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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2019

Isländische Literatur

Ástas Geschichte
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Der isländische Autor Jon Kalman Stefansson hat schon beeindruckende Romane geschrieben, z.B. Himmel und Hölle oder Verschiedenes über Riesenkiefern und die Zeit.
Jon Kalman Stefanssons Bücher haben einen ...

Der isländische Autor Jon Kalman Stefansson hat schon beeindruckende Romane geschrieben, z.B. Himmel und Hölle oder Verschiedenes über Riesenkiefern und die Zeit.
Jon Kalman Stefanssons Bücher haben einen hohen Ton. Das gilt auch für Astas Geschichte, sein zwölfter Roman, doch diesmal ist er besonders intensiv. Ich mag lyrische Prosa, doch diesmal war es wirklich viel auf einmal.
Es wird die Geschichte einer Frau in Island erzählt. Es beginnt mit den fünfziger Jahren, aber es wird nicht durchgehend chronologisch linear erzählt, es gibt immer wieder Passagen mit Astas Eltern, Helga und Sigvaldi. Das ist gut ineinander verzahnt.
Immer wieder wird aber auch die Romankonstruktion auseinandergenommen.

Packende Passagen gibt es, als Asta auf den Hof kommt, auf dem sie dann leben wird und sie Josef trifft. Dann sind da endlich auch mal Dialoge im Vordergrund. Wenn der Autor anfängt, richtig zu erzählen, kann er mich am meisten überzeugen. Die Gefühle Astas werden transparent. Es wird überreich an Emotionen und Atmosphäre.

Astas Geschichte ist ein Roman, mit dem man sich schwer tun kann, der aber sicher auch einiges bietet.

Veröffentlicht am 18.10.2019

zufrieden

Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything
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In seinem erzählerisch gestalteten Reisebuch „Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything“ schreibt Helge Timmerberg über Neun Tage in Kathmandu. Eine Gegend in der ich noch nie war und ein Land ...

In seinem erzählerisch gestalteten Reisebuch „Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything“ schreibt Helge Timmerberg über Neun Tage in Kathmandu. Eine Gegend in der ich noch nie war und ein Land von dem ich wenig weiß.
Bei Timmerberg ist auch die persönliche Komponente wichtig. Es geht mehr um ihn wie über das Land. Es gibt auch Passagen in Berlin, an die Timmerberg erinnert.
Einiges ist sehr witzig und originell. Timmerberg ist ein cooler Typ.
Aber das Mantra-Thema vermochte mich doch nicht so ganz zu überzeugen. Daher ging das Buch streckenweise an mir vorbei. Es bleiben jedoch genug amüsante Passagen, das ich zufrieden war.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Für Iny Lorentz-Leser dürfte dieses Buch bereichernd sein.

Die Wanderschriftsteller
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Iny Lorentz haben in diesem Buch ihre Recherchereisen zu ihren Romanen thematisiert. Nebenbei werden auch ein paar bemerkenswerte Dinge aus ihrem Leben und zur literarischen Arbeit verraten.
Einiges ist ...

Iny Lorentz haben in diesem Buch ihre Recherchereisen zu ihren Romanen thematisiert. Nebenbei werden auch ein paar bemerkenswerte Dinge aus ihrem Leben und zur literarischen Arbeit verraten.
Einiges ist fast verblüffend, denn es ist letztlich dem Druck der Verlage zuzuschreiben, dass Iny Lorentz so viel und so schnell schreiben mussten, um überhaupt veröffentlicht zu werden. Auch ist es der Verlag, der auf Fortsetzungen zu Iny Lorentz größten Erfolg Die Wanderhure drängte.
Wären Iny Lorentz unabhängiger gewesen, würde ihr Werk vielleicht weniger gehetzt wirken. Andererseits wussten die Autoren natürlich, auf was sie sich einlassen und haben den Weg bewusst gewählt.

Erstaunlich, wie sehr die Autoren als eine Einheit schreiben.

Interessant, wie die Reisen von Iny Lorentz gebraucht wurden, um sie zu inspirieren. Mit ihrem Wohnwagen bewältigten sie wohl so einige tausende Kilometer. Eine ganz schöne Leistung.
Dem Buch sind einige Fotos beigefügt, um Eindrücke zu vermitteln. Außerdem sind die Buchcover abgebildet.

Veröffentlicht am 23.09.2019

Taxifahrten durch die Nacht in Brüssel

Ich warte auf Dich am Ende der Straße
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„Ich warte auf dich am Ende der Straße“ ist der Debütroman des belgischen Schriftstellers Jerome Colin aus dem Jahr 2018.

Der Icherzähler ist ein 38jähriger Taxifahrer in Brüssel und in der Midlife-crisis. ...

„Ich warte auf dich am Ende der Straße“ ist der Debütroman des belgischen Schriftstellers Jerome Colin aus dem Jahr 2018.

Der Icherzähler ist ein 38jähriger Taxifahrer in Brüssel und in der Midlife-crisis. Zwar ist er verheiratet und hat Kinder, doch zufrieden ist er nicht. Sein Vater ist jung gestorben. Man kann während der Taxifahrten mit wechselnden Fahrgästen oder Wartezeiten seinen Gedanken folgen.
Es gibt auch Fahrgäste, die er regelmäßig fährt, z.B. Henry, ein älterer Mann in Hawaiihemd, der immer nur ein Ziel hat. Die Bar Le Jardin des fleurs. Sie verstehen sich nicht schlecht, ihre Gespräche gehen über das Leben und haben einen philosophischen Anklang.

Man kann von dem wehmütigen Erzähler, der sich kurzfristig von seiner Frau getrennt hat und nur noch von seiner Liebe mit Marie denkt, genervt sein. Aber die eine oder andere seiner Überlegungen kann man als Mann gut folgen. Vermutlich ist es nicht direkt ein Buch für Frauen, obwohl es betont sensibel geschrieben ist. Mir persönlich haben die musikalischen Einsprengsel gefallen, z.B. A Love Surpreme von John Coltrane, denn ihm ist Musik sehr wichtig.

Ein Ereignis wirft dann alles um und führt den Roman zu einem für mich befriedigen Ende.
Vielleicht kein wichtiger Roman, doch für einen Debütroman nicht schlecht und Potential des Autors ist erkennbar.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Die Wirkung von Klassendenken

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Die noch relativ junge Schriftstellerin Daniela Dröscher schreibt ihre Autobiografie nicht aus Selbstzweck sondern um die Frage nach dem Umgang mit Klassenunterschieden zu diskutieren. Das ist eine interessante ...

Die noch relativ junge Schriftstellerin Daniela Dröscher schreibt ihre Autobiografie nicht aus Selbstzweck sondern um die Frage nach dem Umgang mit Klassenunterschieden zu diskutieren. Das ist eine interessante Fragestellung, die mich spontan interessiert. Die Wirkung von Klassendenken kann fatal sein und Scham auslösen.

Daniela Dröscher wuchs in der Mittelklasse auf. Die Erziehung der Eltern war zum Teil unterschiedlich geprägt, was sie als Kind verwirrte, aber auch prägte. Sie weiß um ihre Privilegien. Es geht um Gleichheit, Menschlichkeit, Sicherheit, sich fair verhalten, aber auch cool zu bleiben und gewinnen zu wollen. Etwas auch sich zu machen.
Ich teile die Werte, die Danielas Eltern vermittelten bzw. verstehe genau, wie sie auf das Kind wirkten.
Es wird erzählt in Abschnitten, von Kleinkind und Kindergarten bis Schulkind und Erwachsenenjahre.
Verglichen wird immer wieder mit den Werten der Eltern.
Interessant aber auch die anderen Bezüge, die sich in vielen Zitaten widerspiegeln.

Wer ähnlich in vergleichbarer Zeit aufgewachsen ist, erkennt vieles wieder.
Ich teile Erfahrungen der Autorin und bin froh, das über das Thema überhaupt mal geschrieben wird.