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Veröffentlicht am 28.09.2019

Leichte Lektüre mit Wacklern

Das Haus der Schmetterlinge
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Anita hat die Brücken in Köln hinter sich abgebrochen und versucht nun am Comer See wieder zu sich selbst zu finden. Ihr Zuhause ist die "Schmetterlingsvilla" die zum Familienbesitz ihrer Großmutter zählt. ...

Anita hat die Brücken in Köln hinter sich abgebrochen und versucht nun am Comer See wieder zu sich selbst zu finden. Ihr Zuhause ist die "Schmetterlingsvilla" die zum Familienbesitz ihrer Großmutter zählt.
Ein altes Foto weckt Anitas Neugier und sie möchte von ihrer Mutter wissen, wer das Mädchen ist, das man auf dem Bild erkennen kann, aber ihre Mutter hüllt sich in Schweigen. Doch dieses Schweigen stachelt nur noch mehr Anitas Neugier an und sie beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen…

"Das Haus der Schmetterlinge" ist ein recht schnell zu lesendes Buch über lang gehütete Familiengeheimnisse, die doch irgendwann den Weg ans Licht suchen und sich offenbaren.
Die Autorin hat es dem Leser einfach gemacht, sich in die Geschichte hineinzufinden, denn zu Beginn eines jeden Kapitels "begrüßt" uns ein Schmetterling, der kurz vorgestellt wird. Für mich fließt somit die Thematik des Buches wunderschön mit in die fiktive Geschichte ein und lässt mich so in die Ereignisse von damals wie mit einem Flügelschlag eintauchen.
Die Handlung von heute bekommt erst mit dem Entdecken der Geschehnisse von damals so richtig Bedeutung und es gefällt mir, wie Anita sich durch die Vergangenheit arbeitet, um endlich Licht ins Dunkel zu bringen.
Der Erzählstrang in der Vergangenheit fesselt mich dabei etwas mehr an die Seiten als Anitas Geschichte in der Gegenwart, was vielleicht auch daran liegt, dass die Ereignisse einfach glaubwürdiger geschildert sind. Anitas Verhalten ist in meinen Augen nicht ganz so überzeugend und plausibel dargestellt, sodass sich hier einige Wackler in der Logik ergeben.
Für den Leser ist es relativ einfach, sich im Buch zurecht zu finden, denn große Erzählkunst ist hier nicht an der Tagesordnung. Die Schreibweise ist recht schlicht gehalten, wirkt an manchen Stellen noch ausbaufähig, aber nicht langweilig.
Die Landschaftsbilder des Comer Sees und die Informationen rund um das Thema Schmetterlinge werten das Buch inhaltlich auf und sind eine Bereicherung für die Geschichte. Ansonsten leichte Lektüre, die man schnell gelesen hat, aber auch ebenso schnell wieder vergisst.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Jede Wahrheit hat zwei Seiten...

Der andere Himmel
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Irina wollte einst aus dem Osten fliehen, doch ihre Flucht ist missglückt. Die Haft hat bis heute Spuren in ihrem Leben hinterlassen, die sie tief geprägt haben. Keiner weiß, was damals wirklich passiert ...

Irina wollte einst aus dem Osten fliehen, doch ihre Flucht ist missglückt. Die Haft hat bis heute Spuren in ihrem Leben hinterlassen, die sie tief geprägt haben. Keiner weiß, was damals wirklich passiert ist.
Da entdeckt sie die Autobiografie von Frank Hollmann, dem Mann, der mit ihr die Flucht wagte. Doch seine Schilderungen sind nicht die Geschichte, die Irina erlebt hat. wie kann es sein, dass zwei Menschen, die das gleiche getan haben, zwei völlig unterschiedliche Geschichten daraus entwickeln ?
Irina bleibt nur eine Möglichkeit - sie muss herausfinden, was damals wirklich passiert ist...

"Der andere Himmel" erzählt die Lebensgeschichte von Irina, die nach einer missglückten Flucht aus dem Osten im Gefängnis Hohenschönhausen gebrochen wurde und diese Narben ein Leben lang behält. Gezeichnet von den Ereignissen hat sie es nie geschafft, ihrem Mann und ihrer Tochter zu erzählen, was damals wirklich geschehen ist.
Die Autobiografie ihres damaligen Freundes wirft sie noch mehr aus der Bahn und ihre heimliche Reise zu ihm nach Italien soll endlich Klärung verschaffen.
Die Autorin erzählt relativ unaufgeregt und mit manchmal recht knappen Sätzen, wie sich der Blickwinkel auf die Ereignisse verändert und lässt den Leser die zwei Seiten der Wahrheit erkennen.
Es fehlt mir an Leidenschaft und Gefühl, die das Geschehene dem Leser nahe bringen, denn so, wie es Renate Ahrens hier rüberbringt, wirkt es fast nüchtern und rational erzählt. Irina und auch Frank können den Leser nicht emotional abholen und deswegen bleibt man leider außen vor, betrachtet die Geschichte wie durch eine Art Glaswand, die einen von den eigentlich ergreifenden und aufwühlenden Ereignissen fern hält.
Die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind leider nicht immer deutlich für den Leser erkennbar und so muss man immer sehr genau aufpassen, in welcher Zeitform man sich gerade befindet, um der Handlung folgen zu können.
Nach und nach klärt sich auf, was damals wirklich geschehen ist und es ist deutlich zu spüren, dass die Arme der Stasi sehr langgewesen sind und auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch Schaden anrichten können, obwohl es diese Institution gar nicht mehr gibt....
Das offene Ende versöhnt leider auch nicht mit dem Buch, denn es lässt einfach zu viele Fragen ungeklärt im Raum stehen.
Die Idee zum Roman ist richtig gut, bietet viel Potential für eine mitreißende Geschichte. Die Umsetzung scheitert aber an der sachlichen und nüchternen Erzählweise, die dem Buch den Wind aus den Segeln nimmt.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Verliert leider schnell seinen Zauber

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
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Charlotte hat nach dem Tod ihres Mannes irgendwie den Spaß am Leben verloren, pflastert sich mit Arbeit zu und versucht so, den Kummer und die Trauer irgendwie zu verarbeiten.
Die Erbschaft von ihrer ...

Charlotte hat nach dem Tod ihres Mannes irgendwie den Spaß am Leben verloren, pflastert sich mit Arbeit zu und versucht so, den Kummer und die Trauer irgendwie zu verarbeiten.
Die Erbschaft von ihrer Tante Sara, die sie nie kennengelernt hat, lässt sie von Schweden nach London reisen, um dort Herrin über viele Bücher im Riverside Bookshop zu werden.
Doch warum hat ausgerechnet Tante Sara ihr den Laden vererbt? Wie hängt diese Erbschaft mit ihrer Familiengeschichte zusammen?
Zwischen Büchern, Antiquitäten und neuen guten Freunden findet Charlotte die Wurzeln, die sie erden….

„Die kleine Buchhandlung an der Themse“ ist ein charmanter, warmherziger Roman, der durch seine wundervollen Charaktere belebt wird.
Egal ob Charlotte, Willam, Martinique oder Sam – alle Personen sind mit ganz viel Herz und Liebe ausgestattet uns lassen sofort das Gefühl der Freundschaft entstehen. Gerne folgt man der einladend offenen Tür in die Buchhandlung und erlebt zwischen dem Rascheln der Buchseiten, Antiquitäten und ganz viel Herzenswärme Charlottes Suche nach dem eigenen Ich und begleitet sie durch die Höhen und Tiefen ihrer Seelenreise.
Über allem liegt ein Hauch von Magie und Zauber, denn diese Buchhandlung hat schon etwas Verwunschenes, geheimnisvolles an sich und man fühlt sich direkt wohl.
Die Geschichte ist mit vielen Details ausgeschmückt und genau das ist auch ihr Manko – im ersten Drittel finde ich die Ausschweifungen noch angebracht und hilfreich, aber in der Mitte des Buches ziehen die vielen Nebenhandlungen und Schauplätze das Buch nur unnötig in die Länge und ich neige dazu, die Seiten einfach quer zu lesen, weil nicht wirklich etwas aufregendes passiert. Das Buch verliert durch den langatmigen Mittelteil seinen Zauber und bekommt gerade noch rechtzeitig die Kurve, um im gefühlvollen Schlussteil den Leser noch einmal richtig auf dem Gefühlskarussell kreisen zu lassen. Eine straffere Abhandlung hätte dem Roman sicherlich gut getan.
So bleibt die Suche nach dem eigenen Ich und der großen Liebe ein netter Zeitvertreib, der an manchen Stellen magische Momente und ganz viel Liebe in sich trägt und für recht angenehme Unterhaltung sorgt.
Über allem liegt der Song der Beatles „ All you need is love…“ der mir während der Lektüre ständig im Ohr herumschwirrte.
Alles in allem ein netter Roman für die länger werden Herbsttage, aber nichts, was mich jetzt vom Hocker haut. Daher gute drei Sternchen mit Luft nach oben.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Schwere Kost mit Meerblick

Tage wie Seeglas
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Liv hat es getan -sie hat die Brücken in Berlin hinter sich abgebrochen und den Sprung auf die Insel Fährlangen gewagt. Neuer Job, neues Glück - tolles Motto, denkt sie sich und startet durch.
Doch die ...

Liv hat es getan -sie hat die Brücken in Berlin hinter sich abgebrochen und den Sprung auf die Insel Fährlangen gewagt. Neuer Job, neues Glück - tolles Motto, denkt sie sich und startet durch.
Doch die Altlasten drücken schwer, denn Liv kann mit ihrer Vergangenheit nicht abschließen. Ihr Chef Dan hat ebenfalls eine vernarbte Seele...ist das die perfekte Voruaussetzung für einen gelungenen Neustart mit Meerblick ?

Puh, das ist echt harter Tobak, den hier Lurleen Kleinewig dem Leser serviert - Alkohol- & Tablettensucht, Verlust des Kindes durch einen Unfall, traumatische Kindheit...da bleibt nicht mehr viel Platz, um Sommersonne und Wellenglitzern unterzubringen. Die Schwere der Themen erschlägt einen fast und ich fühle regelrecht, wie die manchmal schon hoffnungslosen Gedanken der Protagonisten auf mich abfärben - nicht die beste Eigenschaft, die ein Buch versprüht. Der Titel und das Cover sprechen doch eine ganz andere Sprache und wollen dem Leser glauben lassen, dass es hier um Neubeginn, mit offenem Herzen, viel Liebe und ganz viel Meer und mehr geht.
Lediglich im letzten Drittel tauen die Eisblöcke um die Herzen der Figuren auf, Liebe hält Einzug und es ist wie bei der Eiskönigin...nur Liebe bringt das Eis im inneren zum Schmelzen und den schönen Kern zum Blühen.
Aber bis dahin ist es für den Leser ein langer, steiniger Weg, der mich manchmal zu sehr in die Aufarbeitung der erlittenen Traumata hat blicken lassen.
Ich wünsche mir von einem Inselbuch mit einem solchen Titel Wellenglitzern, Ostseeflair und Inselcharme,aber das ist hier in weiten Teilen nicht zu finden.
Schade, das Buch bietet in der Grundidee viele Ansätze, die Themen etwas besser umzusetzen, aber in diesem Roman rücken die Probleme zu sehr in den Vordergrund und verdrängen alles andere.
Für die Szenen in Dänemark, den Hund BC und das letzte Drittel vergeben ich drei Sterne...den Rest finde ich erdrückend

Veröffentlicht am 11.09.2019

Liebe und Ballett unter dem Pariser Himmel

Die Ballerina von Paris
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Lily hat seit dem Tod ihres Verlobten keine Ballettschuhe mehr angezogen und fühlt sich nicht nur um ihre große Liebe betrogen, sondern auch um das Gefühl, ihre Leidenschaft beim Tanz ausleben zu können.
Ihre ...

Lily hat seit dem Tod ihres Verlobten keine Ballettschuhe mehr angezogen und fühlt sich nicht nur um ihre große Liebe betrogen, sondern auch um das Gefühl, ihre Leidenschaft beim Tanz ausleben zu können.
Ihre Rückkehr nach Paris - die Stadt, die ihre Träume zerstörte - scheint daher unter keinem guten Stern zu stehen. Doch mit dem Komponisten Yves kehrt so etwas wie Lebensfreude und Energie in Lily zurück. Erst recht, als sie sich dem Schicksal einer Balletteuse widmet, die 1917 in Paris gelebt hat und deren Geschichte irgendwie eine Verbindung zu Lily herstellt...

"Die Ballerina von Paris" lässt den Leser in die Welt des Balletts eintauchen und ermöglicht so Einblicke, die einem sonst verwehrt geblieben wären.
Da die Geschichte auf zwei Zeitebenen erzählt wird, erschließen sich die Ereignisse dem Leser nach und nach und man kann die Schicksale der beiden Figuren Lily und Viktoria nachvollziehen, ja fast schon bildlich rekonstruieren.
Dabei gefällt mir die Erzählung aus der Vergangenheit ein bisschen besser als die der Gegenwart, da mich die Ereignisse rund um die russische Revolution einfach mehr an das Buch gefesselt haben. Die Szenen sind für mein Empfinden mit mehr Atmosphäre versehen und vermitteln die Stimmung eindrucksvoller, als der Erzählstrang in der Gegenwart. Das soll aber nicht heißen, dass Lily und Yves blasse Figuren sind, nein, sie sind für mich genauso reizvoll gestaltet, aber ich mag einfach den historischen Handlungsfaden lieber. Jede Epoche ruft durch ihre Ereignisse ihre Lektionen für die Beteiligten hervor und das weiß die Autorin gekonnt in Szene zu setzen und dem Leser nahe zu bringen. Schuld und Sühne, Liebe und Leidenschaft - Gefühle, die in keinem guten Roman fehlen dürfen, werden von der Schreibenden geschickt in die Erzählung eingebunden. Man merkt, wie sich die Figuren den Herausforderungen stellen und an ihren Aufgaben wachsen.
Die Gefühle zwischen Lily und Yves bekommen genug Raum, um den Leser die aufkeimende Liebe spüren zu lassen. Da alles recht offen gehalten ist, kann man sich sein eigenes Ende "ausmalen" - eigentlich bin ich kein Fan von offenen Enden, aber zu dieser Geschichte passt es einfach.
Über allem steht aber die Leidenschaft der Autorin für den Tanz, das Ballett und ihr Faible, gute Geschichten zu erzählen.
Es bleibt aber für mich nur ein Roman im guten Mittelfeld, da mir der engere Bezug zum Ballett fehlt - ich bewege mich eher Abseits der Bretter, auf denen Balletttänzer Zuhause sind.