnlichs satirisch angehauchten Roman geht es um die andauernde Fremdheit zwischen Ost- und Westdeutschen. Mit der Protagonistin Isabella Krause gibt es eine sympathische Protagonistin. Eine ...

In Katrin Aehnlichs satirisch angehauchten Roman geht es um die andauernde Fremdheit zwischen Ost- und Westdeutschen. Mit der Protagonistin Isabella Krause gibt es eine sympathische Protagonistin. Eine optimistische Frau von 49 Jahre alt, eine unbedeutende Schauspielerin in kleinen Rollen, die jetzt doch mal eine entscheidende spielen kann. Ihre Aufgabe, Leute für eine Fernsehserie auszuwählen, die über die damalige DDR erzählen. Doch auf Anhieb schmeckt den deutschen Produzenten nicht, was sie zu sehen bekommen. Wenn sich die erwartenden Klischees nicht erfüllen, ist das ein Grund zur Skepsis. Doch Isabella hat noch einen Einfall.

Ein feines Buch, bei dem mich aber auch nicht erstaunt, das es bei Antje Kunstmann bei einem unabhängigen Verlag erschienen ist.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Besondere Momente

Träume am Ende des Weges
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Der Autor dieses Buches schreibt über Momente im Leben berühmter Persönlichkeiten und nicht selten erzählt er dabei auch ein ganzes Stück ihrer Biografie.
Es ist kein besonders wichtiges Buch, aber doch ...


Der Autor dieses Buches schreibt über Momente im Leben berühmter Persönlichkeiten und nicht selten erzählt er dabei auch ein ganzes Stück ihrer Biografie.
Es ist kein besonders wichtiges Buch, aber doch gut lesbar.
Wenn Michael Böhm die Gedanken oder Gespräche dieser Leute zeigt, sind sie ein Stück fiktiv. Das muss man sich bewusst sein als Leser, ansonsten ist an dieser Vorgehensweise nichts auszusetzen. Ein wenig pathetisch geht es manchmal zu, aber das ist nicht schlimm.
Die Auswahl ist interessant. Mich überzeugen am meisten die Texte über Schriftsteller, z.B. Lawrence Durrell, das ist auch die titelgebende Geschichte.
Aber auch Maler oder Musiker, wie Verdi, kommen vor.
Der längste Text ist ein Essay über Heinrich der Seefahrer.
Sehr schön ist der informative Text über Fontane. Ich mag auch die Stimmung in der John Steinbeck sich befindet, als er Jenseits von Eden schreibt.
Meine absolut favorisierten Texte sind aber die, wo der Autor Begegnungen zweier Persönlichkeiten schildert: Monet und Maupassant sowie Die Spaziergänger von Montgnola. Das sind Hermann Hesse und Thomas Mann, gute Freunde seit langen. Im Mittelpunkt der Besuch Thomas Manns bei Hesse im Jahr 1934. eine schwierige Zeit, aber durch die gemeinsam verbrachten Stunden, entsteht eine Gelöstheit.
Das ist wirklich gut geschildert und ein wenig dieser Atmosphäre überträgt sich auf mich beim Lesen. Ich denke, das ich noch mehrmals zu diesem Buch greifen werde.