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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Vom Leben

Der Winter tut den Fischen gut
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Maria ist 48, Verkäuferin, Witwe und arbeitslos. Die Welt um sie herum entgleitet ihr zunehmend mit jedem Tag, den sie zuhause verbringt, an jedem Tag, an dem sie wieder keine Arbeit findet, wieder keinen ...

Maria ist 48, Verkäuferin, Witwe und arbeitslos. Die Welt um sie herum entgleitet ihr zunehmend mit jedem Tag, den sie zuhause verbringt, an jedem Tag, an dem sie wieder keine Arbeit findet, wieder keinen Anschluss findet, wieder – versagt.

Sie hatte doch alles, aber hatte sie alles was sie sich wünschte? Hat Maria nicht doch auch, wie wir vielleicht alle, vertagt, auf später verschoben, Kompromisse geschlossen, sich abgefunden, akzeptiert um am Ende herauszufinden….

Die Protagonistin Maria, erlebt ihr Leben rückwärts, die LeserInnen begleiten sie auf zermürbenden Gängen zum Arbeitsamt, zählen mit ihr die Minuten und lassen Stunde um Stunde mit ihr gemeinsam vorüberziehen.

Maria ist eine Frau, die in den letzten Kriegsjahren jung gewesen ist und den Wiederaufbau mitgetragen hat, verzichtet hat um ihren Beitrag zu leisten, von dem sie glaubte, er würde ihr mehrfach vergolten werden.

Aber die Welt hat sich weiter entwickelt und Maria erkennt langsam, dass sie sich an ihr vorbei entwickelt hat. Die Welt dreht sich schneller und schneller, nur sie selbst bleibt gefangen in ihren Denkmustern in angelernter Kleinkariertheit und als sie beginnt über den Tellerrand zu blicken, scheint es bereits zu spät.

Der rückwärts gerichtete Schreibstil verstört auf den ersten Blick, aber er animiert die LeserInnen zum konzentrierten Lesen, zum Innehalten und Nachdenken, damit die Ereignisse langsam ins rechte Bild gerückt werden können und das erwähnte Bild sich zu einem großen Ganzen zusammen setzen lässt.

Ein seltsamer Roman, der die LeserInnen verstört, berührt, ins Dunkel stößt, ihnen einen Spiegel vorhält und es doch vermag uns mit unserem Leben zu versöhnen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Der Führer

Er ist wieder da
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Hitler 2011 in Berlin. Er ist – zugegeben – verloren, so gut wie alles, das er kannte hat sich verändert. Sogleich macht er sich daran, sich aus einer misslichen Lage zu befreien und erkundet sogleich ...

Hitler 2011 in Berlin. Er ist – zugegeben – verloren, so gut wie alles, das er kannte hat sich verändert. Sogleich macht er sich daran, sich aus einer misslichen Lage zu befreien und erkundet sogleich sein Umfeld. Dabei hält er sich nicht lange mit der Frage nach dem „Warum?“ auf.

Messerscharf analysiert er die Veränderungen seit dem 2. Weltkrieg, vermisst zwar des öfteren seine geliebte SS erkennt aber schnell, dass es zunächst gilt elementare Dinge sicher zu stellen bevor sich Hitler des Wiederaufbau des 1.000-jährigen Reichs annehmen kann.

Das Schicksal bleibt ihm gewogen, so findet er sich bald in einem Büro mit eigener Schreibkraft wieder und erkundet die Weiten einer Errungenschaft der Gegenwart, genannt „Internetz“.

„Er ist wieder da“ ist eine Zustandsbeschreibung Deutschlands, aus Sicht des Führers und diese fällt durchaus nicht in allen Bereichen positiv aus. Abgesehen vom Wirtschaftswunder liegt Deutschland vor allem was Disziplin und „deutsche Härte“ angeht am Boden. DemokratInnen haben die Regierung wieder übernommen und sind in erster Linie damit beschäftigt sich zu streiten – anstatt das Land zu regieren.

Timur Vermes schaut da hin, wo wir alle hinschauen sollten – auf unsere Oberflächlichkeit und die selektive Wahrnehmung, die wir uns alle angewöhnt haben um in der alltäglichen Welt voller Reizüberflutung zu überleben. Hitler wird wohin er auch kommt, missverstanden und seine Aussagen vom Umfeld so gut wie immer für die eigenen Zwecke umgedeutet und das macht und machte ihn wohl auch 1933 gefährlich.

Da wo wir lieber mal ein Auge zudrücken, da wo wir nicht achtsam sind, da wächst das Unkraut am ehesten. Während wir von einer satirisch perfekt ausgeleuchteten Szene zur nächsten geleitet werden, wächst etwas in unserem Inneren und das ist der Zweifel. Wir lachen aber wir beginnen auch nach zu denken und wir beginnen Parallelen zu ziehen, zu unserem eigenen Tun, zu unserem eigenen Wegschauen und erkennen, dass wir es viel zu oft und zu leichtfertig tun.

Eine Politsatire, die sich gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Unterhaltung und Aufrütteln bewegt, ein Buch dass uns abstößt und trotzdem nicht loslässt.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Toll

Rot wie das Meer
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Kate Connolly lebt mit ihren zwei Brüdern allein auf der Insel Thisby. Sie sind seit einem Jahr Waise, die Eltern wurden im Meer von Capaill Usice, magischen Wasserpferden, getötet.

Die Menschen auf Thisby ...

Kate Connolly lebt mit ihren zwei Brüdern allein auf der Insel Thisby. Sie sind seit einem Jahr Waise, die Eltern wurden im Meer von Capaill Usice, magischen Wasserpferden, getötet.

Die Menschen auf Thisby lieben und hassen die Wasserpferde, jedes Jahr im Herbst beginnen die magischen Tiere das Meer zu verlassen und tauchen auf der Insel auf. Wunderschön, kraftvoll und tödlich.

Einige mutige wagen sich daran, die magischen Pferde einzufangen und zu zähmen. Am ersten November findet am Strand das traditionelle Skorpio-Rennen statt, bei dem die Wasserpferde gegeneinander antreten. Die ganze Insel fiebert diesem Ereignis entgegen und jedes Jahr fordert die Insel ihr Opfer. Viele Jockeys lassen bereits während der Trainingswochen zuvor ihr Leben und auch das Rennen selbst endet für viele Pferde und ihre Reiter tödlich.

Kate will als erste Frau das Rennen mitreiten. Sie stößt zuerst auf verhaltenen, dann auf offensichtlichen und aggressiven Widerstand. Entgegen aller Anfeindungen ist Kate aber entschlossen beim Rennen dabei zu sein.

Zur gleichen Zeit beginnt auch Sean Kendrick sich auf das Rennen vorzubereiten, er ist der Favorit, hat das Rennen auf seinem Capail Usice bereits vier Mal für sich entscheiden können.

Für beide steht mehr auf dem Spiel als nur das Preisgeld und die Magie der Capail Usice verlangt von allen ihren Tribut.

Mystische Kreaturen, berührende ProtagonistInnen, geheimnisvolle Landschaften und die harte Realität des Lebens. Maggie Stiefvater nimmt von allem ein wenig und schafft einen zauberhaften, rasanten, mystischen und sehr berührenden Roman.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Sean und Kate erzählt. Beide sind gefestigte Charaktere, denen das Leben schon einiges abverlangt hat und dennoch glauben sie an das Glück und daran, dass sie selbst es in der Hand haben ihre Geschicke zu lenken.

Vom Schicksal tragisch und zugleich beglückt meistern die Menschen von Thisby ihren Alltag – die magischen Wasserpferde bestimmen den Jahresablauf und die Geschicke der Insel

Nachdem ich mit der Mercy-Falls Reihe der Autorin nicht warm wurde, bin ich sehr positiv überrascht und begeistert von ihrem Schreibstil, dem Plot und den ausgereiften und glaubwürdigen Charakteren.

Ein wunderschönes Buch, nicht nur für Jugendliche sondern für alle Menschen, die sich gern in eine fremde mystische Welt entführen lassen möchten ohne den Kontakt zur Wirklichkeit zu verlieren.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Geht spannend weiter...

Die Bestimmung - Tödliche Wahrheit
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Der Simulationsangriff hat das Misstrauen zwischen den Fraktionen geschürt. Tris und Four kommen mit einigen überlebenden Altruan, unter ihnen auch Fours’ Vater, bei den Amite unter, aber auch dort sind ...

Der Simulationsangriff hat das Misstrauen zwischen den Fraktionen geschürt. Tris und Four kommen mit einigen überlebenden Altruan, unter ihnen auch Fours’ Vater, bei den Amite unter, aber auch dort sind sie nicht lange sicher. Die Fraktion der Ferrox spaltet sich in Ken-Günstlinge und solche, die den Simulationsangriff verurteilen und gegen die Methoden der Ken vorgehen wollen.

Während die Ken unermüdlich daran arbeiten, die anderen Fraktionen von ihrem Vorhaben zu überzeugen, wenn notwendig auch mit Gewalt, bildet sich eine Gegenbewegung im Untergrund mit den Fraktionslosen.

Tris gerät bald zwischen die Fronten, als Unbestimmte fühlt sie sich mehreren Fraktionen zugehörig und schließlich muss sie eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Mit „Tödliche Wahrheit“ liegt nun die Fortsetzung der dystopischen Reihe rund um Tris und Four vor. Die Anforderungen an den Folgeband waren nach dem rasanten und spannendem ersten Teil denkbar hoch.

Erfreulich stellte sich heraus, dass Veronica Roth sich und ihren Charakteren treu geblieben ist und diese auch weiterhin nicht schont und mitten ins „Gewehrfeuer“schickt.

Tris ist ein starker Frauencharakter, der gerade durch die dargestellten, konsequent beschriebenen Schwächen authentisch und liebenswert wirkt. Die Welt an die sie 17 Jahre ihres Lebens glauben durfte, zerfällt wie Staub in ihren Händen und trotz allem hält sie den Kopf hoch und ist bestrebt ihre Umwelt mit zu gestalten und dafür auch Opfer zu bringen.

Weniger gefällt ihr Vorgehen und ihre Kompromisslosigkeit in manchen Belangen Four, dessen Liebe für Tris umfassend ausfällt und der sie beschützen und behüten möchte. Auch sein Charakter ist gut ausgearbeitet und auch er wirkt rund und glaubwürdig.

Die Welt in der sich die beiden befinden ist düster und wird im Verlauf der Geschichte immer unheilvoller. Dabei spannt die Autorin den Spannungsbogen geschickt von Anfang bis Ende, sodass bei „Tödliche Wahrheit“ niemals der Gedanke aufkommt, es sei nur ein Überbrückungsbuch, was bei manch anderen Reihen schon passieren kann.

Packende, dystopische Unterhaltung ist bei diesem Buch auf jeden Fall garantiert.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Bezaubernd

Rubinrot
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Gwendolyn lebt gemeinsam mit ihrer Familie in London. Sie besucht die Schule gemeinsam mit ihrer Cousine Charlotte. Auf Charlotte ruhen die Hoffnungen der Familie, den sie soll das Zeitreise-Gen in sich ...

Gwendolyn lebt gemeinsam mit ihrer Familie in London. Sie besucht die Schule gemeinsam mit ihrer Cousine Charlotte. Auf Charlotte ruhen die Hoffnungen der Familie, den sie soll das Zeitreise-Gen in sich tragen und alle blicken gespannt auf Charlotte und auf ihren nahenden ersten Zeitsprung.

Gwendolyn ist von dem Zirkus, der um ihre Cousine veranstaltet wird nur mäßig begeistert auch weil alle um die Thematik „Zeitreisen“ ein großes Geheimnis machen. Als sie bei sich selbst Symptome für einen nahenden Zeitsprung ausmacht, tut sie diese zunächst als Hirngespinst ab. Als aber schließlich sie es ist, die in der Zeit reisen soll, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen und es muss ans Licht kommen, was bisher ein gehütetes Geheimnis war…

Rubinrot ist ein Zeitreise-Roman für jugendliche LeserInnen und hat so gut wie alles, was so ein Buch haben sollte. Zwei absolut runde und ausformulierte Hauptcharaktere, die sich sofort ihre Plätze in den Herzen der LeserInnen erobern, eine gut durchdachte und mystische Geschichte vor der Kulisse Londons und ein Set an Bösewichten, von denen wir wohl noch mehr in den folgenden Teilen lesen können.

Gwendolyn ist ein junges Mädchen und auf den ersten Blick ist an ihr nichts Besonderes. Doch auch in ihr wohnt das Außergewöhnliche und dieses Besondere hat es in sich. Abgesehen von ihrer Fähigkeit in der Zeit zu reisen, ist Gwendolyn eine junge Frau, die interessiert an den Geheimnissen ihrer Familie, sich ihrem Schicksal stellt, obwohl es ihr mehr als einmal ins Gesicht schlägt.

Kerstin Gier schreibt wie immer, stabil, locker und flüssig und erschafft viele Bilder in den Köpfen der LeserInnen, die dann auch das eine oder andere Mal herzhaft lachen dürfen.

Mit Rubinrot legt Kerstin Gier ein bezauberndes Jugendbuch vor, das für ereignisreiche, freudvolle und spannende Stunden sorgt.