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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2022

Verschwundene Kinder und kalte Herzen

Kaltherz
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Kim Lansky ist eigentlich schon am Ende, als sie doch noch eine letzte Chance erhält: die Polizistin ist aus jeder Abteilung geflogen, doch ihr alter Kinderfreund Rizzi holt sie in die Abteilung für Vermisstenfälle. ...

Kim Lansky ist eigentlich schon am Ende, als sie doch noch eine letzte Chance erhält: die Polizistin ist aus jeder Abteilung geflogen, doch ihr alter Kinderfreund Rizzi holt sie in die Abteilung für Vermisstenfälle. Hier führt sie direkt der erste Anruf zu Clara Lipmann, deren kleine Tochter Marie aus dem Auto verschwunden ist, und die gerade einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Lansky will der Mutter unbedingt helfen, umso mehr, als sich deren Ehemann Jakob als eiskalter Business-Mann entpuppt. Doch schon bald stößt die Polizistin auf Ungereimtheiten und bringt nicht nur sich selbst in Lebensgefahr.

Kaltherz ist ein echter Pageturner, der einen von der ersten Seite in den Bann zieht und nicht mehr los lässt. In kurzen Kapiteln lässt Henri Faber Clara, Jakob, Kommissarin Lansky und auch die kleine Marie zu Wort kommen. Das ist sprachlich brillant gelöst, dabei mit so viel Tempo und Sprachwitz, dass es ein echtes Vergnügen ist. Die Charaktere sind gut und stimmig beschrieben, allen voran wurde Kim Lansky für mich ein echter Sympathieträger. Und immer wenn man denkt, man ist der Lösung ein Stück näher, schlägt die Handlung wieder einen Haken und geht in eine andere Richtung. Einzig das Ende war mir ein wenig zu schnell und zu unglaubwürdig, deswegen gibt es einen kleinen Abzug.

Mein Fazit: spannender, sprachlich brillanter Pageturner voller unerwarteter Wendungen. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Der perfekte Partner......

The One - Finde dein perfektes Match
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Angenommen, es gebe eine App, die anhand eines einfachen Gentests den einen perfekten Partner finden würde, wie sehe die Welt dann aus? Gäbe es lauter glückliche Paare? Und was wäre mit denen, die bereits ...

Angenommen, es gebe eine App, die anhand eines einfachen Gentests den einen perfekten Partner finden würde, wie sehe die Welt dann aus? Gäbe es lauter glückliche Paare? Und was wäre mit denen, die bereits vor dem Test den Partner für´s Leben gefunden haben? Wäre diese App sicher? Was, wenn das perfekte Match auf der anderen Seite der Welt lebt, todkrank ist oder dem „falschen“ Geschlecht angehört? Ist es wirklich wichtig, diesen einen perfekten Partner zu finden?

Diesen Fragen geht John Marrs an den Beispielen von Ellie, Christopher, Mandy, Nick und Jade nach. Abwechselnd werden die unterschiedlichen Geschichten der Einzelnen in kurzen Kapiteln erzählt, was diesen Roman äußerst kurzweilig und unterhaltsam macht. Nahezu jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen will. Zudem gibt es viele unerwartete Wendungen und Thrillermomente.

Mein Fazit: Spannende richtig gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 16.04.2021

Literatur, Kunst und undurchschaubare Frauen

Die dritte Frau
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Das Renaissance-Gemälde „Gabrielle d´Estrées und eine ihrer Schwestern“ ist erneut – nach „Die Purpurlinie“ Dreh- und Angelpunkt eines Romanes von Wolfram Fleischhauer.

Ein Autor, dessen Erstlingswerk ...

Das Renaissance-Gemälde „Gabrielle d´Estrées und eine ihrer Schwestern“ ist erneut – nach „Die Purpurlinie“ Dreh- und Angelpunkt eines Romanes von Wolfram Fleischhauer.

Ein Autor, dessen Erstlingswerk genau dieses Gemälde und seine Geschichte zum Thema hatte, kommt in den Besitz neuer Quellen und lernt dabei die ebenso undurchschaubare wie faszinierende Camille Balzac kennen – keine geringere als eine Nachfahrin der zweiten Dame auf besagtem Gemälde.

Während er immer tiefer in den Sog der Quellen gezogen wird, erliegt er immer mehr dem Reiz von Camille und dem gefährlichen Spiel, das diese Frau mit ihm treibt und dass sich immer mehr einem Abgrund nähert.

Wolfram Fleischhauer ist ein faszinierender Roman gelungen, der den Spagat zwischen Historie und Gegenwart gekonnt meistert. Je mehr man liest, um so mehr möchte man über die Geschichte Heinrich IV und der drei Frauen, die sein Leben bestimmten, erfahren. Gleichzeitig erhält man Einblicke in die Nöte eines Schriftstellers, der nach Inspiration ringt. Und nicht zuletzt ist da diese zerstörerische Amour Fou einer weiteren, sehr modernen tragischen Frauengestalt. Das alles hätte noch etwas tiefer gehen können, ist aber durchaus fesselnd und sprachlich toll geschrieben.

Mein Fazit: Ein faszinierender Roman, der zur Eigenrecherche anregt. Nicht nur für Kunstliebhaber.

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Veröffentlicht am 22.09.2019

Spannend und absolut lesenswert

Das Mädchen Jannie
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In ihrem neuesten Roman erzählt Petra Hammesfahr die Geschichte von Jannie, einem ca. 11-jährigen Mädchen, das mit 4 Jahren von seinem Großvater an einen rumänischen Clan verkauft wurde und nun gemeinsam ...

In ihrem neuesten Roman erzählt Petra Hammesfahr die Geschichte von Jannie, einem ca. 11-jährigen Mädchen, das mit 4 Jahren von seinem Großvater an einen rumänischen Clan verkauft wurde und nun gemeinsam mit anderen Kindern und Frauen bettelnd durch Deutschland zieht. Als eine mitfühlende Frau ihren kleinen kranken Begleiter mit ins Haus nimmt, flüchtet Jannie voller Panik und findet Zuflucht auf dem einsam gelegenen Hof von Dieter Leuken. Hier findet sie das erste Mal in ihrem Leben ein Zuhause, nicht ahnend, dass sie in allergrößter Gefahr schwebt. Denn Dieter ist nicht nur ein einfacher Landwirt, sondern auch ein sadistischer Psychopath, der von dem Wunsch, Bestsellerautor zu werden, besessen ist, und der nicht davor zurückschreckt, für besonders authentische Szenen über Leichen zu gehen.
Insgesamt gibt es vier Handlungsstränge die gekonnt miteinander verwoben einen spannenden Thriller ergeben, der einen von den ersten Seiten an in seinen Bann zieht. Auch wenn die Ermittlungen von Kommissar Klinkhammer sich stellenweise etwas langatmig hinziehen, hatte ich ständig das Bedürfnis, unbedingt weiterlesen zu müssen.
Besonders gelungen fand ich die Figur des Dieter Leuken: obwohl seine kranken Phantasien in schonungsloser Deutlichkeit dargestellt werden, kann man stellenweise fast Mitleid mit ihm bekommen, einer absolut zerrissenen Persönlichkeit, die eigentlich ein gutes Herz hat, aber unbedingt mehr sein will, als ein Versager.
Das Herzstück des Romans jedoch sind Jannies Erzählungen aus dem Milieu der Menschenhändler, in denen Menschen eine austauschbare Ware sind. Wie oft begegnen einem die Bettler in den Städten, wie oft wenden wir uns ab, ohne uns einmal Gedanken über die Schicksale dieser Menschen zu machen? Wie oft liest oder hört man von den Frauen, die auf dem Straßenstrich ihr Geld verdienen, ohne sich darüber weiter Gedanken zu machen? Petra Hammesfahr hat mit Jannie, Dana, Radu und all den anderen genau diesen tragischen Existenzen am Rande der Gesellschaft ein Gesicht und Namen gegeben und zumindest mich sehr zum Nachdenken angeregt.
Mein Fazit: ein packender Thriller - schonungslos geschrieben. Absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 22.10.2024

Französischer Kolonialismus in den USA

La Louisiane
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Im Jahr 1720 werden 90 Frauen, alle Insassinnen bzw. Patientinnen der Salpêtrière in Paris, in die französische Kolonie La Louisiane in Amerika verschifft. Mehr oder weniger freiwillig treten die Frauen, ...

Im Jahr 1720 werden 90 Frauen, alle Insassinnen bzw. Patientinnen der Salpêtrière in Paris, in die französische Kolonie La Louisiane in Amerika verschifft. Mehr oder weniger freiwillig treten die Frauen, allesamt Ausgestoßene, in der Pariser Gesellschaft nicht erwünschte Wesen, ihren Weg in eine ungewisse Zukunft an. Ihre Bestimmung: französische Siedler heiraten und Kinder zur Welt bringen, um die neue Kolonie zu sichern. Einige überleben die beschwerliche Reise nicht, andere erreichen ihr Ziel und werden zum Spielball der Mächtigen und ihrer eigenen Ehemänner.

Sehr einfühlsam und poetisch beschreibt Julia Malye ein dunkles Kapitel französischer Kolonialgeschichte. Auch wenn nicht alles historisch verbürgt ist, bekommen wir einen guten Eindruck vom beschwerlichen Leben der ersten Siedler, besonders der Frauen, die oft der Willkür ihrer Ehemänner ausgeliefert waren. Dazu wird auch die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung und die Sklaverei thematisiert. Das ist berührend und bedrückend zugleich, die Atmosphäre ist immer stimmig, die Personen sind authentisch beschrieben.

Mein Fazit: interessanter, berührender und zugleich bedrückender historischer Roman. Sehr lesenswert.

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