Profilbild von ErikaOnTour

ErikaOnTour

aktives Lesejury-Mitglied
offline

ErikaOnTour ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ErikaOnTour über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Zuckersüß

Mohnschnecke
0

Aus und vorbei, das Mauerblümchen Dotti ist nach der Trennung von Traummann Florian Glahnz wieder im Beziehungsstatus „pluskatze“.

Doch irgendetwas stimmt nicht und um genau zu sein, stimmt etwas schon ...

Aus und vorbei, das Mauerblümchen Dotti ist nach der Trennung von Traummann Florian Glahnz wieder im Beziehungsstatus „pluskatze“.

Doch irgendetwas stimmt nicht und um genau zu sein, stimmt etwas schon länger nicht. Dotti kann nicht mehr lesen, sie schafft es nicht mehr, sich auf Bücher einzulassen und das ist für ihren Beruf als Rezensentin eine Katastrophe.

Als sie im Lokal ihrer Mutter ein augenscheinlich vergessenes Rezeptbuch findet, nimmt sie es an sich und will hinter sein Geheimnis kommen. Dabei taucht Dotti immer tiefer in eine Geschichte der Liebe ein, Letztendlich muss sie sich durch die Suche nach dem/der Verfasser/in auch ihren eigenen Dämonen stellen

„Mohnschnecke“ setzt nicht dort an wo „Naschmarkt aufhörte, es fehlt uns fast ein ganzes Jahr. Ein Jahr, dass Anna Koschka uns in Rückblenden und Tagträumen von Dotti zeigt. Dabei bedient sie sich einer verspielten Sprache, die voll süßer Verheißung ist und die LeserInnen zum Träumen bringt.

In liebevoller Kleinarbeit vermengt sie das Bittere und das Süße um in unseren Köpfen ein Bild von Liebe und Schmerz entstehen zu lassen. Dabei durchstreift sie mit liebevollen Seitenhieben die deutschsprachige Literaturszene, insbesondere die Online-Community und entlockt Insidern so manches herzhafte Lachen.

Die Charaktere sind bereits aus Naschmarkt bekannt und allseits beliebt. Anna Koschka verleiht ihrer Geschichte durch die lebensechte Darstellung ihrer Personen ein besonderes Maß an Tiefe.

Dem Buch haftet ein unerklärlicher Zauber an, frau (und hoffentlich auch Mann ? ) bekommt Lust, die Rezepte nachzubacken, die eingestreuten Links wecken die EntdeckerInnen in uns und das Flair, das Anna Koschkas Geschichten umgibt ist einfach unbeschreiblich – das kann ich nicht „rezensieren“ das kann ich euch nur ans Herz legen zu lesen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Böser Humor

Immer wieder dasselbe und am besten nichts Neues
0

Unser Staatsfunk überträgt schamlos die Gehirnamputiertenperformance eines Rapper-Duos namens Trackshittaz, das einen sexistischen Deppertensong namens „Woki mit deim Popo!“ zum Besten gibt, wozu einige ...

Unser Staatsfunk überträgt schamlos die Gehirnamputiertenperformance eines Rapper-Duos namens Trackshittaz, das einen sexistischen Deppertensong namens „Woki mit deim Popo!“ zum Besten gibt, wozu einige großer Töchter meiner Heimat, die sich um Sexstangen ringeln, im leuchtenden Vollgummilook ihre Hinterteile wackeln lassen.(S. 117)

Oben genanntes Zitat gibt unglücklicherweise keine satirische, überzogene Beschreibung des österreichischen Gebührenfernsehens wieder, sondern ist ein Tatsachenbericht. Trackshittaz sind ein real existierendes Musikduo und traten mit dem genannten Lied beim Eurovisions-Songcontest auf.

Peter Strasser legt auf charmante Art und Weise den Finger in die Wunden der österreichischen Volksseele. Da wo wir gern ein wenig drüberschauen, sei es nun Fremdenhass, immer dreisterer Rechtsruck der FPÖ, spießbürgerliches Kleinbürgertum, Coaching- und TherapeutInnenwahn oder schlichtweg der Irrglaube, für jedes Zipperlein gäbe es ein „Pulver“ (=Medikament).

Dabei immer mit dabei der Vollmops „Paul“, der in regelmäßigen Abständen „äußerln“ getragen werden muss und dessen Hauptmahlzeiten aus Sachertorten mit ordentlich Schlagrahm bestehen.

„Paul“ bildet dabei nicht selten das Glied zur Aussenwelt, denn der Protagonist (ein Abbild von Peter Strasser?) verschließt sich nur zu gern in seiner Beamtenwohnung und ertränkt seine Höllenqualen, die eine Pragmatisierung nun mal so nach sich ziehen gern mit Prontopax Forte.

Das Buch weist eine sehr präsente österreichische Färbung auf, manche Sachverhalte sind vielleicht für deutsche LeserInnen nicht verständlich, der Humor wie auch der Zynismus sind es aber immer.

Peter Strasser führt das Schwert der Worte mit feiner Klinge. Für die LeserInnen verschwimmt dabei ganz rasch die Grenze zwischen Mitlachen und dem unheimlichen Gefühl, der Autor mache sich einen Spaß auf Kosten seiner LeserInnenschaft.

Böser Humor gepaart mit Faktenwissen regt uns zum Nachdenken an und nach so manchem herzlichen Lacher müssen wir uns fragen wie weit ist das KleinbürgerInnentum auch in unserem eigenen Alltag eine tragende Rolle spielt.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Fulminanter Abschluss

Elbenthal-Saga Die Eisige Göttin
0

„Dieser hatte die Kiefer fest zusammengepresst und umklammerte die Lehnen seines Throns so hart, dass das Weiß seiner Knöchel sichtbar wurde. Sein Gesicht war dunkel angelaufen und ließ die Narbe darauf ...

„Dieser hatte die Kiefer fest zusammengepresst und umklammerte die Lehnen seines Throns so hart, dass das Weiß seiner Knöchel sichtbar wurde. Sein Gesicht war dunkel angelaufen und ließ die Narbe darauf hell hervortreten. Sein hasserfüllter Blick galt Svenya.“ (S. 245)

Laurin hat das Tor zu Alfheim aufgestoßen und sich gemeinsam mit Svenya in sein altes Zuhause gestürzt. Dort angekommen muss er allerdings schnell erkennen, dass er nicht als zurückkehrender Herrscher gefeiert wird sondern, eine überlegene Elfenrasse das Reich übernommen und alle Elfen versklavt hat.

Svenya und er entkommen beim ersten Aufeinandertreffen mit den Fyrr nur knapp dem Tod und finden sich in einer lebensfeindlichen Grube wieder, wo jeder gegen jeden um Lebensmittel, Kleidung und Schlafplatz bis zum Tode kämpft.

Es bleibt ihnen nichts anderes übrig als sich zusammen zu tun um zu überleben und zu versuchen ihre eigene und die Situation der anderen Dunkelelfen und Elfen in Alfheim zu verbessern. Doch nicht nur die überall vorherrschende Hoffnungslosigkeit in den Reihen ihrer Art erschwert ihr Vorankommen. Svenya musste das für sie Schlimmste mit ansehen und macht sich schwerste Vorwürfe. Das und das Fehlen der ihr innewohnenden Magie führen sie zunehmend in einen Zustand der Resignation.

Der dritte und finale Band der Elbenthal-Reihe knüpft nahtlos an Teil 2 an und erlöst die LeserInnen von der beinahe unerträglichen Spannung, mit der sie der Autor am Ende von „Der schwarze Prinz“ zurückgelassen hatte.

Was im zweiten Band angedeutet wurde, findet in Band 3 zu seiner endgültigen Blüte. Ivo Pala reizt die gesamte Palette der nordischen Mythologie aus und versteht es geschickt, moderne Elemente damit zu verweben, Jugendsprache mit klassischem Stil zu mischen und so sowohl altgediente Fantasyhasen aber auch junge Neugierige in den Bann zu ziehen und für das Genre zu begeistern.

Wie immer können die LeserInnen Pala’s Handschrift bereits auf den ersten Seiten erkennen und es ist eine Freude die bereits aus den ersten Büchern bekannten Charaktere wieder zu treffen und zu sehen, dass Pala ihnen festgeschriebene Eigenschaften gegeben hat, mit denen er es mühelos schafft sie voneinander abzugrenzen und ihnen dennoch Luft lässt um sie mit fortlaufender Geschichte weiter zu entwickeln.

Die Geschichte erinnert in ihrer Gesamtheit an die Sagen und Legenden, die wir als Kinder gelesen haben und die uns schaudern ließen und vor deren Tragik wir in Erfurcht erstarrten.

Was Ivo Pala noch dazugibt ist das zeitgemäße Element, schnelle Kampfszenen, detailgetreu und explizit wie in einem Hollywoodstreifen verweben sich ebenso harmonisch mit den mythologischen Sequenzen wie aktuell dem Zeitgeist entnommene Dialoge der Charaktere.

Ein stimmiges Buch, das wie seine Vorgänger ein absolutes Leseerlebnis ist.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Träumen

Stolperherz
0

Gerade, als ich mich zum Gehen wenden wollte, tippte mir jemand auf die rechte Schulter. Erschrocken drehte ich mich um. Es war Greg.
„Hey, du bist irgendwie…strange.“
„Ist das gut oder…schlecht?“
„Komisch ...

Gerade, als ich mich zum Gehen wenden wollte, tippte mir jemand auf die rechte Schulter. Erschrocken drehte ich mich um. Es war Greg.
„Hey, du bist irgendwie…strange.“
„Ist das gut oder…schlecht?“
„Komisch eben.“
„Hm“ Damit wusste ich immer noch nicht, was das zu bedeuten hatte.
„Komm doch nachher mit in den Probenraum.“

Sanny ist der Inbegriff des uncoolen Mädchens an ihrer Schule. Blass und fad gekleidet, wegen ihres Herzfehlers übervorsorglich von der Mutter betreut, bleibt ihr kaum Luft zum Atmen geschweige denn sich zu entwickeln.

An der Schule gibt es eine Clique an coolen Kids. Die Schulband Crystal. Wie viele Mädchen, so ist auch Sanny heimlich in ein Bandmitglied verliebt aber große Chancen rechnet sie sich nicht aus, schließlich ist sie die graue Maus, das Mädchen, dass beim Sport nicht mitmachen kann, das Mädchen, dass unvermittelt einfach umkippt, diejenige mit dem Stolperherz.

Sannys Schicksal berührt auf den ersten Seiten und ihr Wunsch ein normales Leben abseits von Medikamenten und Arztbesuchen zu führen, wird auch sehr schnell zum Wunsch der LeserInnen. Als sich ihr die Chance bietet mit der Band Crystal auf Tour zu gehen, ergreift sie darum rasch die Möglichkeit zur Flucht.

Britta Sabbag beschreitet mit „Stolperherz“ neue Wege. Nach zwei erfolgreichen Frauenromanen, liegt ihr erstes Jugendbuch vor.

Sie verarbeitet darin zum Teil auch Erfahrungen ihrer eigenen Jugend.

Britta geht nicht den Weg einen tiefgründigen Roman zu schreiben sondern, sie wärmt uns LeserInnen das Herz indem sie uns auf eine abenteuerliche und teilweise unglaubliche Reise mitnimmt, auf der wir nicht nur Sanny näher kennen lernen sondern uns auch wieder selbst an die sternenbeschützten Nächte erinnern, die uns zum ersten Mal abheben ließen, die uns den Zauber der Liebe zwischen zwei Menschen spüren ließen und uns zeigten, wie wunderbar es ist das Herz einem anderen Menschen zu öffnen.

Ein kurzweiliges Buch, das zum Träumen verleitet.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Die Kraft des Verlusts

Dornenherz
0

„Die richtigen Entscheidungen. Wir müssen Entscheidungen treffen. Immer wieder. Natürlich. Aber gibt es überhaupt ein Richtig oder Falsch? Oder gibt es einfach nur Konsequenzen, mit denen wir nach jeder ...

„Die richtigen Entscheidungen. Wir müssen Entscheidungen treffen. Immer wieder. Natürlich. Aber gibt es überhaupt ein Richtig oder Falsch? Oder gibt es einfach nur Konsequenzen, mit denen wir nach jeder Entscheidung leben müssen“ (S. 176)

Anna ist nicht Ruth. Aber sie versucht es verzweifelt zu sein. Seit dem tragischen Unfalltod der älteren Schwester ist in Annas‘ Leben alles verkehrt. Die einst glückliche Familie versinkt in Trauer, Schmerz und Schuldgefühlen und kann sich gegenseitig nicht mehr helfen.

Am ersten Todestag von Ruth, rebelliert Anna und weigert sich mit zum Friedhof zu fahren. Stattdessen will sie auf einen anderen weitläufigen Friedhof um vielleicht wieder zu zeichnen. Gezeichnet hat sie seit Ruths‘ Tod überhaupt nicht mehr.

Auf der Suche nach einem passenden Motiv stößt Anna auf einen verwitterten Steinengel mit einer Rose in der Hand.

Ihn als Motiv zu wählen stößt eine Kette von Veränderungen in Annas‘ Leben an und kein Stein bleibt auf dem anderen.

Mit „Dornenherz“ erzählt uns Jutta Wilke auf berührende Art und Weise wie der Tod eine Familie ins Unglück stürzt und wir begleiten die Charaktere auf ihrem schmerzhaften Weg zurück ins Leben

Die Schwester zu verlieren ist tragisch, aber jeden Tag aufzuwachen und versuchen in ihren Schuhen zu laufen ist – unmöglich. Glaubhaft erzählt die Autorin wie Anna mehr und mehr sich selbst verliert und den Kontakt zu anderen Menschen erst recht.

Besonders schön sind die vielen Rosengedichte, die Jutta Wilke zusammengetragen hat um der Geschichte die richtige Atmosphäre zu verleihen.

Ein klassisch, schönes, melancholisches Buch für alle die gerne in Romantik gewürzt mit einem Hauch Mystik eintauchen möchten. Ihr werdet es nicht bereuen.