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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Naja

Der frühe Wurm hat einen Vogel
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Im Rahmen von neun Kurzgeschichten nimmt uns Michael Niavarani mit auf eine abstruse Reise in das Land der Märchen, Probleme der ersten Welt und setzt sich mit quantenphysikalischen Besonderheiten auseinander.

Wie ...

Im Rahmen von neun Kurzgeschichten nimmt uns Michael Niavarani mit auf eine abstruse Reise in das Land der Märchen, Probleme der ersten Welt und setzt sich mit quantenphysikalischen Besonderheiten auseinander.

Wie auch schon in „Vater Morgana“ besticht das vorliegende Werk durch Niavaranis Gespür für Worte und Pointen. Kennt man ihn von der Bühne fällt es nicht schwer eine mögliche Intonation des Künstlers beim Lesen ins Ohr zu bekommen.

Dabei fehlt dem Buch leider das Gespür für eine stimmige Gesamtkomposition. Zwar vermögen einzelne Geschichten die LeserInnern zum Schmunzeln, Lachen oder Nachdenken anregen andere jedoch ziehen sich wie alter Kaugummi.

Den vorgestellten Charakteren wohnt zumeist eine gewisse Liebenswürdigkeit inne und viele von ihnen teilen die Eigenschaft unfreiwillig oder freiwillig komisch zu sein, was noch für den einen oder anderen herzhaften Lacher sorgen mag.

Insgesamt aber wirkt das Werk als habe der Autor aneinandergereiht was ihm gerade so eingefallen ist und habe das ganze schließlich am Lektorat vorbeigemogelt. Das ist schade sind doch einzelne Geschichten wahre Highlights.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Holpriger Start

Die Vertriebenen: Flucht aus Camp Eden -
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Owen lebt in einer lebensfeindlichen Umgebung. Der Klimawandel hat die Bevölkerung zu zwei Drittel vernichtet und der Rest lebt unter der Erde oder wie einige Privilegierte in Kuppeln gigantischer Größe. ...

Owen lebt in einer lebensfeindlichen Umgebung. Der Klimawandel hat die Bevölkerung zu zwei Drittel vernichtet und der Rest lebt unter der Erde oder wie einige Privilegierte in Kuppeln gigantischer Größe. Diese Kuppeln simulieren ein intaktes Klima, sind aber doch zu mehr als 98 % künstlich.

Owen bewirbt sich für ein Sommercamp, in einer solchen Kuppel und hat tatsächlich Glück, er wird aufgenommen. Doch bereits kurz nach seiner Ankunft stellt er fest, dass die Informationen über das heile Leben in den Kuppeln nicht ganz der Realität entsprechen. Als er eine massive körperliche Veränderung bei sich feststellt, nehmen die Geschehnisse ihren Lauf.

Kevin Emerson zeichnet ein düsteres Zukunftsszenario für uns Menschen. Weite Teile der Erde sind unbewohnbar und zu Wüsten geworden. Länder und Städte, wie wir sie kennen existieren nicht mehr. Die Regierung wurde durch private Konzerne ersetzt, die sich zusammenschlossen und einzelne Bastionen der Menschheit in Form der „Eden-Camps“ erbauten. Diese Herangehensweise an sich ist spannend und auch nicht weit hergeholt, weltweit scheint sich die Zahl der Länder rapide zu erhöhen, die aus ihren Schulden nicht mehr herauskommen werden.

Angesichts einer globalen klimatischen Katastrophe kann es durchaus sein, dass Großkonzerne, die Geschicke in die Hand nehmen würden.

Ein gutes Leben kann in der neuen Welt führen, wer über das nötige Kleingeld verfügt, aber auch die Eden-Camps scheinen das Ende ihrer Lebenszeit zu erreichen. Ausgerechnet eine Handvoll Jugendliche entdeckt, was jahrhundertelang verborgen blieb.

Owen und Lilly sind in diesem Fall die ProtagonistInnen um die herum die Geschichte gebaut wird. Beide werden von Emerson mit Liebe zum Detail dargestellt, ergeben sich aber dem typischen Klischee von amerikanischen Teenagern. Dabei wäre gerade hier viel Potential für kreative Charaktergestaltung gewesen.

Der Autor müht sich redlich um eine plastische Zeichnung des Antagonisten der Geschichte, schafft es aber nicht wirklich ein komplexes Zusammenspiel von Umständen und Eigenschaften zu beschreiben. So kann man dessen Beweggründe zwar nachvollziehen aber wirkliche Tiefe wird nicht erreicht, der seelische Zwiespalt der inzwischen sooft eingesetzt wird, ist auch schon altbekannt sodass es hier schon interessanter gewesen wäre einen durch und durch bösen Charakter zu zeichnen.

Die Geschichte an sich enthält viele gute Zutaten, erzählt aber kaum originäres, eine wirkliche Überraschung bietet sie für Dystopien erfahrene LeserInnen nicht.

Dennoch bereitet „Die Vertriebenen“ ein paar schöne, mitunter auch spannende Stunden, es unterhält gut und macht auf den zweiten Teil neugierig.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Auftakt der Trilogie

Das verbotene Eden 1
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„Ich weiß es nicht. Wir waren aus unerklärlichen Gründen einfach wütend aufeinander. Wir stritten uns, schlugen uns, plötzlich zog sie das Messer. Erst später erfuhr ich, dass das Virus daran schuld war.“ ...

„Ich weiß es nicht. Wir waren aus unerklärlichen Gründen einfach wütend aufeinander. Wir stritten uns, schlugen uns, plötzlich zog sie das Messer. Erst später erfuhr ich, dass das Virus daran schuld war.“ (S.101)

2080 – 65 Jahre nach dem Zusammenbruch. Männer und Frauen leben nach Geschlechtern getrennt in kleinen bis mittelgroßen Gruppen zusammen.

Die Männer haben sich in die Ruinen der zivilisierten Welt zurückgezogen und nutzen die letzten Überreste der industrialisierten Welt, wie etwa Verbrennungsmotoren und Schusswaffen.

Die Frauen hingegen haben sich in natur belassene Gegenden zurückgezogen, wo sie versuchen dem natürlichen Jahreskreis zu folgen und sich selbst zu versorgen. Während bei den Männern eine fast 100 % Rückkehr zum christlichen Glauben zu beobachten ist, halten die Frauen an einer wicca-ähnlichen Naturreligion fest und verehren eine Vielzahl an Göttinnen.

Über die Zeit vor dem Zusammenbruch und den Zusammenbruch selbst ist wenig bekannt, die wenigen Menschen, die aus dieser Zeit noch am Leben sind, bleiben wortkarg und verschlossen.

Gemeinsam mit der Zivilisation ging auch Wissen und Bildung zu großen Anteilen verloren. Vor allem bei den Frauen gibt es kaum mehr Menschen, die des Lesens mächtig sind.

David und Juna wachsen in ihren jeweiligen Welten auf, geprägt von ihrer Umgebung kennen sie nichts anderes als Hass auf das andere Geschlecht, eine Welt in der Männer und Frauen gemeinsam, gleichberechtigt leben können, scheint ihnen nicht nur utopisch sondern schier unmöglich.

Seit Männer und Frauen in einem brüchigen, äußert gefährdeten Frieden leben, der gegenseitige Zugeständnisse beinhaltet. Die Frauen überlassen den Männern, so sie gewaltfrei durch ihre Gebiete ziehen, einen Teil ihrer Ernten. Um den Fortbestand der menschlichen Rasse zu gewährleisten, kommt es bei diesen Treffen vereinzelt auch zu Geschlechtsverkehr. Männliche Säuglinge überlassen die Frauen nach der Geburt den Männern.

Thomas Thiemeyer zeichnet mit dem ersten Teil seiner „Eden-Trilogie“ einen Plot um ein interessantes Thema. Wenn Männer und Frauen in erbitterter Feindschaft miteinander leben, wie lange könnte die menschliche Rasse noch überleben?

Genau mit dieser Frage müssen sich auch die ProtagonistInnen im Buch auseinander setzen. Der Graben des gegenseitigen Misstrauens zwischen den Geschlechtern scheint immer größer zu werden, immer weniger Kinder werden geboren und die gewaltsamen Übergriffe beiderseits nehmen in bedrohlichem Ausmaß zu.

So interessant die Geschichte an sich auch ist, so hapert es doch ein wenig an der Umsetzung. Menschen sprechen 65 Jahre nach dem Zusammenbruch der Zivilisation im Mittelalter-Style miteinander, es gibt so gut wie kein Wissen über das industrielle Zeitalter, Bildung ist verpönt, dennoch haben es beide Geschlechter geschafft, traditionelle Handwerke zu einer gewissen Perfektion zu bringen. Das wirkt unglaubwürdig und lässt die LeserInnen immer wieder stocken.

Seltsam muten einzelne Dialoge an, die Stämme sind einerseits überraschend fortschrittlich, doch in ihrem Gebaren scheinen sie hilflos was wenig authentisch wirkt, gibt es doch noch immer Zeitzeugen des Zusammenbruchs und Menschen, die sich aber gänzlich aus dem Geschehen heraushalten bzw. sich den Umständen angepasst haben.

David und Junas’ Beweggründe bleiben blass und ihre charakterlichen Eigentümlichkeiten werden leider kaum herausgearbeitet. So werden die inneren Zwiespälte in die sowohl David als auch Juna geraten kaum behandelt und schnell dem Voranschreiten der Geschichte geopfert.

Was das Buch dennoch vermag ist in den Bann zu ziehen, zwar kann man sich als LeserIn an einzelnen oben erwähnten Sachverhalten stoßen aber trotzdem gelingt es Thiemeyer eine Atmosphäre aufzubauen, die es den LeserInnen kaum ermöglicht das Buch auf die Seite zu legen. Entspannend ist auch, dass der Autor auf einen Cliffhänger trotz Trilogie verzichtet und die Geschichte abschließt.

Eine etwas hölzerne aber durchaus spannende Dystopie, die noch mit zwei Folgebänden aufwartet.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Gut gemachter 2er Teil

Das verbotene Eden 2
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„Sie kamen ohne Vorwarnung“, stieß die Frau aus. „Aus heiterem Himmel, mitten während der Abendandacht. Es ging so schnell, dass wir das Warnsignal erst hörten, als es schon zu spät war. Es war ein verdammter ...

„Sie kamen ohne Vorwarnung“, stieß die Frau aus. „Aus heiterem Himmel, mitten während der Abendandacht. Es ging so schnell, dass wir das Warnsignal erst hörten, als es schon zu spät war. Es war ein verdammter Alptraum.“

Juna hat mit David ihren Stamm verlassen, nicht nur ein Skandal sondern auch vor dem Hintergrund, dass sich die Situation zwischen Männern und Frauen zunehmend zuspitzt, für viele Menschen ein Denkanstoß, der sie an die Abgründe dessen bringt was sie bislang zu glauben meinten.

Gwen, Junas’ Gefährtin bleibt mit gebrochenem Herzen zurück, ihre anstehende Prüfung zur Heilerin wird für sie eine anscheinend unüberwindbare Hürde, da sie von Selbstzweifeln und Kummer geplagt kaum zur Konzentration fähig ist.

Abseits der privaten Tragödien schmieden die FührerInnen der Männer als auch der Frauen bereits Pläne wie das jeweils andere Geschlecht vernichtend geschlagen und in die Unterdrückung geführt werden kann.

Noch ehe Gwen richtig begreift wie ihr geschieht, befindet sie sich mit einem Corps Brigantinnen auf einem Himmelfahrtskommando um eine der wichtigsten Personen im Lager der Männer zu töten.

Logan ist der aktuelle Champion im Lager der Männer und bringt damit viel Macht in die Reihen seines Stammes. Sehr bald muss er aber erkennen, dass er nicht viel mehr ist als der Spielball der Mächtigen.

Inmitten eines weiteren drohenden Krieges lernen Logan und Gwen sich kennen und müssen ihre Vorurteile gegenüber dem jeweiligen anderen Geschlecht versuchen abzulegen, wollen sie überleben.

Teil 2 der Eden-Trilogie knüpft direkt an das Ende von Teil 1, wird aber nun von zwei anderen ProtagonistInnen erzählt.

Thiemeyer setzt konsequent die Geschichte weiter fort und bleibt dabei seinem Schreibstil und den Charakteren treu. Als LeserIn fühlt man sich also sehr schnell wieder in der Geschichte zuhause.

Bereits in Teil 1 aufgetauchte Fragen werden allerdings wieder nicht beantwortet und auch diesmal bleiben die Motive der Charaktere an der Oberfläche. Eine wirklich tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Beweggründen einzelner Personen findet nicht statt.

Insgesamt ist auch der zweite Teil der Eden-Trilogie ein schönes Leseerlebnis, so die LeserInnen nicht allzu kritisch an den Stoff herangehen und Fakten als gegeben akzeptieren.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Erwartungsgemäß

Crossfire. Hingabe
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Wir waren noch nicht weit gekommen, als sie sagte: „Wann hat deine Mutter mit dir gesprochen?“
Verdammt. Diesen Unterton kannte ich genau, und ich wusste, was er bedeutete. (S. 252)

Endlich sind sie ...

Wir waren noch nicht weit gekommen, als sie sagte: „Wann hat deine Mutter mit dir gesprochen?“
Verdammt. Diesen Unterton kannte ich genau, und ich wusste, was er bedeutete. (S. 252)

Endlich sind sie wieder da – Mr. Dunkel und Gefährlich und Eva Tramnell – eine Sexgöttin in ganz egal welchen Klamotten. Wir sind beim vierten Teil der Reihe angelangt und bekommen was wir erwarten. Schneller Sex, harter Sex, zärtlicher Sex und vor allem – unmöglicher Sex. Der Mann der immer kann, trifft die Frau, die immer will. Eine perfekte Kombination und sie liefert was sie soll. Gute Unterhaltung.

Der literarische Höhenflug bleibt auch bei Teil 4 aus, aber wer sucht das bei Days‘ Büchern schon?


Wir begleiten Eva und Gideon ein weiteres Stück auf ihrem gemeinsamen Weg. Zwei kaputte Charaktere, die viel Schlimmes erlebt haben und sich zugleich anziehen als auch abstoßen. Gideon hat gelernt mit eiserner Disziplin und Härte gegen sich selbst und andere zu überleben und hat sich mit diesen Eigenschaften ein Imperium aufgebaut. Durch Eva lernt er seine weiche Seite kennen und wir prompt zum Angriffsziel für seine vielen Feinde. Eva will ihm helfen und ihm nahe kommen, aber gerade diese Nähe macht Gideon schwach und er will sie mit aller Macht vermeiden. Die Zerreißprobe für die Beziehung lässt da natürlich nicht lange auf sich warten.

Das offene Ende von Teil 3 ließ die Fans von Eva und Gideon etwas ratlos zurück und so hofften wir wohl alle auf erlösende Antworten in Teil 4. Diese Hoffnungen wurden leider nur zum Teil erfüllt. Die Geschichte um Nathans‘ Tod wird so gut wie gar nicht vorangetrieben, ebenso wenig löst sich der Eiertanz um Brett Kline. Hier wirkt es leider so, dass die Autorin die Geschichte künstlich in die Länge zieht um noch Stoff für weitere Bücher zu haben. Was schade ist und den Charakteren nicht gerecht wird.

Altbekanntes lässt die LeserInnen zwar wieder schnell in die Geschichte eintauchen, aber deutliche Längen und die konsequente Nicht-Klärung von Erzählsträngen schmälern das Lesevergnügen. Ansonsten ein solider Erotikroman.