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Veröffentlicht am 17.11.2016

Einmal abtauchen

Der Drache hinter dem Spiegel
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„Der Spiegel selbst war uralt und an vielen Stellen fleckig; trotzdem konnte William sich gut darin sehen. Er las Erleichterung in seinem Gesicht, aber auch Besorgnis, hinter dem Vorhang doch keine Tür ...

„Der Spiegel selbst war uralt und an vielen Stellen fleckig; trotzdem konnte William sich gut darin sehen. Er las Erleichterung in seinem Gesicht, aber auch Besorgnis, hinter dem Vorhang doch keine Tür gefunden zu haben.“ (S. 72)

William und seine 4 Geschwister sind auf dem Weg zu ihrem Großvater, den sie noch nie gesehen haben. Der Vater ist schwer erkrankt und die Mutter mit 5 Kindern und der Pflege des Vaters, dem es stetig schlechter geht, schlicht überfordert.

Nach einer wilden Überfahrt ins fremde Schottland, finden sich die 5 allein wieder. Der Großvater, der sie hätte abholen sollen taucht nicht auf. Also machen sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach seinem Schloss.

Dort angekommen stellen die 5 schnell fest, dass der Großvater sich doch sehr von ihren Vorstellungen eines alten, zittrigen Väterchens unterscheidet. Dazu kommt das mystische, weitläufige Schloss, das seine ganz eigenen Geheimnisse birgt. Sich neugierig vorzuwagen, ist aber vielleicht nicht immer eine gute Idee, wie die Geschwister bald feststellen werden…

Ivo Pala legt mit „Der Drache hinter dem Spiegel“ sein erstes Kinderbuch vor. Die nordische Mythen- und Sagenwelt, hat es dem Autor augenscheinlich angetan und wer das schon bei der Elbenthal-Saga genossen hat, wird auch an diesem Buch seine Freude haben.

Auch bereits bekannt, ist der Faible von Pala für Kampfszenen sowie das Zusammentreffen mit göttlichen Wesen und Fabeltieren. Dabei gelingt es ihm mühelos eine Brücke zu schlagen, auf der die LeserInnen gemütlich in die Welt der Fantasie wechseln können.

Aus dem Sumpf der Kinderliteratur hebt sich „Der Drache hinter dem Spiegel“ angenehm heraus, da sich dieses Buch nicht scheut, altgediente Figuren und Sagengeschichten aufzugreifen und neu, kindgerecht zu verpacken.

Das erste Buch ohne Bilder, das ich meiner Tochter vorgelesen habe, hat sie gefordert, begeistert und wohl für immer für die Welt des geschriebenen Wortes anfällig gemacht, denn sie meinte noch bevor wir das Buch beendet hatten:

„Ab jetzt lesen wir nur mehr Bücher ohne Bilder, nur mit Fantasie.“

Ivo Pala hat meiner Großen mit diesem Buch eine Tür aufgestoßen, in die Welt der Literatur und sie auf ihren eigenen Weg geschickt und ich denke genau das kann das Buch auch bei anderen Kindern erreichen.

Erwachsene dürfen das Buch übrigens auch lesen und ganz in die Welt der Fantasie abtauchen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Erzählkunst

Altes Land
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Von der Mutter schaut sie sich ab, wie diese sich alles ertrotzt und dabei kalt, gefühllos und innerlich tot wird.



Anne erwischt ihren Lebensgefährten, einen erfolgreichen Schriftsteller, nackt in ...

Von der Mutter schaut sie sich ab, wie diese sich alles ertrotzt und dabei kalt, gefühllos und innerlich tot wird.



Anne erwischt ihren Lebensgefährten, einen erfolgreichen Schriftsteller, nackt in der gemeinsamen Wohnung mit seiner Lektorin. Sie nimmt das gemeinsame Kind und flieht, flieht vor dem Schmerz, von dem „sich Stellen“ und meint es sei ein Neuanfang.

Doch am „Alten Land“ ticken die Uhren anders, gelten andere Regeln, herrschen andere Umgangsformen. Anne findet bei der alten Tante Vera einen Unterschlupf, aber wie wird die schrullige, einsam lebende Vera mit einer jungen Mutter und einem Kleinkind in dem sonst immer leeren Haus fertig werden?

Dörte Hansen erzählt eine Geschichte vom „Alten Land“ in dem sie über das „Alte Land“ schreibt. Dabei gelingt es ihr auf schonungslose und zugleich sympathische Art unserer Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Geschickt verwebt sie Vergangenes mit der Gegenwart und zeigt uns, dass wir durch unsere Geschichte zu dem werden was wir sind, aber auch, dass wir in jedem Augenblick die Möglichkeit haben etwas zu verändern, dass es unser Verstand ist, mit dem wir entscheiden können, aber unser Herz die Richtung vorgibt.

In „Altes Land“ lernen wir Bauern kennen, die Touristen linken und fliehende Städter, die meinen die besseren Bauern zu sein. Handwerker, die für einen makabreren Scherz bereit sind ihren Berufsstand zu verraten und das Aufeinanderprallen von Generationen. Wo Menschen zusammen treffen da wird geliebt, gehasst, gelogen und betrogen, aber da ist auch immer Hoffnung, Ehrlichkeit und Für einander da sein.

Das alles zu einen und zu einem berührenden Roman zusammen zu schmieden – das gelingt Dörte Hansen. Ein wunderbares Buch – über uns Menschen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Die große Liebe

Herzriss
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Seit der Tour letzten Sommer, sind Sanny und Greg ein Paar. Sie unterstützt ihn bei seiner Leidenschaft als Bassist und er ist für sie da, jetzt wo ihre Herz-OP kurz bevor steht.

Als ein Plattenvertrag ...

Seit der Tour letzten Sommer, sind Sanny und Greg ein Paar. Sie unterstützt ihn bei seiner Leidenschaft als Bassist und er ist für sie da, jetzt wo ihre Herz-OP kurz bevor steht.

Als ein Plattenvertrag für die Band in Reichweite liegt, überlegt Sanny nicht lange ob sie Greg und die Band nach Berlin begleiten soll. Vorort aber überschlagen sich die Ereignisse und die junge Liebe wird auf eine ernste Probe gestellt.



Britta Sabbag schließt die Geschichte um Sanny und Greg mit dem zweiten Teil „Herzriss“ ab. Gefühlvoll und authentisch beschreibt sie Sorgen, Probleme, Glück und Sehnsüchte von jungen Menschen auf der Schwelle zum Erwachsensein.

Ein junges Herz ist sprunghaft, es liebt leidenschaftlich, aber in den meisten Fällen kann es sich nicht so richtig festlegen, es weiß noch nicht, was die große Liebe sein soll und es muss lernen, Freundschaft, Sympathie und Liebe zu unterscheiden.

Auf diesem Weg dürfen wir Sanny und die Band ein Stück begleiten, lernen einzelne Charaktere besser kennen und verlieben uns wahrscheinlich selbst ein wenig in das eine oder andere Bandmitglied.



Ein wunderbares, leichtes Jugendbuch, das es schafft uns an die erste große Liebe zu erinnern.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Wunderschön!

Was ich dich träumen lasse
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Elena und Rico erleben die ganz große Liebe. Sie sind im Abschlussjahr und kleben förmlich aneinander. Nichts scheint mehr Gewicht zu haben als der jeweils andere. Sie sind unsagbar glücklich und malen ...

Elena und Rico erleben die ganz große Liebe. Sie sind im Abschlussjahr und kleben förmlich aneinander. Nichts scheint mehr Gewicht zu haben als der jeweils andere. Sie sind unsagbar glücklich und malen sich ihre Zukunft in wunderschönen Farben aus.

Als das Schicksal jäh zuschlägt, verändert sich nicht nur Elenas‘ Leben dramatisch, es wirft sie auch in eine Vergangenheit zurück, die sie lang hinter sich gelassen hat. Zumindest hat sie das immer geglaubt.



Franziska Moll erzählt, die Geschichte einer jungen Frau an der Schwelle zum Erwachsenwerden, die vom Leben gebeutelt wurde und wird. Elena wirkt schon zu Beginn der Geschichte gefasst und kontrolliert. Warum eine junge Frau von gerade mal 18 Jahren, ihr Leben beinahe zwanghaft in Bahnen lenkt wird erst im Laufe der Geschichte klar.

Moll stellt der jungen Protagonistin einen eigenwilligen Pfleger an die Seite, der nach und nach alle Gefühle, vor allem die schmerzhaften aus ihr herausholt.

Mit viel Liebe zum Detail und Blick auf die menschlichen Abgründe, die uns während Tragödien aber auch im ganz normalen Leben beschäftigen, zeichnet die Autorin Elenas‘ Weg durch eine schmerzhafte Zeit in ihrem Leben. Glaubhaft stellt sie das persönliche Wachstum der Protagonistin an der Krise dar.

Ein tief berührendes Buch, das ganz gehörig auf die Tränendrüse drückt und die LeserInnen eng mit seinen Charakteren verweben kann.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Spannend!

H2O - Das Sterben beginnt
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Julian Berg hat abgeschlossen. Seine Frau hat ihn verlassen und ist mit den gemeinsamen Kindern ins Ausland gezogen. Seines Lebensinhalts beraubt, sieht er keinen Ausweg als den Freitod.

Den Finger schon ...

Julian Berg hat abgeschlossen. Seine Frau hat ihn verlassen und ist mit den gemeinsamen Kindern ins Ausland gezogen. Seines Lebensinhalts beraubt, sieht er keinen Ausweg als den Freitod.

Den Finger schon am Abzug, wird er zu einem Vorfall der höchsten Sicherheitsstufe gerufen. Kurzerhand entschließt er sich dazu den Kopfschuss auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

In der Zentrale angekommen erfährt Berg, dass es im Bayerischen Wald mehrere ungeklärte Todesfälle gegeben hat. Noch während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, steigt die Zahl der Toten unnatürlich schnell an. Rasches Handeln ist angesagt, aber wie geht man gegen einen unsichtbaren Feind vor?



Ivo Pala wagt sich mit H2O an das Genre des Politthrillers. Zwar steht Julian Berg als Protagonist in der Mitte des Geschehens, der Focus des Plots liegt allerdings auf politisch-strategischen Verstrickungen.

Palas‘ Stärke ist die authentische Charaktergestaltung, diesen Vorteil spielt er bei H2O nur teilweise aus, indem das Gewicht auf der Gesamtentwicklung der Geschichte liegt und nicht an einzelnen Protagonisten hängt.

Nichts desto trotz profitiert natürlich auch dieser Roman von starken Charakteren und deren Hintergrundgeschichten.

H2O nimmt schnell Fahrt auf und wird zum Pageturner, dem es nicht an actionreichen Szenen und Schockmomenten mangelt. Pala ist ein Meister im Herbeizaubern vom Kopfkino und so wird die Geschichte schon auf den ersten Seiten ein wahres Erlebnis.

Für Freunde des Genres ebenso geeignet, wie für zarte Seelen (wie mich), da die wirklich grausamen Szenen nicht in der Überzahl sind.

Spannendes Lesevergnügen!