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Veröffentlicht am 21.12.2016

Eine Diät, die gleich Erfolge bringt. Leckere Rezepte, tolle Bilder.

Vegan for Fit Gipfelstürmer – Die 7-Tage-Detox-Diät
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„Vegan for fit Gipfelstürmer-Die-7-Tage-Detox-Diät“ hat auf mich einen sehr guten Eindruck gemacht. Wenn man sich kraftlos fühlt und/oder abnehmen möchte, kann hier gerne zugreifen.
Das Buch ist prima ...

„Vegan for fit Gipfelstürmer-Die-7-Tage-Detox-Diät“ hat auf mich einen sehr guten Eindruck gemacht. Wenn man sich kraftlos fühlt und/oder abnehmen möchte, kann hier gerne zugreifen.
Das Buch ist prima strukturiert und sehr schön gestaltet. Tolle Landschaftsfotos.
Gleich zu Anfang gibt es motivierende Worte: „Warum ‚vegan for fit‘ leichter fällt andere Diäten.“ Auch „Klare Regeln“ und „Sicherer Erfolg“. Die Erklärungen der wichtigen Punkte begleiten die Leser durch das Buch.
Weiterhin gibt es eine simple To-do-Liste, die auch sehr übersichtlich aufgebaut und verständlich geschrieben ist.
Auf der angegebenen Plattform kann man sich anmelden und viele Infos, Community und die richtigen Mengen für die Rezepte bekommen.
Der Autor rät, das erweiterte Blutbild vorher und nachher zu machen. Triglyzerid- und Cholesterinwerte, Harnsäure- und Leberwerte wären dabei wichtig.
Alle Zutaten sollen in Bio-Qualität sein, aus Öko-Anbau und von kleinen Bauern.
So wenig Fett wie möglich zu sich zu nehmen ist ein Bestandteil des Erfolgs, so der Autor A. Hildmann.
Interessant, dass er sagt: „Ich halte wenig von konventionellem veganen Protein aus Soja-Solat und habe stattdessen Produkte aus Bioprotein…, die komplett natürlich gesüßt sind und aus hochwertigem Sonnenblumenkern- und Kürbiskernprotein bestehen.“
Nach den Erklärungen geht es zur Sache: 3 Rezepte Morgenshakes, 3 Rezepte der After-Sport Shakes. Danach gibt es 6 Rezepte für jeden Tag: 2 morgens, 3 mittags und 2 abends zur Auswahl.
Tolle Food-Fotos, die Lust machen, die Gerichte sofort nachzukochen.
Manche Rezepte, manche Zutaten klingen exotisch, aber gerade die wären ein Ansporn, sie auszuprobieren. Sie sind mal etwas ganz anderes, was man evtl. noch gar nicht kennt. Gesünder als gewöhnliche Hausmannskost sind sie allemal.
Einstein sagte einmal: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Passt hier hervorragend.
Nach Rezepten für 7 Tage kommt eine kurze Einlage zum richtigen Trinken. Es gibt einige Infos zu den empfohlenen Tees.
Danach werden 27 Übungen aufgeführt- kurz beschrieben und mit entsprechenden Bildern versehen, die man gerne begleitend täglich machen sollte.
Kurz wird auch Mental Detoxen angesprochen, was auch wichtig bei solchen Diäten ist.
Spannende Fakten in der Rubrik „Last, but not least“ runden das Buch ab und sprechen ethischen Aspekt der Ernährung an. Darin plädiert A. Hildmann gegen Fleisch-, Eier, Milchprodukte- und Fischkonsum, gar gegen Soja aus der nicht Bio-Produktion, da die Massenproduktion dieser Lebensmittel Umwelt in starkem Maße schädigt.
Ich habe mehrere Rezepte wie Smoothies, Salate, Dips, SüßKartoffelecken und das Pfannenbrot ausprobiert. Alles schmeckt sehr gut! Und ich konnte bereits drei Kilos gehen sehen. Zugegeben, ich bin kein Neuling auf dem Gebiet.

Fazit: Eine Fülle von spannenden und leckeren Rezepten, tollen Bildern, Infos, die zum Mitmachen einladen. Man muss diese 7 Tage einfach mal durchhalten: Eine Erfahrung, die man nicht so schnell vergisst. Und wer weiß, vllt bleibt man weiterhin dabei, denn diese Diät ist ein Teil des größeren Konzepts. Es gibt eine Community, deren man sich anschließen und weitere Hilfe, Motivation, etc. holen kann. Von mir gibt es 4 Sterne für dieses schöne und nützliche Buch. Auch als Geschenk für Freunde und Familie finde ich es sehr in Ordnung.

Veröffentlicht am 07.12.2016

Ein atmosphärischer Krimi zu Advents- und Weihnachtszeit.

Geheimnis in Weiß
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Der Klappentext fasst den Inhalt treffend zusammen. Kurz vor Weihnachten bleibt ein Zug im Schneesturm stecken. Eine Gruppe von Reisenden: ein Geschwisterpaar ca. Mitte zwanzig, eine junge, reizende Revuetänzerin, ...

Der Klappentext fasst den Inhalt treffend zusammen. Kurz vor Weihnachten bleibt ein Zug im Schneesturm stecken. Eine Gruppe von Reisenden: ein Geschwisterpaar ca. Mitte zwanzig, eine junge, reizende Revuetänzerin, ein Nörgler, ein junger Buchhalter und ein älterer Herr von der königlichen parapsychologischen Gesellschaft verlassen den Zug und finden zum Cottage, in dem alles zum Antreffen der Gäste vorbereitet ist und keiner da ist. Die Gruppe macht es sich im Haus gemütlich. Zwei aus der Gruppe sind krank und müssen versorgt werden. Alle rätseln, für wen das Haus vorbereitet wurde und ob der Hausherr bald auftaucht, denn dann müsste man sich rechtfertigen, was sie in seinem Haus ohne seine Einladung machen. Ein Messer auf dem Boden, ein Störenfried, der kurz darauf im Cottage auftaucht und für gereizte Atmosphäre sorgt, und noch paar andere Vorkommnisse mysteriöser Natur sorgen für Gedankenspiele, wie man sie z.B. in den Krimis von Agatha Christie kennt.
Man schreibt das Jahr 1937, was man erst zum Schluss mitbekommt. Bis dahin fühlt man sich durch die Sprache und die Art zu denken, z.B. durch die Dinge, die als Problem angesehen und im vollen Ernst ausdiskutiert werden, in die Zeit zwischen den Kriegen versetzt. Die leicht gruselige Atmosphäre, u.a. dank einigen parapsychologischen Elementen, passend zur damaligen Weltanschauung, lässt einen fleißig weiterblättern. Allerdings, zwei Drittel des Romans werden mehr oder weniger geistreiche Dialoge geführt und gerätselt. Der alte Maltby stellt unentwegt seine Theorien auf und kommt irgendwann zum Entschluss, dass das verlassene Haus, in dem sich die Gruppe wegen des Schneesturms aufhält, ein altes Familiengeheimnis birgt, das just an diesen Weihnachten gelüftet werden will.
Erst im letzten Drittel wird es richtig spannend. Alte Familiengeschichten und menschliche Abgründe tun sich auf.
Die Erzählperspektiven werden oft und gerne gewechselt. Mal erzählen die Frauen, die sich von Streitereien der Männer lieber fernhalten wollen, die Revuetänzerin gewährt Einblick in ihr Tagebuch. Ein andermal ergreift das Wort der delirierende Buchhalter. Diese Einlagen sorgen eher für Heiterkeit. Oft übernimmt der alte Maltby das Wort. Am Ende gibt es noch zwei Polizisten, die nur in diesem Kapitel auftauchen und aus ihrer Perspektive das Geschehen nacherzählen, dann wird klar, wie es zu vier Toten kam.
Am Ende ist alles aufgeklärt: wer wen ermordet hat und warum. Weihnachten ist auch vorbei und es gibt einen Familienzwist weniger.
Sprachlich hat mich dieser Krimi hier und dort überrascht: Mehrmals liest man vom „erbrochenen Siegel“ auf einem Brief, ein zerbrochenes Siegel war eher gemeint. Auch Phrasen wie „Das Lachen enthielt die Kälte und den Spott des Todes und bildete den grauenvollsten Augenblick der ganzen grauenvollen Erinnerung…“ im Kap. 24, oder „in der Regel ist man dumm – zwischen dem, was man weiß, und dem, was man ausdrücken kann, ist eine Wand.“ Im Kap. 25, oder auch: „Die Spieler sind häufig blind von Details.“ Im Kap. 27 sucht man in heutigen Krimis wohl vergeblich.

Im Nachwort gibt es Infos zum Autor und seinem Schaffen. Demnach war J. Jefferson Farjeon seinerzeit recht populär und dieser Krimi soll auf dem Höhepunkt seines Schaffens entstanden sein.

Fazit: Ein atmosphärischer Krimi, prima passend zu Advents- und Weihnachtszeit. Man fühlt sich ins Jahr 1937 nach England versetzt und rätselt mit. Mir kam das Ganze ein wenig wie ein Déjà-vu vor. Aber ein nettes Lesen am Feierabend war es trotzdem.

Veröffentlicht am 30.11.2016

Ein prima gemachtes Kochbuch. Spannende Rezepte und Geschichten aus dem Leben des Schiffkochs.

Staats‘ Geheimnisse – Mediterrane Rezepte und Storys von den Jachten der Superreichen
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Die Aufmachung des Buches offenbart, dass es als Souvenir für Kochbegeisterte angedacht war. Fast auf jeder Seite gibt es professionell gemachte Farbfotos von den Speisen, dessen Rezepte man gleich auf ...

Die Aufmachung des Buches offenbart, dass es als Souvenir für Kochbegeisterte angedacht war. Fast auf jeder Seite gibt es professionell gemachte Farbfotos von den Speisen, dessen Rezepte man gleich auf der Seite daneben sieht, Zeichnungen, Karten von Ländern, in denen der Autor sein Glück als Schiffskoch gesucht hat, etc. Auch ein Lesezeichenbändchen fehlt hier nicht.

Das Cover passt zum Inhalt ganz wunderbar. Die Oberfläche ist sonst glatt, aber die stilisierten Umrisse von Ländern an den Rändern, wie das Meer unterhalb des Schiffes sind haptisch hervorgehoben: Sie sind rauer. Die Buchstaben des Titels in Weiß sind ebenfalls haptisch abgesetzt und ähnlich rau wie der Rand des Coverbildes. Insg. finde ich die Gestaltung des Buches sehr gelungen. Es ist ein wahres Schmuckstück.

Ings. gibt es 71 Rezepte, aufgeteilt in 7 Rezept-Regionen:

Frankreich/Monaco;

Spanien, Portugal, Balearen, Kanaren;

Italien, Korsika, Sardinien, Malta;

Albanien, Montenegro, Kroatien, Slowenien;

Griechenland, Türkei, Zypern;

Ägypten, Lybien, Marokko, Algerien, Tunesien;

Israel, Gazastreifen, Syrien, Libanon.

Es gibt ein Rezeptregister vorne, damit man hpts. die jeweilige Region schnell finden kann, denn in der Liste sind nicht alle Rezepte genannt, z.B. für Frankreich/Monaco stehen vier Rezepte im Register (Brioche/Quiche Lorraine (comme maman), Macarons, Fongasse Monégasque), weiter im Texte gibt es aber noch mehr Rezepte aus dieser Region. Zu den o.g. gesellen sich Tartare de Boeuf, Formage Fort (Käsecreme), Zwiebelsuppe mit Käsecroutons, Selleriepüree und gegrillte Merguez-Würste und Gebackene Ravioli.

Jedem Rezept geht die Zeitangabe voran, z.B. Tartare de Boeuf: „Zubereitungszeit 30 Minuten, Zeit Gesamt 40 Minuten“, dabei sind die Minutenangaben in Fettschrift hervorgehoben. Angabe für wie viel Personen das Rezept ist, meist sind es 4, geht der Liste der Zutaten jedem Rezept voran. Die Zubereitung ist in knappen Sätzen, meist im Infinitiv verfasst, was nach klaren Ansagen klingt und die Zubereitung der Speisen erleichtert.

Ich finde sowohl die Auswahl der Regionen als auch die Auswahl von Rezepten gut gelungen. Es gibt einfachere, wohl bekannte Rezepte, die aber doch eine persönliche Note des Autors durch paar Nuancen aufweisen. Diese kosten nicht viel Zeit und Mühe und sind deshalb gut, weil sie einfach und schnell nachzumachen sind. Und es gibt auch etwas kompliziertere Rezepte, falls man Lust auf etwas Ungewöhnliches hat, und bereit ist, etwas mehr Zeit zu investieren.

Auch die Tatsache, dass neben den mediterranen Klassikern wie Pasta und Aioli Rezepte aus weniger bekannten Koch-Regionen dabei sind, z.B. Osban (Libysche Reis- und Lammwurst), Garnelen im Tontopf (Gasastreifen), Kandierte Rosenblütenblätter (Libanon), machen das Buch für breitere Kreise der Leser interessant. So hat man die Möglichkeit auch diese Regionen kulinarisch näher kennenzulernen und Staats‘ Variationen der bekannten Rezepte auszuprobieren.

Es gibt Deftiges (s. z.B. o.) wie Süßes: Maronen-Schokoladen-Tarte, Rezept aus Korsika, Mandel-Orangen-Biscotti, Rezept aus Sardinien, Pistazien-Baklava (Albanien), Granatapfelsirup (Montenegro), Kürbiseiscreme (Slovenien) uvm.

Einige Speisen eigenen sich als Vorspeise, einige als Hauptgang, auch paar Rezepte für Dips und Erfrischungsgetränke sind dabei.

Immer wieder tauchen zwischen den Rezepten die Staats‘ Geschichten. Es gibt etwa 15 davon. Der Autor erzählt aus seinem Leben als Schiffskoch. Da gibt es Höhen und Tiefen. Er spricht sowohl von Alkohol, der sein Leben fast ruiniert hat, von bangen Zeiten ohne Engagement und Dach über dem Kopf, von Feindschaften und rauem Umgang in der Mannschaft, etc., als auch von eher erfreulicheren Seiten im Leben eines Schiffkochs, z.B. von einem überraschendem Snack mit dem russischen Oligarchen in der Küche, auf dessen Schiff Stephan Staat arbeitete. Es gab raren, sehr teureren, weißen Kaviar zu Blinis mit Sauerrahm und natürlich reichlich vom besten Wodka dazu. Auch hier erteilt der Autor Ratschläge, z.B. wie man Kaviar am besten serviert und genießt.

Ich muss sagen, Weltruhm als bester Geschichtenerzähler droht dem Autor wohl kaum. Stil und Ausdruck lassen einiges zu wünschen übrig, aber wer es schafft, sich auf rein informativem Niveau die Erfahrungen des Schiffskochs einzuverleiben, der ist um ein paar Geschichten aus dem Leben eines Schiffskochs reicher.

Für diejenigen, die abschätzen wollen, ob das Buch in ihr Kochbücherregal rein physisch passt, mag folgende Info hilfreich erscheinen: Das Buch wiegt 1,806 Kg, ist 24cm Breit, 28,5cm hoch und 3cm dick.

Info für empfindliche Nasen: Das Buch riecht recht deutlich nach Druckerfarben sowohl im offenen Zustand, da strömt der chemische Geruch einem entgegen, wenn man das Buch offen hält oder durchblättert, als auch im geschlossenen. Am nächsten Morgen musste ich das Zimmer gut durchlüften, in dem das Buch übernachtete. Bei der Fülle an Fotos ist es an sich kein Wunder.

Fazit: Ein schönes Kochbuch voller Rezepte für breites Publikum, die man für Freunde und Familie nachkochen kann. Dafür muss man kein Koch-Profi sein. Die meisten Rezepte sind einfach und schnell zuzubereiten. Die Food-Fotos, wie die Aufmachung des Buches insg., sind toll und werten das Buch enorm auf. Als Geschenk für Kochbegeisterte zum Geburtstag oder zu den nicht mehr so fernen Weihnachten sind Staats‘ Geheimnisse eine gute Wahl.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Unterhaltsam. Zum Nachdenken anregend. Lesenswert.

Gut leben
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„Theodore Zeldin, geboren 1933, hat viele Jahre in Oxford Geschichte gelehrt. Als Autor hat er sich unter anderem mit Eine intime Geschichte der Menschheit einen Namen gemacht. Die britische Zeitung The ...

„Theodore Zeldin, geboren 1933, hat viele Jahre in Oxford Geschichte gelehrt. Als Autor hat er sich unter anderem mit Eine intime Geschichte der Menschheit einen Namen gemacht. Die britische Zeitung The Independent setzte ihn auf die Liste jener weltweit vierzig Menschen, deren Ideen das 21. Jahrhundert nachhaltig beeinflussen werden. Zeldin ist Kommandeur der französischen Ehrenlegion, Mitglied der British Academy und der Royal Society of Literature. Er lebt mit seiner Frau, der Linguistin und Kognitionswissenschaftlerin Deirdre Wilson, bei Oxford.“
KT: „Gutes Leben entsteht im Dialog, im Dialog mit der Vergangenheit und mit unseren Mitmenschen. Nur so bekommen wir eine Ahnung davon, was es bedeutet, Mensch zu sein. In seiner ebenso kenntnisreichen wie unterhaltsamen Abhandlung über die Kunst des Lebens widmet sich der bedeutende englische Philosoph und Historiker Theodore Zeldin der Frage, was wir aus der Vergangenheit lernen können für ein besseres Leben.
Vor welchen Problemen standen unsere Vorfahren - zu denen so prominente Figuren wie Albert Einstein, Thomas Morus, der Philosoph Francis Bacon und die Schriftsteller Hans Christian Andersen und Fjodor Dostojewski zählen, aber auch ein texanischer Farmer des 19. Jahrhunderts -, und wie können wir ihre Erfahrungen für uns nutzbar machen? Höchst eindrucksvoll zeigt Zeldin, dass die größten Probleme unserer Zeit, aber auch die größten Chancen von unseren zwischenmenschlichen Beziehungen abhängen und wie viel reicher unser Leben sein kann, wenn wir wirklich in Austausch miteinander treten.“
Meine Meinung:
Klappentext gibt treffend den Inhalt des Buches wieder. Wenn man das Vorwort liest, bekommt man Vorstellung des Autors von dem, wie die Diskussion aufgebaut ist und was im Buch insg. passieren wird. Es ist eine Art Gespräch unter Freunden, bei dem der Autor seine Sicht der Dinge zu den genannten Themen erläutert.
Die Kapitelüberschriften sind gekonnt knackig formuliert, ziehen förmlich ins Buch hinein. Man darf aber nicht erwarten, dass man eindeutige Antworten auf die aufgeworfenen Fragestellungen erhält. Der Autor sagt gleich am Anfang, das war nicht sein Anliegen. „…das Einzige, was mich qualifiziert, dieses Buch zu schreiben, ist mein Wunsch, Genaueres darüber zu erfahren, was ein erfülltes Leben sein könnte. Lebe ich voll und ganz oder überlege ich bloß…?“S. 22.
Es ist ein recht amüsantes Lesen. Die Denke von Theodore Zeldin ist so erfrischend anders, als das, was man sonst so im Bereich erwartet. Eine schnörkellose Stringenz der Gedankenführung, bei der erst die Thesenvorstellung, dann die aufgezählten Argumente in ihrer Eindeutigkeit und Klarheit folgen, dann Fazit als kurze Zusammenfassung des Gesagten, darf man hier nicht voraussetzen. Manchmal scheint, dass sich Zeldin vom Thema recht weit entfernt. Im Großen und Ganzen vermittelt er seine Aussagen sehr gut und deutlich. Wenn man sich einmal reingelesen hat, kann man nicht so leicht aufhören, da fliegen die Seiten nur dahin.
Theodore Zeldin ist ein Freidenker, dessen Ideen durchaus reizend und es wert sind, darüber allein zu sinnieren oder zusammen mit Freunden in einer geselligen Runde ausdiskutiert zu werden. Er stellt z.B. eine gängige Doktrin vor und sagt seine Meinung dazu, wie sinnvoll ihm dieses, oft hpts. in der öffentlichen Meinung existierende Gebilde erscheint, gibt auch Beispiele und Sicht der Dinge anderer Denker, manchmal aus früheren Jahrhunderten, Ost und West sind dabei bei gleichermaßen präsent. Zeldin erzählt das Leben bekannter und weniger bekannter Persönlichkeiten, die mit ihrem Gedankengut und ihren Werken eine Spur in der Geschichte, Philosophie und Literatur hinterlassen haben. Dabei musste ich staunen, was für eine Menge an Wissen dieser Mann bereits in sich aufgenommen hat. Er nutzt es, um seine eigenen Thesen zu erläutern und auch die Leser mit spannenden Lebensgeschichten zu unterhalten.
Es wird über Gott und die Welt geplaudert. U.a. gibt er seine Sicht dazu, welche Aufgaben die Versicherungen heute übernehmen könnten, was Hotels und Bibliotheken anders machen könnten, um das Leben der Menschen interessanter, lebenswerter zu machen. Man muss mit dem Autor nicht in allem einverstanden sein, aber seine Sicht der Dinge ist es wert, sie kennenzulernen.
Zum Schluss fordert der Autor die Leser auf, auf der Webseite der von ihm initiierten Foundation, „…einer gemeinnützigen Stiftung, die gegründet wurde, um die auf diesen Seiten beschriebenen Arten von Gesprächen, Selbstporträts und Experimenten zu fördern.“S. 470, ein Selbstportrait dort abzuliefern. Er begründet auch, weshalb es so wichtig sei. Und: „Schon durch Kauf dieses Buches unterstützen Sie eine gemeinnützige Organisation, die das Ziel verfolgt, sich auf nützlichere Art an die Vergangenheit zu erinnern, an ihre Irrwege ebenso wie an ihre Errungenschaften, sodass man mehr tun kann, als die Schlaglöcher einer alten, widersprüchlich geschilderten Straße auszubessern.“ S. 471.

Ein gutes Buch ist gut auf jeder Seite. Mein Exemplar ist voll mit Klebezetteln, die Stellen markieren, zu denen sich lohnt, wieder zurückzukehren. Fast an jeder Seite ist so ein Zettel befestigt.

Das Buch ist auch sehr schön und hochwertig gestaltet. Leinen, wie in guten alten Zeiten, hält Festeinband und die darin enthaltenen Seiten prima zusammen und lädt zum Aufschlagen des Buches ein. Auf jeder Seite gibt es ein 1-2 Einsparungen, die eine knappe Zusammenfassung des gerade Gesagten darstellen.

Auf der Rückseite liest man einen Satz: „Zeldin ist ein mitreißender Weggefährte, ungezwungen und charmant, irrlichternd zwischen Geschichtsschreibung und Philosophie.“ The Independent. Das passt.

Fazit: Warum soll man dieses Buch lesen? Um Theodore Zeldin und seine Ideen kennenzulernen. Er gibt mit seinen Ausführungen ein breites Feld an Themen zum Nachdenken, sowohl über das eigene Leben, als auch über das der Gemeinschaft, in der man aktiv ist. Seine Vorschläge über die Gestaltung der Zukunft sind es wert, gehört und mit Freunden und Kollegen ausdiskutiert zu werden. Der Autor legt besonderen Wert auf den Gedankenaustausch und möchte diesen auch gezielt anregen. Er sagt, das kann zu gutem Leben führen. Das ist der Titel dieses Buches. Ich kann dieses Werk gerne weiterempfehlen. Als Geschenk zum Geburtstag oder zu den nicht mehr fernen Weihnachten für Freunde und Familie ist es eine gute Idee.

Veröffentlicht am 17.10.2016

Leseerlebnis besonderer Art.

Widerfahrnis
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Bei „Widerfahrnis“ von Bodo Kirchhoff handelt es sich um ein Stück gehobener Literatur. Das bedeutet u.a., dass die Bewertungskriterien hier andere sind, als diejenigen, die bei den reinen Unterhaltungsstücken ...

Bei „Widerfahrnis“ von Bodo Kirchhoff handelt es sich um ein Stück gehobener Literatur. Das bedeutet u.a., dass die Bewertungskriterien hier andere sind, als diejenigen, die bei den reinen Unterhaltungsstücken Anwendung finden.
Es gibt wenig Personal. Der äußere Plot spielt eine untergeordnete Rolle. Vielmehr beschäftigt sich die Novelle mit zwei Protagonisten: ihrem Innenleben, der Entwicklung der Beziehung zwischen Reither, Mitte sechzig, ehem. Kleinverleger, und Leonie Palm, paar Jahre jünger, ehem. Hutladenbesitzerin, die im idyllischen Tal am Alpenrand ihren Ruhestand verbringen.
Leoni kommt eines Sonntagsabends zu Reither, um ihn zur nächsten Sitzung des örtlichen Lesekreises einzuladen. Sie reden miteinander, rauchen, trinken Wein und verspüren plötzlich die Lust loszufahren, etwas Schönes zu sehen und Neues zu erleben. Erst wollen sie bloß zum Sonnenaufgang bis zum nächsten See, dann aber geht es einfach weiter bis nach Sizilien.
Drei Tage dauert die Reise. Vielmehr geht es aber um eine innere Reise, bei der die beiden Protagonisten auf ihr Leben zurückblicken und einander nach und nach besser kennenlernen. Einiges eint sie: Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Weder Reither noch Leoni Palm war vom Leben verwöhnt, sowohl beruflich als auch privat. Verluste säumen die Lebenswege der beiden und fordern Lebensmut und die Kunstfertigkeit, mit der gegebenen Lebenssituation umzugehen. Die beiden leben schon eine Weile allein, also müssen sie erneut lernen, sich auf eine andere Person einzulassen, zu vertrauen und die Grenzen ihrer jüngst entstandenen Beziehung auszuloten.
Spannend zu sehen, insb. zum Schluss, wie unterschiedlich die beiden dennoch sind. Auch in dieser neuen Situation bleibt Reither der Mensch, der er immer gewesen war und kann seine Grenzen nicht überschreiten. Er erntet das, was er verdient. Im Klappentext heißt es: „Kirchhoff erzählt … die Parabel von einem doppelten Sturz: in die Liebe, ohne ausreichend lieben zu können, und in das Mitmenschliche, ohne ausreichend gut zu sein. ‚Aber wo wären wir ohne etwas Selbstüberschätzung“, sagt der Protagonist Reither, um sich Mut zu machen für den nächsten Kuss mit Leonie Palm, ‚jeder wäre nur in seinem Gehäuse, ein Flüchtling vor dem Leben.‘“. Das passt sehr gut.

Das Thema Flüchtlinge ist in „Widerfahrnis“ auch gut präsent. Anfangs wird über die Flucht einer jungen Frau aus Eritrea erzählt. Zum Schluss spielen die Flüchtlinge eine noch größere Rolle und lassen die beiden Protagonisten ihre Schlüsse ziehen.

Die Novelle bietet auch einige Sätze, die jedes Zitatenheft schmücken können, z.B.

„…auch böse Erinnerungen haben ihren Sinn, sie schärfen den Blick für das Gute in der Gegenwart…“ liest man Kapitel 4.
„… als wäre er ein Idiot der Liebe, glaubte, je größer das eigene Verlangen sie, desto größer sei auch das Recht auf Erlösung, was es aber nicht.“ Kapitel 3.
„...Erinnerungen sind keine Abschnitte in Handbüchern, es sind auch nicht nur Einflüsterungen. Viel eher sind es Splitter, auf die man barfuß im Dunklen tritt, weil man vergessen hat, dass etwas zu Bruch gegangen ist…“ Kapitel 7.

Fazit: Leseerlebnis besonderer Art: zum Nachdenken anregend und bereichernd. Mit der Art der Stoffdarbietung muss man allerdings klarkommen, bzw. Durchhaltevermögen mitbringen. Schachtelsätze und ausschweifende Erklärungen sind nicht so meins. Daher vier Sterne und eine Leseempfehlung für diejenigen, die mal ein Stück anspruchsvoller Literatur kennenlernen möchten.