düster und gut
Dunkle GewässerLansdale wie er leibt und lebt wird dem Leser in diesem düsteren Roman geboten. Für mich definitiv kein Jugendbuch. Dies liegt nicht nur an den blutigen Szenen sondern mehr am depressiven Grundton der ...
Lansdale wie er leibt und lebt wird dem Leser in diesem düsteren Roman geboten. Für mich definitiv kein Jugendbuch. Dies liegt nicht nur an den blutigen Szenen sondern mehr am depressiven Grundton der Geschichte und den teilweise bis zum Anschlag überzeichneten Charakteren.
Erzählt wird aus der Sicht der 16-jährigen Sue Ellen. Sie lebt mit ihrer Familie nahe dem Fluss und hilft oft ihrem versoffenen Vater beim illegalen Fischfang. Ihr Leben ist eigentlich mehr als traurig. Der Vater ein Alkoholiker, der gern mal seine Frau schlägt, mit dem Onkel um die Wette säuft und ein Auge auf seine aufblühende Tochter geworfen hat, die er im Suff gerne betatschen würde. Das Haus verdreckt, die Nachbarn genauso arm und niveaulos. Sue Ellen ist nicht zart besaitet, hat eine zotige Sprache und wünscht ihrem Vater schon mal die Pest an den Hals. Aber noch ist sie nicht zum Ausbrechen bereit. Bei einer Fischfangaktion finden Sue Ellen, ihr Freund Terry, ihr Onkel und ihr Vater ein totes Mädchen im Fluss. Es ist May Lynn, ein Nachbarmädel. Sie wurde gefesselt, mit einer Nähmaschine beschwert und tot im Fluss versenkt.
Sue Ellen und ihre Freunde Terry und Jinks werden dadurch aus ihrer Lebens-Lethargie gerissen und beschlissen, die Asche des Mädchens nach Hollywood zu bringen. Bei der Durchführung dieses abenteuerlichen Unterfangens stoßen sie auf das Geld eines Bankräubers und nehmen es willkommen als Reisekasse an sich. Klar, dass da jemand was dagegen hat. Bald befinden die drei sich nicht auf einer Reise sondern auf der Flucht vor einigen teils blutrünstigen Verfolgern.
Für mich war das Buch kein Krimi. Es gibt natürlich eine Menge Thrill in der Geschichte, aber nach einem Mörder wird nicht wirklich gesucht - wenn es auch so einige Mörder in dem Buch gibt. Erzählt wird vom Leben in der Upperclass, von Armut und Hunger, von Alkohol, Dreck, Vergewaltigung. Die Jugendlichen in diesem Roman sind ihr Leben so gewohnt, kennen es nicht anders. Für den Leser ist es allerdings oft die Hölle, allein sich so einen Alltag auch nur vorzustellen. Lansdale schreibt rotzig und garstig, mit Sinn für Witz und Spannung. Dennoch ist das Buch für mich schwere Kot gewesen und ich würde es keinen Jugendlichen unter den Christbaum legen, sondern Erwachsenen mit starken Nerven, Sinn für literarische Texte und Spaß an düsteren Romanen. Aber denen könnte es so gut gefallen wie mir.