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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Spannend wie immer

Vielleicht morgen
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Matthew ist seit einem Jahr Witwer, die Rückkehr ins Leben fällt ihm schwer. Nur für seine kleine Tochter versucht der einst charismatische Universitätsprofessor so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten. ...

Matthew ist seit einem Jahr Witwer, die Rückkehr ins Leben fällt ihm schwer. Nur für seine kleine Tochter versucht der einst charismatische Universitätsprofessor so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten. Die Versuche seiner Mitbewohnerin April, ihn wieder in ein aktives Leben zu führen, scheitern meist kläglich. Eines Tages überredet April ihn, sie zu einem Kunden zu begleiten. Auf einem Hausflohmarkt ersteht Matthew ein gebrauchtes MacBook.

Auf der Festplatte sind noch Fotos der vorherigen Besitzerin, also kontaktiert er sie kurzerhand. Diese meint allerdings sie besitzt ihr MacBook noch immer und hat auch nicht vor es zu verkaufen. Es entwickelt sich ein E-Mail-Verkehr, der immer seltsamer wird.

Der sympathische aber durch den Tod seiner Frau gebrochene Matthew ist ein herrlich, liebevoller Protagonist, den man gern begleitet und sich bald mit ihm identifiziert. Man wünscht ihm Gutes und leidet mit ihm, wenn es ihm verwehrt bleibt.

Der/die Antagonist/in bleibt lange im Dunkeln versteckt, umso schockierender präsentiert sich diese Person dann, als sie ins Licht des Romans rückt.

Guillaume Musso, der Meister der kryptischen Wendungen bleibt sich in „Vielleicht morgen“ treu. Geschickt mischt er die Genres „Liebesgeschichte“ und „Mystery Thriller“ ineinander und erschafft dadurch einen wahren Page Turner. Auf jeden Fall empfehlenswert – nicht nur für Frauen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Empfehlenswert!

Der Sturz des Doppeladlers
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Berta ist Kindermädchen in einem angesehenen Haus. Als sie erfährt, dass ihr Verlobter gefallen und sie zu allem Unglück 1916 mitten im 1. Weltkrieg schwanger ist, bleibt kein Stein auf dem anderen.

Julius ...

Berta ist Kindermädchen in einem angesehenen Haus. Als sie erfährt, dass ihr Verlobter gefallen und sie zu allem Unglück 1916 mitten im 1. Weltkrieg schwanger ist, bleibt kein Stein auf dem anderen.

Julius Holzer ist stolzer Österreicher – Tiroler. An der Grenze zu Italien aufgewachsen, fällt es ihm schwer gegen die Italiener zu kämpfen, waren sie doch viele Jahre Nachbarn, sogar Verwandte von ihm sind Italiener. Doch der Krieg unterscheidet nicht, er zerstört Leben und Seelen ohne nach ihren Namen zu fragen.

Rittmeister August Belohlavek ist kaisertreu und pflichtbewusst. Doch auch er muss miterleben, wie das große Kaiserreich zunehmend auseinander fällt und alle Normen, Gesetze und Traditionen an Gültigkeit verlieren und schließlich muss er erkennen und feststellen, dass auch sein Status nichts mehr wert ist, denn die Welt beginnt sich neu zu drehen.

Sektionschef Ferdinand von Webern muss tatenlos zusehen, als sich seine Tocher – nun endlich großjährig zum Einsatz als Lazarettschwester meldet. Der Vater wird halb krank vor Sorge, doch gleichzeitig wollen auch die Regierungsgeschäfte nach dem Tod des Kaisers 1916 weitergeführt werden. Aber es scheint, Kaiser Karl hat wenig Geschick um das Land aus dem Krieg zu führen. Der Vielvölkerstaat zerbröselt unter seinen Händen.

Birgit Mosser erzählt die Geschichten von 4 Familien in den letzten 2 Jahren des ersten Weltkrieges. Geschickt verwebt sie die Geschichten mit historischen Ereignissen, verknüpft aber die Schicksale der Menschen auch miteinander. Historisch korrekt recherchiert und gleichzeitig berührend und empathisch geschrieben – das macht Birgit Mossers‘ ersten Roman aus. Die LeserInnen tauchen in die Welt vor genau 100 Jahren ein und erleben nicht nur die Schrecken des Krieges sondern auch verletzten Stolz, stures Festhalten an einer vergangenen Zeit und damit verbunden – persönliches Scheitern, Liebe – wo alle Hoffnung schon verloren scheint, Aufstieg und Untergang.

Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 17.11.2016

Schönes Jugendbuch

Traumsplitter
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Ella verlässt das idyllische Weingut ihrer Eltern in Australien um in Deutschland als freie Fotografin Fuß zu fassen. Sie bezieht die baufällige Villa ihrer verstorbenen Großtante gemeinsam mit ihrem 15-jährigen ...

Ella verlässt das idyllische Weingut ihrer Eltern in Australien um in Deutschland als freie Fotografin Fuß zu fassen. Sie bezieht die baufällige Villa ihrer verstorbenen Großtante gemeinsam mit ihrem 15-jährigen Neffen Kimi und schon bald gesellt sich ein Untermieter namens Gabriel dazu.

Ella findet in Sandfern etwas wieder, dass sie lange verloren glaubte – den Weg in ihre Träume, im eigentlichen in einen ganz bestimmten Traum. Was sie nicht weiß – Gabriel ist ein Traumwandler, jemand der in Träume anderer Menschen eindringt und sie bestiehlt. Doch Ella’s Traum ist anders, Ella ist anders und sie löst in Gabriel neue Gefühle aus. Gefühle die er sich erst nach und nach eingesteht und die auch Ella aufwirbeln.

Ella und Gabriel treffen sich in Ella’s Traum, doch was sich zuerst zauberhaft anfühlt wird alsbald für beide sehr gefährlich, hinter Gabriel ist ein Inkubus her, dem es nach dem Traum giert.

Ella und Gabriel verlieben sich vor der Kulisse einer ruinösen Jugendstil-Villa, die Luft zwischen ihnen knistert. Die Charaktere bleiben etwas farblos und wirken auf mich nicht ganz zu Ende „formuliert“. Eigenheiten von Ella oder von Gabriel fehlt ein wenig das Unverwechselhafte. Die Geschichte geht zwar locker flüssig voran, aber es gibt immer wieder Stolpersteine, eigenwillige Wortkreationen beispielsweise.

Einige Aspekte bleiben ungeklärt, die Beziehung von Bernadette und Gabriel, Hintergründe der Traumwandlerei, Wesen des Inkubus.

Ein lockeres Sommerbuch mit einer fantastischen Story. Für meinen Geschmack im letzten Drittel etwas zu fantastisch. Das Ende ist auf eine Fortsetzung ausgerichtet. Ich bin hin und hergerissen ob ich eine solche lesen würde, aber ich glaube ja, denn über große Strecken war das Buch unterhaltsam.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Zauberhaft

Stadt aus Trug und Schatten
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Flora ist eine ganz normale 17-jährige. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie beginnt am helllichten Tag Schatten zu sehen. Zuerst haben diese keine Form, aber mit der Zeit gewinnen sie an Kontur und schließlich ...

Flora ist eine ganz normale 17-jährige. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie beginnt am helllichten Tag Schatten zu sehen. Zuerst haben diese keine Form, aber mit der Zeit gewinnen sie an Kontur und schließlich kann Flora die Schattengestalten einwandfrei erkennen – geflügelte furchterregende Pferde mit nicht minder Angst einflößenden Reitern. Damit nicht genug, sie scheinen Flora auch noch zu verfolgen.

Nach der Schule zuhause angekommen, erwartet Flora die nächste ungeliebte Überraschung. Ihr Vater hat einen Austauschschüler aus Finnland in der gemeinsamen Wohnung einquartiert. Marian weicht Flora tagsüber kaum noch von der Seite. Und auch nachts ist er in ihren Träumen allgegenwärtig.

Flora tritt nun Nacht für Nacht in die Welt von Eisenheim ein und muss sich dort bewähren. Sie erfährt, dass die Seelen aller Menschen jede Nacht in Eisenheim verbringen, sich aber weltweit nur einige tausend dieses Umstandes bewusst sind. Diese werden „Wandernde“ genannt.

Es ist zunächst unklar warum Flora eine „Wandernde“ wurde. Nach und nach erfährt Flora einige Hintergründe und auch, dass sie Marian in Eisenheim bereits länger und besser kennt.

Bald beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen, der „Weiße Löwe“ , ein Stein mit geheimnisvollen Kräften wurde von Flora gestohlen, als sie sich ihrer Traumreisen noch nicht bewusst war. Verschiedene Personen haben es aus unterschiedlichen Beweggründen auf den Stein abgesehen und brennen nun darauf, Flora in ihre Gewalt zu bringen und den Standort des Steins herauszufinden. Flora aber hat keinerlei Erinnerungen an ihre Traumreisen bevor sie zur Wandernden wurde.

„Stadt aus Trug und Schatten“ ist ein flüssig geschriebenes Buch, dass sich zur Hälfte in Eisenheim abspielt. Eisenheim – einer faszinierenden Welt in Schwarz, Weiß und Grau. Dort gibt es keine Farben, die Physik folgt anderen Gesetzen, die Menschen kleiden sich im Stil der 1920er Jahre – sowieso alles erinnerte mich unweigerlich an das Europa der Zwischenkriegszeit.

Eisenheim ist liebevoll und detailliert gestaltet, eine Stadt, die ich selbst einmal gerne besuchen würde. Es gibt einige interessante Charaktere im Buch, deren persönliche Schicksale mich interessieren würden – so wie etwa der graue Kanzler, Fluvius Grindeaut, oder Marians Vergangenheit.

Allerdings waren mir einige Sprünge zu heftig. Der Wechsel zwischen Floras Nacht- und Tagleben schien mir nicht ganz glaubwürdig. Obwohl sie die ganze Nacht in ihren Träumen einen kompletten Alltag erlebt, kann sich ihr Körper erholen und sie wacht ausgeruht am nächsten Morgen auf.

Alle Menschen dieser Erde treten nachts in Eisenheim ein und leben dort, können sich aber nicht aktiv daran erinnern. „Sie träumen nur“, heißt es im Buch, wenn aber die Seele in Eisenheim verweilt, wie funktioniert, dann das Träumen?

Flora konnte in der realen Welt von Schatten angegriffen werden, weil sie eine Wandernde war. Für normale Menschen waren diese Schatten nicht gefährlich und auch nicht sichtbar. Wie können Schatten einem materiellen Körper Schaden zufügen?

Noch eine Unstimmigkeit war für mich, dass Verletzungen, die in Eisenheim passierten nicht auf den materiellen Körper übertragen wurden, wird die Seele allerdings in Eisenheim getötet, dann stirbt auch der Körper in der realen Welt?

Ich hoffe, dass sich einige meiner Fragen in der Fortsetzung klären werden, denn Eisenheim war trotz einiger Kritikpunkte eine sehr schöne Welt in die ich eintauchen durfte.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Nicht so meins

Ich wünsche mir, dass endlich mal was Schönes passiert
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Friederike Berger steht vor den Trümmern ihrer Ehe. Gescheitert, lebt sie allein mit ihrer kleinen Tochter in einer Drei-Zimmer-Wohnung und arbeitet Vollzeit als Lektorin eines renomierten Verlages um ...

Friederike Berger steht vor den Trümmern ihrer Ehe. Gescheitert, lebt sie allein mit ihrer kleinen Tochter in einer Drei-Zimmer-Wohnung und arbeitet Vollzeit als Lektorin eines renomierten Verlages um sie beide durchzubringen.

Trotz eines rigiden Organisationsplanes, wächst Fritzi die Doppel- und Dreifachbelastung bald über den Kopf. Ihr Konto wird gepfändet, sie ist gezwungen, die Pfändung mit ihren Ersparnissen abzuwenden.

Eine Einladung zum Frühlingsbrunch mit der High Society der Verlagswelt endet in peinlichen Gesprächen und Namensverwechslungen für Trixi und schon bald wünscht nicht nur sie selbst sich, dass endlich mal was Schönes passiert – auch wir LeserInnen tun dies aus ganzem Herzen.

Ein verlängertes Wochenende mit ihrer treuen Freundin Johanna soll Fritzi auf andere Gedanken bringen, an einem holländischen Strand trifft sie Ton – einen sympathischen Strandcafé-Besitzer und schenkt ihm ihr Herz. Aber wird er sie auf Händen in den Himmel der Liebe tragen?

Ich habe mich schnell mit Fritzi identifiziert, denn ich habe selbst kleine Kinder und bin berufstätig, da habe ich sofort Parallelen erkannt. Allerdings begann mich die Figur schon bald zu ärgern, nach der nur knapp abgewendeten Kontopfändung hat die Dame nichts Besseres zu tun als sich in die nächste Boutique zu werfen und das Konto einem weiteren Fiasko nahe zu bringen.

Auch kann ich nur schlecht nachvollziehen warum Fritzi nach einer gescheiterten Ehe sofort darauf brennt wieder einen Partner zu finden und es über große Strecken des Buches zentral ist, „dass sie einen Mann braucht“.

Diese Reduktion fand ich ein wenig schade, mir hätte ein anderer Zugang zum emotionalen Scheitern besser gefallen. Auch die Männerwahl von Fritzi fand ich etwas sonderbar – um nicht zu sagen „Gänsehaut“ verursachend.

Leider finde ich abschließend auch, dass die „Moral von der Geschicht“ – die ich sehr gelungen fand, wieder geschmälert wurde durch ein verkitschtes und nicht wirklich notwendiges Schlusskapitel, auf das das Buch gut verzichten hätte können.

Sicher eine schöne Lektüre für einen regnerischen Nachmittag, ohne wirklichen Tiefgang und leider ohne progressives Frauenbild – sondern mit dem altbekannten Klischee – „Aschenputtel sucht ihren Traumprinzen“