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Veröffentlicht am 22.11.2016

Ganz andere Literatur.

Der Verdacht
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Der Verdacht erschien von September 1951 bis Februar 1952 als Fortsetzungsgeschichte in der Wochenzeitung Der schweizerische Beobachter. Es ist die Fortsetzung des 1950 in der gleichen Zeitschrift erschienen ...

Der Verdacht erschien von September 1951 bis Februar 1952 als Fortsetzungsgeschichte in der Wochenzeitung Der schweizerische Beobachter. Es ist die Fortsetzung des 1950 in der gleichen Zeitschrift erschienen Romans Der Richter und sein Henker und spielt um den Jahreswechsel 1948/49.) Kommissär Bärlach hat Krebs und man nimmt an, dass er noch ein Jahr zu leben hat. Er liegt im Salemspital in Bern und liest in der Zeitschrift "Life". Ein Bild, welches sein Arzt, Doktor Hungertobel, in dieser Zeitschrift sieht, erweckt den Verdacht des Arztes, dass der berüchtigte Arzt Nehle, der im Konzentrationslager Stutthof ohne Narkose operierte, mit Dr. Emmenberger, dem Vorsteher einer Zürcher Privatklinik, identisch sei. Bärlach gibt keine Ruhe und versucht vom Krankenbett aus zu ermitteln, kurzerhand geht er entschlossen einen gefährlichen Weg der Ermittlung...

In der Stadtbücherei gab es letzte Woche eine Aktion zum Valentinstag, in einem Regal wurden verpackte Bücher bereitgestellt, dies diente der Aktion "Blind Date mit einem Buch", d.h. man konnte sich ein verpacktes Buch aussuchen und wusste erst zuhause nach dem Auspacken was sich dahinter versteckt. Hier waren Lieblingsbücher des Büchereiteams bzw. sogar aktuelle Bestseller verpackt und lediglich mit der registrierten Nummer (damit man weiß, was ich ausleihe ;) ) versehen. Ich habe mir dabei

Der Verdacht von Friedrich Dürrenmatt

geangelt, einen Klassiker, wie ich finde. Ich hatte bis dato noch nie etwas von Dürrenmatt gelesen, der Name sagte mir aktuell nur etwas, weil im Theater gerade "Der Besuch der alten Dame" als Ballett aufgeführt wird. Nun gut, ich war gespannt wie es sich lesen lässt - und nun habe ich das dünne Buch ausgelesen.
Über diese Blind-Date-Aktion der Bücherei habe ich mich richtig gefreut, es war für mich spannend, was ich so zu lesen bekam, wenn ich das Buch zuhause ausgepackt hatte. Ich habe mich extra für ein nicht allzu dickes Buch entschieden, zuhause habe ich es dann ausgepackt und war gespannt, wie Dürrenmatt so schreibt. Bisher hatte ich keinerlei Berührung mit Dürrenmatt, selbst in der Schule haben wir nichts von ihm gelesen, wobei wir da meiner Ansicht nach eh zu wenig gelesen haben (leider!), aber gut. Von daher war "Der Verdacht" für mich ein Klassiker, allein schon hinsichtlich des Alters des Buches (im Vergleich zu meiner sonstigen Literatur) und wegen des Autors.

Die Geschichte klingt sehr interessant, nachvollziehbar und spannend, nichts aus der Luft gegriffenes. Insofern war ich auch während des Lesens wie gefesselt, wollte immer wieder wissen wie es weitergeht. Aber ich konnte das Buch nicht einfach mal so eben am Stück lesen, dafür war es dann doch zu schwere Kost, denn der Schreibstil ist eben ein anderer als in heutiger Literatur, finde ich. Darf ja auch so sein, war für mich allerdings eben ungewohnt. Ich wurde wirklich gut unterhalten, die Gedankengänge des Kommissär (Ja, mit Ä!) waren meist gut nachvollziehbar, das Buch war wirklich sehr spannend und ich habe bis zum Schluss hin (gerade da!) richtig mitgefiebert.

Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen, es war für mich interessant, mal was ganz anderes als sonst zu lesen, ich vergebe hier4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich ab, da es schon sehr anspruchsvoll ist bzw. schwere Kost ist (vom Schreibstil her). Was nicht heißt, dass ich das "schlimm" finde, es war eben einfach anstrengend zu lesen teilweise, ungewohnt.
(verfasst 2013 - bislang gabs 2014 diese Aktion leider noch nicht...)

Veröffentlicht am 21.11.2016

Ja, ich war mit diesem Buch im Bett. Zum Lesen.

Der Nachtwandler
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In seiner Jugend wurde Leon wegen massiver Schlafstörungen schon einmal behandelt, er glaubt, dass er davon geheilt ist. Doch als dann seine Frau Natalie auf einmal unter mysteriösen Umständen verschwindet, ...

In seiner Jugend wurde Leon wegen massiver Schlafstörungen schon einmal behandelt, er glaubt, dass er davon geheilt ist. Doch als dann seine Frau Natalie auf einmal unter mysteriösen Umständen verschwindet, beginnt er zu zweifeln. Ist er ihr nachts im Schlaf gegenüber gewalttätig geworden? Damit er weiß, was er nachts tut, besorgt er sich eine bewegungsaktive Kamera, die er an der Stirn befestigt. Doch was er dann sieht...

Ja, ich hatte schon hohe Erwartungen an diesen Roman, zumal es meiner Ansicht nach auch einen regelrechten Hype darum gab. Die Story klang für mich soweit wirklich interessant und spannend, die Umsetzung finde ich auch sehr gelungen.

Von der Sprache her lässt es sich gut lesen, die Wortwahl ist jedoch schon teilweise sehr krass gewählt, so musste ich zwei, drei Sätze mehrfach lesen, weil sie ein wenig verschachtelt waren. (Was ja nicht schlecht ist!) Von der Geschichte hatte ich mir irgendwie etwas anderes erwartet, für mich klang es sehr lange nach einer Phantasie-Geschichte (also eben einen Roman, den ich eher im Fantasy-Genre ansiedeln würde), bis sich das Blatt dann wendete und man endlich einen besseren Einblick bekam, was sich im Buch wohl wie genau abgespielt hat.

Mein Lesetempo beim Buch zeugt davon, wie spannend es war, ich hatte es innerhalb kürzester Zeit gelesen, da ich ja wissen wollte, wie es weitergeht. Allein das spricht schon sehr für das Buch. Auch die Art und Weise, wie hier mit dem Thema Schlafstörungen umgegangen wird, der Autor hat sich hier wirklich sehr gut informiert für seinen Thriller, es ist also nicht aus der Luft gegriffen, dennoch kein Sachbuch, sondern sehr gut unterhaltend.

Das Buch ist auch recht geschickt hinsichtlich der erdachten Handlungen geschrieben, so dass auch alles wirklich plausibel erscheint. Wobei es mir eben hinsichtlich des Labyrinths, das an die Wohnräume angrenzt, einfach ein bißchen zu verrückt vorkam, es ging für mich einfach ein wenig "zuviel" in Richtung Fantasy-Roman.

Entsprechend ziehe ich hier einen Stern ab, vergebe aber dennoch 4 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 17.11.2016

In Würzburg trägt die alte Dame pink. *

Der Besuch der alten Dame
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In Güllen, einer einstigen Kulturstadt, geht man in die Suppenküche, denn das vermeintliche Wirtschaftswunder ist ausgeblieben. Als die Multimillionärin Clair Zachanassian, eine ehemalige Bürgerin der ...

In Güllen, einer einstigen Kulturstadt, geht man in die Suppenküche, denn das vermeintliche Wirtschaftswunder ist ausgeblieben. Als die Multimillionärin Clair Zachanassian, eine ehemalige Bürgerin der Stadt, dem Ort dann einen Besuch abstattet, bietet sie der Stadt Güllen ihre Unterstützung in Form von einer Milliarde an. Geknüpft an die Voraussetzung, dass Alfred Ill umgebracht wird, denn er hatte einst eine Beziehung mit ihr, aus der ein Kind hervorging, zu dem er jedoch nicht stand bzw. das er verleugnen lies. Mit seinem Tod möchte sie sich ein Stück weit rächen...

Die Geschichte klang sehr spannend - und da wir diese als Ballettstück ansehen wollten, wollte ich vorab wissen, worum es da genau geht, etc., denn Ballett ist manchmal ja schon sehr Interpretationssache, wie ich finde...

Dass die Geschichte in Dialog-Form geschrieben ist (wie bei einem Schauspiel eben bzw. wie für Schauspieler), macht einem das Lesen nicht gerade leichter, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Man merkt natürlich auch, dass das Buch nicht in der heutigen Zeit spielt, wobei das der guten Unterhaltung beim Lesen keinen Abbruch tut.

Generell ist es einfach schwerer zu lesen, die Sprache früher war einfach eine andere als sie es heute ist, außerdem muss man sich mit der Dialog-Form eben vertraut machen.

Die Geschichte ist generell sehr interessant, es ist teilweise ein wenig verworren, weil doch recht viele Personen im Buch vorkommen, aber man kann den Überblick behalten. Für mich war es vorm Ballettbesuch wirklich sehr gut, dass ich das Buch gelesen habe, so hatte ich einen Einblick, was mich im Ballettstück erwartet, denn dort hätte ich sonst recht viel Phantasie haben müssen, so war dies kein Problem und ich wusste bei den entsprechenden Szenen, was damit gemeint ist.

Wer mal etwas Klassisches lesen möchte, für den ist "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt sicher was, für mich war es wieder mal ein interessanter literarischer Ausflug, den ich gut und unbeschadet überstanden habe. Ich vergebe hier 4 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.
* Zumindest im Ballett am Mainfranken Theater.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Nackter Mann im Sandkasten.

Dem Tod auf der Spur
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Im Buch schildert Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner dreizehn spannende und spektakuläre Todesfälle, die allesamt von ihm untersucht wurden. Er führt in das Thema ein und erläutert ...

Im Buch schildert Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner dreizehn spannende und spektakuläre Todesfälle, die allesamt von ihm untersucht wurden. Er führt in das Thema ein und erläutert seine Vorgehensweise, erklärt wie ein typisches Obduktionsprotokoll aussieht, wie man erkennt, ob jemand Suizid begangen hat oder getötet wurde.

Nachdem ich schon ähnliche Bücher gelesen hatte (Benecke, Riepertinger) und zuletzt vom Fitz-Tsokos-Band "Abgeschnitten" ziemlich begeistert war, hatte ich mir nun mal vorgenommen, ein Tsokos-Buch mit echten Fällen zu lesen. ("echte Fälle" im Vergleich zu "Abgeschnitten") Durch den download etc. hat man das Buch ziemlich schnell in den "Händen" - also im eBook-Reader. (Entweder geht man über den Reader + Wlan online, oder man verbindet den Reader mit dem Laptop.)

So konnte ich nun also endlich loslegen mit dem Lesen. Im Buch sind verschiedene Fälle vorhanden, so sind u.a. Fälle namens "Das Skelett auf der Rückbank", "Nackte Tatsachen", "Untergetaucht" oder auch "Der Fall Jessica" enthalten. In den verschiedenen Fällen schildert der Autor zuerst einmal, wie der bzw. die Tote aufgefunden wurden und wie man sich dann weiter darum kümmert und die Leichte in der Rechtsmedizin obduziert, auf welche Details man achtet, woran man beispielsweise erkennt, ob eine Person zum Zeitpunkt des (vermeintlichen) Todes noch gelebt hat. (Oder ob der Person erst danach Gliedmaßen abgetrennt wurden, etc.)

Er schildert die Fälle recht ausführlich und gut nachvollziehbar, für meinen Geschmack kommen jedoch zuviele medizinische Begriffe vor. (Ist einfach mein Empfinden!) Die Schilderung der Fälle finde ich grundsätzlich sehr gut und interessant, so erfährt man auch spätestens zum Ende des Falls, wie der Mann, dessen Skelett auf der Rückbank im brennenden Auto gefunden wird, ums Leben kam. Im Buch kamen gefühlt mehr Suizid-Fälle vor, als andere Tötungsdelikte. Generell gehen die Geschichten nicht unbedingt "unter die Haut", ein Explosionsfall hat mich nicht so gut schlafen lassen, was wohl daran lag, dass hier Parallelen zu einem Fall in der Gegend vorlagen und dass ich es abends im Bett gelesen habe. Solche Bücher dürfen normalerweise mein Schlafzimmer nicht betreten. ;)

Was mich extrem berührt hat war der geschilderte Fall Jessica. Hier war im Jahr 2005 die siebenjährige Jessica wegen Unterernährung an Erbrochenem verstorben, die Eltern hatten das Kind unter miserablen Umständen "wie ein Tier gehalten", in einem abgedunkelten Raum, mit abgestellter Heizung (konnte nicht verstellt werden - mit Kabelbindern gesichert) und ein einer mit Kabelbindern "gesicherten" Windel. Die Schilderungen wie das Mädchen von den Eltern behandelt wurde und wie es dann von Michael Tsokos obduziert wurde, haben mir Gänsehaut "verursacht". Ich war einfach nur noch fassungslos, als ich das alles gelesen habe. (Natürlich habe ich damals den Fall mitbekommen, jedoch nicht so intensiv wie nun durch die Obduktionsschilderung bzw. deren Ergebnisse.)

Mir hat das Buch insgesamt recht gut gefallen, die Fälle waren gut nachvollziehbar geschildert, man kam gedanklich gut mit. Die vielen Fachbegriffe waren für meinen Geschmack einfach etwas zuviel (bei anderen Autoren empfand ich dies eben als nicht so viel), entsprechend ziehe ich hier einen Stern ab, vergebe also 4 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Man sollte viel öfter verrückte Dinge tun.

Das unvollkommene Leben oder wie das Glück zu Samuel fand
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Der junge Literaturprofessor Samuel bekommt plötzlich eine Postkarte aus Japan, das Bild einer Glückskatze ist darauf abgebildet. Doch wer hat ihm diese Postkarte geschickt? Sein Leben steht sowieso gerade ...

Der junge Literaturprofessor Samuel bekommt plötzlich eine Postkarte aus Japan, das Bild einer Glückskatze ist darauf abgebildet. Doch wer hat ihm diese Postkarte geschickt? Sein Leben steht sowieso gerade ein bißchen Kopf, also ergreift er die Chance und begibt sich auf einen Weg in ein neues Leben und löst so ein Rätsel, das nur mit der Poesie eines Neuanfangs zu lösen ist.

Ich war wirklich gespannt auf dieses Buch, die Geschichte klang für mich spannend, nach einem interessanten poetischen Werk in gewisser Weise. Und das war das Buch dann auch, es ist vom Schreibstil her immer wieder recht poetisch, so dass da durchaus mal Sätze vorhanden sind, die man sich gerne mehrfach durch liest. Einfach weil sie so schön sind, aber auch, damit man sie vielleicht noch besser versteht.

Selbst ein Paar, das sich wundebar versteht, zerbricht irgendwann, weil der eine vor dem anderen stirbt. Es sei denn, beide machen gemeinsam etwas Verrücktes. (S. 43)

Solche Aussagen mag ich gerne, ich finde solche Vorstellungen einfach wunderbar. Es gibt jedoch auch andere Aussagen im Buch, das Buch ist von einer gewissen Traurigkeit geprägt, zumindest in einer gewissen Art und Weise. Und zeigt dennoch, wie schön etwas sein kann, wenn es eben unvollkommen ist.
(Er sagte, dass der Wald sehr traurig wäre, wenn nur die Vögel sängen, die es am besten können. Tagore - Seite 125)
Von der Sprache her ist es meiner Ansicht nach gut zu verstehen, es kommen keine großartigen Fachbegriffe oder Fremdwörter vor, Lieder aus dem Japanischen werden übersetzt. Manchmal kommen da durchaus abstruse Geschichten dabei raus, aber nun ja, das passt zum Buch, das durchaus auch schon kurios ist.

Alles in allem habe ich mir ein klein wenig mehr vom Buch erwartet. Die Geschichte an sich fand ich interessant, ich mag dem ganzen hier auch nichts weiter vorweg nehmen, wer das Buch lesen möchte, der soll sich selbst auf die Reise begeben, die ihn mit dem Buch erwartet. Es hat mir gut gefallen, mal wieder ein poetisches Werk zu lesen, hat mich durchaus ein wenig an den Stil von Marie-Sabine Roger erinnert, kann für mich damit aber nicht so mithalten. Dennoch war es eine interessante Geschichte und bringt vielleicht so manch einem auch eine gewisse Erkenntnis.

Von mir gibts 4 von 5 Sternen sowie eine Empfehlung.