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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Ordentlicher Abschluss der Trilogie

Die Seiten der Welt
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Mit dem Untergang des Sanktuariums ist auch Furia verschollen, schlimmstenfalls tot. Doch ihre Freunde geben nicht auf und machen sich auf die Suche nach ihr. Die Bedrohung der bibliomantischen Welt ist ...

Mit dem Untergang des Sanktuariums ist auch Furia verschollen, schlimmstenfalls tot. Doch ihre Freunde geben nicht auf und machen sich auf die Suche nach ihr. Die Bedrohung der bibliomantischen Welt ist jedoch nicht kleiner geworden, ein wirbelndes Nichts droht die Refugien zu verschlingen. Es wird eng für die Widerstandskämpfer, verdammt eng.

Mit „Blutbuch“ findet die Trilogie von Kai Meyer einen spannenden Abschluss, der einen größtenteils an die Seiten fesselt. Liebgewonnene Charaktere kommen wieder zum Vorschein (ich liebe Furias vorwitziges Schnabelbuch), man lernt neue, interessante Figuren kennen und endlich auch weitere Hintergründe zur Adamitischen Akademie. Mir war in diesem Buch leider schlicht und ergreifend der Fokus zu sehr auf den Kampf gelegt, vom Zauber der bibliomantischen Welt, der Liebe zur Literatur blieb unterm Strich nicht viel mehr übrig als ein paar tolle Bibliotheken und Kräftemessen durch Seitenherzspalterei. Das fand ich etwas schade, denn im ersten Band hat Meyer eigentlich den Grundstein für eine zauberhafte, bibliophile Geschichte gelegt. Zwischenzeitlich blitzt diese Seite der Geschichte immer mal wieder auf, so bekommt die allseits bekannte Lesesucht hier ein ganz neues Gesicht. Der Schreibstil ist sehr angenehm, der Autor beweist immer wieder Witz und auch ein bisschen Selbstironie (ich sage nur Reise durch den Spiegel) und so bescherte mir das Blutbuch durchaus vergnügliche Lesestunden, auch wenn es mich nicht gänzlich überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 13.11.2016

Glaube ist alles

Loney
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Die Karwoche wird vom harten Kern einer kleinen Gemeinde traditionell für eine Wallfahrt genutzt. Ziel ist Loney, ein kleines Fleckchen an der rauen Küste. Im Jahr 1976 reist die Gemeinde noch verbissener ...

Die Karwoche wird vom harten Kern einer kleinen Gemeinde traditionell für eine Wallfahrt genutzt. Ziel ist Loney, ein kleines Fleckchen an der rauen Küste. Im Jahr 1976 reist die Gemeinde noch verbissener an, der neue Pastor Farther Bernard muss sich erst in die eingeschliffenen Traditionen einfinden und außerdem soll Hanny endlich von seiner Stummheit geheilt werden. Mit Gottes Hilfe natürlich, der in dem nahegelegenen Schrein schon einmal Wunder vollbracht haben soll.

Hurley hat eine dichte Atmosphäre geschaffen, die einen wirklich in den Bann zieht. Düster und neblig wie Loney selbst, kalt und ungemütlich wie die Stimmung unter den Gemeindemitgliedern. Der Stil ist sehr klar, aber etwas distanziert. Was diesen Roman so besonders macht sind die leisen Zwischentöne, mit denen die Beziehungen der Protagonisten gezeichnet werden. Der Autor nimmt uns mit in eine sehr gläubige Gemeinschaft, in der zwar augenscheinlich bibeltreu gelebt wird, aber auch Härte regiert. Erzählt wird aus der Sicht von Hannys jüngerem Brüder Tonto, der über die Geschehnisse reflektiert ohne zu werten. Die Handlung lässt sich Zeit, trotzdem war ich über weite Strecken von ihr gefesselt. Vom Ende war ich leider nicht ganz so angetan, mir erschien der Bruch zum vorherigen Geschehen dann doch etwas hart. Trotzdem würde ich Loney jedem empfehlen, der langsame, atmosphärische Geschichten mag. Hurley sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

Veröffentlicht am 02.11.2016

Starker Roman

An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
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Der Wolf ist zurück in und um Berlin. Er zieht seine einsamen Kreise in den kalten Wintertagen und berührt dabei die Leben unterschiedlichster Leute. Das junge Pärchen aus Polen, das seit Jahren daran ...

Der Wolf ist zurück in und um Berlin. Er zieht seine einsamen Kreise in den kalten Wintertagen und berührt dabei die Leben unterschiedlichster Leute. Das junge Pärchen aus Polen, das seit Jahren daran scheitert sich ein neues Leben aufzubauen. Die zwei Teenager, die ihr Glück in Berlin versuchen wollen, weil sie in ihrem Heimatdorf keine Perspektive sehen. Die gescheiterte Künstlerin, der Alkoholiker, die ungeliebte Tochter…
Schimmelpfennig nimmt uns mit seiner episodenhaften Erzählung mit in den ganz normalen Alltag ganz normaler Leute. Ein melancholischer Unterton begleitet die Erzählung, klare Worte findet der Autor um den Leser in den Bann zu ziehen, eine kühle Atmosphäre zu zeichnen. Die Charaktere sind vielseitig und echt gestaltet, die Einzelschicksale mehr oder weniger spannend. Bewusst wird oft auf Namen verzichtet, wie auch der Autor an anderer Stelle reduziert schreibt um vieles offen zu lassen. Mich hat sein Roman überzeugt und ich hoffe, dass dies kein einmaliger Ausflug Schimmelpfennigs in die Romanwelt war.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Bis an die eigenen Grenzen – und darüber hinaus

Am Ende aller Zeiten
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Ein Asteroidenschauer beendet das gutbürgerliche Leben, in dem sich Edgar gerade so schön eingerichtet hatte. Seine Frau und auch die beiden Kleinkinder überstehen mit ihm die ersten schwierigen Tage nach ...

Ein Asteroidenschauer beendet das gutbürgerliche Leben, in dem sich Edgar gerade so schön eingerichtet hatte. Seine Frau und auch die beiden Kleinkinder überstehen mit ihm die ersten schwierigen Tage nach der Katastrophe, dann jedoch werden die vier getrennt. Edgar, Sportmuffel sondergleichen muss einmal quer durch England laufen, in der Hoffnung die drei wiederzufinden. An seiner Seite ein wahrhaft sonderlicher Haufen anderer Überlebender.

Ich bin eigentlich nicht der typische Sci-Fi-Leser, dieses Buch hat es mir dennoch angetan. Walker schreibt sehr ansprechend und ich fand Edgar einfach sehr sympathisch, gerade wegen seiner kleinen, alltäglichen Makel. Er ist ein echter Couchpotatoe, irgendwie immer Kind geblieben und kann mit Verantwortung nicht sonderlich gut umgehen. An seinem Beispiel zeigt der Autor sehr gut, wie nichtig viele unserer „Probleme“ im Alltag so sind; wenns hart auf hart kommt, sind viele Sachen einfach total irrelevant. Walkers Szenario erscheint recht realistisch, gerade die Art wie sich viele Menschen verändern; die einen entdecken ihre gute Seite, sie helfen einander, unterstützen auch viele Fremde; die anderen greifen zu drastischen Maßnahmen um das allerbeste für sich selbst rauszuschlagen, komme was da wolle. Irgendwann drängte sich mir der Vergleich zu The Road auf, damit kann sich Am Ende aller Zeiten nicht messen. Trotzdem fühlte ich mich gut unterhalten, der flappsige Stil des Autor fesselte mich einfach an die Seiten und die Story war gut erzählt.

Veröffentlicht am 28.10.2016

Ansprechender Band Zwei

Wintergewitter
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Der erste Weltkrieg ist zwar seit Jahren vorbei, das Elend jedoch nicht. Die Inflation nimmt Fahrt auf, die Hetzreden der Rechten auch. Auch vor dem Polizeipräsidium machen die Braunen nicht Halt, sodass ...

Der erste Weltkrieg ist zwar seit Jahren vorbei, das Elend jedoch nicht. Die Inflation nimmt Fahrt auf, die Hetzreden der Rechten auch. Auch vor dem Polizeipräsidium machen die Braunen nicht Halt, sodass Reitmeyer sich auch mit diesem Problem rumärgern muss. Zudem leidet er unter den traumatischen Erlebnissen in den Schützengräben, erlebt immer wieder Panikattacken. Keine idealen Ausgangsbedingungen um dem Mörder einer jungen Frau auf die Spur zu kommen.

Reitmeyer kannte ich schon aus Band eins und war gespannt wie er den ersten Weltkrieg überstanden hat. Anhand seines Beispiels (und dem seiner Kollegen) zeigt Felenda sehr gut, welche Spuren der Krieg hinterlassen hat. In „Der eiserne Sommer“ herrschte noch Vorkriegszeit, inzwischen zeigt sich die Münchner Bevölkerung ernüchtert. Die Autorin fängt diese Stimmung gut ein, zeigt wie subtil und durchdacht die Nationalsozialisten diese Stimmung für sich nutzen konnten. Die Art und Weise wie systematisch Hitlers Weg bereitet wurde, nimmt im Buch einiges an Raum ein und fügt sich doch hervorragend in die fiktive Kriminalgeschichte ein. Die hat ihre spannenden Momente, hat mich jedoch nicht komplett gefesselt. Der Fall ist auf jeden Fall gut durchdacht und sorgt für einige Überraschungen, sodass der eine oder andere Dämpfer im Spannungsbogen zu verzeihen ist. Das Buch liest sich sehr flüssig und hat mit Reitmeyer einen sympathischen Protagonisten. Insgesamt ist „Wintergewitter“ ein toller Krimi für Geschichtsinteressierte.