Eindringlich, spannend, unerwartet, tiefgreifend...
Follow Me BackDies ist der erste Band einer Dilogie:)
Der Klappentext:
Tessa Hart fürchtet sich davor, ihr Zimmer zu verlassen. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt ist ihr Twitter-Account @TessaHeartsEric, auf dem sie ...
Dies ist der erste Band einer Dilogie:)
Der Klappentext:
Tessa Hart fürchtet sich davor, ihr Zimmer zu verlassen. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt ist ihr Twitter-Account @TessaHeartsEric, auf dem sie sich mit anderen Fans über ihre Liebe zu dem Popstar Eric Thorn austauscht. Was sie nicht ahnt: Der Sänger ist eine der Personen, mit denen sie sich regelmäßig Privatnachrichten schreibt! Eric weiß, dass er Tessa die Wahrheit sagen muss, zumal die junge Frau mit jedem Tag tiefere Gefühle in ihm weckt. Doch als die beiden sich für ihr erstes Treffen verabreden, nimmt plötzlich alles eine gefährliche Wendung …
Und? Hättet ihr es nach diesem Klappentext gelesen? Wer nicht, der fühlt wie ich und wird überrascht werden. Es geht einfach über alles hinaus, was dieser Klappentext möglicherweise an Bildern hinaufbeschwört… Bevor ich hier jedoch weiter rede (es fällt mir gerade echt schwer, meine Begeisterung zurückzuhalten), fange ich lieber vorne an:)
Der Schreibstil:
Die Autorin schreibt flüssig und gut lesbar, gleichzeitig unheimlich unaufgeregt für den Inhalt der Geschichte. Eindringlich und fesselnd wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptprotagonisten erzählt. Die Wechsel werden nicht besonders gekennzeichnet, sind aber trotzdem gut erkennbar und betonen die Ver- bzw. Unverlässlichkeit des Romans. Ich habe es super schnell lesen können, einfach weil die Geschichte einen so fesselt und nicht mehr loslässt und das ganz ohne DIE große Liebesgeschichte, Klischees und besondere Schreibstilmerkmale.
Das Cover:
Bevor ich das Buch kannte, hat eine Bekannte von mir es tatsächlich als zu bunt für ihren Geschmack beschrieben. Ich finde es eher dunkel und natürlich total schön, eben weil diese dezenten Glitzerfarben darauf sind. Klar, zurzeit ist alles schön hell, bestenfalls noch pastellig, aber es muss auch zur Geschichte passen und bei Erotikromanen hat auch keiner was an einem dunklen Cover auszusetzen. Ich denke hier hat es einfach viel mit den Erwartungen zu tun, die man an das Buch stellt und die weichen eben ab. Es ist kein Erotikroman, beinhaltet aber schon eine düstere Geschichte und so finde ich es sehr sehr passend.
Die Charaktere:
Tessa ist von Anfang an ein großes Mysterium und war mir erstmal nicht wirklich sympathisch. Ein Fan-Girl? Ehrlich gesagt habe ich die noch nie verstanden. Sehr schnell wird jedoch klar, dass sie kein Fan-Girl der hirnlosen Sorte ist, sondern immer noch den Menschen hinter dem Star sieht. Ich fand es sehr interessant dargestellt, wie sie im Zwiespalt zwischen der Andersartigkeit zu den anderen Fans steht, zum Beispiel indem sie Rücksicht auf Eric Thorns Gefühle nimmt und sich Gedanken um seinen wirklichen Gemütszustand macht, und dem, was ihre Therapeutin ihr erzählt, von Projizierung und Katatstrophisierung. Der Leser kennt Tessa als sozial abgeschieden. Sie ist anscheinend das Mädchen, das aus irgendeinem Grund seit Monaten alleine in ihrem Zimmer sitzt, noch nicht einmal die Vorhänge aufmacht. Das Bild, das dabei entsteht macht es für den Leser schwer, zu bestimmen, was Tessa wirklich denkt und fühlt. Was ist nur Einbildung? Was wahr?
Erst als die SMS anfangen, erkennt man in Tessa ein ganz normales Mädchen. Es gilt, diese beiden Bilder übereinanderzustülpen und zu der wahren Tessa durchzudringen. Diese Aufgabe hatte der Leser und ich fand sie perfekt aufgestellt.
Dazu kam dann noch die Entwicklung, die Tessa durchmacht. Man konnte als Leser richtig gut mitverfolgen, wie das Fan-Girl immer weniger wird und die echte Tessa hervorkommt.
Ich denke bei ihr ist es einfach so, dass man von ihr kein typisches Bild aufstellen kann. Sie ist nicht einfach eine sympathische Protagonistin, schüchtern und innerlich verängstigt, sondern eine Protagonistin, die vielschichtig und für den Leser lange Zeit unberechenbar ist. Mir hat sie sehr gut gefallen und letztlich bestärkte ihr Charakter für mich auch das Ende.
Eric Thorn ist da sehr viel einfacher zu durchschauen. Er war für mich die Konstante im Buch. Ein Kerl, wie ich ihn aus zahlreichen anderen Büchern kenne. Klar, er ist ein Popstar und hat dadurch das ein oder andere Problem, aber es fällt mir auch leicht, ihn zu beschreiben. Er fühlt sich einsam, kann Rampensau sein, aber auch sehr in sich gekehrt und er ist ehrlich und ehrlich auf der Suche nach einer Person, die ihn aus dieser Einsamkeit reißt. Anders als bei Tessa, wusste ich bei ihm, was mich erwartet. Seine Handlungen und Gedanken kamen mir vertraut vor und standen damit im krassen Kontrast zu Tessas, in die ich mich einfach nicht so gut reinversetzen konnte.
Eric ist einfach ein netter Kerl und ich fand ihn sehr authentisch und habe ihn schnell in mein Herz geschlossen.
Zur Geschichte allgemein:
Die Handlung verläuft in diesem Buch über drei Handlungsstränge. Einmal ist da Tessa, dann natürlich Eric und zu guter letzt die Polizeivernehmung, die protokollhaft dargestellt ist. Letzteres bringt von Anfang an unheimlich viel Spannung in die Geschichte, weil teilweise vorweggegriffen wird und der Leser somit vor zahlreichen Fragen steht. Dennoch tapst er im Dunkeln. So richtig etwas erfährt er dann doch nicht. Stattdessen ist es zwar immer einen Schritt oder auch zwei voraus, ergänzt sich aber letztlich mit der sonstigen Handlung. Das fand ich wirklich sehr gut gemacht.
Weiter fand ich die Einbindung von Twitter sehr interessant. Es hat die Geschichte für mich noch neuer gemacht, als sowieso schon und stellt sie in einen ganz anderen Kontext. Durch Twitter ist alles vernetzt. Eric Thorn ist öffentliche Person und, durch seine Perspektive, private Person in einem – Tessa ist einerseits das Mädchen, das in ihrem Zimmer eingesperrt ist, dann aber auch das Fan-Girl, das auf Twitter alles andere als scheu ist und dann sind da noch die Verstrickungen, die es mit sich bringt, wenn die Twitterposts oder -tweets Einzug in die Realität nehmen.
Oben habe ich tatsächlich einen Handlungsstrang vergessen. Auch, wenn er nur sehr klein ist, ist da noch jemand gegen Ende, der ebenfalls im Zusammenhang “Twitter” steht und die Krönung der Twittereinbinung bildet. Es ist ein Ineinandergreifen von Virtualität und Realität, die nicht nur aufzeigt, wie viele Informationen in Sozialen Medien offengelegt werden, sondern auch, wie gefährlich so eine Vermischung sein kann.
Vielleicht merkt ihr ganz langsam, dass diese Geschichte alles andere als dahinplätschert. Sie überraschend, eindringlich, fordert den Leser und nimmt ihn vollständig in Besitz. Es war einerseits schön zu lesen, wie Tessa sich entwickelt, Vertrauen fasst und sich verliebt, gleichzeitig aber auch so spannend, überraschend, fesselnd und düster, dass man einfach “hingucken” musste, egal was da gerade passierte.
Die Geschichte war für mich an keiner Stelle vorhersehbar und so ganz anders, als ich sie erwartet hatte. Es ist düsterer, aufregender und unverhoffter, als alles, was ich je aus dem LYX-Verlag gelesen habe. Hier stößt man auf keine kitschige, klischeebehaftete Liebesgeschichte, auf keinen klassischen Schemaliteraturaufbau, hier ließ sich wirklich nichts vorausahnen. Ich habe es geliebt!
Fazit:
Ich bin lange nicht mehr so von einem Buch begeistert gewesen. „Follow me Back“ hat mich total stehenlassen. Nach der letzten Seite dachte ich: Woah ich habe so viel gelesen, es ist viel passiert, dass ich so gar nicht erwartet hätte. Und dennoch habe ich gerade gar keine Ahnung mehr, bin nervlich am Ende. Irgendwie ist doch alles abgeschlossen und trotzdem ein Cliffhanger?! Ja das geht und macht dieses Buch für mich noch besonderer. Gerade, weil es so tiefgehend ist, so nah an kritischen Themen vorbeischrabbt und sich nicht vor Dramatik scheut ist es unfassbar gut.
Wer nach etwas sucht, dass unerwartet daherkommt, nicht die klassische Liebesgeschichte enthält und ein paar Stunden Zeit hat (denn ihr werdet nicht aufhören können), ist mit diesem Buch richtig beraten!
5 von 5 Sterne von mir.