Drei Frauen, drei Schicksale. Orna ist von ihrem Mann verlassen worden und nun mit dem Sohn Eran, der wegen seiner multiplen Auffälligkeiten permanent in psychologischer Behandlung ist, alleine. Über eine ...
Drei Frauen, drei Schicksale. Orna ist von ihrem Mann verlassen worden und nun mit dem Sohn Eran, der wegen seiner multiplen Auffälligkeiten permanent in psychologischer Behandlung ist, alleine. Über eine Dating-App lernt sie einen Mann kennen, der in einer ähnlichen Trennungssituation zu stecken scheint und der in ihr die Hoffnung weckt, dass auch sie wieder einen Partner finden könnte, mit dem sie glücklich sein kann. Emilia sucht weniger nach dem Glück, nachdem der Mann, den sie mehrere Jahre lang gepflegt hat, verstorben ist. Die gebürtige Lettin benötigt dringend eine neue Arbeit, um in Israel bleiben zu können. Doch die Familie ihres neuen Pflegefalles ist ihr nicht wohlgesonnen. Auch Ellas Leben schenkt ihr gerade wenig Freude, die drei Kinder stressen sie und mit Mitte 30 hat sie immer noch nicht ihr Studium abgeschlossen. Eine zufällige Begegnung in einem Café bringt wenigstens wieder etwas Reiz in den Alltag.
Mir ist Dror Mishani bereits als Autor der Avi Avraham Reihe bekannt, die mich mit jedem Band begeistern konnte. In seinem aktuellen Roman „Drei“ kommt der Ermittler nicht vor, insgesamt erweckt der Roman zunächst ohnehin nicht den Anschein, überhaupt ein spannendes Element zu enthalten. Doch dann lässt Mishani sein ganzes Können zum Vorschein kommen und bietet dem Leser eine unglaublich clever konstruierte Geschichte, die einem immer wieder auf falsche Fährten schickt und die alle scheinbar losen Teile perfekt zusammenlaufen lässt.
Es ist nicht einfach zu diesem Roman eine Rezension zu schreiben ohne zu viel von der Handlung zu verraten und die wirklich gelungenen Überraschungsmomente für potenzielle Leser kaputtzumachen. Mishani brilliert auf allen Ebenen: der geniale Handlungsverlauf, der auf einer ausgeklügelten Figurenzeichnung basiert, wird durch den ruhigen, bisweilen fast monotonen Erzählton unterstützt, der vor sich hinplätschert, bis der Autor den Leser brutal aus der Lethargie reißt. Glaubt man ein Schema zu erkennen, hat man sich geirrt, so leicht lässt er einem nicht davonkommen.
Ein außergewöhnlicher Roman, der durchaus auch gesellschaftskritische Züge aufweist und so Spannung mit Anspruch gekonnt kombiniert und nur unterstreicht, weshalb Mishani aktuell als einer der besten israelischen Krimiautoren gilt.